Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Dschami

Aus den »Divanen«

9.

Mich kümmert deine Schönheit so
Am Ende werd' ich irr,
Zu Liebe deinen Locken werd'
Ich wie sie selber wirr.
Was hab' ich auch zu fordern noch
Von meinem Geist und Sinn?
Mein geistiges Vermögen ist
Seit meiner Liebe hin.
Du sagst mir: »Laß die Leidenschaft,
Benimm dich mit Verstand.«
Wie soll ich thun, was ich gewiß
Bereue nach der Hand.
Ich kühl' des Nachts im Garten mich,
Weil ich dir ferne, glüh',
Und wecke kleine Sänger auf
Des Morgens viel zu früh.
Durch Thränenströme unterwäscht
Sich meiner Hütte Lehm,
Und sänke sie dahin in Schutt,
Auch das wär' mir genehm.
Ja kämst du selber morden mich,
Mir wär' des Dolches Klang,
In meiner Seele Kerkernacht
Ein Rettungsjubelsang.
Sie kommt – o schließ' dein Aug', Dschâmî,
Es wölbt sich ihre Brau',
Und hundert Risse bringt sie gleich
In deines Islams Bau.

Wickenhauser.

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