Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

zum Inhaltsverzeichnis

Husein reist ab

Abu Michnaf sagt: Husein reiste von Medina ab und lagerte bei Dsat 'Irk, da schrieb ihm Abdallah ben 'Ga'far ben Abu Talib durch seine beiden Söhne 'Auf und Muhammed einen Brief des Inhalts: Im Namen Gottes des barmherzigen, des erbarmenden! Ich bitte dich, bei Gott! dass du von dem eingeschlagenen Wege umkehrst, denn ich fürchte, dass er dich ins Verderben führen wird, und wenn du umkommst, erlischt das Feuer Gottes, du bist der Kenner der rechten Führung und die Hoffnung der Gläubigen. Übereile dich nicht, denn ich werde zu dir kommen sogleich nach diesem Briefe. Lebe wohl! — Er gab ihm eine Rückantwort , worin er sich entschuldigte und sagte: »Die Reise steht unabänderlich fest, ich habe sie angetreten und sehe zur Umkehr keinen Weg und keinen Grund.« Er setzte also seinen Weg fort.

Ibn Zijad erfuhr, dass Husein von Medina aufgebrochen sei, um nach Kufa zu kommen und schickte den Anführer seiner Leibwacheel-Hucein ben Numeir mit 4000 Reitern ihm entgegen, welcher sich bei Cadesia nahe bei Kutkutana lagerte. Husein ging weiter, bis er bei den tiefen Brunnen (el-'gibab) mitten in den Sandhügeln ankam; von hier sandte er Keis ben Mushir nach Kufa ab mit einem Briefe, worin er sagte: Im Namen Gottes des barmherzigen, des erbarmenden ! Von Husein ben 'Ali an seine Brüder unter den Gläubigen. Den Brief des Muslim ben 'Akil habe ich erhalten, worin er mir Nachricht giebt über eure guten Gesinnungen und eure Übereinstimmung uns zu unterstützen und uns zu unserem Recht zu verhelfen. Ich bitte Gott, dass er uns das Werk gelingen lasse und euch mit dem besten Lohne vergelte. Ich bin am Dienstag den 8. Dsul-Hi'g'ga , dem Tage el-Tarwia, aufgebrochen und wenn dieser mein Abgeordneter zu euch kommt, so thut, was ihr zu besorgen nötig habt, denn ich werde, so Gott will, in den nächsten Tagen kommen. Lebet wohl! [B Muslim hatte ihm 27 Tage vor seiner Ermordung geschrieben und die Kufaner hatten ihn benachrichtigt: wir haben 10000 Schwerter bei uns, zögre nicht.]

Keis ben Mushir reiste mit dem Briefe ab, um Kufa zu erreichen, jedoch, als er nach Cadesia kam, nahm ihn el-Hucein ben Numeir gefangen, er ließ ihn mit Stricken binden und schickte ihn zu Ibn Zijad; dieser hiess ihn bei seiner Ankunft auf die Zinne des Schlosses hinaufsteigen und schimpfte auf den Lügner Sohn des Lügners (er meinte Husein ben 'Ali). Keis ben Mushir stieg hinauf [und hielt oben eine Anrede an die untenstehenden;] er lobte Gott und pries ihn, gedachte des Propheten und fuhr dann fort: lieben Leute ! ich habe Husein den Sohn der hehren Fatima und des Ali ben Abu Tälib bei Gibab mitten im Sande verlassen, ich bin sein Abgesandter an euch, nun stimmt ihm bei. Er schimpfte dann über Ibn Zijad und betete für Husein, da wurde er auf Befehl des Ibn Zijad von der Höhe des Schlosses hinabwarfen, so dass er in Stücke zerbrach.

'Adi ben Harmala sagt: Abdallah ben Abd rabbihi hat mir folgendes erzählt: Wir waren in Mekka zur Wallfahrt und nachdem die Gebräuche beendigt waren, hatten wir keinen anderen Gedanken als den, uns zu Husein zu begeben; wir zogen also fort, bis wir ihn erreichten. Als wir nahe bei ihm Avaren, kam uns ein Mann aus Kufa entgegen, wir gingen auf ihn zu, grüssten ihn, er erwiderte den Gruß und wir fragten ihn, wer er sei ; er antwortete: vom Stamme Asad. Wir sind auch Asaditen, sagten wir, erzähle uns, was die Leute in Kufa machen und wie ihre Sache steht. Er antwortete: Ich habe Kufa nicht eher verlassen, bis Muslim ben 'Akil und Hani ben 'Orwa ermordet waren, ich habe ihre Köpfe auf den Strassen gesehen, die Buben spielten damit. — Wir begaben uns zu Husein, gingen mit ihm zusammen und sagten zu ihm : Gott erbarme sich deiner, o Abu Abdallah! wir haben eine Nachricht bekommen, wenn du willst, teilen wir sie dir heimlich mit, oder, wenn du willst, öffentlich. Er sah seine Begleiter an und sprach: warum vor diesen etwas verheimlichen? Nun sagten wir ihm: Hast du den Reiter gesehen, dem wir begegnet sind ? — Ich habe ihn gesehen und wollte schon eine Frage an ihn richten. — Wir können dich zufrieden stellen und dir genügende Auskunft geben; er hat uns erzählt, dass er Kufa nicht eher verlassen habe, bis Muslim ben 'Akil und Hanl ben 'Orwa ermordet seien. — Da sagte Husein: Wir sind Gottes und werden zu ihm zurückkehren, Gott erbarme sich ihrer! Wir erwiderten ihm: Wir beschwören dich bei Gott, töte dich nicht selbst und deine Familie, kehre auf der Stelle um, in Kufa findest du keinen Beistand, keinen Anhang, ja wir fürchten, dass man dort gegen dich Partei nehmen wird. — Jetzt sprangen die Söhne des Muslim ben 'Akil hervor und riefen: bei Gott! wir werden nicht nachlassen, bis wir für unseren Vater Bache genommen oder gekostet haben, was er gekostet hat. Husein blickte sie an und sprach: kein Heil ist mehr in diesem Leben nach ihnen. Aus diesen Worten merkten wir, dass er entschlossen war , weiter zu ziehen, und sagten: Gott schenke dir hierin einen guten Erfolg. —

Er brachte die Nacht hin, und als die erste Morgendämmerung sich zeigte, trug er seinen jungen Leuten und Burschen auf, viel Wasser zu nehmen und die Pferde zu tränken; dies geschah und er zog weiter. Er ging an keiner Nomaden-Familie vorüber, ohne dass mehrere von ihr ihm folgten, bis er nach Zubala kam, wo er das Lager aufschlagen ließ. Als dies geschehen war, hielt er eine Anrede, lobte Gott und pries ihn und gedachte des Propheten, dann fuhr er fort: lieben Leute, ich habe euch nur versammelt unter der Voraussetzung, dass Irak bereits mir gehörte, nun kommt aber eine erschreckliche Nachricht zu mir über das Schicksal meines Vetters Muslim ben 'Akil und des Hani ben 'Orwa; unsere Anhänger haben uns treulos im Stich gelassen, wer von euch also gegen die Spitze der Lanzen und die Schärfe der Schwerter Stand halten will, der mag bleiben, wer nicht, der kann umkehren, er hat für meine Sache keine Verpflichtung. —

Da zogen sie sich von ihm zurück und zerstreuten sich nach rechts und links in verschiedene Täler, bis er mit einigen über 70 Mann seiner Angehörigen und Verbündeten übrig blieb, und dies waren diejenigen, welche mit ihm aus Mekka ausgezogen waren. Dies tat er, weil er wusste, dass die Nomaden-Araber ihm nur deshalb gefolgt seien, weil sie glaubten, dass er in ein Land käme, dessen Bewohner ihm gehorsam wären, und er wollte nicht, dass sie mit ihm zögen ohne zu wissen, was ihnen bevorstände.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de