Hidschab als Festung im Einsatz der Frauen
Kaum ein anderes Kleidungsstück ist in
Europa so sehr in den Mittelpunkt gerückt wie der Hidschab,
der verkürzt als das “Kopftuch“ wiedergegeben wird.
Lehrerinnen mussten ihren Beruf aufgeben, weil sie ihre Haare
nicht entblößen wollten und Schöffinnen wurden abgelehnt. Das
Kopftuch wurde als angebliches Symbol der Unterdrückung der
Frau angeklagt, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.
Die Philosophie des Hidschab beruht nicht
auf dem Einsperren oder Verhindern der Schönheit der Frauen,
sondern in der Befreiung der Gesellschaft aus den Ketten der
Triebhaftigkeit sowie im Hinführen der Frau zu der ihr
zukommenden hohen, geachteten Stellung. Hidschab bedeutet eine
Festung und Barrikade gegen die Ausbeutung der Schönheit der
Frau und die Erniedrigung ihrer Persönlichkeit auf das
Körperliche. Es ist kein Zufall, dass der Angriff gegen die
muslimische Gesellschaft immer beim Hidschab beginnt.
Beispiele aus der Geschichte der Frauen Algeriens, der Türkei
und des Iran beweisen, wie sie mit ihrem Hidschab den
Interessen von Imperialisten mehr schaden als mit allen
Waffen.
Die Besatzer Algeriens hatten früh
erkannt, welche gesellschaftlich hohe Bedeutung der Hidschab
hat. Ihre Aussage war: „Wenn wir die algerische
Gesellschaft in ihrer Substanz angreifen und ihre
Widerstandskraft brechen wollen, so müssen wir als erstes die
algerischen Frauen in unsere Gewalt bekommen“. Jedoch
erwies sich der Hidschab der Frauen Algeriens als eine für sie
nicht einnehmbare Festung. Franz Fanon, welcher die algerische
Revolution unter dem soziologischen Aspekt untersuchte und ein
wesentliches Kapitel zum Thema “Algerien und Hidschab“
beitrug, zeigte, welch bedeutender Faktor der islamische
Hidschab in Algeriens Widerstandskampf gegen die
Besatzungsmacht Frankreichs darstellte. Er erwies sich als so
gravierend, dass die Soziologen und Experten der
imperialistischen Welt empfahlen, zuerst die Frauen in den
Griff zu bekommen, wonach sich alles weitere regeln würde. Die
Erfahrungen aus dem damaligen Algerien lassen sich aber
problemlos auch auf die heutige Zeit und jeden Ort der Erde
übertragen, an dem Hidschab-tragende Frauen “befreit“ werden
sollen. Wenn die neue Veröffentlichung einer aus Sicht der
Muslime frauenfeindlichen Zeitschrift wie dem Playboy in
Indonesien als “Befreiungsakt“ von der ganzen westlichen Welt
bejubelt wird, dann kann man verstehen, welche Absichten
wirklich verfolgt werden.
Der imperialistische Apparat gewährte zum
Zwecke der “Eroberung“ Hidschab-tragender Frauen Riesensummen.
Zu Beginn stellen sie sich als angebliche Verteidiger der
Frauen vor und versuchen mittels eigens verfasster Anekdoten,
Witzen und Gedichten die Frauen mit Hidschab sowie deren
Gatten als Überbleibsel der Epoche der Barbarei oder des
Mittelalters abzustempeln und zu entwürdigen. Wer kennt nicht
den in Deutschland kursierenden Witz, woran man ein türkisches
Pferd erkennen würde. Die Antwortet lautet dann: „Am
Kopftuch“. In den täglichen Serien sind die erfolgreichen
klugen und gebildeten Frauen stets ohne Kopftuch, und das
Kopftuchtragen ist eher ein Symbol der Putzfrau, unabhängig
davon, ob der Spielfilm im Orient oder Okzident spielt. Oder
haben Sie jemals eine erfolgreiche, Kopftuch-tragende,
gebildete Frau in einem westlichen Spielfilm gesehen, die eine
positive anspruchsvolle Rolle hatte?
Dieser Propagandafeldzug spiegelte sich
auch darin wieder, dass jede Frau, die ihr Kopftuch auszieht,
zu einer Art Heldin der westlichen Welt stilisiert wird. Das
Kopftuch einer bekannten Muslima in Deutschland, das sie
öffentlich abgelegt hat, hat es sogar bis ins Haus der
deutschen Geschichte als Museumsobjekt geschafft. Eines der
Tausenden von Kopftüchern, die deutsche Frauen voller Freude
anziehen, wenn sie den Islam annehmen, wird nicht mit solch
einem Medienaufwand unterstützt.
Franz Fanon hatte es bereits im
algerischen Widerstandskampf gegen den Kolonialismus erwähnt:
„Jeder Schleier, der heruntergerissen wird, eröffnet dem
Imperialismus einen neuen Horizont, der ihm bisher versagt
war, bis sich ihm der gesamte algerische “Leib“ entblößt
zeigt. Nachdem ein jedes Antlitz unverhüllt sichtbar wurde,
wird sich die seitens der Okkupanten gehegte Hoffnung auf
einen erfolgreichen Angriff um ein Zehnfaches verstärken.
Immer dann, wenn sich eine Frau von ihrem Hidschab trennt,
schwächt sie in Wirklichkeit die Existenz der algerischen
Gesellschaft in ihrem Verteidigungssystem und teilt zudem
dessen Zersetzung den Besatzungskräften mit. Jeder Schleier,
der fällt und jedes Antlitz, welches sich den dreisten,
ruhelosen Blicken des Eroberers darbietet, bedeutet, dass
Algerien begonnen hat, seine Existenz zu verleugnen und die
Vergewaltigung seitens seiner Besatzer akzeptiert. Jeder
Schleier, der entfernt wird, ist ein Hinweis darauf, dass sich
die Gesellschaft der Lehre ihres Besatzers unterwirft und
bereit ist, sich dessen Befehl unterzuordnen und – in Gehorsam
ihm gegenüber – die eigenen Sitten und Gebräuche zu ändern.“
Das Entfernen des Hidschabs der Frau
bedeutet das Sichtbarwerden ihrer Schönheit, das Enthüllen des
Verborgenen und das Entblößen des Geheimgehaltenen, mit
anderen Worten, das Brechen ihres Widerstandes, welches heißt,
zukünftig über sie verfügen zu können. Demgegenüber bedeutet
Hidschab das Verborgenhalten eines Geheimnisses und das
Aufrechterhalten einer Welt des Geheimnisvollen und
Verborgenen, eines Verborgenen, das Männer gerne sehen würden.
Diese Frau, welche alles um sich herum und die anderen sieht,
ohne selbst gesehen zu werden, zwingt den Betrachter zu einem
Verzicht. Sie besitzt etwas, was andere gerne sehen würden,
das sie ihnen aber nicht zeigt.
Imam Chamene’i hatte auf die Frage, was
die Verpflichtung der Frau in unserer heutigen Zeit sei, um
der kulturellen Invasion auf die islamische Gesellschaft
entgegenzutreten, geantwortet: „Ihre wichtigste Pflicht
ist, den Hidschab zu bewahren und sich zu wehren gegenüber der
Kleidung, die als Nachahmung der feindlichen Kultur gewertet
wird.“
Eine Frau, deren Schönheit nicht
öffentlich gesehen wird, ist nicht bezwingbar und bietet sich
selbst nicht dar. Sie symbolisiert der Gesellschaft, dass ihre
Schönheit “tabu“ ist für die Öffentlichkeit. Sie selbst sucht
sich aus, wem sie diese Schönheit als Genuss schenkt. Solch
ein Verhalten ist zumindest teilweise auch in der westlichen
Welt bekannt. Jede Nonne kleidet sich mit einem Hidschab und
signalisiert ein “Tabu“. Ihre Nonnentracht, ihr Habit, ist
nichts anderes. Im Gegensatz zur Muslima aber verleugnet sie
ihre natürlichen Bedürfnisse nach Sexualität und die Freude
der Mutterschaft. Hingegen tut das die Muslima nicht. Sie ist
durchaus ein sexuelles Wesen, sie ist durchaus erotisch, aber
eben nicht für jeden. Und ihre Erotik beschränkt sich eben
nicht nur auf die so genannten Geschlechtsorgane, sondern ihr
gesamter Körper ist Erotik, dessen Freuden sie mit einem
Menschen teilt, den sie selbst gewählt hat. Und sie schenkt
der Familie die Wärme ihrer Anmut.
Dementsprechend kennt sie drei Stufen der
Bekleidung. In der Gesellschaft bedeckt sie ihren gesamten
Körper bis auf das Gesicht und die Hände. Die Formen und
Farben des Hidschab sind in den unterschiedlichen muslimischen
Ländern sehr vielfältig. Die Schönheit des Gesichtes wird im
Haus insbesondere durch ihre Haarpracht betont, die sie
außerhalb verhüllt. Vor den engsten Verwandten, den so
genannten Mahram-Verwandten (siehe Abbildung), wie Vater,
Bruder, Sohn oder gegenüber anderen Frauen zeigt sie sich in
einer offenen Bekleidung, da hier durch natürliche Schranken
die Affinität der Anziehung keine Gefahr darstellt. Und nur
gegenüber ihrem Ehemann zeigt sie sich auch nackt. Er ist der
Einzige, der in diesen Genuss kommt.
Mahram-Verwandte einer (Ehe)Frau
Manchmal wird aus diesem Grund muslimischen Männern
vorgeworfen, dass sie besonders lüstern seien, da sie jede
Frau gleich überfallen wollten, die sie ohne Hidschab sehen.
Das ist natürlich ebenfalls ein Teil jener Propaganda, die
Muslime in ihrem trauten Familienleben diskreditieren soll.
Denn im Umkehrschluss würde es heißen, dass nichtmuslimische
Männer durch so ziemlich keinen weiblichen Körperteil mehr
angeregt werden, da es ja alle Körperteile an jedem Kiosk frei
zu sehen gibt. Aber auch das ist Unsinn. Der weibliche Körper
hat eine natürliche Anziehungskraft auf den Mann, und diese
natürliche Anziehungskraft ist eine Gnade und Geschenk für das
Ehepaar, aber läuft Gefahr, missbraucht zu werden, wenn sie
außerhalb des ehelichen Rahmens zum “Einsatz“ kommt.
Selbstverständlich bedeutet das nicht,
dass jede Frau, die kein Kopftuch trägt, “unanständig“ sei,
oder sich den Männern “präsentiere“. Manche gesellschaftliche
Entwicklungen hinterlassen ihre Spuren in der Mehrzahl ihrer
Teilnehmer, ohne dass der Einzelne sich über jede Wirkung
bewusst ist. Und sicher gibt es viele Frauen, die ein
ähnliches Verständnis von Anstand, Würde und Ehe, Treue usw.
wie eine Muslima haben, ohne dass sie einen Schleier tragen.
Daher darf eine Muslima ihr Gegenüber in der westlichen
Gesellschaft deswegen auch nicht verurteilen. Aber das ändert
nichts an der Gesamtbetrachtung und den gesellschaftlichen
Zusammenhängen.