Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Nach Hassans Dahinscheiden

Eine geringe Anzahl von Männern in Kufa, die zu den angesehensten der Partei gehörten, aus [B. den Banu Hubeira,] den Banu Ga'da und anderen, versammelte sich in dem Hause des Suleiman ben Çurad el-Chuzâ'i und sie schrieben an Husein einen Brief des Inhalts: Im Namen Gottes des barmherzigen, des erbarmenden! An Husein ben 'Ali ben Abu Tâlib von seinen und seines Vaters Anhängern. Wir preisen mit dir Allah, der allein Gott ist, und bitten ihn um seinen Segen für Muhammed, seinen Propheten und Diener, und für seine Familie und seine Begleiter. Wir haben die Nachricht von dem Tode deines Bruders Hasan erhalten, Gott möge dich für das, was dich troffen hat, entschädigen und ihm den Frieden geben am Tage seiner Geburt und seines Todes und am Tage, da er zum Leben wieder weckt werden wird! Gott verzeihe ihm [B. seine Sünden] und nehme seine guten Werke an! er vereinige ihn mit [G den Frommen und Heiligen bei] seinem Vater und Großvater und erweitere ihm den Raum in seinem Grabe ! er verdopple dir den Lohn für das Unglück und setze dir den durch seinen Tod erlittenen Verlust, den du bei Gott in Anrechnung bringst! Wir sind ja Gottes und werden zu ihm kehren. Das, wodurch dieses Volk im allgemeinen betroffen ist und wodurch du und deine Partei im besondern geschädigt wird, ist ein großes Unglück, welches über sie gekommen ist, ein schwerer Verlust, den sie erlitten haben, der Verlust des Sohnes ihres Vermittlers, des Sohnes der Tochter ihres Propheten, des Wegweisers auf dem rechten Wege, des Lichtes der Länder, von dem die Aufrichtung des wahren Glaubens, die Ausführung der Vorschriften des Buches, das Verschwinden der Ungerechtigkeit, das Offenbarwerden des Rechtes und die Herstellung der Lehren der frommen Vorfahren gehofft wurde. Nun ergib dich geduldig (Gott erbarme sich deiner, о Abu Abdallah!) in das, was dich betroffen hat, es gehört zu den beabsichtigten Rathschlüssen; ja du bist der Nachfolger dessen, der vor dir war, und Gott wird den zum rechten Ziele führen, der deinen Weg betritt und deiner Führung folgt. Wir sind deine Anhänger, die durch dein Unglück mitbetroffen werden, die trauern, wenn du trauerst, und sich freuen, wenn du dich freust, die deiner Führung folgen, deinen Weg wandeln und deinen Befehl erwarten. Gott mache dein Herz empfänglich, er vermehre dein Ansehen, verzeihe deine Sünden, erhöhe deinen Ruhm und gebe dir dein Recht wieder! Friede sei mit dir und Gottes barmen und sein Segen!

[ B Abu Micknaf sagt:] Die angesehenen Leute [B aus Syrien und Hi'gâz] fingen nun an mit Husein ben 'Ali viel zu verkehren, oft bei ihm aus- und einzugehen und die Besuche bei ihm nahmen kein Ende und sie sagten : wenn Mu'àwîja stirbt, werden wir nicht von Husein ben 'Ali ablassen. Dies erfuhr Mu'àwîja ben Abu Sufjân [В durch einen Bericht des Statthalters Marwân ben el-Hakam] und schrieb nun an Husein einen Brief, worin er sagte: Im Namen Gottes des barmherzigen, des erbarmenden! Ich habe über dich Dinge erfahren und es sind mir Berichte zugekommen, die ich für ungegründet halte und so wahr Gott lebt! wer mit seiner Rechten einen Handschlag gegeben und vor Gott seinen Willen beurkundet hat, der ist an sein Versprechen gebunden; wenn nun das, was ich über dich erfahren habe, ungegründet ist, wie ich glaube, so lass dies dein Glück sein und bleibe dabei, dir das Leben zu bewahren und das Gott gegebene Versprechen zu halten, und zwinge mich nicht, dass ich mich von dir abwende; denn sobald du mich verschmähest, verschmähe ich dich, wenn du mich achtest, achte ich dich, wenn du mich hintergehest, hintergehe ich dich. Stifte nicht Zwietracht unter diesem Volke, du hast es schon auf die Probe gestellt und in Versuchung geführt ; dein Vater vor dir war besser als du und doch haben sie sich von ihm abgewandt; denke an deine Kinder und an das Volk und lass dich nicht zum Leichtsinn verleiten von den Thoren, die keinen Verstand haben. Friede sei mit dir und Gottes Erbarmen und sein Segen!

Husein ben 'Ali schrieb ihm hierauf: Im Namen Gottes des herzigen, des erbarmenden! Deinen Brief habe ich erhalten und deine Mahnungen verstanden. [G. Gott behüte mich, dass ich einen Vertrag nicht halte oder ein Bündnis, welches mein Bruder mit dir geschlossen hat, breche.] Fürwahr! gute Thaten machen die schlechten verschwinden und zu jenen gibt die Führung und zeigt den richtigen Weg nur Gott. Was du von Gerüchten erwähnst, die zu dir gelangt sind, so sind sie dir von törichten Schmeichlern hinterbracht, welche Verleumdungen verbreiten, Zwiespalt unter dem Volke anstiften wollen und lügen. Ich schwöre es bei Gott. Lebe wohl! — Als Mu'àwîja diesen Brief erhielt , redete er nicht weiter davon und gab keine Antwort darauf und ließ Husein die bisherigen Sendungen zukommen, ohne daran etwas zu kürzen, indem er ihm jährlich eine Million Dinare schickte außer den Gegenständen für den Gebrauch und Geschenken jeglicher Art.

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