Divan der persischen Poesie
Dschami
Aus den »Divanen«
7.
Glitzernd, funkelnd Sonnenlicht zuckt durch
jene Schatten,
Die die Weide lieblich flicht neben grünen Matten.
Runde Lichtlein äugeln dich, die im Winde
blinken;
Wach! dein Auge öffne sich, Gräser, Tulpen winken!
Aus dem Mal der Tulpenbrust eigne sinnig an
dir,
Daß der Blütenkelch der Lust nicht sei stets zuhand ihr.
Sieh, der Gräser grünes Kleid folgt auf
Winters Trauer,
Daß es Herbst mit gelbem Neid wegzureißen lauer'!
Sieh dort der Narzisse Kron', Rösleins
thronend Brüsten,
Denk' Dschemschid, Perwis ja schon ihre Herrschaft büßten.
Sprosser, der den Herbst ersah, singt von
Rosenzeiten,
Klagt: Wie war ich ihr so nah, bin in fernsten Weiten!
Gott, du oben hörst den Sang, denk' an meine
Leiden,
Willst du mich denn ewig lang' von der Liebsten scheiden!
Schön wär's, könnte Hand in Hand Sinn und Form
sich stützen,
Was soll so ein licht Gewand düsterm Liede nützen?
Rauschen laß, Dschami, dein Rohr bis zum Himmel
munter!
Venus neidig ist ganz Ohr, wirft die Lyra 'runter!
Wickenhauser.