Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Dschami

Aus den »Divanen«

6.

Wohl dem, der wenn die Rose blüht,
Sein Plätzchen kann erkiesen
Im Busche, wo das Aug' erfrischt
Der Bach, bei grünen Wiesen.
Sein Herz, ein Haus von Rauch geschwärzt
In winterlanger Weile,
Erschließt die Augenfenster nach
Dem Grünen hin in Eile.
Die Hand wird ihm ein Kelch mit Wein
Narzissenförmig schmücken;
Den Schatten giebt der Rosenbusch,
Cypresse stützt den Rücken.
Ein rosenwangig Tulpenbild
Hat er bei sich zum Kosen,
Und häuft ihm rings ein Lager auf
Aus Tulpen und aus Rosen.
Die Flur ist schon im offnen Krieg
Mit allen Wintersorgen;
Den Ringelpanzer muß das Laub,
Das Schwert die Lilie borgen.
Er legt ins Rauchfaß Ambra, die
In Tulpen brennt zu Asche,
Und mit dem Rauch säumt Röselein
Die ambraduft'ge Tasche.
Aus dieser Flasche fließt, Dschâmî,
Dein Blut, das Blut der Reue.
Sei's drum! ich fülle leicht dies Blut
Mir durch den Hals aufs neue.

Wickenhauser.

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