Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Hafis

Ghasele - Buchstabe Dal 82.

Steigt des Weines lichte Sonne aus des Bechers Ost empor,
Bringt die Wangenflur des Schenken tausend Tulpen schnell hervor;

Und der West auf Rosenhäuptern träuft der Hyazinthe Haar,
Wenn der Wohlduft jenes Haares auf die Flur gekommen war.

Von des Himmels niedrem Tische hoffe nimmermehr, o Herz,
Einen Bissen zu erhaschen ohne hundertfachen Schmerz.

Klagen über Trennungsnächte haben einen eig'nen Ton:
Hundert Bücher nicht enthielten nur den kleinsten Teil davon.

Trägst, wie Noë du geduldig einer Sündflut Mißgeschick,
Weicht das Unglück, und es kehret hundertjähr'ge Lust zurück.

Zu des Wunsches Perle findet eigne Mühe nie die Bahn,
Und zu hoffen, dies gelänge ohne Beistand, ist ein Wahn.

Weht der Ostwind deiner Gnade an Hafisens Grab vorbei,
Tönt aus seines Körpers Staube hunderttausendmal Juchhei.

Rosenzweig.

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