Divan der persischen Poesie
Dschami
Aus den »Divanen«
5.
Ein Staub ist Gold, dem Farbe nur der Glanz
der Sonne leihet,
Wer eine goldne Krone trägt, hat Staub aufs Haupt zerstreuet.
Der Armut Winkel ist ein Schatz, die Schlange
ihn zu hüten
Wird sich dem Aug' der Gier allein im Ring der Thüre bieten.
Ein Bettler ist, wem andrer Müh verhilft zu
seinem Brote,
Und nennst du ihn auch König, stellst ein Land ihm zu Gebote.
Dem Jungen Hoch, dem Arbeit wohl die hohle
Hand gehärtet,
So daß sie sich beim Trunke gleich als Becher ihm verwertet.
Wer Dornen seines Wegs zertritt, ist mir der
rechte Wandrer,
Er lobt sich seinen rauhen Pfad, nicht Blumenwiesen andrer.
Mir gilt für lieb nicht, wer da wird so
zärtlich fein befunden,
Daß junge Gräser, Flieten gleich, die Füße ihm verwunden.
Mag sich Dschâmî auch Lebenslang im Armutsgau
ergehen,
Sein Reichtum wird im Stolze der Genügsamkeit bestehen.
Wickenhauser.