Unterdrückung der Frau in der Welt der Muslime
Zweifelsohne wurde und wird die Frau auch
in der Welt der Muslime unterrückt. Aber zunächst einmal ist
festzustellen, dass die über 1400 Jahre alte Geschichte der
Muslime – die weniger eine Geschichte des Islam ist – von
Gewaltherrschern beherrscht wurde.
Bereits 50 Jahre nach dem Propheten (s.)
wurde im missbrauchten Namen des Islam der Enkel des Propheten
(s.) namens Husain (a.) in der Tragödie von Kerbela am Tag von
Aschura zusammen mit seinen engsten Gefährten – darunter auch
Frauen – von dem umayyadischen Kalifen Yazid ermordet. Es war
die Tochter Fatimas (a.), die gesegnete Zainab (a.), die uns
die Ereignisse schilderte und die Erinnerung daran bewahrte.
In dieser unterdrückerischen Atmosphäre der Dynastien der
Umayyaden, Abbasiden, Safawiden und Osmanen, um nur einige der
Hunderten von Dynastien in der islamischen Geschichte zu
nennen, wurden alle Menschen unterdrückt. Denn jene
Erbmonarchien waren größtenteils Gewaltherrschaften, die vor
allem ihre eigene Herrschaft im Sinn hatten und dafür
teilweise sogar ihre eigenen Verwandten ermordet haben. In
solch einer Atmosphäre wurde ja nicht nur die Frau
unterdrückt, sondern auch der Mann. Die Unterdrückung der Frau
fiel nur deshalb mehr auf, weil sie das schwächere Glied der
Gesellschaft war. Die Tatsche, das die Frauen in anderen
Gesellschaften jener Zeit noch unterdrückter waren und somit
im islamischen Herrschaftsgebiet vergleichsweise frei, ändert
nichts daran, dass die bestehenden Strukturen und Systeme
meilenweit vom islamischen Ideal entfernt waren. Die
Haremspaläste der Sultane waren sicherlich reizvoll für die
Phantasien von 1001-Nacht-Träumern in der westlichen Welt,
hatten aber mit dem Islam wenig zu tun.
Spuren jener von wenigen Männern – aber
manchmal auch mächtigen Haremsfrauen – unsäglich dominierten
Geschichte der Muslime gibt es zweifelsohne heute noch.
Niemand will verhehlen, dass Phänomene wie so genannte
Ehrenmorde, der fanatische Wunsch mancher Väter, unbedingt
einen Sohn zu bekommen, Beschneidung der Frau in manchen
Regionen der muslimischen Welt, körperliche Gewalt gegen die
Frau innerhalb der Ehe teilweise im missbrauchten Namen des
Islam auftreten. Aber der Islam ist daran unschuldig. Es sind
ungerechte Strukturen und Denkweisen, die solch ein Unheil
fördern. Leider gibt es aber Männer, die im missbrauchten
Namen des Islam versuchen, ihre Machtherrschaft über Frauen
wiederzuerlangen; genau jene Machtherrschaft, die der Islam
ihnen entrissen hat.
Im Verlauf dieses Buches soll jeder der
angesprochenen Missstände einzeln beleuchtet werden, um auch
darzulegen, dass der Islam eine Heilung gegen jene Krankheiten
der Gesellschaft bewirken kann.