Faszination Frau

Faszination
Frau im Islam

 Fatima Özoguz und Mihriban Özoguz

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Es gibt auch heute Zainabs

In so vielen Familien, in so vielen Häusern leben und wirken auch heute lauter Zainabs und versuchen ihrem historischen Vorbild nachzueifern. So lange es die historischen Umstände nicht notwendig machen, treten sie nicht unbedingt öffentlich in Erscheinung. Aber ihr Wirken in Familie und Gesellschaft ist dadurch nicht minder bedeutsam.

Eine solche Frau ist die Ehefrau von Imam Chamenei. Ende 1992 hat sie einen ihrer äußerst seltenen öffentlichen Auftritte gehabt in Form eines Interviews, das sie der persischen Frauenzeitschrift “Mahdschubah - Magazin für muslimische Frauen“ gab. Die deutsche Übersetzung kann helfen, das Denken der Gemahlin von Imam Chamenei, dem Oberhaupt der Islamischen Republik Iran, besser zu verstehen, stellvertretend für viele andere “Zainabs“ der Zeit. Sie wurde im Jahre 1947 in Maschhad (Iran) geboren.

Frage: Würden Sie uns bitte über Ihre schulische Bildung berichten?

Frau Chamene’i: Ich erlernte die notwendigen Fertigkeiten, um Bücher zu lesen, religiöse Studien zu betreiben, so wie auch künstlerisches Gestalten und Handarbeiten, daneben habe ich in unserer Großfamilie Hausarbeit verrichtet. Ich habe eine lebendige Erinnerung an meine Schulzeit, besonders an meine Qur´an-Lehrerin, die erst kürzlich von uns gegangen ist. Die Kleidung dieser hochgeachteten und geschätzten Dame war einzigartig. Obgleich sie keinen Tschador trug, hatte sie einen perfekten Hidschab[1]. Ihre lange Kopfbedeckung, der Kopf und Schultern völlig bedeckte, reichte bis zu ihrer Taille hinab. Diese Dame hatte einen unvergleichlich innovativen Stil in ihrem Qur´an-Unterricht. Ihr Antlitz, das voller Würde und Ausgeglichenheit war, ist noch jetzt vor meinen Augen, und ich werde sie niemals vergessen.

Eine andere Erinnerung, die ich habe, stammt aus der selben Zeit: Die meisten der religiösen Zeremonien, wie Qur´an-Lesen in der Klasse, oder das Gemeinschaftsgebet in der Schule zu beten, die eine religiöse Schule gewesen ist, sind mir in fester Erinnerung. Natürlich wurde in den (staatlichen) Mädchen-Grundschulen und in den höheren Mädchenschulen in jenen Tagen das Rezitieren des Qur´an oder das Rezitieren religiösen Liedgutes nicht praktiziert, weil aber unsere Schule eine religiöse Schule war und von einer religiösen Dame geleitet wurde, wurden solche Zeremonien (dennoch) abgehalten.

Frage: Wie wurden Sie mit Ihrem Gemahl bekannt?

Frau Chamene’i: Ich habe ihn im Jahre 1964 geehelicht. Die Heirat fand natürlich statt, bevor wir uns nahe gekommen waren, denn wie es jener Tage in religiösen Familien üblich gewesen ist, war seine Mutter mit dem Vorschlag zu uns gekommen und nach den üblichen Gesprächen wurde die Hochzeit vollzogen.

Frage: Wie viele Kinder haben Sie?

Frau Chamene’i: Wir haben vier Söhne und zwei Töchter, all unsere Söhne wurden vor der (Islamischen) Revolution (im Iran) geboren, unsere Töchter wurden nach der Revolution geboren.

Frage: Bitte erzählen Sie uns ein wenig von Ihrem Leben während der Zeit des Islamischen Aufstandes gegen den Schah von Persien.

Frau Chamene’i: Jene Zeit war eine Zeit der Härten und der Prüfungen durch Gott, und ich hatte mich auf alle möglichen Schwierigkeiten vorbereitet und mich niemals über irgend etwas beschwert. Ich erinnere mich, dass mich mein Mann in den ersten Monaten nach unserer Heirat eines Tages gefragt hat: "Wenn ich eines Tages verhaftet würde, welches Gefühl hättest du?" Es war eine unerwartete Frage gewesen und zuerst war ich bekümmert und beunruhigt, doch er erzählte so viel vom Engagement, dessen Gefahren und Schwierigkeiten und von jedermanns Pflicht in dieser Beziehung, dass ich ziemlich beruhigt wurde. Genau an dem Tag, an dem Imam Chomeini aufs Neue verhaftet und von Qum nach Teheran gebracht wurde, um in die Türkei ins Exil verbannt zu werden, an diesem Tag bereiteten sich Herr Chamenei und andere in Maschhad darauf vor, um ihre Opposition dagegen auszudrücken, und zu genau diesem Anlass stellte er diese Frage. Daher trug ich alle Schwierigkeiten leicht, wann immer er eingekerkert oder ins Exil geschickt wurde, oder wenn wir seine Aktivitäten verbergen mussten.

Später hatten wir mehrere Kinder und natürlich war das Leben zeitweise hart, aber Gott half uns, und niemals war ich verzweifelt. Der Kampf (gegen das Unrecht) brachte andere Schwierigkeiten mit sich als das Gefängnis oder das Exil, die mehr oder weniger gleich bleibend waren. Angst, materielle Armut, die Annäherung falscher Menschen und einige Entbehrungen waren alles Folgen des Kampfes, und wir gewöhnten uns daran. Natürlich war die spirituelle Unterstützung und die Zuneigung durch meine Familie und durch seine Familie eine große Unterstützung, und immer verließ ich mich auf Gott.

Frage: Wie unterstützten Sie Ihren Gemahl in seinem Einsatz?

Frau Chamene’i: Ich denke, meine größte Aufgabe war es, die Atmosphäre im Haus ruhig zu halten, so dass er seine Arbeit fortsetzen konnte. Ich versuchte zu verhindern, dass er über mich oder die Kinder verstimmt wurde. Wenn ich ihn dann manchmal im Gefängnis besuchte, sagte ich ihm gar nichts über Probleme, die wir hatten, und als Antwort auf seine Frage nach dem Befinden von mir oder den Kindern überbrachte ich ihm nur die guten Nachrichten.

Bei unseren Treffen im Gefängnis oder auch in Briefen im Exil zum Beispiel sagte oder schrieb ich niemals etwas über die Krankheiten der Kinder. Natürlich war ich bei einigen Angelegenheiten aktiv beteiligt, wie dem Austeilen von Flugblättern, dem Übermitteln von Botschaften, dem Verbergen von Schriftstücken und so weiter; Aktionen, die meiner Meinung nach aber der Erwähnung nicht wirklich würdig sind. In den letzten Monaten des Kampfes war ich beschäftigt mit dem Übermitteln von Botschaften von Imam Chomeini aus Paris, die mich telefonisch erreichten, und ich übergab sie den Zentren zur Vervielfältigung und Verteilung in Maschhad und anderen Städten, sammelte die Nachrichten aus Maschhad und anderen Städten Chorasans und übermittelte sie nach Paris. Doch ich denke, die wichtigste Aufgabe der Frauen von Freiheitskämpfern jener Zeit war die spirituelle Unterstützung, die Zuneigung, das Verbergen von Geheimnissen und das Verhindern des Entstehens von Schwierigkeiten.

Frage: Hilft Ihr Gemahl Ihnen im Haus?

Frau Chamene’i: Gegenwärtig hat er weder die Gelegenheit dazu, noch erwarten wir das von ihm. Aber eine sehr gute Eigenschaft, die er hat und die vorbildlich für andere ist, ist dass er versucht, obwohl er meist ermüdet von der täglichen Arbeit ist, die Atmosphäre des Hauses nicht mit den Problemen seines Büros zu belasten.

Frage: Gehorchen Sie Ihrem Gemahl, ohne zu fragen?

Frau Chamene’i: In einigen meiner persönlichen Angelegenheiten bitte ich ihn um Rat, und in einigen erbitte ich seine Erlaubnis, so wie es meine religiöse Pflicht ist. Ich verheimliche nichts von meinen persönlichen Angelegenheiten, und in allen erforderlichen Angelegenheiten stimme ich mit seiner Meinung überein.

Frage: Was für eine Art Vater ist Imam Chamene’i?

Frau Chamene’i: Er ist einfühlsam in Sachen Religion, Moral und bei der Erziehung der Kinder und ermutigt sie zu beten, Qur´an zu lesen und Sport zu treiben. In Bezug auf die Erziehung unserer Mädchen sagte er immer wieder, er hätte gerne, dass sie einmal Ärztinnen werden.

Frage: Arbeiten Sie für die Regierung?

Frau Chamene’i: Als muslimische Frau in der Islamischen Republik Iran habe ich einige Pflichten, wie alle anderen muslimischen Schwestern, und ich komme ihnen nach besten Kräften nach, aber ich habe keine besonderen offiziellen Verantwortlichkeiten.

Frage: Was erwartet Ihr Gemahl von Ihnen?

Frau Chamene’i: Er erwartet Ausgeglichenheit und eine glückliche und gesunde familiäre Umgebung mehr als alles andere.

Frage: Bitte verraten Sie unseren Lesern Ihre Ansichten über sittsame islamische Bekleidung.

Frau Chamene’i: Meiner Meinung nach ist die beste Kleidung für Frauen außerhalb des Hauses (im Iran) ein Tschador. Natürlich bedeutet es keinen Verstoß gegen die Religion, andere Bekleidung zu tragen, wenn diese den Körper vollständig verhüllt und nicht eng anliegend oder figurbetont ist. Letztlich bevorzuge ich den Tschador. Für den Gebrauch innerhalb des Hauses ist es recht unterschiedlich. Natürlich soll die Bekleidung insgesamt der islamischen Sittsamkeit entsprechen.

Frage: Welche Art Lebensstil führen Sie?

Frau Chamene’i: Schon vor Jahren haben wir luxuriöse Dinge aus unserem Haus restlos entfernt. Schönheit ist gut, aber wir sollten keinen luxuriösen Lebensstil führen und diesem verfallen. In unserem Haus haben wir keine Ausschmückungen im üblichen Sinne, wertvolle Teppiche, Vorhänge, Möbel usw. Wir haben uns schon vor langer Zeit von diesen Dingen getrennt. Wir versuchen, in unserem Leben nur das zu besitzen, was wir wirklich brauchen. Die Eltern von Herrn Chamenei waren beispielhaft in dieser Beziehung, seine Mutter kritisiert solche (luxuriösen) Anschaffungen, und ich bin derselben Ansicht. Meinen Kindern rate ich immer, in ihrem persönlichen Verhalten der selben Weise zu folgen. Wir denken, dass Ausgaben für luxuriöse Dinge unnötig sind.

Frage: Arbeiten Sie außerhalb des Hauses?

Frau Chamene’i: Arbeiten im allgemeinen Sinne nicht. Wenn einige Dienste nach ihrer Auffassung Arbeiten darstellen, dann könnte man sagen, dass ich zeitweise außerhalb des Hauses gearbeitet habe.

Frage: Und was ist mit sozialer Arbeit?

Frau Chamene’i: Meiner Ansicht nach sollte man direkt auf die Armen zugehen und ihnen helfen, und wenn alle das gemäß ihren Mitteln tun, dann bestünde kein Bedarf nach offiziellen Organisationen, um den Armen zu helfen. Das Betrachten nicht gut entwickelter Gegenden, das Besuchen von Häusern, Arbeitsstätten und Schulen in solchen Gegenden verschafft jedem eine Gelegenheit, den Armen und unterprivilegierten Menschen zu helfen.

Frage: Haben Sie eine Botschaft an unsere Leserinnen?

Frau Chamene’i: Meine Botschaft an alle Damen aller Nationen und aller Religionen ist, dass sie die Würde und die Größe der Frauen schützen sollen, durch ihr Betragen, ihr Verhalten und durch die Wahrung der weiblichen Keuschheit und Reinheit. Muslimische Frauen sollten den Wert der islamisch sittsamen Kleidung verstehen, und sie sollten nie vor den Verlockungen des Gegners hinsichtlich des Hidschab nachgeben. Mein weiterer Rat an muslimische Frauen ist, dass sie sich nicht von sozialen und politischen Aktivitäten zurückziehen sollten. Im Iran hat die Anwesenheit von Frauen auf diesen Schauplätzen zum Erfolg der Islamischen Revolution geführt, und gegenwärtig beteiligen sich Frauen bei allen Aktivitäten im Land, ob sozial, politisch oder wissenschaftlich.

[1] Der Hinweis ist dem Kontext zu sehen, dass zu jener Zeit der herrschende Schah versuchte, die Frauen vom Hidschab zu entfremden.

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