Schönheit der Frau
„Gott ist schön und liebt die
Schönheit“. Das ist eine der bekanntesten überlieferten
Aussagen des Propheten Muhammad (s.). Und darin kommt u.a. zum
Ausdruck, dass die gesamte Schöpfung “schön“ ist. Dennoch ist
die Schönheit nicht immer gleichmäßig verteilt und drückt sich
in den unterschiedlichsten Formen aus. Innerhalb dieser Natur
gibt es Schönheitsunterschiede. So wurde nach muslimischer
Vorstellung in der Beziehung Mann und Frau das Weibliche mit
der größeren körperlichen Schönheit ausgestattet. Das spiegelt
sich auch in einigen Merkmalen der islamischen Regeln wieder.
So sind Gold und Seide der Frau vorbehalten, und deren Tragen
am Körper ist für den Mann verboten. Und die Farbe Rot ist für
Männer als Kleidung verpönt.
Der Mann ist derjenige, der diese
Schönheit anstrebt, diese “begehrt“, wohingegen die Frau
diejenige ist, die zwar “begehrt“ werden möchte, sich aber
verbirgt und sich nur demjenigen zeigt, mit dem sie sich zu
vereinigen sucht. Diese Sinnlichkeit, verbunden mit der
Spiritualität zu Gott, wird wunderbar in einer Geschichte von
Laila und Madschnun deutlich. Laila and Madschnun (die
Nächtliche und der Liebesverrückte) ist eine klassische
orientalische Liebesgeschichte der Mystik; eine Art Romeo und
Julia. Die Figuren der Geschichte sollen angeblich einen
realen Hintergrund in einem Qais ibn al-Muwallah in der Zeit
der Umayyaden haben, der in Liebe verfiel, als er Laila
gesehen hatte. Deswegen wurde er der "Verrückte [madschnun]
nach Laila" genannt. Nach manchen Legenden hat die Geschichte
ihren Ursprung im Arabischen und ist dann ins Persische
übertragen worden. Tatsächlich erhielten die Figuren später
ein Eigenleben, in dem Laila das Göttliche und Madschnun das
Menschliche symbolisiert und die Liebe Madschnuns das ewige
Streben nach Gott. Eine der bekanntesten Geschichten der
beiden Verliebten ist die symbolisierte Ergebenheit des
Menschen, die Auflösung seiner eigenen Seele im Lichte der
Einheit:
Madschnun kommt nach langem Suchen
endlich an das Haus der auf ihn wartenden Laila und klopft.
Sie fragt: „Wer ist da?“. Madschnun antwortet: „Ich
bin es, Dein Geliebter, der dich so ersehnt, öffne die Tür,
damit wir uns endlich vereinen können!“. Doch die Tür
bleibt verschlossen. Immer wieder versucht er es mit gleichem
Erfolg. Er verzieht sich, bis ihm endlich die Erkenntnis
gereift, und er kommt wieder an die Tür und klopft. Auf die
erneute Frage: „Wer ist da?“, antwortet er nun: „Du
bist da“, und die Tür geht auf.
In einer anderen Geschichte, die der
große muslimische Mystiker Dschalaladdin Rumi über das
Liebespaar als Gedicht wiedergibt, wundern sich viele Menschen
ohne Erkenntnis darüber, dass der wunderschöne Jüngling
Madschnun sich für Laila entschieden hatte, da es doch viele
schönere Frauen gäbe. Aber Madschnun verweist darauf, dass
alle anderen nur den Krug sehen würden, während er allein den
Wein genießen könne, wobei “Wein“ in der Mystik immer ein
Synonym für Liebe ist. In dieser Art von Gedichten wird auch
eine tiefer gehende mystische Bedeutung der Verhüllung, des
Hidschab, deutlich.
Wie beschrieben, macht diese weibliche
Schönheit, ihre Erotik, auf den Mann einen immensen Eindruck.
Das ist auch von der Schöpfung so gewollt. Die Frau verfügt
damit über besondere Reize, über die “Waffen der Frau“. Jene
Reize werden umso begehrter, wenn der Mann sie bei nur einer
Frau genießen kann. Wenn jene Reize aber überall und immer zu
sehen sind, verlieren sie ihren durch die Schöpfung
vorgesehenen Reiz. Es kommt zur Reizüberflutung. Immer mehr
Ehen scheitern in der westlichen Welt u.a. auch daran, dass
die Männer außerhalb ihrer vier Wände lauter schöne, bzw. sich
schön gemachte Frauen sehen, während ihre eigenen Frauen zu
Hause am Herd und mit den Kindern abends müde wirken oder mit
Lockenwicklern herumlaufen, weil sie am nächsten Tag zur
Arbeit müssen und dort “hübsch“ sein wollen.
Folglich “nutzt“ die Frau ihre Schönheit,
um für die Allgemeinheit schön zu sein, und ihr Ehemann hat
dabei kaum eine Bevorzugung. Und die Allgemeinheit vieler
Männer erfreut sich an ihrer öffentlichen, körperlich zur
Schau gestellten Schönheit und missbraucht sie für ihre
eigenen Gedanken, was insbesondere an heißen Sommermonaten
ihren Höhepunkt erlangt. Dadurch wird die Frau zu einem Objekt
der Begierde für den Mann; das Äußere steht im Vordergrund und
verdrängt die inneren Werte. Das soll mit der islamischen
Herangehensweise an Schönheit, Körperlichkeit, Erotik, Reize
und innere Werte in menschenwürdige Kanäle gelenkt werden. Die
Frau soll in der Öffentlichkeit, im Rahmen der Gesellschaft
eben nicht aufgrund ihrer Schönheit Vorteile bzw. Nachteile in
Kauf nehmen müssen, sondern ihre inneren Werte sollen in der
Gesellschaft für ihre hohe Stellung als respektierter Mensch
maßgebend sein.
Die islamische Bekleidung der Frau, ihre
Verhüllung, ihr Hidschab ist Ausdruck ihres Wunsches, in der
Öffentlichkeit nicht aufgrund ihrer Weiblichkeit, sondern
aufgrund ihrer Menschlichkeit – unabhängig vom Geschlecht –
anerkannt zu werden, in der ihre Weiblichkeit nicht zu einem
öffentlichen Aspekt wird. Die selbstbewusste Muslima möchte
nicht, weil sie besonders hübsch oder gut gekleidet bzw.
gestylt ist, eine Arbeitsstelle, Anerkennung oder eine
besondere Position erhalten, sondern weil sie die Fähigkeit
dazu besitzt. Sie möchte nicht wegen ihrer schönen Beine
Anerkennung vom “starken Geschlecht“, sondern weil sie
besonders intelligent ist und das einsetzen kann. Da die Frau
aber nun einmal im Plan der Schöpfung die Schönheit im
größeren Maß erhalten hat, ist es für den Mann schwer, das zu
übersehen und zu ignorieren. Dadurch, dass die Frau aber der
Öffentlichkeit ihre Schönheit vorenthält, macht sie deutlich,
dass sie durchaus andere Qualitäten besitzt und
dementsprechend auch gewürdigt werden möchte.
In einer Gesellschaft, in der man sich
als Frau in vielen Bereichen, u.a. in den beliebtesten Berufen
ausziehen muss, um Karriere zu machen – Stars, Sängerinnen,
Schauspielerinnen, Modells, Moderatorinnen und sogar
Sportlerinnen – kann man möglicherweise die Bedeutung des
“Anziehens“ umso besser verstehen. Die Ausbeutung der Frau hat
solche Ausmaße angenommen, dass mittlerweile sogar bei
Gegenständen wie Autos, Brillengläsern oder Pumpen mit der
nackten Schönheit der Frau geworben wird, ohne dass es noch
jemanden stört. Und manch Sportlerin ist inzwischen
verpflichtet, bauchfrei herumzulaufen, um Sponsoren zu
bekommen. Es ist schon sehr auffällig, dass in vielen
Sportarten Männer zum Teil bedeckter ihre sportliche Leistung
vollbringen als Frauen, selbst wenn es so kalt ist wie beim
Eiskunstlauf.
Es hilft dabei wenig nur zu sagen: „Da
bin ich auch dagegen, ich mache das ja nicht mit!“ Man
muss, wenn man wirklich gegen die Ausbeutung der Schönheit der
Frau ist, das auch mit Taten dokumentieren. Unser Appell an
alle Frauen der Welt lautet daher: „Lasst uns uns anziehen,
und lasst es nicht zu, dass Frauen ausgebeutet werden, indem
andere durch die Schönheit unserer Körper ihr Geld machen.“
Es sei nebenbei bemerkt, dass es nicht die Frauen, die
sich ausziehen, sind, die das große Geld damit machen, sondern
diejenigen, die sie sich ausziehen lassen. Die Frauen bekommen
nur einige wenige Trauben. Die Weinberge erhalten diejenigen,
welche die Frauen dazu animieren, ihre Schönheit öffentlich
zur Schau zu stellen.
Unser Schöpfer wollte u.a. diese
Ausbeutung der Frau verhindern, indem Er ihr den folgenden
Vers aus dem Heiligen Qur´an zuteil werden ließt:
„Und sprich zu den gläubigen Frauen,
dass sie ihre Blicke zu Boden senken und ihre Keuschheit
wahren und dass sie jenes, was sie schmückt, nicht offen zur
Schau tragen sollen bis auf das, was davon sichtbar sein muss,
und dass sie ihre Tücher über ihre Busen ziehen sollen ...“
Heiliger Qur´an 24:31
Diese hier beschriebene Verhüllung der
Frau wird “Hidschab“ genannt.