Zainab (a.) - Aufruf gegen Unrecht und Gewalt
Die gesegnete Zainab (a.) war eine mutige
Frau von großer Ausstrahlung, redegewandt, ruhig. Sie hatte
diese Eigenschaften von ihrer Mutter Fatima (a.) und ihrem
Vater, Imam Ali (a.) erhalten. Sie war Sprecherin der
unterdrückten Menschheit und erhob ihre Stimme gegen Unrecht
und Gewalt, so auch in einer Situation, in der Terror und
Furcht die Menschen von Kufa, einem Ort im heutigen Irak,
beherrschten. Denn sie hatte das Massaker vom nahe gelegenen
Kerbela, die Tragödie von Aschura, hautnah miterlebt, als sich
ihr gottesehrfürchtiger Bruder Imam Husain (a.) mit wenigen
Dutzend Getreuen gegen mehrere Zehntausend Soldaten des
unterdrückerischen Herrschers Yazid erhoben hatte. Kaum jemand
hatte den Helden der islamischen Geschichte unterstützt.
Insbesondere die Bevölkerung von Kufa, die ihm vorab zahllose
Solidaritätsbekundungen gegen das Unrecht zugesagt hatte,
hatte ihn kläglich im Stich gelassen aus Furcht um ihr eigenes
Leben. Und Zainab (a.) stand an der Seite der Helden des Islam
und hatte das Massaker an ihnen miterlebt. Als eine der
Wenigen hatte sie überlebt und stand vor der Bevölkerung von
Kufa; vorgeführt als Gefangene des Kalifen. Noch wenige Jahre
zuvor hatte die Frau kein Ansehen und keine Würde in der
arabischen Welt genossen. Jetzt stand eine Frau auf, die
Enkelin des Propheten (s.), und sprach zum Volk von Kufa:
„Wehe Euch, Leute von Kufa! Weint ihr
um unser Leid, die ihr doch mit angesehen habt, wie die
wertvollsten unserer Brüder niedergemetzelt wurden? Weint ihr
um unser Leid?
Eure Tränen nützen nichts. Sie
rechtfertigen nicht eure Tatenlosigkeit, eure Tränen dienen
nur euch selbst zu eurer Selbstrechtfertigung. Mögen die
Tränen in euren Augen nie trocknen. Ihr gleicht den Frauen,
die ihr Gespinst nach getaner Arbeit wieder in Strähnen
auflösen.
Der Islam hat euch Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit gebracht, und ihr habt selbst diese
Werte wieder aufgegeben. Ich sehe in euch nichts außer
Doppelzüngigkeit, Eigennutz und Verrat. Aufrichtigkeit sehe
ich in euch nicht. Ihr wollt damit euer Leben retten. Ihr seid
die Gleichen, die beim Sieg der Feinde Freudentränen geweint
haben. Und nun, wo ihr uns sehen könnt, da weint ihr noch
einmal, - vergebens.
Ihr habt keine klare Linie, ihr
gleicht einer Pflanze, die im Unrat gedeiht oder einem Stein,
der ein Grab schmückt. Ihr seid ein totes Volk, seelenlos und
brackig, - tot deswegen, weil ihr zu allem bereit seid, um
euer Leben zu erhalten. Gottes Missfallen habt ihr euch
zugezogen. Ihr ließet uns töten und wollt nun um uns weinen?!
Es wäre angebrachter, dass ihr um euch selbst weintet. Denn
diejenigen, die sich für Freiheit und Gerechtigkeit opfern,
die in dieser Sache sterben, haben ein gutes Ende vor sich. Zu
beweinen sind jene, die auf der anderen Seite stehen. Welch
ein Vergehen habt ihr begangen.
Der Mut, mit dem Zainab (a.) in dieser
schwierigen Lage das Heldentum ihres Bruders weiterlebte,
prägte ein Lebensmotto unter Muslimen, das besagt: „Leben
wie Zainab, Sterben wie Imam Husain“.
„Und wer
sich anstrengt (auf Gottes Wege), der strengt sich nur für
seine eigene Seele an! Wahrlich, Gott bedarf der Welten
nicht!“
Heiliger
Qur´an 29:6
Imam
Sadiq (a.) sagte sinngemäß: „Liebe und Freundlichkeit
gehören zu den Rechten des Kindes, – Liebe und Freundlichkeit
gehören zu den Rechten des Vaters und der Mutter, – Gott wird
gegenüber jenem seiner Geschöpfe, der seinem Kind ein höheres
Maß an Zuneigung entgegenbringt, barmherzig sein.“