Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Dschami

Aus den »Divanen«

5.

Ein Staub ist Gold, dem Farbe nur der Glanz der Sonne leihet,
Wer eine goldne Krone trägt, hat Staub aufs Haupt zerstreuet.

Der Armut Winkel ist ein Schatz, die Schlange ihn zu hüten
Wird sich dem Aug' der Gier allein im Ring der Thüre bieten.

Ein Bettler ist, wem andrer Müh verhilft zu seinem Brote,
Und nennst du ihn auch König, stellst ein Land ihm zu Gebote.

Dem Jungen Hoch, dem Arbeit wohl die hohle Hand gehärtet,
So daß sie sich beim Trunke gleich als Becher ihm verwertet.

Wer Dornen seines Wegs zertritt, ist mir der rechte Wandrer,
Er lobt sich seinen rauhen Pfad, nicht Blumenwiesen andrer.

Mir gilt für lieb nicht, wer da wird so zärtlich fein befunden,
Daß junge Gräser, Flieten gleich, die Füße ihm verwunden.

Mag sich Dschâmî auch Lebenslang im Armutsgau ergehen,
Sein Reichtum wird im Stolze der Genügsamkeit bestehen.

Wickenhauser.

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