Stillen als Glück
Als Stillen oder Brusternährung wird die
Ernährung des Säuglings und Kleinkindes an der Brust
bezeichnet. Der etymologische Hintergrund des deutschen Wortes
liegt wahrscheinlich darin begründet, dass ein vor Hunger
schreiendes Kind beim Saugen "still" wird. Im Stillen steckt
zweifelsohne ein Riesenglück für Mutter und Kind zugleich.
Kein Mann kann jemals nachfühlen, was es bedeutet, über die
Fähigkeit zu verfügen, einen so jungen Menschen mit dem
eigenen Körper ernähren zu können. Das Stillen ist nicht nur
seelisch, sondern auch körperlich eine Bereicherung der
eigenen Entwicklung, wie auch der Entwicklung des neu
geborenen Menschen.
Gott hat allein der Frau die Fähigkeit
gegeben, einen Menschen durch ihren Körper zu ernähren und
großzuziehen. Die Milch der Mutter wird zu Fleisch und Blut
des Säuglings. Dies ist eine Gabe, ja ein Wunder unseres
Schöpfers, wodurch die Liebe und Zuneigung zwischen Mutter und
Kind gestärkt wird. Das Bewusstsein so ein bedürftiges,
kleines Wesen glücklich und satt zu machen, gibt wiederum der
Mutter so ein Glücksgefühl, dass sie auch alle Strapazen des
Stillens gerne auf sich nimmt. Denn Stillen ist nicht immer
einfach am Anfang: Brustentzündung, Wunden, schlaflose Nächte
usw.; welche stillende Mutter kennt all dies nicht? Und
trotzdem ist es doch so wunderbar. Die kleine Nase an der
Brust, die winzigen Fingerchen festgekrallt, dieses Saugen und
glückliche Seufzen beim Einschlafen des Babys lassen alles
leichter ertragen.
Da die Muttermilch ideal an die
Bedürfnisse des Säuglings angepasst ist und Stillen zudem den
Kontakt zwischen Mutter und Kind fördert, wird heutzutage vom
Weltkinderhilfswerk (UNICEF) in der Innocenti-Declaration
empfohlen, vier bis sechs Monate lang voll zu stillen und
danach bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr zusätzlich zur
geeigneten Beikost. Diese Empfehlungen wurden auch von der
deutschen Stillkommission übernommen. Die Empfehlung von 24
Monaten Stillen bzw. der Entwöhnung nach 24 Monten entspricht
genau der islamischen Empfehlung, die sich aus einem Vers
(31:14) im Heiligen Qur´an ableitet, in der genau jene zwei
Jahre genannt werden; seit über 1400 Jahren.
Das Stillen hat nicht nur für den
Säugling, sondern auch für die Mutter einige gesundheitliche
Vorteile: Die Gebärmutter zieht sich schneller wieder zusammen
als bei der nichtstillenden Mutter, und das Stillen verbrennt
mehr Kalorien. Mancher Frau wird eingeredet, das Stillen
verderbe die Figur, was nicht stimmt. Die Gewichtszunahme bzw.
fehlende Abnahme vieler Frauen nach der Schwangerschaft ist
eher auf den Irrtum zurückzuführen, dass eine schwangere Frau
“für zwei“ essen müsse. Hingegen setzen ihr die islamischen
Speiseempfehlungen und damit die beherrschte Berücksichtigung
der körperlichen Bedürfnisse den Rahmen, um sowohl den
Säugling als auch sich selbst ideal zu versorgen.
Das Stillen ist eine Fähigkeit und Stärke
der Frau. Der Milchfluss hängt aber auch bei gesunden Frauen
von vielerlei Faktoren ab, wozu vor allem die Geborgenheit und
Entfernung von Stressfaktoren gehört. Es obliegt dem Mann, der
ja bekanntlich nicht stillen kann, dafür zu sorgen, dass die
Frau in einem wohlbehüteten Heim dieser so wertvollen Aufgabe
nachgehen kann. Und der Islam gewährt dafür die notwenigen
Rahmenbedingungen. So hat der Islam die Aufgabe des Stillens
derart hoch gewertet, dass die Frau neben dem unzähligen Segen
und Belohnung im Jenseits, und neben den körperlichen Vorzügen
im Diesseits sogar Anspruch auf eine finanzielle Entlohnung
für das Stillen hat, die der Vater entrichten muss. Natürlich
wird in einer harmonischen Ehe kaum eine Frau das von ihrem
Ehemann einfordern. Und natürlich würde in einer harmonischen
Ehe der Mann sich ohnehin erkenntlich zeigen, wenn es seine
finanzielle Situation ermöglicht. Aber allein die islamische
Festlegung ist eine zusätzliche Wertschätzung dieser so
bedeutsamen Aufgabe in der Gesellschaft. Jede Mutter, welche
die Rahmenbedingungen hat, stillt ihr Kind von sich aus gerne.
Doch dass der Islam ihr diese finanzielle Entlohnung
zugesteht, zeigt, dass die Frau sogar in ihrem Muttersein
unterstützt wird und ihre Arbeit mit dem Kind und für das Kind
auch als solche gewürdigt wird.
Möglicherweise würde es einigen
Gesellschaften viel besser gehen, wenn Mütter mehr stillen
würden und auch die Rahmenbedingungen es ermöglichten, das sie
mehr stillen könnten. Die Entfernung der Frau vom Stillen
gehört zu einem der weniger beachteten Aspekte der
Unterdrückung der Frau in unserem Zeitalter. Oft ist sie
aufgrund ihrer Berufstätigkeit nicht in der Lage zu einem
regelmäßigen Stillen in kurzen Abständen, da eine auf
Gewinnmaximierung ausgerichtete Arbeitswelt stillende Mütter
nicht vorgesehen hat. Ohne regelmäßiges Stillen in kurzen
Abständen versiegt aber der Milchfluss schon bald. Sollte
nicht der Weltfrauentag auch den stillenden Müttern gewidmet
werden?