Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Kopf Huseins bei Jazid

Sie erreichten mit dem Kopfe das Post-Thor, wo ein Aufenthalt von einer Stunde entstand, und kamen dann an das Stunden-Thor und er wurde zu Jazid hineingebracht. Marwän ben el-Hakam, welcher bei ihm war, fragte sie, was sie damit angefangen hätten. Sie erwiderten: Er kam zu uns mit 18 Personen aus seiner Familie und etlichen über 50 seiner Anhänger ; wir haben sie bis auf den letzten Mann getötet, dies sind ihre Köpfe, wir bringen sie und die Gefangenen mit ihnen. Marwan betrachtete ihn von allen Seiten mit schadenfroher Miene und sprach:

Vortrefflich, dass du in unsere Hände gefallen bist!
Und deine rote Farbe auf beiden Backen,
als wenn du zwei Moscheen gebaut hättest.
Meine Seele ist geheilt durch das Blut Huseins.

Sahl erzählt: Ich war mit den anderen eingetreten um zu sehen, was Jazid anfangen würde. Er befahl den Kopf von der Lanze abzunehmen; er wurde auf eine Schüssel gelegt, mit einem Dabikischen Tuche zugedeckt und so zu ihm gebracht. Als er vor ihm hingestellt wurde, hörte er einen Raben krächzen und laut schreien, da sprach Jazid:

O bunter Rabe, schreckst du zurück? so sprich,
du betrauerst nur etwas , was schon geschehen ist.
Alle Herrschaft und Herrlichkeit nimmt ein Ende
und die Zeitereignisse spielen mit jedem.
Wären doch meine Vorfahren mit bei Badr gewesen,
so würde die Angst der Chazra'g vor den endlosen Kämpfen nicht entstanden sein.
Sie würden Gott gepriesen, vor Freude gejauchzt
und gesagt haben, o Jazid! fang keinen Krieg an.
Wir haben den ersten von ihren Herren getötet,
mit dem wir uns bei Badr verglichen hatten, sodass alles ausgeglichen war.
Wir haben Rache genommen an dem Sohne 'Ali's
und haben getötet den edeln heldenmütigen Ritter.

Durch ihren Eintritt bei Jazid war ein starkes Dröhnen verursacht, welches Hind die Tochter des Abdallah und Frau Jazid's, der sie sehr liebte, gehört hatte; sie warf ein Kleid über, stellte sich hinter einen Vorhang und schickte zu ihm, er möge die Leute aus dem Empfangszimmer entfernen; er befahl ihnen also sich zurückzuziehen und hieß sie dann hereinkommen. Sie trat ein und betrachtete den Kopf des Husein ben 'Ali , dann rief sie aus: was ist das ? — Der Kopf des Husein. — Doch nicht des Sohnes der Fatima der Tochter des Gottsesandten? — Allerdings. — Das wird Fatima sehr betrüben, wenn sie den Kopf ihres Sohnes, ihres Herzblutes vor dir sieht; bei Gott! du hast etwas getan, wofür du den Fluch des Volkes bis zum Tage der Auferstehung verdienst. Du Feind Gottes! du bist mein Mann nicht mehr, ich gehöre nicht mehr zu deiner Familie. — Was geht dich Fatima an ? — Durch ihren Vater , ihren Ehemann und ihre Kinder hat Gott uns auf den rechten Weg geführt ; wehe dir ! mit was für einem Gesichte willst du Gott und seinem Gesandten entgegentreten? — Lass das ! bei Gott , ich habe seinen Tod nicht gewünscht und den Befehl dazu nicht gegeben. — Sie verließ ihn weinend , zerschlug sich das Gesicht und zerfleischte ihren Rücken. Hiernach trat Schimr ben Dsul-'Gauschan el-Dhibabi bei Jazid ben Mu'awija ein und begann:

Fülle meine Reisetaschen mit Silber und Gold,
ich habe den rechtschaffenen Herrn getötet,
das edelste aller Geschöpfe dem Geschlechte nach,
den Herrn der Bewohner der beiden Heiligtümer der Würde nach.
Den besten der Menschen der Mutter und dem Vater nach habe ich getötet,
den besten unter ihnen dem Großvater nach, den erhabensten dem Geschlechte nach.
Ich habe ihn mit der Lanze durchbohrt, bis er niedergestreckt war,
habe ihn mit dem Schwerte geschlagen, bis er zerhauen war.

Jazid sah ihn von der Seite an und sagte: Gott fülle deine Taschen mit Feuer und Brand! wenn du wusstest, dass er der beste der Menschen war, warum hast du ihn getötet und kommst zu mir mit seinem Kopfe? was hast du durch seine Ermordung zu erreichen gedacht? — Ich hoffte dafür den Lohn zu bekommen. — Bei Gott! von mir hast du keinen Lohn zu erwarten; führt ihn weg von mir ! — Er begab sich sogleich hinaus und suchte das Weite und irrte als Flüchtling umher, bis er von el-Muchtar gefangen genommen und getötet wurde und Gott mit seiner Seele in die Hölle eilte.

Sahl erzählt: Jazid fing an mit einem Stocke, den er in der Hand hatte, Husein die Zähne auszuschlagen, wobei er sprach:

Wie gefällt dir der Schlag, o Husein?
wie schön du glänzest in zwei Farben!
Du glänzest auf der Schüssel von Silber,
als wäre sie mit zwei Rosen geschmückt.

 

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