el-Zubeirs Ehefrauen
Von den bekannten sechs Frauen des Zubeir: Asma, 'Atika,
Ama, el-Rabab, Zeinab und Umm Kulthum, uberlebten ihn sicher
die beiden zuerst genannten, es wird aber nicht erwahnt,
welche von den drei nachsten vor ihm gestorben war und an
seiner Erbschaft nicht theilnahm; von der letzten hatte er
sich geschieden.
Asma war eine Tochter des Abu Bekr, 27 Jahre vor der Flucht
geboren und zehn Jahre alter als ihre Schwester Alscha, die
Frau Muhammeds; sie wird als die siebzehnte Person gezahlt,
welche sich zu Muhammeds Lehre bekannte, und verheirathete
sich mit el-Zubeir nach dessen Ruckkehr aus Habessinien,
begleitete ihn aber nicht gleich nach Medina, sondern blieb
noch einige Zeit in Mekka 1). Als Muhammed sich mit ihrem
Vater auf die Flucht begeben wollte, besorgte sie noch einige
Mundvorrathe und steckte sie in eine Tasche, und da sie nichts
zum Zubinden hatte, riss sie ihren Gurtel mitten durch, band
mit der einen Halfte die Tasche zu und mit der andern
umgurtete sie sich wieder; davon erhielt sie von Muhammed den
Beinamen „Besitzerin zweier Gurtel". Sie folgte ihnen bald
nach und gebar in Cuba, dem Vorort von Medina, den Abdallah
als den ersten Knaben von Muslimischen Eltern nach der Flucht.
Ausser diesem hatte el-Zubeir von ihr noch vier Sohne: 'Orwa,
'Acim, el-Mundsir und el-Muha'gir und drei Tochter: Chadi'ga,
Umm Hassan und 'Aischa. Asma hatte eine Vorliebe fur ihren
Erstgeborenen Abdallah und begleitete sogar ihn, nicht ihren
Mann, auf dem Feldzuge nach Syrien in die Schlacht am Jarmuk,
als Abdallah erst dreizehn Jahre alt war. Der Vater wurde
daruber eifersuchtig, als er aber einmal seinen Sohn zur Rede
stellte, antwortete dieser: Ein Mann wie ich setzt nicht die
Ehre seiner Mutter aufs Spiel. Indess entstand daraus ein
gespanntes Verhaltniss. Einstmals als el-Zubeir mit ihr einen
Zank hatte und sie misshandelte, rief sie nach ihrem Sohne
Abdallah um Hulfe; der Vater rief ihm entgegen: Deine Mutter
ist Verstossen, wenn du hereinkommst; allein Abdallah
entgegnete: so? durch einen solchen Schwur willst du mich
hindern meiner Mutter beizustehen? Er drang hinein, und machte
sie von ihm los, worauf sie sich von ihm trenne und ganz bei
Abdallah lebte; sie war damals schon bei Jahren, Sie war sehr
wohlthatig und verschenkte alles, was sie besass, an Arme und
zu guten Zwecken, wahrend ihre Schwester A'ischa geizig alles
zusammen scharrte. — Ihre letzte Unterredung mit ihrem Sohne
bei der Belagerung von Mekka ist bekannt, Chroniken v. Mekka
IV. §. 143, und diese sowie ihre nachherige Begegnung mit
Ha'gga'g beweisen ihren grossen Verstand, ihren festen Glauben
und ihre Standhaftigkeit und Kraft im Ertragen des Unglücks.
Sie starb Hundert Jahre alt im Besitz aller geistigen Krafte
im J. 73, wenige Tage nachdem von Abd el-Malik der Befehl
eingetroffen war, Abdallah von dem Kreuze, an das man ihn geschlagen
hatte, wieder abzunehmen, Ibn Coteiba pag. 113. Nawawi pag
822. Ibn el-Athir V. 393.
'Atika, eine Tochter des Zeid ben Amr ben Nufeil, war noch
sehr jung der neuen Lehre beigetreten und gehorte zu den nach
Medina Gefluchteten, wo sie sich mit Abdallah ben Abu Bekr
verheirathete, demselben, welcher Muhammed und Abu Bekr bei
ihrer Flucht aus Mekka in der Hohle bedient hatte. Sie war
eine schone, stattliche Frau, die ihr Mann sehr lieb hatte,
und sie wusste ihn so zu fesseln, dass er nicht nur an den
ersten Feldzugen Muhammeds nicht Theil nahm, sondern sogar
ofter das Gebet versaumte. Sein Vater Abu Bekr verlangte
desshalb, dass er sich von ihr scheiden solle, wozu er aber
nicht geneigt war, und erst, als jener ernstlich darauf
bestand, entliess er sie. Eines Tages horte ihn sein Vater in
Versen sagen: O 'Atika! dich werde ich nicht vergessen, so
lange die Sonne glanzt und so lange noch eine geringelte
Turteltaube seufzt. O 'Atika! mein Herz ist alle Tage und
Nachte mit dem, was die Seele angstigt, zu dir in Sehnsucht
hingezogen. Nie sah ich einen meinesgleichen, der eine
ihresgleichen verstiess, nie eine ihresgleichen, die schuldlos
Verstossen wurde. Sie hat eine mächtige Begabung, Einsicht und
Würde, und eine richtige und aufrichtige Haltung mit Anstand.
I)a hatte sein Vater Mitleid mit ihm und gestattete ihm sie
wieder zu sich zu nehmen. Hiernach machte er den Feldzug nach
el-Taif mit, wo er durch einen Pfeil, welchen Abu Mih'gan
el-Thakefi abgeschossen hatte, verwundet wurde; zwar wurde die
Wunde geheilt und vernarbte, A aber er siechte hin und starb
wahrend des Chalifats seines Vaters. 'Atika dichtete ihm eine
Todtenklage:
Ich habe den besten der Menschen verloren nach ihrem
Propheten und nach Abu Bekr, und er war nicht lassig. Nun
schwore ich, dass mein Auge nicht aufhören wird zu trauern
uber dich und dass nie meine Haut aufhoren wird bestaubt zu
sein. Verwundert sahen die Augen einen Mann wie ihn voll
Kampflust, bestens schützend in der Schlacht und mit grosster
Statthaftigkeit. Wenn die Lanzenspitzen gegen ihn gerichtet
wurden, sturzte er sich ihnen entgegen in den Tod, bis er die
Lanze blutigroth verliess.
Dann heirathete sie Zeid ben el-Chattab, oder er heirathete
sie nicht, weil er in dem Kampfe gegen die Abtrunnigen in
el-Jemama blieb, und sein Bruder Omar ben el-Chattab nahm sie
im J. 12 zur Frau. Als er das Hochzeitsmahl zubereitet hatte,
lud er mehrere dazu ein, unter anderen auch 'AH ben Abu Talib;
dieser bat um Erlaubniss mit 'Atika reden zu dürfen und Omar
sagte: ich bin nicht eifersuchtig, thu es! Er stellte sich
also an die Thur und fragte sie: Wie steht es nun mit deinem
Gelübde, als du sprachest:
Nun schwore ich, dass mein Auge nicht aufhören wird zu
trauern uber dich — Da fing sie an zu weinen und Omar sprach:
dazu habe ich dich nicht eingeladen, o Abul-Hasan! so machen
es die Weiber alle. Aber 'Ali erwiederte mit dem Koranspruch
Sure LXI, 2. 3: „O ihr, die ihr glaubet! warum versprechet
ihr, was ihr nicht haltet? Es ist sehr verhasst bei Gott, dass
ihr versprechet, was ihr nicht haltet." — Als Omar ermordet
wurde, sprach 'Atika in einer Todtenklage: O mein Auge, lass
die Thranen fliessen, und o Jammer, bleibe nicht zuruck, über
den edlen Imam! Sag denen, die im Kriege und gegen Unglück
kampfen: sterbet! ihm hat bereits das Schicksal den Becher des
Todes zu trinken gegeben. Hiernach heirathete sie el-Zubeir.
Sie pflegte immer dem Freitags-Gebet in der Moschee
beizuwohnen und schon als Omar um sie warb, hatte sie die
Bedingung gemacht, dass er sie nicht am Besuch der Moschee
hindere und ihr desshalb nichts zu Leide thue, und er hatte
ihr dies, wiewohl ungern, zugestanden. Mit Zubeir machte sie
es ebenso und auch er musste sich dazu verstehen. Sie wollte
nun auch zum letzten Abendgebet in die Moschee gehen, das war
ihm doch etwas zu unangenehm , indess hinderte er sie nicht
daran. Als ihm nun aber die Geduld riss, ging auch er zum
Abendgebet, kam ihr zuvor und lauerte ihr am Wege auf, an
einer Stelle, wo sie ihn nicht sehen konnte, und als sie
vorüberkam, schlug er sie auf den Rucken, da lief sie eiligst
davon und ging nachdem nie wieder aus. Seinen Tod durch 'Amt
ben Gurmuz beklagte sie in folgenden Versen: Treulos verfuhr
Ibn Gurmuz gegen einen Corpsfuhrer zu Boss, der nie flüchtig
war, als er ihn antraf. O 'Amr! hattest du ihn vorher
aufgeweckt, du wurdest gefunden haben, dass er nicht
unbeständig weder im Herzen noch mit der Hand zitterte. Wie
vielen Schaaren hat er sich entgegen geworfen, von denen ihn
deine Lanze nicht abwendig gemacht hatte, du Sandpilz !
Kinderlos werde an dir deine Mutter, wenn du einen
seinesgleichen der vorübergeht, besiegen willst, sei es heute
oder morgen! Bei Gott, deinem. Herrn! da du einen Muslim
getodtet hast, komme uber dich die Strafe eines vorsetzlichen
Morders.
Zuletzt warb noch 'Ali ben Abu Talib um 'Atika's Hand, sie
sagte aber: o Furst der Glaubigen! du bist der Herr der
Muslimen und musst dich für die Menschen erhalten; alle
Männer, die ich gehabt habe, sind gestorben und ich mochte
dich vor dem Tode bewahrt sehen. Damit lehnte sie eine
Verbindung mit ihm ab. Ibn el-Athir V. 497. Ibn Hagar IV. 685.
Hamasa pag. 493.
Ama, eine Tochter des Chalid ben Sa'id und der Omeima bint
Chalaf, wurde in Habessinien, wohin ihre Eltern gefluchtet
waren, geboren; Zubeir hatte von ihr zwei Sohne: Chalid und 'Amr.
Ibn Hischam pag. 210. Sie wird ofter nach ihrem Sohne mit dem
Vornamen Umm Chalid genannt. Ibn el-Athir V. 401. 579. Ibn
Hagar IV. 452. 863.
Zeinab bint Bischr ben Abd 'Amr ben Keis ben Tha'laba vom
Stamme Bekr ben Wall, war die Mutter des Ga'far ben el-Zubeir.
Agani XIII. 104.
Umm Kulthum, die Tochter des 'Ocba ben Abu Mu'eit und der
Arwa bint Kureiz ben Zama'a, hatte sich früh zu Muhammeds
Lehre bekannt, war aber nach dessen Flucht in Mekka geblieben,
bis sie zur Zeit der Friedensunterhandlungen zwischen Muhammed
und den Mekkanern bei el-Hudeibia am Ende des J. 6 ganz allein
Mekka verliess; sie traf einen Mann vom Stamme Chuzaa, der sie
begleitete, so dass sie beim Abschluss des Waffenstillstandes
glucklich nach Medina kam. Da eine Bedingung desselben die
war, dass wahrend seiner Dauer keiner ohne Zustimmung der
Angehörigen von der einen Partei zur anderen ubergehen solle,
so begaben sich ihre beiden Bruder 'Omara und el-Walid nach
Medina, um sie von Muhammed zuruckzufordern; er verweigerte
dies durch den Koranvers Sure LX. 10. Ibn Hischam pag. 754.
Sie verheirathete sich mit Zeid ben Haritha und nachdem dieser
im J. 8 bei Muta gefallen war, nahm sie el-Zubeir zur Frau. Er
war gegen sie sehr hart und sie wünschte von ihm wieder
geschieden zu sein, was er nicht zugeben wollte. Als er einst
sich wusch, um das Gebet zu verrichten, bat sie wieder sehr
dringend, und ohne es zu wollen, stieß er im Arger das
Scheidungswort aus, worauf sie ihn sogleich verließ und zu
ihrer Familie ging. Hier kam sie alsbald mit einer Tochter
nieder, die sie Zeinab nannte; ein Verwandter brachte Zubeir
die Nachricht und dieser rief aus: sie hat mich uberlistet,
moge Gott sie uberlisten! Er beklagte sich bei Muhammed,
welcher ihm erwiderte: über sie ist schon ein Ausspruch Gottes
erschienen , bewirb dich wieder um sie. Er entgegnete : Dann
wird sie nie zuruckkehren. — Sie verheirathete sich hierauf
mit Abd el-Rahman ben 'Auf, dem sie ausser andern Kindern den
Humeid und Ibrahim gebar und nach dessen Tode nahm sie 'Amr A
ben el-Aci zur Frau, sie starb aber schon nach einem Monate.
Nawawi pag. 866. Ihn el-Athir V. 614. Ihn Hagar IV. 615. 952.
el-Rabab war eine Tochter des Oneif ben 'Obeid vom Stamme
Kalb, von ihr hatte Zubeir zwei Sohne Hamza und Muc'ab und
eine Tochter Ramla. Agani XVI. 88. Ibn Sa'd.
1) Es wird zwar nirgends ausdrücklich gesagt, dass die
Verheirathung noch in Mekka erfolgt sei, es wurde dies aher
eine richtige Folgerung sein, wenn die Nachricht gegrundet
ware, dass Asma schwanger war, als sie sich auf die Flucht
begab. Naivawi pag. 823. Ibn el-Athir V. 292. Dem widerspricht
indess die glaubwurdige Uberlieferung, dass Abdallah erst
zwanzig Monate nach der Flucht geboren wurde, wodurch das
Gespott der Nichtbekehrten, dass die Frauen der Muslim
unfruchtbar seien, ein Ende nahm.