Omar ben Sad rückt aus
Abu Michnaf sagt: Die erste Fahne, welche zum Kriege gegen
Husein auszog, war an diesem Tage die des Omar ben Sad; Ibn
Zijad ließ dann 'Orwa ben Keis el-Ahmasi rufen, übergab ihm
1000 Reiter und befahl ihm abzumarschiren; nach ihm erhielt
Sinan ben Anas el-Nacha'i eine Fahne mit 4000 Reitern,
Schabath ben Ribi, Schimr ben Dsul-Gauschan el-Dhibabi, Chaula
ben Jazid el-Acbahi jeder ebenfalls eine Fahne mit 4000
Reitern und el-Casch'am eine solche mit 1000 Reitern. Sie
lagerten Husein gegenüber und ihre Gesamtzahl betrug an jenem
Tage 50000 (L 24000) Reiter und Fußgänger, unter denen sich
keiner aus Syrien oder Hi'gäz (L Bacra) befand, alle waren aus
Kufa und mit Indischen Schwertern und Chattischen Lanzen
bewaffnet.
Als sie sich gelagert und ihre Plätze eingenommen hatten,
liess Omar ben Sad einen Mann Namens Kathir ben Schihab rufen
und sagte ihm: verfüge dich zu Husein und frage ihn, was ihn
in unser Land geführt habe und wesshalb er zu uns gekommen
sei. Kathir ben Schihab begab sich hin, bis er Husein
gegenüber stand, und rief: o Husein! Da fragte Husein seine
Begleiter: kennt ihr diesen? Abu Thumama el-Ceidhawi
antwortete: dies ist der schlechteste Mensch auf Erden. —
Fragt ihn, was er wolle. — Auf diese Frage erwiderte er
ich wünsche vor Husein vorgelassen zu werden. — Zuheir ben
el-Kein sagte ihm: lege deine Waffen ab, dann kannst du
eintreten. — Das werde ich nicht tun. — Dann kehre um, woher
du gekommen bist, möge deine Mutter kinderlos werden ! — Er
kam zurück zu Omar ben Sa'd und berichtete ihm den Vorfall,
worauf dieser einen anderen Mann vom Stamme Chuzeima
hinschickte mit dem Auftrage, Husein zu fragen, was ihn
hergeführt habe und warum er gekommen sei. Er begab sich hin,
bis er Husein gegenüberstand, und rief: Friede sei mit dir, o
Sohn des Gottgesandten! — Er erwiderte den Gruß und fragte
seine Begleiter, ob sie diesen kennten. Sie antworteten: Er
ist ein guter Kerl , nur dass er diese schimpfliche Stellung
einnimmt. — Frage ihn, was er wolle. — Auf diese Frage
erwiderte er: ich wünsche vor Husein vorgelassen zu werden.
Zuheir ben el-Kein sagte ihm: lege deine Waffen ab, dann
kannst du eintreten. — Zu Befehl! sagte er, und nachdem er
seine Waffen abgelegt hatte, trat er bei Husein ein, warf sich
ihm zu Füssen, küsste sie und sprach: mein Gebieter , was hat
dich zu uns geführt und dich veranlasst zu uns zu kommen? —
Eure Briefe. — O mein Gebieter, verfluche Gott die, welche sie
geschrieben und dir eine falsche Meinung beigebracht haben,
sie sind jetzt in der nächsten Umgebung des Obeidallah ben
Zijad. — So kehre zurück zu deinem Herrn und kläre ihn darüber
auf. — O mein Gebieter, wer möchte wohl die Hölle dem
Paradiese vorziehen ? — So möge Gott dir gnädig sein , wenn du
mit deinem Leben dich mit uns verbinden willst. — Er blieb
dann bei Husein, bis er getötet wurde.
Abu Michnaf sagt: Omar ben Sa'd überschritt dann den
Euphrat, verließ jeden Abend sein Zelt, ließ einen Teppich
ausbreiten und lud Husein ein und sie unterhielten sich mit
einander, bis die Hälfte der Nacht verflossen war. Chaula ben
Jazid el-Acbahi dagegen war einer der hartherzigsten Menschen
gegen Husein und als er sah, wie es Omar trieb, schrieb er an
Ibn Zijad einen Brief, worin er sagte: o Emir, ich muss dir
berichten, dass Omar ben Sad jeden Abend hinausgeht, einen
Teppich ausbreiten lässt und sich mit Husein unterhält bis
Mitternacht, ihn hat das Mitleid mit ihm ergriffen und durch
ihn wird die Hoffnung des Emir nicht in Erfüllung gehen; meine
Meinung ist, dass er entweder sich deinem Befehle unterwirft ,
oder zum Kampfe vorgeht, oder dass mir die Sache übertrage
wird, damit ich sie zu deiner Zufriedenheit ausführe. — Als
Ibn Zijad seinen Brief gelesen hatte, schrieb er an Omar ben
Sa'd: o Ibn Sa'd, es ist mir berichtet, dass du jeden Abend zu
Husein hinausgehst und freundschaftlich mit ihm verkehrst:
wenn du meinem Befehle gehorchst, meinem Auftrage nachkommst
und unseren Gegner angreifst, so magst du bleiben, wo nicht,
so übergib den Befehl an Chaula ben Zijad el-Acbahi, und
sofort, wenn dieser mein Brief zu dir gelangt, schreite gegen
Husein vor, damit er sich meinem Willen unterwirft; wenn er es
tut, so ist das Ziel erreicht, wenn er sich weigert, so
schneide ihm den Zugang zum Wasser ab, ich verwehre es ihm,
während ich es den Hunden und Schweinen gestatte.
Als Omar ben Sa'd den Brief gelesen hatte, ließ er Ha'gar
ben el-Hurr [L. Omar ben el-Ha'g'ga'g] rufen, übergab ihm eine
Fahne mit 2000 Reitern und befahl ihm die Tränke von
el-Gadhirija zu besetzen und Husein und seine Anhänger von der
Benutzung des Wassers abzuhalten. Ebenso erhielt Schabath ben
Rib'i eine Fahne und das Kommando über 400 Reiter mit dem
Befehl den Tränkort (am Euphrat, L. die Höhe von Ninive) zu
besetzen und Husein und seinen Anhängern den Zugang zum Wasser
zu erschweren ; sie zogen zusammen ab und lagerten sich an den
bezeichneten Stellen.