Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Omar Chijam

Lebte in der zweiten Hälfte des elften und zu Anfang des zwölften Jahrhunderts. Sein Geburtsort ist nicht ganz bestimmt: entweder Nischapur, resp. ein Dorf in dessen Umgebung, oder Laukar bei Marverud. Er besuchte die Hochschule zu Nischapur, wo er enge Freundschaft mit zwei anderen Jünglingen schloß, die gleich ihm später berühmt werden sollten: Hassan Ibn Sabah, dem Stifter des Assassinenordens, und dem großen Nizam al Mulk, dem allmächtigen Vezier. Letzterer blieb der Freundschaft eingedenk und bot dem Dichter auch eine Hofstelle, welche derselbe jedoch ausschlug, um sich mit seinem kleinen Gehalt zu begnügen, welches ihm Muße zum Schaffen gab. Chijam ist einer der hervorragendsten orientalischen Mathematiker und Astronomen und war einer der Haupturheber der durch Malikschah 1074 eingeführten Kalenderreform. Seinen großen dichterischen Ruhm erwarb er sich durch die nach seinem Tode gesammelten »Vierzeiler«, welche bereits alles enthalten, was die Quintessenz der Hafisischen Poesie ausmacht: ausgelassene Heiterkeit, Freude am Wein und Becherklang, eine erhabene Geistesfreiheit, welche alle religiösen Dogmen und ihre Diener verspottet, aber auch echte Poesie des Herzens, eine »wühlende Skepsis, die sich bald in Verzweiflungslauten, bald in sarkastischen Ausbrüchen Luft macht.« Wie Hafis wurde auch Chijam als Religionsspötter, als »persischer Voltaire« von den Rechtgläubigen verfolgt, ja mit dem Tode bedroht; wie die Hafisischen Ghaselen wurden auch seine Vierzeiler später ganz mystisch gedeutet.

Aus dem »Rubajjat.«

(Vierzeiler.)

1.

Für eine magische Laterne ist diese ganze Welt zu halten,
In welcher wir voll Schwindel leben;
Die Sonne hängt drin als Lampe; die Bilder aber und Gestalten
Sind wir, die dran vorüberschweben.

2.

Wenn in deines Herzens Tiefen nur die Saat der Liebe sprießt,
Gleich ist's, ob du in Moscheen oder Götzentempeln kniest;
Hast du in das Buch der Liebe deinen Namen eingeschrieben,
Nicht mehr denkst du dann an Strafe oder an Belohnung drüben.

3.

Ihr Töpfer, die emsig den Thon ihr knetet,
Mit Händen ihn klopft, mit Füßen ihn tretet,
Bedenkt doch: was ihr also mißhandelt,
Sind Menschenleiber, zu Erde verwandelt.

4.

Über die Religionen sinnen viele und die Glaubenssekten,
Zwischen Zuversicht und Zweifel schwanken andre fort und fort;
Doch ein Ruf wird einst ertönen: O ihr Geistesnacht-Bedeckten,
Wißt, der wahre Weg zum Heile liegt nicht hier und liegt nicht dort.

5.

Du, der die Schlange uns gesellt in Eden,
Und uns umstrickt mit der Versuchung Fäden!
Die Sünden, welche wir begehn im Leben,
Vergieb uns, wie wir dir vergeben!

6.

Was? von uns Armen fordert Er nun Gold,
Wo Er uns Kupfer nur geliehn hat? was?
Ein Darlehn, das wir nie von ihm gewollt,
Heischt Er zurück? Ein traur'ger Handel das!

7.

Weit lieber mit einer Schönen mag ich im Weinhaus plaudern,
Als ohne sie in den Moscheen beten;
Ja, Gott, ich wage sonder Zagen und Zaudern
Mit diesem Glaubensbekenntnis vor dich zu treten.

8.

Ich bin der Häuptling aller Weinhausgänger,
Ich der Rebell, der dem Gesetze flucht,
Und vor dem Gram, dem grimmen Herzbedränger,
Beim Wein die ganze Nacht durch Rettung sucht.

9.

Geschaffen hat den Himmel nur der Mensch durch sein Verlangen;
Die Hölle ist ein Schatten nur, den unser Geist voll Bangen
In jenen Abgrund wirft, der bald uns wiederum verschlingt,
Nachdem wir erst vor kurzer Frist aus ihm hervorgegangen.

10.

Begriffe dieses Leben nur von Grund aus unser Geist,
Wohl würd' er die Geheimnisse des Todes auch erkunden;
Doch wenn du heute, da du noch bei Sinnen bist, nichts weißt,
Was wirst du morgen wissen, wenn die Sinne dir geschwunden?

11.

Ich habe des Daseins Höhen und Tiefen, so viel es der Geist vermag, durchdrungen,
Und alles, was irgend das Denken ermißt;
Doch nennt mich Tropf, wofern nicht von allem, wozu der Mensch sich emporgeschwungen,
Das Beste, Höchste der Weinrausch ist.

12.

Grüßt ehrfurchtsvoll von mir den Muhammed,
Und sprecht: »Herr der Lebendigen und Toten!
Sag an, warum erlaubst du den Sorbet,
Und hast den reinen klaren Wein verboten?«

13.

»Dir, Chijam, bietet seinen Gruß der Herr der Toten und Lebend'gen,
Doch Ignorant, wie mißverstehst du meines Weinverbots Natur!
Erlaubt hab' ich den Wein für die Verständ'gen,
Und ich verbot ihn für die Dummen nur.«

14.

Laßt einen Tropfen, eh das Glas wir leeren,
Uns sprengen auf die sonnverbrannten Auen!
Erquickend wird er auf die Augen derer,
Die drunten tief begraben ruhen, tauen.

15.

Wein, den rosenfarb'gen, lieb' ich, wenn er funkelt in den Gläsern
Bei der Laute sanften Tönen und dem Spiel von Flötenbläsern,
Auch Asceten, Weinverächter lieb ich, wenn mit ihrem Treiben
Sie nur hundert Farasangen weit mir stets vom Leibe bleiben.

16.

Gleich geschmolzenen Rubinen glänzt im Glas des Weines Welle;
Her damit, auf daß ihr Schimmer mir den dunkeln Geist erhelle!
Reich, o Schenke, von dem Naß mir, dem sich nichts vergleicht auf Erden,
Daß ich mich aus ihm verjünge, so wie aus der Lebensquelle.

17.

Von wohl siebzig Religionen hör' ich, die's auf Erden giebt;
Doch die wahre Religion ist die nur, daß der Mensch dich liebt.
Islam, Gottesdienst und Glaube – ferne mag dies Possenspiel,
Dieses eitle stets mir bleiben! Du nur, du nur bist mein Ziel.

18.

Dieser Wein, der in verschiednen Formen sich den Sinnen weist,
Bald als Saft in Reben flutet, bald in Menschenadern kreist,
Fürchte nicht, daß er verschwinden jemals könne sonder Spur,
Seine Wesenheit ist ewig, seine Formen wechseln nur.

19.

Vergieb, o Mufti, Priester. wenn ich stolz mich über dich erhebe!
Im Rausch selbst mehr Vernunft, als du, noch hab' ich in der That.
Nach Menschenblute dürstest du, ich nach dem Saft der Reben;
Sag an, wer besseren Geschmack da von uns beiden hat.

20.

Das Thor zu öffnen, hast nur du die Macht – laß mich denn ein!
Den Weg des Heiles zeige mir, denn du kennst ihn allein!
Nicht einem, der mich leiten will, vertrau' ich mir zur Führung;
Vergänglich sind sie allgesamt; nur du hast ew'ges Sein!

21.

Umsonst suchst du den Ew'gen festzuhalten;
Hin durch der Schöpfung Adern treibt
Es ihn in tausendfältigen Gestalten;
Sie wechseln und vergehn; er bleibt.

22.

Ihr sagt, daß für mein Zechen einst mir schwere Strafen drohn
Und fliehn müss' ich den Rebensaft, den Feind der Religion;
Doch eben deshalb will erlaubt der Weingenuß mich dünken;
Der Glaubensfeinde Blut befiehlt ja der Prophet zu trinken.

23.

Die Welt, jüngst eine Hölle noch, zum Himmel ward sie nun,
Und durch der Fluren Frühlingswasser rinnt, hell wie Silberfäden,
Der Paradiesesfluß dahin. Laßt mich in diesem Eden
Mit einer Maid, wie Huris schön, auf weichem Rasen ruhn.

24.

An Rubinenlippen schwelgend, in der Hand den Becher Wein,
Bei dem Schall der Tamburine sich der Lust der Erde weihn,
Wohl ist schön das – aber dann erst, wenn du jedes Band zerrissen,
Das dich an die Erde bindet, glaub! beginnt dein wahres Sein!

25.

Wie lieblich wieder nun alles ward!
Wie zart ist des Rasens duftendes Grün! Komm, laß uns des Frühlings genießen!
Doch tritt auf die Halme nicht zu hart,
Denn rosig hat einst das Gesicht geblüht, aus dessen Staube sie sprießen.

26.

Wenn des Weines goldne Fluten aus dem Becher mich durchrinnen,
Und es mir im Freudenrausche schwindeln wird an allen Sinnen,
Tausend Wunder seh ich dann und höre Stimmen, die in klaren
Worten mir das tiefste Wesen aller Dinge offenbaren.

27.

Des Ew'gen Finger schreibt der Menschen Schicksalsbuch;
Fruchtlos, ihr Frommen ist, ihr Weisen, eu'r Versuch,
Daß ihr nur Einen Spruch, auch nur Ein Wort von denen,
Die Er geschrieben hat, auslöscht mit euren Thränen.

28.

Hinter dem geheimnisvollen Vorhang drang noch nie ein Blick,
Keiner hob noch je den Schleier, der verhüllt das Weltgeschick;
Zweiundsiebzig Jahre hab' ich Tag und Nacht darob gesonnen,
Doch das Rätsel blieb mir dunkel und mein Leben ist verronnen.

29.

Der Wassertropfen klagte, daß getrennt er sei vom Ocean,
Doch lachend sprach der Ocean: Um was du klagst, das ist ein Wahn,
Denn ich bin alles, was da ist; kein andrer Gott ist außer mir;
Und wenn getrennt wir sind, so trennt mich nur ein kleiner Punkt von dir.

30.

Eine Flasche roten Weines und ein Büchlein mit Gedichten
Und die Hälfte eines Brotes, andres wünsch' ich mir mit nichten;
Dann nur irgend eine Wüste, um mit dir darin zu wohnen,
Und beneiden will ich fürder keinen Herrscher von Millionen.

31.

Gewalt'ge Leidenschaften hat uns Gott zuerst ins Herz gepflanzt,
Dann sagt er uns: »Ich strafe dich, wenn du sie nicht bemeistern kannst.«
Wir Armen! Spricht ein Vater wohl: »Die Schale kehre um, mein Kind!«
Und straft sodann das Söhnchen, wenn der Inhalt auf den Boden rinnt?

32.

Wie ein Falk' entflog ich jener Welt der Geister, um von dort
Höhre Welten zu erfliegen; doch an diesem niedren Ort
Sank ich hin, und, da ich fremd mich hier und unverstanden sah,
Auf dem Weg, den ich gekommen, flieg' ich nun von neuem fort!

33.

Stets hält die Blicke mir gebannt des Weines zarte Röte,
Im Ohre hallt mir immerdar der süße Klang der Flöte.
Formt einst der Töpfer einen Krug aus meines Leibes Staube,
O, sei stets dieser Krug gefüllt mit feur'gem Saft der Traube!

34.

Jüngst aus dem Buch der Liebe zog ich eben mir ein Los,
Da hört' ich, wie ein Weiser sprach: O, dessen Glück ist groß,
Der eine schöne Freundin hat, und größer noch fürwahr,
Wenn eine Nacht er vor sich hat, die lang währt wie ein Jahr.«

35.

Mühsam und emsig hab' ich der Weisheit Korn gesät,
Und es mit eignen Händen gepflegt; allein, mein Kind,
Nur eins ist klar mir worden, als ich die Saat gemäht;
Ich kam so wie das Wasser und gehe wie der Wind.

36.

Die laue Liebe ist ein Feuer, das ohne Glanz und Wärme brennt,
Wollt ihr den echten Verliebten erkunden, so wißt: ein solcher ist nur der,
Der Monde, Jahre, zu allen Stunden, kaum seiner eignen Sinne Herr,
Das Weib beseufzend, das ihm teuer, nicht Rast, noch Speise, noch Schlummer kennt.

37.

Gestern vor der Morgendämmerung, einen Becher in der Hand,
Mir zu Seiten eine Schöne, saß ich an des Baches Rand,
Und vom Lichtglanz, den der rote Wein auf einmal rings entzündete,
Ward getäuscht der Stundenrufer, daß er schon den Tag verkündete.

38.

Mein Liebchen – mochte doch so lang ihr Leben dauern wie mein Gram! –
War wieder huldvoll gegen mich, als heut sie mir vorüberkam;
Sie gab mir einen flücht'gen Blick, doch ging so schnell, wie sie genaht,
Und barg vor allen, daß an mir geübt sie diese gute That.

39.

Ich lodre hoch in Liebesglut zu einer jugendlichen Schönen,
Laut spricht mein Herz, allein der Mund bleibt stumm und ringt umsonst nach Tönen:
O Himmel, ist auf Erden je so seltsam was gesehen worden?
Verdurstend, lechzend sitz' ich da an eines klaren Stromes Borden.

40.

Sieh, den Glanz des Weins, o Schenke! sieh des Mondes klares Licht!
Sieh zur Seite mir die Schöne mit Rubinenangesicht!
Nicht von Erdentsagen sprich mir, da mein Herz von Liebe brennt!
Bring', um meine Glut zu löschen, mir das flüssige Element!

41.

Wo sind die Sänger? wo ist der Wein? Geschwinde nun eingeschenkt!
Gesegnet sei mir das Herz, das fromm des Morgentrunkes gedenkt!
Von allem auf dieser Erde sind drei Dinge das beste, glaubt:
Ein holdes Liebchen, der Morgentrunk und ein weinbenebeltes Haupt.

42.

Ach böser Fastenmond! Hin ist die Zeit, in der wir tranken,
Die Zeit, in der wir an die Brust von schönen Mädchen sanken!
Fast platzen will das Faß vom Wein, den wir nicht trinken sollen,
Und schmachtend sehn die Frau'n uns an, die gern geküßt sein wollen.

43.

Mehr dünkt ein Zug aus der Flasche mich wert, als aller Erdenruhm,
Als Kobads mächtiger Herrscherthron, als Chosrus Königtum;
Mehr wert ist ein Seufzerhauch, der leis' vom Munde Verliebter weht,
Als aller Mönche und Derwische Geplapper und Gebet.

44.

Einer ist im Himmel droben, der dein Tiefgeheimstes kennt,
Jeden Tropfen deines Blutes, auf dem Haupt dir jedes Haar;
Magst du täuschen auch die Menschen, welche man die klügsten nennt,
Sprich, was nutzt vor dem dein Heucheln, welchem alles offenbar?

45.

Ist der Sinn von Wein und Rosen doch nur Weinverehrern klar!
Ihn begreifen Geistesarme, Herzensschwache nimmerdar:
Während ihre stumpfe Seele nur das Niedrigste gewahrt,
Wird dem Trinker des Genusses höchste Wonne offenbart.

46.

Weh denen, welche Liebe nie gekannt,
Nie ihre Lust gefühlt und ihre Leiden,
Und deren Augen keine teure Hand
Zudrückt, wenn sie von dieser Erde scheiden!

47.

Erkunden wollt' ich wo der Garten Eden
Und wo die Hölle sei, der Marterort;
Da hört' ich meinen Meister also reden:
»In dir sind beide; such' sie dort!«

48.

Schon lassen muß ich diese Welt; von hundert Edelsteinen,
Durch die ich sie erfreun gewollt, ach! gab ich ihr nur einen,
Und der Gedanken viel, die sie noch nicht vermocht' zu fassen,
Muß ich unausgesprochen nun mit mir begraben lassen.

Adolf Friedrich von Schack

49.

Im Alkoran, den man das hoch erhab'ne Wort nennt,
Liest dann und wann, nicht immerfort der fromme Mund;
Doch einen Glanzvers giebt es an des Bechers Grund,
Den dauernd man und gern an jedem Ort nennt.

50.

Genossen! Schafft aus Wein mir Speise!
Und lasset wie Rubin
Mein bleiches Angesicht erglühn!
Wenn ich mich aufgemacht zur letzten Reise,
Wascht mich mit Wein und aus dem Holz der Reben
Sollt einen Sarg ihr meiner Leiche geben!

51.

's ist wundersam, wie schnell des Lebens Wanderzug
Vorüber geht!
D'rum greife zu, bevor der frohen Weile Flug
Vorübergeht!
Was brütest du, o Schenke, über'm Gram? Sei klug!
Bring' her den vollen Krug,
Merkst du denn nicht, daß Nacht und ihrer Träume Trug
Vorübergeht? –

Josef Kubat.

52.

Ein Zauberruf aus unserm Weinhaus scholl:
Auf Schlemmer! Schwärmer! seid vom Wein ihr toll?
Erwacht! laßt uns das Maß der Becher füllen,
Bevor noch unser eignes Maß ist voll!

53.

Auf! Komm! das Herz zu stillen, magst du sagen
Die Lösung einer nur der Rätselfragen!
Sonst bring' zum Trunk uns einen Krug mit Wein,
Eh Krüg' aus unserm Staub zu drehn sie wagen.

54.

Wenn ich gestorben bin, wascht mich mit Wein,
Von Wein und Kelch singt mir ins Grab hinein.
Und wollt ihr mich zum Auferstehungstage,
So sucht im Staub der Schenke mein Gebein.

55.

Die Bürgschaft leistet niemand für das Morgen,
Befrei' dein Herz darum von schwarzen Sorgen!
Leer', Mond, den Glanzkelch drum! Nie sieht der Mond
Uns mehr, ob er nun scheint, ob er verborgen.

56.

Der Liebende sei trunken stets und toll,
Von Wahnwitz sei er und von Schande voll!
Bei klarem Sinn genießen wir nur Kummer;
Sind wir berauscht, dann komm', was kommen soll!

57.

So viel will Wein ich trinken, daß sein Duft,
Werd' ich zu Staub, von Staub steigt in die Luft,
Und daß vom Weindunst tiefberauscht, die Trunknen
Auf meinem Staub todsinken in die Gruft.

58.

Erstrebst du etwas, suche einen Nützer,
Bist im Besitz du, suche einen Schützer,
Ein Herz wiegt hundert Lehm- und Wasserkâbas.
Was soll die Kâba? Such' ein Herz als Stütze.

59.

Ich, Sänger, Wein, der wüste Raum: Gewand,
Pokal, Herz, Seel' weihn wir dem Wein als Pfand;
Der Gnadenhoffnung und der Straffurcht ledig,
Was sind uns Erde, Wasser, Wind und Brand?

60.

Lenztulpen gleich greif' zum Pokal geschwind,
Kredenzt ihn dir ein tulpenwangig Kind:
Trink fröhlich Wein! denn dieser blaue Himmel
Kann plötzlich dich hinschmettern wie ein Wind.

Wollheim.

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