Im Namen Allahs, des Erbarmers, des BarmherzigenDie 64. Konsultation – Maßstäbe der Glaubwürdigkeit
4.
Safar 1330 (24.1.1912)
Verehrter [maulana] Scheich al-Islam, der
Friede sei mit
Dir und die Gnade
ALLAHs und Seine Barmherzigkeit.
Wir haben diese Texte deshalb vorgetragen, damit Ihr sie
gründlich kennen lernen könnt. Außerdem habt Ihr uns doch darum
gebeten. Uns genügen als Beweismittel jene aus Euren
authentischen
Überlieferungen, die wir bereits vorher erwähnt
haben.
Was diese unveröffentlichten Texte anbelangt, so ist es
wohl der Brauch desjenigen, bei dem wir Vorbehalte gegen die
Familie
Muhammads (s.) erkennen und der in seinem Inneren Hass und
Feindseligkeit gegen sie verbirgt. Wir kennen auch die
Gewohnheit jener, die sich in den Dienst von Obrigkeit und
Gewaltherrschaft gestellt haben und die versuchten, die
Vorzüge der
Angehörigen des
Prophetenhauses zu verheimlichen
und deren
Licht für alle Zeiten auszulöschen. Jedes Mittel an
Macht und Gewalt war ihnen dabei recht. Sie zwangen die
Menschen dazu, ihre Tugenden und Vorzüge in Vergessenheit
geraten zu lassen und behandelten sie mit Zuckerbrot und
Peitsche. Mal konnten sie diese hierfür mit
Dinaren und
Dirhams gewinnen, mal mit Posten und hohen Stellungen. Ober
aber es gelang ihnen mit Hilfe ihrer Peitschen und Schwerter.
Diejenigen, welche die Ruhmestaten der
Angehörigen des
Prophetenhauses leugneten, machten sie zu ihren Vertrauten,
Strafe verhängten sie über jene, die darin die
Wahrheit sahen.
Mitunter gar schickten sie diese in die Verbannung oder
verübten Mord an ihnen.
Du weißt, dass die Texte über das
Imamat und die
Versprechungen (des
Propheten) zum Kalifentum die Tyrannen in
Furcht und Schrecken versetzt haben, da sie drohten, ihren
Thron zu vernichten und im Widerspruch zu den Grundsätzen
ihrer Herrschaft standen. Dass daher diese Texte vor jenen
Herrschern und denen um ihre Gunst buhlenden Anhängern in
Sicherheit gebracht werden konnten und über zahlreiche
Überlieferungsketten von den verschiedensten Seiten bis zu uns
reichen, mutet daher wie ein Zeichen der
Wahrheit an, wie ein
Wunder der
Gerechtigkeit.
Die Tyrannen verweigerten den
Angehörigen des
Prophetenhauses das Recht und beanspruchten für sich den Rang,
den
ALLAH jenen Auserwählten zuerkannt hatte. All jene, die
dem
Prophetenhaus in
Liebe zugetan waren, ließen sie
misshandeln und foltern. Zur Strafe gar wurden ihnen die Bärte
geschoren, um sich dann auf dem Markt zur Schau stellen zu
müssen. Sie demütigten sie, brachten sie zu Fall und
verwehrten ihnen alle ihre Rechte, bis sie nicht mehr umhin
konnten, an der Gerechtigkeit ihrer Machthaber zu zweifeln und
im Umgang mit dem Volk die Hoffnung aufzugeben. Sobald nur jemand sich wohlwollend an
Ali erinnerte, wollte niemand mehr
mit ihm zu tun haben. Er wurde bestraft, enteignet und
geköpft. Wie viele Zungen wurden abgeschnitten, weil sie von
Alis Tugenden redeten und wie viele Augen ausgestochen, weil
sie ihn mit Respekt betrachteten? Hände, die auf seine
Ruhmestaten deuteten, wurden abgeschlagen und Füße, die in
voller Inbrunst zu ihm gingen, wurden abgesägt. Wie viele
seiner Freunde wurden im Inneren ihrer Häuser den Flammen
ausgesetzt und dann an den Stämmen von herausgerissenen Palmen
gekreuzigt oder von ihrem eigenen Land vertrieben, um in viele
Gruppen zersplittert zu werden?
Unter jenen, welche die
Überlieferungen weiterreichten und
die
Tradition (des
Propheten) bewahrten, gab es
Menschen, die
ihre Verehrung den gewalttätigen Königen und deren
Statthaltern zuteil werden ließen, nicht aber
ALLAH, dem
Allmächtigen und Erhabenen. Mit allem, was ihnen an falschen
Darstellungen und Verfälschungen zur Verfügung stand,
schmeichelten sie sich bei ihnen ein. Ganz so, wie die
opportunistischen
Scheichs, die wir auch heutzutage finden
oder die Beamten auf ihren Posten und die
Richter des
Unrechts, die um das Wohlgefallen der Herrscher in Rivalität
verfallen. Einerlei, ob ihre Politik von Recht oder Unrecht
geprägt ist, wird sie von ihnen unterstützt. Sie bestätigen
ihre Urteile, gleichgültig, ob sie nun rechtmäßig oder
willkürlich getroffen wurden. Wenn der Machthaber sie
ersucht, ein
Rechtsgutachten zu erstellen, das seinen
politischen Kurs bestätigt oder seinen Gegner im Zaume hält,
so beeilen sie sich seinem Wunsche nachzukommen und das zu
tun, was seine Politik verlangt, selbst wenn es den
Bestimmungen von
Schrift und
Sunna widerspricht und eine
Verletzung des Konsenses der Gemeinde darstellt. In ihrer Gier
nach einem Posten fürchteten sie, ihn wieder zu verlieren oder
sie trachteten danach, ihn um jeden Preis zu bewahren.
Welch ein großer Unterschied besteht doch zwischen diesen
und jenen! Während auf die einen bei ihren Regierungen
keinerlei Wert gelegt wurde, waren die anderen den Herrschern
eine große Hilfe, bekämpften sie doch mit ihnen
ALLAH und
seine
Gesandten. So gewannen sie bei den
Königen und
Statthaltern erhabene Stellungen, übten Einfluss aus und
erlangten Macht und Herrschaft.
Wenn die authentischen
Überlieferungen die Vorzüge
Alis
oder anderer
Angehöriger des
Prophetenhauses erwähnten,
ergriffen sie Partei dagegen, wiesen es mit Schärfe zurück
oder ließen es gar mit aller Strenge wegfallen. Die
Überlieferer wurden von ihnen verworfen, wobei sie in dieser
Verwerfung das Widerwärtigste sahen. Solchermaßen gebärdeten
sie sich bei den
Ali betreffenden Überlieferungen und zwar
ganz besonders dann, wenn die
Schiiten zäh daran festhielten.
Diese Opportunisten hatten immer jemanden innerhalb der
Oberschicht, der dafür Sorge trug, dass sie in jedem Land
hohes Ansehen genossen und dass ihre Ansichten unter den
Suchern der weltlichen Dinge, unter den heuchlerischen Entsagern und Anbetern, und unter den Anführern und Ältesten
der Stämme verbreitet wurden. Hatten diese dann die Verwerfung
der authentischen
Überlieferungen erst einmal vernommen,
machten sie sich die Argumente zueigen, setzten sie beim
einfachen Volke und Bürgern in Umlauf und ließen sie so in
allen großen Städten verbreiten und bekannt werden. Auf diese
Weise machten sie diese zu Grundsätzen, die ihre Gültigkeit
für alle Zeit behalten sollten.
Auch wenn es damals eine andere Sorte von
Menschen gab,
welche die
Überlieferungen überlieferten, hörten diese vor
lauter Angst jedoch (bald) auf, die
Überlieferungen zu den
Vorzügen von
Ali und den
Angehörigen des
Prophetenhauses
weiter zu erzählen. Wenn diese Armen nun nach dem gefragt
wurden, was denn die Opportunisten bei der Verwerfung der
authentischen
Überlieferungen zu den Vorzügen
Alis und den
Angehörigen des
Prophetenhauses behauptet hätten, begannen sie
sich vor einem plötzlichen Aufruhr zu fürchten, den die
breite Masse nicht kennt; davor nämlich, dass ein blindwütiges
Unheil (über sie) hinein bricht. Daher waren sie dazu
gezwungen, in ihren Antworten bei versteckten Andeutungen
Schutz zu suchen, ganz in Angst davor, dass die Schmeichler
und ihre Anhänger aus der Oberschicht sich zusammenrotten und
aufgehetzt mit der Masse und dem Gesindel in Geschrei
einstimmen.
Die Herrscher und Statthalter wiesen die Menschen an, den
Befehlshaber der Gläubigen zu verfluchen und trieben sie
somit in die Enge. Damit sie
Ali verleumden und diffamieren,
wurden sie mit Geld belohnt und mit Soldaten, Versprechungen
und Zwang bedroht. Der Jugend in den Schulen wurde es in
einem Bild beschrieben, dass einen erschaudern lässt, und sie
sprachen so von ihm, dass man davon taub wurde. Ja, sogar an
den beiden
Festtagen und in der
Freitagsgebetsansprache
verfluchten sie ihn von den
Kanzeln der
Muslime herab. Wäre
das
Licht
ALLAHs auszulöschen und könnten die Vorzüge der
Freunde Allahs tatsächlich untergraben werden, so hätten die
authentischen
Überlieferungen, die eindeutig auf sein
Kalifat
Bezug nehmen, uns von beiden Seiten niemals erreichen können
und auch die Textbelege zu seinen Ruhmestaten wären nicht
überliefert worden.
Bei
ALLAH, wie bewundere ich doch die hervorragende Tugend,
die den
Diener
ALLAHs und den
Bruder Seines
Gesandten,
Ali bin
Abi Talib auszeichnet. Wie hat sein Glanz die Schleier der
geballten Finsternis und die zusammenschlagenden Wogen
durchbrochen, um auf die
Welt zu scheinen, wie die
Sonne am
helllichten Tag.
Zusätzlich zu dem, was Du bereits an stichhaltigen
Beweismitteln gehört hast, solltest Du Dich mit dem Text der
Erbschaft zufrieden geben, denn er allein ist schon ein
definitives Argument.
Der
Friede sei mit Dir.
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65. Konsultation – Frage nach Überlieferung zur Erbschaft.