Faszination Frau

Faszination
Frau im Islam

 Fatima Özoguz und Mihriban Özoguz

Zum Inhaltsverzeichnis

Grundlagen der Familie aus der Sicht des Islam

„Und unter Seinen Zeichen ist dieses, dass Er Gattinnen schuf für euch aus euch selber, auf dass ihr Seelenruhe an ihrer Seite findet. Und Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt! Hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt!“

Heiliger Qur´an 30:21

Aus der Sicht des Heiligen Qur´an stellt die Familie ein gesellschaftliches, psychisches, organisatorisches, wirtschaftliches sowie im Sinne der Erziehung und Ethik stehendes Erfordernis dar. Sie entspricht dem Bedürfnis nach Barmherzigkeit, Hingabe und Güte und ruht gemäß dem oben beschriebenen Vers des Heiligen Qur´an auf einem Fundament, welches gebildet wird durch folgende Grundlagen:

- Gleiche Erschaffung: „Und unter Seinen Zeichen ist dieses, dass Er Gattinnen für euch schuf aus euch selber...“

- Seelenruhe: „...auf dass ihr Seelenruhe findet an ihrer Seite.“

- Liebe: „...und Er hat Liebe zwischen euch gesetzt...“

- Barmherzigkeit: „...und Barmherzigkeit...“

Weitere Grundlagen folgen aus anderen Versen.

- gutes Benehmen: „...und geht gütig mit ihnen um...“

Heiliger Qur´an 4:59

- Gerechtigkeit: „...doch haltet sie nicht zu ihrem Schaden zurück, um unge­recht zu handeln. Wer das tut, wahrlich, der sündigt gegen seine eigene Seele.“

Heiliger Qur´an 2:231

- das göttliche Versprechen: „... und sie (die Frauen) ein festes Versprechen von Euch abgenommen haben...“

Heiliger Qur´an 4:20

- gottesehrfürchtige Tugendhaftigkeit: „Wir haben euch von Mann und Weib erschaffen ... und der Würdigste unter euch ist der Gottesehrfürchtigste!“

Heiliger Qur´an 49:13

Allamah Tabatabai[1] schreibt in seiner Interpretation der Sure “Die Frauen“ [nisa][2]: „Gott, der Erhabene, schuf die Frau und versah sie mit all dem, was dem Manne Ruhe schenkt und errichtete zwischen ihnen Zuneigung und Liebe, so dass sie die Männer durch ihre Schönheit, Liebe, Freundlichkeit, Güte und Zärtlichkeit an sich ziehen“.[3] Solch eine Darstellung ärgert moderne Feministinnen, da sie glauben, die Frau sei “nur“ für den Mann geschaffen. Aber sie verkennen dabei auch, dass Gott der Erhabene den Mann schuf und auch ihn mit all dem versah, was der Frau Ruhe schenkt. Und muslimische Männer und Frauen empfinden es nicht als Degradierung, wenn festgestellt wird, dass die unterschiedlichen Geschlechter als primäre Grundlage und Hauptfaktor der menschlichen Gemeinschaft zu verstehen sind. Daher hat der Islam die Familiengemeinschaft, die Ehe, zur Grundlage und Basis der Gesellschaft bestimmt, und der Heiligen Qur´an sagt:

„Oh, ihr Menschen! Wir schufen euch aus Mann und Frau und fügten euch zu Völkern und Stämmen, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, der Würdigste von euch bei Allah ist der Gottesehrfürchtigste“.

Heiliger Qur´an 2:102

Der Vers ist u.a. eine Absage daran, dass sich die einen besser als die anderen dünken und sich Einzelne gegenüber einer Gruppe oder einem Volk überheblich verhalten. Er weist vor allem aber zunächst auf die kleine Grundgemeinschaft hin, auf Mann und Frau, den Ausgangspunkt der Menschheit, danach auf die Gründung größerer Gemeinschaften, die Sippen, Stämme und Völker. Zudem wird aus diesem Vers des Heiligen Qur´an ersichtlich, dass der Islam einer physischen, materiellen Überlegenheit, die lediglich dem materiellen Leben nützt, keinerlei besonderen Wert beimisst. Vielmehr schenkt er ausschließlich einer Überlegenheit hinsichtlich vorzüglicher Eigenschaften, der Würde und inneren Größe eines Menschen im Sinne gottesfürchtiger Tugendhaftigkeit Bedeutung, sei es bei Mann oder Frau, Stamm oder Volk.

Dieses steht im Gegensatz zu dem, was in den auf Materialismus basierenden Staaten sichtbar wird, in welchen zunehmend der Sexualtrieb, das instinktive, sexuelle Verlangen des Menschen, als wesentlicher Grund der Eheschließung und Familiengründung verstanden wird, und in denen mit zunehmender Tendenz das Auseinanderfallen familiärer Bindungen, das Ansteigen der Sittenlosigkeit und Verderbtheit sowie die immer stärker werdende Neigung zu “freier Ehe“ und “triebhafter Freiheit“ zu beobachten sind. Letztere aber widerspricht sowohl der Natur der Frau als auch des Mannes, selbst wenn durch Rückgriffe auf Tiere und Evolution immer wieder versucht wird, ein sittenloses Verhalten zu rechtfertigen. Die Sitte und der Anstand, oder anders ausgedrückt, die Fähigkeit zur freiwilligen Einhaltung der Gebote Gottes ist aber das, was den Menschen ausmacht.

Die Heiligkeit der Familie steht im Gegensatz zu der in manchen Köpfen immer noch vorherrschenden sozialistischen Ideologie. Darin wird die Familie lediglich als “historisch gewachsene wirtschaftliche Notwendigkeit“ verstanden. Daher heißt es, dass die Frau sich einstmals lediglich im Interesse ihrer wirtschaftlichen Sicherheit dem Manne und der Gründung einer Familie zugewandt habe, da sie aufgrund ihrer Schwäche nicht allein in der Lage war, zu fischen, zu jagen, sich gegen die Natur zu behaupten und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch heute, da sie die Möglichkeit dazu habe, selbst für ihre Bedürfnisse aufkommen zu können, sei die Notwendigkeit zur Eheschließung und Familiengründung nicht mehr im gleichen Maß gegeben. Daher könnten nun Mann und Frau, ohne Verantwortung in einer Beziehungen bzw. Verpflichtungen übernehmen zu müssen, ihren Sexualtrieb befriedigen.

Unter dem Aspekt der Schöpfung bewegt sich der Mensch, ebenso wie der Planet Erde, in mehreren Bahnen, in der eigenen, individuellen und der allgemeinen, gesellschaftlichen. Die Umwandlung der “privaten“ Familie in eine “öffentliche“ der Gesellschaft wäre im gleichen Maße irrational und würde im Widerspruch zur Schöpfung stehen, wie es die Veränderung der Eigenumlaufbahn der Erde um ihre eigene Achse in eine große Laufbahn, im Kollektiv aller Sterne des Sonnensystems um die Sonne sein würde. Beide Bahnen sind notwendig, und beide Bahnen hängen auch miteinander zusammen. Aber jede Bahn hat für sich ihre eigene Bedeutung, sowohl die “innere“ als auch die “äußere“ Bahn.

Naturbedingt bedeutet die Zerstörung der Familie sowohl ein Vergehen gegen die Schöpfungsordnung als auch gegen die geistigen, psychischen und physischen Bedürfnisse des Menschen. Strukturell gesehen steht die Basis der Kultur und Zivilisation eines jeden Landes, einer jeden Gesellschaft in engem Bezug zur Stabilität des Familiengefüges innerhalb der betreffenden Bevölkerung. Aus sozialer Sicht kann die Frau durch ihre Tätigkeit im Haushalt, als Gattin und als charakterformende Erzieherin ihrer Kinder der Gesellschaft einen größeren Dienst erweisen – so sie es freiwillig tut – als durch diverse Beschäftigungen außer Haus.

Impuls ihres Einsatzes in der eigenen Familie sind Liebe und Zuneigung zu ihrem Gatten und ihren Kindern, wohingegen die treibende Kraft für ihre Tätigkeiten außer Haus in der Regel das Gehalt oder die fehlende Anerkennung ist, welches angesichts der sich einstellenden Erschöpfung und Überbeanspruchung hinterfragt werden kann. Indem dem Mann gleichzeitig seine Frau und Familie vorenthalten werden, geht ihm ein wesentlicher Teil seiner Arbeits- und Produktionsfreudigkeit verloren, da diese es sind, die ihm die Müdigkeit des Tages nehmen, ihm Heiterkeit schenken und sein Arbeits- und Produktionsinteresse intensivieren; will er doch die Familie versorgen entsprechend seiner Natur als “Versorger“. Folglich ist die Frau auch auf diese Weise sowohl an Aufgaben der Produktion als auch der Gesellschaft beteiligt. Seiner Natur entsprechend hat der Islam dem Mann auch die Versorgung der Familie als Pflicht auferlegt. Es ist zu berücksichtigen, dass der Mann naturbedingt gerne die Versorgung seiner Familie übernehmen möchte. Ihm dieses Gefühl zu nehmen wäre genau so falsch, wie der Frau das Gefühl zu nehmen, gerne Kinder zu bekommen und diese gerne zu erziehen.

Angesichts dessen, dass die Auflösung der Familie wie des Eigentums weder Rettung und Glück der Familie noch der Gesellschaft mit sich bringt, ist der sichere Weg, der zu ihrem Wohlergehen führt, jener, den der Islam anbietet. Denn er schenkt dem Wesen, der Natur, der Psyche und Neigung der Frau sowie auch dem Mann absolute Beachtung. Obgleich er der Familie Priorität und dem häuslich-familiären Aufgabenbereich der Frau als Gattin und Mutter hohe Bedeutung beimisst, stellt er ihr eine die Gesellschaft oder die Produktion betreffende Beschäftigung außer Haus frei und unterstützt zudem soziales Engagement.

Der Islam versteht die Frau nicht nur als Eigentümerin ihres eigenen Besitzes, sondern plädiert zudem für ihre ökonomische Selbständigkeit bereits seit 1400 Jahren. Keine andere heute bestehende Ideologie kann auf eine so lange Befreiungstradition der Frau zurückblicken wie der Islam; auch ökonomisch. Das Wirtschaftssystem des Islam beruht auf der Ablehnung jeglicher Art von Ausbeutung und Entrechtung und verwehrt Mittel und Wege, welche zur übertriebenen Anhäufung von Reichtum führen. Ebenso, wie diesem Buche zu entnehmen ist, widersetzt sich der Islam jeglicher den Frauen durch die Männer zugefügten Unterdrückung, Ungerechtigkeit und ungleichen Bewertung, ohne jedoch die Basis der Familie zu zerstören und Komplikationen, Verzicht und Verderbnis zu verursachen.

Abgesehen von der “Morgengabe“ bzw. “Brautgabe“, zu deren Leistung der Islam den Mann als Erkenntlichkeitsbeweis gegenüber der Frau verpflichtet, obliegen ihm sämtliche Ausgaben und Kosten für Nahrung, Kleidung und Haushaltsgegenstände, welche die Frau benötigt. Zudem berechtigt der Islam die Frau sogar, von ihrem Gatten ein Entgelt für das Stillen ihrer Kinder zu verlangen. Sie wird nicht nur rundum versorgt, sondern zudem geehrt – auch ökonomisch im Rahmen der Möglichkeiten des Haushaltseinkommens, und das für jede Handlung, die sie für die Familie leistet. Wichtiger jedoch ist die Realität, dass der Islam Wurzel und Ursprung der Ungerechtigkeit und Ausbeutung beseitigt, die in der Selbstsucht und Eigenliebe beruhen. Durch Selbstdisziplin, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe im Sinne der Gottesehrfurcht und Demut sowie der Ehe und Familie legt der Islam ein Fundament der Liebe, Zuneigung, Ruhe und Herzlichkeit.

Nicht durch das Versperren des Scheidungsweges, sondern durch Stärkung von Liebe, tiefer Zuneigung sowie durch das göttliche Versprechen, kräftigt und festigt der Islam die “Grundmauern“ der Ehe und Familie, auf dass diese gegen Erschütterung gefeit seien. Das ist u.a. ein Grund dafür, dass die Scheidungsquote in islamischen Ländern, trotz all der Orientierung an den Westen, weitaus niedriger liegt als in den rein materialistisch orientierten Staaten.

Mann und Frau geben ihr jeweiliges “Ich“ auf für ein gemeinsames “Wir“. Wenn jemand nach der Ehe behauptet, er habe sich nicht verändert, so hat er die Ehe im Islam nicht verstanden, in der die Menschen eine neue geistige wie auch körperliche Einheit bilden. Deshalb kann es z.B. auch keine Vergewaltigung in der Ehe“ im Islam geben. Beide Partner haben ja schließlich geheiratet, um die Bedürfnisse des andern in allen Lebensbereichen nach bester Möglichkeit zu befriedigen und dadurch Glück zu empfinden. Glück zu empfinden, indem man andere glücklich macht, ist für den Menschen befriedigender, als wenn man selbstsüchtig nach Glück sucht.

„Nur ein Edler ehrt die Frauen, und nur ein Niedriger, Gemeiner verachtet sie!“

Prophet Muhammad (s.)

[1] Allamah Sayyid Muhammad Husain Tabatabai (1892-1981 n.Chr.) ist einer der bekanntesten Interpreten des Heiligen Qur´an der jüngeren Zeit. Sein bedeutendstes Werk ist seine Auslegung [tafsir] mit dem Titel “Al-Mizan“.

[2] Die Frauen - 4. Sure

[3] Al-Mizan, Band 8, Druck Qum (Ghom), 1344, S.27-28

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de