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Divan der persischen Poesie Blütenlese aus der
persischen Poesie, mit einer litterarhistorischen Einleitung,
biographischen Notizen und erläuternden Anmerkungen.
Herausgegeben von
Julius Hart.
1887 n.Chr.
Inhaltsverzeichnis |
Divan der persischen Poesie
Sadi
Begeisterung
Welch ein Antlitz! zart und lieblich, gleich
der Blüte von Jasmin;
Welch ein Wuchs! am Berg die Ceder nimmer mir so hold
erschien,
Welche Locken! duftig gleich den Blumen, die am Waldrand blühn
–
Mädchen, lösch' – o lösch' die Flammen, die den Busen mir
durchglühn.
Hart erfaßte mich das Schicksal, lindre du mein düstres Leid,
Und willst du mein Herz dagegen – Herz und Seele nimm sie beid'.
Nimm mein Gut, dir liegt's zu Füßen, nimm mein Blut, ich weih'
es dir,
Laß dein Sklav' mich sein, dein letzter, schalte, wie du
willst, mit mir.
Von mir schleudr' ich alle Weisheit, ist sie doch ein
Schmetterling,
Und du bist die Flamme, drin sich mancher Falter schon
verfing.
Mädchen, sieh wie rings der Frühling selbst den Staub lebendig
macht,
Wie die Welt aus tausend Tropfen Morgentau's herüberlacht,
Wie es duftet rings von Rosen, Moschus und Basilikon –
Komm herab aus deiner Höhe, dein in Brünsten harr' ich schon.
Wo du schreitest, neigt die Ceder finster sich von Neid
verzehrt,
Und die Rose birgt ihr Antlitz, doch der Himmel, schnell
bethört,
Wünscht sich tausend Dichterzungen, seine Lieb' dir zu gestehn,
Und auch ich mit tausend Zungen möcht' um Heilung zu dir flehn.
Hebst den Schleier du, so lodert rings die Erde auf entzückt,
Senkst du ihn, in öde Leere fühlt sie wieder sich entrückt.
Nichts ist süßer, als dein Lächeln, reizender nichts als dein
Mund,
Du bezauberst mich, als läg' ich in der Gottheit tiefstem
Grund.
Nicht mehr will ich in der Klause einsam betend mich kastei'n,
Mit Verliebten will ich schwärmen, Schenke komm und bring' mir
Wein.
Sänger spielt – indes ich jauchzend euch den Takt schlag' mit
dem Fuß,
Sadi ist verliebt, der Liebsten bringt er dieses Lied zum
Gruß.Heinrich Hart. |
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