Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Hafis

Ghaselenfragmente (Mukathaat.). 3. (20.)

Meine Dichterkraft hat früh am Tage
Mich verlassen unter Weh und Klage.

Ach! umsonst, ein schmerzgebeugter Rufer,
Ruf' ich sie zurück zum Oxusufer.

Sie entfloh, daß sie zur Ferne wandre,
Die das Wort beherrscht, wie keine andre.

Und ich sah sie deutlich mir entschwinden,
Wie die Seele sich dem Leib entwinden.

Flieh nicht, beste Freundin meines Lebens!
Rief ich, doch mein Bitten war vergebens.

Zornig sprach sie: nur der Armut Nahrung
Beutst du mir für Himmelsoffenbarung.

Was nützt dir der Zauber des Gedichtes,
Hört's der Schah unfreundlichen Gesichtes! –

So entfloh die Königin der Lieder; –
Gieb ihr Nahrung, König, ruf sie wieder.

Bodenstedt.

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