Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Mahmud Schebisteri

Vierte Vergleichung

Die Mandel wird zuletzt verderbt gewiß geschaut,
Wenn du, ist sie nicht reif, abziehn ihr willst die Haut;
Ist sie gereift, so ist sie gut auch ohne Häute;
Wenn du den Kern nur nimmst und thust die Haut beiseite;
Gesetz ist Mandelschal', und Wahrheit ist der Kern,
Und zwischen beiden liegt der wahre Weg zum Herrn.
Des Pilgers Fehler sind Gebrechen in dem Mark,
Auch ohne Schale ist er reif und schön und stark.
Wenn zur Gewißheit ist der Kund'ge vorgedrungen,
So ist die Mandel reif, die Schale ist zersprungen,
Doch andre Mandel schwillt mitsamt der Schale auf,
In diesem Wachstum macht sie andren Kreiseslauf.
Aus Wasser und aus Staub erhebt sie sich zum Baum,
Der seine Äste streckt weit in der Himmel Raum.
Derselbe bringt hervor ein andermal ein Korn,
Durch Fügungen wird Eins als tausendfach gebor'n.
Wie Gang des Korns zum Baum auf einer Linie wird,
Der Punkt zur Linie und die zum Kreise wird,
Und wenn der ganze Kreis den Umlauf hat vollendet,
Beginnt der erste Punkt dort, wo der letzte endet;
Zum zweitenmal wird er im Kreiseslauf gelangen,
Zu jener Handlungsart, von der er ausgegangen.
Wenn er auf diese Art die ganze Bahn durchrannt,
Wird ihm der Meisterbund vom Herren zuerkannt;
Nicht Seelenwanderung ist solcherlei Gewährung,
Einstreuungen sind es im Auge der Verklärung,
Sie fragten, was da sei des Endes wahrer Sinn;
Die Antwort lautete: Die Rückkehr zum Beginn.

Joseph von Hammer-Purgstall

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