Ibn Zijad lässt Muslim suchen
Ibn Zijâd hatte einen Freigelassenen Namens Ma'kil, einen
ungemein schlauen Kerl, dem gab er 3000 Dinare mit dem
Auftrage, in Kufa umherzugehen und sich nach Muslim ben 'Akil
und seinen Begleitern zu erkundigen; du suchst mit ihnen
Bekanntschaft zu machen, übergibst ihnen diese 3000 Dinare
mit dem Wunsche sie zum Kriege gegen ihre Feinde zu verwenden
und lässt sie merken, dass du zu ihren Verbündeten und zu
ihrer Partei gehörst. Wenn du ihnen das Geld gegeben hast,
werden sie sich dir gegenüber für sicher halten, dir Glauben
schenken und dir trauen für ihr Leben; sie werden dann nichts
von ihren Angelegenheiten dir verheimlichen, du gehst Morgens
zu ihnen und kommst Abends zu mir und bringst mir Nachricht.
Ma'kil that dies; er ging in Kufa umher, setzte sich in den
Versammlungen zu den Leuten, erschien zum Gebet in den
Moscheen und suchte zukundschaften, was vorging, bis er auf
Muslim ben 'Ausa'ga el-Asadi stieß, einen Vertrauten des
Muslim ben 'Akil; er traf ihn, wie er in der Moschee stand und
betete, und setzte sich, bis er sein Gebet beendigt hatte.
dann trat er auf ihn zu, begrüßte und umarmte ihn und
bezeigte ihm die größte Hochachtung und Ehrfurcht; darauf
sprach er: OAbu Abdallah, wisse, ich bin ein Mann aus Syrien,
Gott hat mich begnadigt mit der Liebe zu den Angehörigen der
heiligen Familie und mit der Liebe zu denen, welche sie
lieben. Ich habe 3000 Dinare bei mir und wünschte mit dem
Manne bekannt zu werden, welcher nach Kufa gekommen ist, um
die Leute dem Sohne des Gottgesandten huldigen zu lassen, ich
weiß aber nicht, wo er wohnt, und komme zu dir, damit du von
mir das Geld annimmst und mich bei deinem Freude einführst;
ich bin durchaus zuverlässig und werde seine Sache geheim
halten und ihn unterstützen. Muslim ben 'Ausa'ga erwiderte :
о Abu Abdallah, ich höre da von dir Dinge, die ich nicht gern
höre, was habe ich mit den Angehörigen der heiligen Familie zu
schaffen? halte solche Reden von mir fern. Dagegen bemerkte
Ma'kil: о Abu Abdallah, ich gehöre nicht zu denen, die du
nicht gern hast, ich bin an dich gewiesen, versage mir nicht,
was ich von dir wünsche; wenn du mir nicht trauest, so nimm
mir einen Schwur und ein eidliches Versprechen ab, bevor ich
diese Stelle verlasse. — Als der Scheich diese Worte hörte,
hielt er ihn für zuverlässig und sagte: Wenn du in deinen
Worten aufrichtig bist, so komm wieder zu mir, ich werde für
dich um eine Zusammenkunft nachsuchen und bitte Gott, dass
er dich zu einem Verteidiger der Rechte der heiligen Familie
mache; durch die Erfahrungen, welche ich in dieser Sache
gemacht habe, habe ich eine schlechte Meinung von den Menschen
bekommen, deshalb kann ich dir nicht trauen, wenn du mir
nicht schwörst, dass, wenn du dein Versprechen halst, du
sicher sein, und wenn du es brichst, dem Tode verfallen sein
sollst. — Ma'kil antwortete: Einverstanden! nimm mir ein
Versprechen ab, wodurch du dich selbst für gesichert halst und
dein Herz beruhigst. Er ließ ihn nun schwören und nahm ihm
einen bündigen Eid ab, und jener gestand ihm alles zu, was er
wünschte und begleitete ihn beständig, bis er ihn bei Muslim
ben Akil einführte und diesem den ganzen Hergang von Anfang
bis zu Ende erzählte. Muslim schenkte ihm Vertrauen und liss
ihn den Huldigungseid ablegen und Abu Thumâma el-Çeidâwi nahm
von ihm das Geld in Empfang. Dieser war es, der das Geld
einnahm, welches die Anhänger einschickten, um es zu
beliebigen Zwecken zu verwenden; er kaufte die Waffen und
besorgte die Rüstung zum Kriege und war einer ihrer besten
Reiter.
Ma'kil war nun in ihren Zusammenkünften der erste, der kam,
und der letzte, der ging, und hörte dadurch alle Geschichten
und erfuhr alle ihre Geheimnisse; er begab sich dann zu
Obeidallah ben Zijâd und verriet sie ihm. Nachdem dieser sich
überzeugt und die Richtigkeit der Angaben erkannt hatte,
beschied er zu sich Muhammed ben el-Asch'ath el-Kindl, Asma
ben Châri'ga el-Fazâri und Amr ben el-Ha'g'ga'g el-Zubeidi,
dessen Tochter mit Hâni ben 'Orwa verheiratet war; sie
begaben sich dann in seinem Auftrage zu Hânî und trafen ihn
vor der Thür seines Hauses sitzen. Sie redeten ihn an: о Hâni,
der Emir lässt dich rufen in einer dringenden Angelegenheit,
die ihm vorgekommen ist, und hat uns abgeschickt, um dich
abzuholen. Hânî ging mit den Leuten, bis er, als er in die
Nähe des Schlosses kam, aus einigen ständen Verdacht schöpfte
und sich an Asma ben Châri'ga wandte: lieber Neffe, mich fangt
wirklich an zu schaudern. Dies hörte Amr ben el-Ha'g'ga'g und
sagte: weshalb solltest du dich vor ihm fürchten , da du
nichts verbrochen hast? denke also nicht, dass dein Leben in
Gefahr ist. Er ging nun mit den Leuten weiter, bis er bei Ihn
Zijâd eintrat; als der ihn kommen sah, wandte er sich von ihm
ab, während er ihn früher ehrenvoll empfangen hatte; Hânî
wusste nun, was das zu bedeuten habe und begrüsste ihn, jener
aber erwiderte den Gruß nicht. Da sprach Hânî: was ist das ?
Gott segne den Emir ! Er antwortete : о Hâni, du hast Muslim
ben 'Akil in deinem Hause versteckt gehalten, du hast
Mannschaft und Waffen für ihn gesammelt, glaubst du, das mir
das verborgen geblieben wäre? Er erwiderte: Behüte mich Gott,
о Emir! das habe ich nicht getan, glaube nicht, was
törichte Verleumder dir über mich hinterbracht haben. Ibn Zijâd
entgegnete: Wer mir das berichtet hat, der gilt bei mir für
glaubwürdiger als du. Dann rief er: Makil! komm herein und
straf ihn lügen. Ma'kil trat ein und sprach: willkommen hier,
о Hâni! kennst du mich? Er antwortete: ja, ich kenne dich,
schändlicher Betrüger! Er durchschaute jetzt, dass er ihn bei
Ibn Zijâd verraten und ihn von allem, was ihn belasten
konnte, in Kenntnis gesetzt hatte. Er fuhr aber fort: bei
Gott! ich versichere dir, dass ich Muslim nicht gekannt habe,
bis er mein Haus betreten hat, ich werde sogleich zu ihm gehen
und ihn aus meinem Hause weisen. Ibn Zijâd entgegnete: Ich
lasse dich nicht los, entweder du bringst Muslim zu mir, oder
ich trenne dir den Kopf von dem Rumpfe. Da wurde Hânî
aufgebracht und sagte: Dazu wirst du nicht im Stande sein,
ohne dass die Schwerter der Madshi'g dein Blut vergießen.
Hierüber erzürnt schlug Ibn Zijâd mit einem Stocke, den er in
der Hand hatte, Hânî über das Gesicht und dieser schlug mit
der Hand an den Griff seines Schwertes und stürzte damit auf
Ibn Zijâd los, der mit einer seidenen Joppe und einem seidenen
Überwurf bekleidet war, beide hieb er durch und brachte ihm
eine nicht unbedeutende Wunde bei; der Freigelassene Muslim
sprang zwischen beide, Hânî schlug nach ihm und schnitt ihm
das halbe Gesicht weg, Ibn Zijâd rief seine Leute zu Hilfe und
Hânî hieb auf sie ein, bis er dreizehn von ihnen getötet
hatte, wobei er sprach: und wenn ich meinen Fuss auf ein
kleines Kind aus der Familie Muhammeds setzte, so würde ich
ihn nicht aufheben, bis er abgehauen würde; sein Schwert traf
so sicher, dass er jeden, gegen den er es erhob,
niederstreckte. Da die Angreifer sich mehrten, schlug er
unaufhörlich dazwischen, bis sein Schwert brach, nachdem er
die meisten derselben verwundet hatte. Nun machten sie auf ihn
einen gemeinschaftlichen Angriff und nahmen ihn endlich
gefangen, banden ihm die Hände auf den Rücken und führten ihn
vor Ihn Zijâd, der einen eisernen Stab in der Hand hatte,
womit er ihn über die Stirn schlug und ihm eine klaffende
Wunde beibrachte; dann sagte er: schleppt ihn in ein Haus und
schließt die Tür zu.
Alsbald verbreitete sich unter seinen Angehörigen das
Gerücht, dass er getötet sei und (sein oben genannter
Schwiegervater) Amr ben el-Ha'g'gâ'g kam herbei mit 4000
Reitern vom Stamme Madshi'g, angetan mit geringelten Panzern,
'Aditische Helme auf den Köpfen, Indische Schwerdter in den
Händen und Tibetische Schilde, sie schwangen die Chattischen
Lanzen, bis sie sich am Thore des Emirats-Schlosses
aufstellten. Amr ben el-Ha'g'gâ'g rief dann: du Sohn des
unehelichen! hast du unseren Häuptling getötet? bei Gott, ich
werde es dir heute noch vergelten. [B Als Ihn Zijâd den Lärm
hörte, fragte er: was ist das für ein Geschrei ? Man sagte ihm
: es sind die Madshig, welche bewaffnet gekommen sind wegen
ihres Oberhauptes Hâni ben Orwa, Er wandte sich an seinen
Kammerherrn und gab ihm den Auftrag, hinauszugehen und sie zu
beruhigen. Er ging oben auf das Schloss und rief ihnen zu: nur
Ruhe, ihr Madshi'g, Hânî ist am Leben und nicht tot. Sie
glaubten ihm nicht und] sie schrieen: Ihn Zijâd! hast du
unseren Häuptling getötet? о Hânî ! wenn du noch lebst, so
rede zu uns ; deine Leute und deine Angehörigen sind gekommen
um deine Feinde zu töten, und sie werden keinen derselben
übrig lassen, der den Erdboden betritt. Als Ibn Zijâd dies
hörte, ließ er den Cadhi Schureih rufen und befahl ihm zu den
Leuten zu gehen und ihnen zu sagen, dass ihr Oberhaupt am
Leben und nicht tot sei, der Emir halte ihn nur zurück um ihn
über etwas zu fragen, was er zu unternehmen beabsichtige.
Schureih tat dies und setzte hinzu : er befindet sich
vollkommen wohl und ist ungefährdet. Wenn er nicht tot ist,
erwiderte Amr ben el-Ha'g'gâ'g, so sei Gott gelobt; und er
zog mit seinen Leuten wieder ab.