Divan der persischen Poesie
Divan der persischen Poesie

Blütenlese aus der persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung, biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.

Herausgegeben von Julius Hart.

1887 n.Chr.

Inhaltsverzeichnis

Divan der persischen Poesie

Sadi

Aus dem Bostan. Vierte Abteilung: Von der Demut.

Die Demut.

Aus Staub erschuf dich einst der Herr der Welt,
Drum falle, wie der Staub zuboden fällt;
Nicht gierig, stolz, gewaltsam sei auf Erden,
Aus Staub bist du, darfst nicht zum Feuer werden.
Als stolzen Sinn des Feuers Glut gezeigt,
Hat demutsvoll der Staub sich tief geneigt;
Da jenes Hoffart, Demut der erwiesen,
Macht' er zum Teufel jen's, zum Menschen diesen.
Ein Regentropfen fiel hinab ins Meer,
Und staunte ob des Meeres Größe sehr.
Was kann ich neben ihm zu sein noch meinen?
Fürwahr, bei ihm muß ich ein Nichts erscheinen.
Indem er so verächtlich hielt sein Los,
Pflegt' ihn die Muschel still in ihrem Schoß,
Und nach und nach ließ ihn des Himmels Walten
Zur prächt'gen Königsperle sich gestalten.
Weil klein er war, stieg er zur Größ' empor,
Daß Sein ihm ward, klopft er an Nichtseins Thor.

Karl Heinrich Graf

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