Faszination Frau

Faszination
Frau im Islam

 Fatima Özoguz und Mihriban Özoguz

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Die Muslima im deutschsprachigen Raum

Abschließend stellen wir uns der Frage nach der heutigen Situation der praktizierenden Muslima in Deutschland und den Zukunftsaussichten. Eines sei dazu vorweggenommen: Keine halbwegs vernünftige muslimische Frau will Deutschland “islamisieren“, unabhängig davon, wie überzeugt sie vom Islam ist, unabhängig davon, ob sie Konvertitin ist oder als Muslima geboren wurde, unabhängig davon, ob sie ein Kopftuch trägt oder nicht, zumal der Islam keine Religion mit offensiver Missionsarbeit ist.

Eigentlich haben praktizierende Muslimas in vielen Teilen ihres Lebens die gleichen Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte wie viele andere Frauen der Welt. Die in Deutschland aufgewachsene Muslima wünscht sich auch eine fundierte Ausbildung, macht sich Sorgen um einen Arbeitsplatz, fragt sich, wie Beruf und Familie miteinander vereinbar sein können, möchte gerne heiraten und eine Familie gründen, gerne Kinder haben, in einem geborgenen Heim leben, eines Tages nicht ins Altersheim abgeschoben werden usw..

Aber da sie praktizierende Muslima ist, stellen sich ihr Hindernisse in den Weg, mit denen Nichtmuslimas kaum zu rechnen haben. Zunächst einmal wird sie an vielen Orten des Landes als suspekte Person betrachtet. Allein die Tatsache, dass sie ein Kopftuch trägt, macht sie zu einer Art “Aussätzigen“. Sie hat sich zwar schon längst an die bösen Blicke im Hochsommer gewöhnt, wenn alle anderen sich in öffentlichen Entblößungswettbewerben überbieten. Aber so manchmal schmerzt es sie doch, wenn sie in gebrochenem Deutsch angesprochen wird, obwohl sie möglicherweise in Germanistik promoviert ist. Einen bewussten ausgebildeten Kopf vermuten die wenigsten unter ihrem Hidschab. Dabei ist die Abneigung gegen das Kopftuch in der Gesellschaft erst hochgekocht, als praktizierende Muslimas auch an den Universitäten gesichtet wurden und einen Beruf mit einer über die Raumpflegerin hinausgehenden Qualifikation anstrebten.

Heute gibt es faktisch Berufsverbote für praktizierende Muslimas in Deutschland. So kann sie z.B. in den meisten Bundesländern keine Lehrerin werden, und ein Dienst bei der Polizei oder anderen uniformierten staatlichen Berufen ist ebenso nicht denkbar. Gibt sie im Internet ein Stellengesuch mit e-Mail-Adresse auf, in der sie auf ihr Kopftuch hinweist, damit alle potentiellen Stellenanbieter “gewarnt“ werden, läuft ihr Mailer voll mit Hassmails von Leuten, die sie auf sehr unterschiedliche Weise aus dem Land beordern wollen.

So zieht sie sich immer weiter zurück in ihre muslimische Gemeinde, findet meist nur einen Arbeitsplatz unter Muslimen – wenn überhaupt – und wird dann auch noch der Bildung von Ghettos und so genannten “Parallelgesellschaften“ beschuldigt. Wird sie aber eines Tages schwanger, wird sie beschuldigt, nichts anderes zu tun, als Kinder in die Welt zu setzen. Landet sie in der Geburtsklinik, wundert sie sich darüber, dass offenbar nur sehr wenige Nichtmuslimas die Last des Gebärens auf sich nehmen. Wer soll dann die Zukunft des Landes sicher stellen?

Dass ein ungestörtes Miteinander durchaus möglich ist, zeigt nicht nur die für Muslimas konzipierte Kopftuchuniform für englische muslimische Polizistinnen. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es tausende von Beispielen guter nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen praktizierenden Muslimas und nichtmuslimischen Straßennachbarn, Bekannten, Freunden. Und in Österreich hat sich auch eine durchaus ansehnliche österreichisch-muslimische Gemeinde etabliert mit gebildeten Frauen und Männern, die sich ihren Platz in der Gesellschaft durch Engagement erarbeitet haben.

Die bewusst praktizierende Muslima im deutschsprachigen Raum ist fasziniert von ihrer Religion und versucht sich immer weiter darin zu bilden und immer tiefer in die religiösen und spirituellen Aspekte des Glaubens einzutauchen. Sie engagiert sich gleichfalls “irdisch“ für den Frieden in der Welt wie auch für Gerechtigkeit in der Schule. Die erste Generation von eingewanderten Muslimas wird zunehmend von Muslimas ersetzt, die der deutschen Sprache durchaus mächtig und auch oft deutsche Staatsbürger sind. Sie sehen ihre Zukunft – wenn auch teils mit Hindernissen – im deutschsprachigen Raum und engagieren sich in allen Bereichen, angefangen von der Schwangerschaftsvorbereitung bis hin zu Friedhöfen für Muslime.

Nichts und niemand kann sie von diesem gewachsenen Glauben abbringen – so Gott will. Und niemand ist in der Lage, ihr das Kopftuch zu entreißen. Wenn die Mehrheitsgesellschaft das einmal verstanden hat, dann wird es auch ein hoffnungsvolleres Miteinander geben können.

Muslimas verstehen sich als Teil der Gesellschaft, in der sie leben und die sie mitgestalten wollen, nicht nur durch die Erziehung der nächsten Generation. Und bei aller Verworrenheit der Weltpolitik und der Feindschaft in der Welt, die durch die Fernsehschirme in unsere Wohnzimmer hineinstrahlt, sollte es doch zumindest in unserem bescheidenen Rahmen möglich sein, einen Baustein für Frieden in der Welt zu gründen.

Muslimas in Deutschland sind inzwischen auch ein echter “Marketing“-Vorteil in bestimmten wirtschaftlichen Bereichen. Immer mehr Kliniken stellen ganz bewusst mehrsprachige Kopftuch-tragende Muslimas ein, weil sie dadurch eine zunehmende Klientel von muslimischen Patienten besser zufrieden stellen können und sich dadurch einen wirtschaftlichen Vorteil versprechen. Auch so manche Apotheke hat das verstanden, und so ist die Privatwirtschaft im Land auch in anderen Bereichen, selbst bei dieser gesellschaftlichen Entwicklung, viel schneller als Gesellschaft und Politik.

Die Muslimas im deutschsprachigen Raum sind zu dem konstruktiven Miteinander bereit. Es wird Zeit, dass auch die Verantwortungsträger im Land das verstehen. Die allermeisten Muslimas sind schon längst bereit, sich als konstruktives Mitglied in die Gesellschaft einzubringen. Aber so lange die Gesellschaft sie mit ihrem religiösen Habit der Würde nicht akzeptiert, wird sie nicht vom Segen der Beteiligung von Muslimas an der Gesellschaft profitieren können. Und in einer Gesellschaft, die vorgibt auf dem Weg Jesu und Marias und der Nächstenliebe zu sein, sollte man doch zumindest allen Anhängerinnen der Maria, zu denen auch Muslimas gehören, ihren Schleier lassen, damit sie sich engagiert einbringen.

So sehr die Muslima in Deutschland von manchen als “Gefahr“ verstanden wird, so sehr ist sie auch eine Chance für das Land sich selbst einzubringen und auch um zukünftige Renteneinzahler zu erziehen. Wer die Chance erkennt, wird Wege zum konstruktiven Miteinander finden – inschaallah – so Gott will.

Der Gesandte Allahs (s.) sprach: „Sagt ein Mann zu seiner Frau: „Ich liebe Dich“ so werden diese Worte niemals aus ihrem Herzen verschwinden!“

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