Faszination Frau

Faszination
Frau im Islam

 Fatima Özoguz und Mihriban Özoguz

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Religiöse Riten der Muslima

Sicherlich wird sich der eine oder andere Leser fragen, ob denn das religiöse Leben einer Muslima nur aus Hidschab und besonderen Taburegeln gegenüber dem anderen Geschlecht besteht, oder warum in einem Buch über die Frau im Islam nur selten etwas über das Gebet, das Fasten, die Hadsch und andere Riten zu finden ist. Die Antwort auf diese Frage ist leicht zu beantworten. Es gibt kaum nennenswerte Unterschiede in den religiösen Riten zwischen Mann und Frau, so dass sie zwar in den Büchern über Gebet oder Fasten Erwähnung finden, nicht aber in solch einem Buch. Dennoch ist die Faszination des Islam für eine Muslima selbstverständlich nicht vorstellbar ohne Gebet, Fasten und all die anderen Riten.

In dem einen oder anderen Detail kommt dann aber auch der Unterschied der Geschlechter zum Ausdruck. So ist die Verrichtung von fünf Ritualgebeten am Tag Pflicht. Die Frau ist davon entlastet, wenn sie ihre Monats- oder Wochenbettblutung hat. Bittgebete kann jede Muslima – und jeder Muslim – so oft sie oder er will und in jedem möglichen Zustand an seinen Schöpfer richten, aber das Ritualgebet bedarf einer besonderen Vorbereitung hinsichtlich Reinheit. Die entsprechenden vorbereitenden Waschungen sind bei Frau und Mann fast identisch. Es gibt aber ein Detail, dass die gegenseitige Ergänzung verdeutlicht. Bei den rituellen Waschungen werden die kompletten Unterarme mit Wasser benetzt. Hierbei ist es den Frauen empfohlen, zuerst die Innenseite der Unterarme und dann die Außenseite zu waschen, wohingegen dem Mann empfohlen wird, genau umgekehrt zu verfahren. Spiegelt das nicht genau die bereits mehrfach beschriebene Situation wieder? Beide waschen ihre Unterarme komplett, aber die Schwerpunkte bzw. die Reihenfolge sind unterschiedlich.

Ein weiterer Ritus, der in der westlichen Welt oft auffällt, ist die Tatsache, dass Frauen immer “hinter“ den Männern beten, wenn es zu einem Gemeinschaftsgebet kommt. Das hat aber eher praktische Erwägungen als eine “Herabwürdigung“, denn die Geschlechter werden beim Ritualgebet getrennt. Beim Freitagsgebet in Teheran z.B. beten Männer und Frauen “nebeneinander“ getrennt durch eine Sichtschutzwand auf gleicher Höhe. Und in so mancher sunnitischer Moschee beten die Frauen “über“ den Männern auf einer Art Veranda, weshalb auch niemand auf die Idee käme zu behaupten, sie würden in jenen Moscheen “über“ den Männern stehen.[1]

Es gibt aber tatsächlich einen einzigen Ort, an dem Frauen und Männer unmittelbar nebeneinander und “durcheinander“ beten können: In der Heiligen Moschee in Mekka um die Kaaba herum zur Pilgerzeit. Das hängt mit dem besonderen Charakter der Pilger zusammen, die jenen Ort in einem besonderen Weihezustand mit besonderen Kleidern betreten. Denn mit Eintritt in den Weihezustand “trennen“ sie sich von dieser Welt. Sie “sterben, bevor sie sterben“. Verheiratete lassen sich mit dem Eintritt in jenen Zustand symbolisch scheiden. Dort ist für eine kurze Zeit jegliche Geschlechtlichkeit aufgehoben. Entsprechend erfolgen am Ende bestimmte Riten zur “Wiederverheiratung“.

Ansonsten lässt sich nicht viel über “besondere“ Riten der Frau sagen. Reiche Frauen geben genau so ihre Armenabgaben wie die Männer, oder sogar mehr, da sie ja die eigene Familie nicht versorgen müssen. Frauen müssen genau so zur Hadsch wie Männer und werden eines Tages genau so begraben, nur dass die Frauen ein Tuch mehr für den Kopf haben, ansonsten mit den gleichen Waschungen und Gebeten. Muslimas lesen genau so den Heiligen Qur´an, haben ebenso gelehrte Frauen unter sich. Es gibt auch Übersetzerinnen des Heiligen Qur´an und auch Kommentatorinnen. Und genau wie einige Männer im Heiligen Qur´an ausgezeichnet werden, werden auch einige Frauen besonders erwähnt.

„(Es gibt) vier Dinge, die jedem vernünftigen und bewussten Menschen aus meiner Umma[2] zu eigen sein sollten! Als der Prophet (s.) gefragt wurde, welches diese vier Dinge sind, sagte er: „Das Hinhören zum Wissen, dieses zu bewahren, weiterzugeben und zu praktizieren“

[1] Bei Schiiten ist das Beten auf “gleicher Ebene“ maßgebend.

[2] Islamische Weltgemeinschaft

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