Divan der persischen Poesie
Dschami
Aus dem »Beharistan«
Aus dem fünften Garten
6.
Ein Derwisch liebte unglücklich. Oft stand er mit
thränenden Augen auf dem Pfade, doch nie beglückte ihn seine
Liebste mit einem Blicke der Gnade. Da sprach man zu ihm:
Deine Angebetete liebt frohe Zecher, und begünstigt die
Freunde der Weinbecher, sie verachtet arme Männer, und
verspottet die Liebe frommer Gottbekenner. Ihre Freunde müssen
wie sie handeln, und ihre Verehrer ihren Weg wandeln. Das
beste wäre, ihr ganz zu entsagen und diese Gedanken dir aus
dem Kopfe zu schlagen. Als der Derwisch diese Ermahnung hörte,
lächelte er und sprach:
Mein ist der Liebe Schmerz, was kümmert's mich
Wenn andre sich an ihrem Reiz beglücken.
Sie ist der Schönheit Garten, wundert's dich
Will Dornen ich, und jener Rosen pflücken?
Schlechta Wssehrd.