Wie die Kugel zu Taten
überging, da Worte nichts halfen
Es war
umsonst. Ich drückte meinen Körper gegen den Fremden, so dass
sicherlich jeder gewöhnliche Kreis gegangen wäre; aber ich
fühlte ihn langsam und unwiderstehlich meiner Berührung
entgleiten, weder nach rechts noch nach links, sondern
irgendwie hinaus aus der Welt, bis er verschwand. Bald hatte
ich eine Leere vor mir. Aber noch hörte ich des Eindringlings
Stimme.
Kugel:
„Warum wollen Sie sich weigern, auf Vernunft zu hören? Ich
hatte gehofft, in Ihnen als einem Mann von Verstand und
mathematischer Bildung einen geeigneten Vertreter für die
Lehre der drei Dimensionen zu finden. Nur ganz selten zeigen
wir uns solchen gütigen Flächenländern, aber jetzt weiß ich
wirklich nicht, wie ich Sie überzeugen soll. Wahrscheinlich
muss ich bei Ihnen etwas deutlicher nachhelfen. Taten und
nicht Worte sollen die Wahrheit verkünden. Hören Sie zu, mein
Freund. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich von meiner Stellung im
Raum her das Innere aller Dinge sehen kann, die Sie als
geschlossen ansehen. So sehe ich z.B. in jenem Schrank neben
Ihnen mehrere von den Dingen, die Sie Schachteln nennen (aber
wie alles in Flächenland haben sie weder Deckel noch Böden),
gefüllt mit Geld; ich sehe auch zwei Notizbücher. Ich steige
jetzt in jenen Schrank und bringe Ihnen eins von jenen
Büchern. Ich habe Sie den Schrank vor einer halben Stunde
zuschließen sehen, und ich weiß, Sie haben den Schlüssel in
Ihrem Besitz. Aber ich steige aus dem Raum hinab; Sie sehen,
die Türen bleiben unbewegt. Jetzt habe ich es. Jetzt steige
ich mit ihm nach oben.“
Ich
stürzte nach dem Schrank und riss die Tür auf. Eins der
Notizbücher war tatsächlich fort. Mit schmunzelndem Lächeln
erschien der Fremde in der andern Ecke des Zimmers, und im
selben Augenblick erschien das Notizbuch auf dem Fußboden. Ich
nahm es auf. Es konnte kein Zweifel herrschen: Es war das
fehlende Buch. Ich stöhnte vor Entsetzen, und mir kamen
Zweifel, ob ich nicht von Sinnen wäre; aber der Fremde fuhr
fort: „Sicherlich müssen Sie nun sehen, dass meine
Erklärung und keine andere den Erscheinungen gerecht wird. Was
Sie körperlich nennen, ist in Wirklichkeit flächenhaft; was
Sie Raum nennen, ist in Wirklichkeit weiter nichts als eine
große Ebene. Ich bin im Raum und sehe auf die Innenseiten
aller Dinge hinab, von denen Sie nur die Außenseite sehen
können. Sie selber könnten diese Ebene verlassen, wenn Sie nur
die nötige Willenskraft aufbringen könnten. Eine geringe
Aufwärts oder Abwärtsbewegung würde Sie befähigen, alles das
zu sehen, was ich sehen kann. Und, als einen krönenden Beweis,
was werden Sie sagen, wenn ich Ihnen einen Stoß gebe, einen
ganz kleinen Stoß, gerade in Ihr Herz; einen Stoß, wie Sie ihn
selbst bei Ihren Gebeten erzielen sollten?“
Ehe ich
etwas einwenden konnte, fühlte ich einen ungekannten Schmerz
oder Wärmegefühl in meinem Innern, und ein freudiges Lachen
schien von meinem Innern auszugehen. Ich kannte das Gefühl
nicht und konnte es daher nicht richtig zuordnen. Einen
Augenblick später hörte die Verwirrung auf, und es blieb
nichts als eine Erregung zurück; da erschien der Fremde
wieder, und, während er allmählich an Größe zunahm, sagte er:
„Na, ich habe Ihnen doch hoffentlich nicht sehr weh getan?
Ich weiß nicht, was Sie sonst hätte überzeugen können. Was
sagen Sie nun?“ Ich spürte ein Gefühl, wie es vorher nie
gespürt hatte, und sorgte mich, dass meine letzte Stunde
gekommen sei.