Divan der persischen Poesie
Hafis
Ghaselenfragmente (Mukathaat.). 4. (21.)
Des Schicksals tück'sche Wege sehen und hören
nicht die Menschen,
Denn ihre Augen all sind blind und taub ist jedes Ohr.
Wie manchem ward am End' ein Bett aus Ziegeln schon und
Lehm
Bereitet, welcher Sonn' und Mond zum Pfühle sich erkor!
Was kann ein Panzer nützen, wenn des Schicksals Pfeile
fliegen?
Was hilft ein Schild, wenn Himmels Rat sich gegen dich
verschwor?
Und baust von Eisen du und Erz die Mauern deiner Burg,
Kommt der Verfalltag, klopft der Tod doch hastig an das Thor.
Die Thür, die dir man öffnet, öffne nicht der Leidenschaft,
Und auf dem Weg, den man dir zeigt, geh' mit Gelüst nicht vor.
Schau auf des Schicksals Raub und die Natur der Zeit nimm
wahr,
Der Lüste Teppich falte zu, zerreiß' der Wünsche Flor.
Nesselmann.