Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Dschami

Aus den »Divanen«

7.

Glitzernd, funkelnd Sonnenlicht zuckt durch jene Schatten,
Die die Weide lieblich flicht neben grünen Matten.

Runde Lichtlein äugeln dich, die im Winde blinken;
Wach! dein Auge öffne sich, Gräser, Tulpen winken!

Aus dem Mal der Tulpenbrust eigne sinnig an dir,
Daß der Blütenkelch der Lust nicht sei stets zuhand ihr.

Sieh, der Gräser grünes Kleid folgt auf Winters Trauer,
Daß es Herbst mit gelbem Neid wegzureißen lauer'!

Sieh dort der Narzisse Kron', Rösleins thronend Brüsten,
Denk' Dschemschid, Perwis ja schon ihre Herrschaft büßten.

Sprosser, der den Herbst ersah, singt von Rosenzeiten,
Klagt: Wie war ich ihr so nah, bin in fernsten Weiten!

Gott, du oben hörst den Sang, denk' an meine Leiden,
Willst du mich denn ewig lang' von der Liebsten scheiden!

Schön wär's, könnte Hand in Hand Sinn und Form sich stützen,
Was soll so ein licht Gewand düsterm Liede nützen?

Rauschen laß, Dschami, dein Rohr bis zum Himmel munter!
Venus neidig ist ganz Ohr, wirft die Lyra 'runter!

Wickenhauser.

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