el-Zubeir nach Othmans Ermordung
Bei 'Othmans Ermordung spielte el-Zubeir eine zweideutige
Rolle und wenn er ebenso wie Talha schliesslich Ali als
Chalifen anerkannte, so scheint er die aus Kufa und Bacra
gekommenen Aufruhrer, welche ihn zum Chalifen ausrufen
wollten, fur zu schwach gehalten zu haben.
Unter dem Vorgeben, die kleine Wallfahrt machen zu wollen,
begab er sich mit Talha nach Mekka, hier verbundeten sie sich
mit Aischa, Muhammeds Frau, zogen nach Bacra und erklarten
sich offen gegen Ali. Dieser sah sich genöthigt mit einer
Armee gegen sie zu marschieren und nach vergeblichen
Unterhandlungen wurde die Camelschlacht geschlagen, so genannt
weil 'Aischa selbst auf einem Camele sitzend, daran Theil
nahm. Noch ehe der Kampf entschieden war, verliess el-Zubeir
das Schlachtfeld und zog sich zurück, mit der Absicht, sich
auf seine bei Medina belegenen Besitzungen zu begeben. Er kam
noch in die Moschee der Banu Mu'gaschi' in Bacra und
erkundigte sich nach Tjadh ben Hammad el-Mu'gaschii und als er
von el-Nu'man ben Zimam erfuhr, dass er in Wadi el-Siba' (Lowenthal)
sei, brach er dahin auf, um den Weg nach Mekka einzuschlagen,
und el Nu'man begleitete ihn eine Strecke Weges bis nach
el-Na'gib und kehrte dann zuruck. Etwa eine Tagereise (5
Meilen) von Bacra wurde Zubeir von Ibn Fartana erkannt und von
ihm el-Ahnaf ben Keis, der in der Nahe wohnte und an dem
Kriege nicht Theil genommen hatte, davon benachrichtigt, dass
er voruberkomme; doch el-Ahnaf, der kein eifriger Anhanger der
neuen Lehre war, sagte: meinetwegen, was kummert es mich, wenn
die Muslim sich gegenseitig die Schadel einschlagen; er ging
in sein Haus zu seiner Familie. — Indess hatten drei Kerle vom
Stamme Tamim diese Meldung gehort: 'Amr ben Gurmuz, Fadhala
ben Habis und Naff ben Gawa, sie eilten Zubeir nach, Ibn 'Gurmuz
holte ihn bei dem Wasser Safawan in dem genannten Wadi zuerst
ein und versetzte ihm von hinten einen gelinden Hieb;
el-Zubeir warf schnell sein Pferd Dsul-Chimar herum, setzte
sich zur Wehre und trieb ihn so in die Enge, dass er sich
schon fur verloren hielt und seinen Gefahrten zurief, ihm
eilig zu Hulfe zu kommen; nun wurde Zubeir von drei Seiten
angegriffen und nach kurzer Gegenwehr niedergestreckt. Ibn
Gurmuz nahm ihm sein Schwerdt ab und brachte es zu 'Alf,
welcher statt des gehofften Dankes in die Worte ausbrach:
Dieses Schwerdt hat oftmals die Sorgen des Propheten in Freude
verwandelt, der Morder des Sohnes der Cafija sei versichert,
dass er in die Holle fahren wird. Fur die Camelschlacht wird
als Wochentag der Donnerstag angegeben , uber das Datum
weichen die Nachrichten ab; da die Schlacht sehr
wahrscheinlich mehrere Tage dauerte und der 10. Gumada I. 36
(4. Nov. 656) ein Sonnabend, der 14. Gumadd IL (8. Dec.) ein
Donnerstag war, so wird man unter diesen beiden Angaben zu
wahlen haben; es scheint auch, dass el-Zubeir am ersten Tage
noch am Kampfe Theil genommen habe (Ibn el-AtMr III. 199) und
an dem folgenden oder dem dritten Tage getodtet wurde. Nach
einigen wurde er beim Gebete, nach anderen im Schlafe
uberfallen und das letztere wurde unten durch die Worte in den
Versen der 'Atika seine Bestatigung finden: „hattest du ihn
vorher aufgeweckt"; doch kann man auch ubersetzen: „hattest du
ihn vorher angerufen". Er erreichte ein Alter von 66 bis 67
Jahren.
el-Zubeir war ein Mann von mittlerer Grosse und sehr
gelenk, nach anderen aber so gross, dass beim Reiten seine
Fusse den Erdboden streiften. Er hatte eine braunliche
Hautfarbe, dunnes Bart- und langes hellbraunes Kopfhaar; sein
Sohn 'Orwa erzahlte: ich hielt mich, als ich noch klein war,
oft an seinen auf die Schultern herabhangenden Haaren fest, um
aufzustehen