Den Menschen helfen (Erzähler: Freunde des Märtyrers)
"Meine Diener sind meine Familie, diejenigen liebe ich am
meisten, die meiner Familie gegenüber freundlich sind und sich
die meiste Mühe machen die Bedürfnisse anderer zu erfüllen."
(Hadithe Qudsi von Imam Sadegh (a.))
Es war bewundernswert! Eine enorme Menschenmenge hatte sich
in der "Schahid Saiidi" Straße versammelt. Ibrahim und ich
gingen ebenfalls dorthin und fragten: "Was ist hier los?" Eine
Person antwortete:" Dieser Junge ist hirngeschädigt und hält
sich jeden Tag hier auf. Er hat einen Eimer und füllt ihn
ständig mit dem Wasser aus dem Abwasserkanal, dann schüttet er
dieses schmutzige Wasser auf gut aussehende und schick
gekleidete Leute.
Die Menschenmenge löste sich langsam auf. Ein Mann, der
völlig nass geworden war meinte hilflos, was soll ich mit
diesem behinderten Jungen tun, dann verließ auch er den Platz.
Nur wir blieben übrig.
Ibrahim sagte zu dem kleinen Jungen: "Warum machst du die
Leute nass?" Der Junge lachte und antwortete:" Weil es mir
gefällt". Ibrahim sagte nach einigem Nachdenken: "Beschüttet
dich denn auch jemand mit Wasser?" Der Junge sagte, dass
einige Personen ihm 5 Rial gäben und ihm zeigen würden, wen er
beschütten soll. Dann deutete er auf die andere Straßenseite.
Drei arbeitslose Nichtsnutze standen dort und lachten. Ibrahim
wollte gerade in ihre Richtung gehen, blieb jedoch stehen,
dachte ein wenig nach und sagte schließlich: "Wo wohnst du,
mein Junge?" Er zeigte uns den Weg.
Ibrahim sagte zu ihm: "Wenn du die Leute nicht mehr
belästigst, gebe ich dir jeden Tag 10 Rial, in Ordnung?" Der
Junge nahm Ibrahims Angebot an. Nachdem wir bei ihm zu Hause
angekommen waren, redete Ibrahim mit seiner Mutter. So konnte
Ibrahim wieder einmal ein Problem lösen.
***
Wir waren im Revisionsbüro beschäftigt. Nachdem wir unser
Gehalt nach der Arbeitszeit erhalten hatten, fragte Ibrahim:
"Hast du dein Motorrad mitgebracht?" "Ja, warum?" Wenn du im
Moment nichts zu tun hast, komm, dann gehen wir einkaufen."
Er gab fast den gesamten Lohn aus, den er bekommen hatte.
Reis, Fleisch, Seife ... er hatte alles Mögliche eingekauft.
Außerdem hatte er auch noch eine Einkaufsliste. Danach fuhren
wir zusammen in die "Majidi" Gegend und gingen in eine kleine
Gasse. Ibrahim klopfte dort an eine Haustür. Eine alte Frau,
die kein richtiges Hijaab trug, öffnete die Tür. Ibrahim
übergab ihr all das, was er eingekauft hatte. Die Frau trug
ein Kreuz um den Hals. Ich war sehr erstaunt.
Auf dem Rückweg sagte ich: "Mein Bruder Ibrahim, war die
Frau eine Christin?" Er sagte: "Ja, warum?"
Ich hielt am Straßenrand an und sagte wütend: "Es gibt so
viele mittellose Mosleme und du denkst an die Christen!" Er
sagte:" Es gibt Menschen, die den Moslemen helfen. Dazu kommt,
dass das Hilfskomitee Imam Khomeinis auch schon in Gang
gesetzt wurde, damit wird ihre Not ebenfalls gemindert. Aber
diese armen Leute hier haben niemanden, der ihnen beisteht. So
werden sie mit weniger Problemen kämpfen müssen und darüber
hinaus werden sie Imam Khomeini und der Revolution Vertrauen
schenken.
***
26 Jahre waren nach dem Tod Ibrahims (als Märtyrer)
vergangen. Der Stoff für dieses Buch war gesammelt und das
Buch konnte gedruckt werden. In der Moschee sprach mich jemand
an und sagte: "Wenn sie jemanden für die Vorbereitung der
Gedenkfeier von Herrn Ibrahim brauchen, ich stehe ihnen zu
Diensten und werde alles tun was in meiner Macht steht. Ich
fragte ihn erstaunt: "Sie kannten Märtyrer Hadi? Haben Sie ihn
gesehen?"
"Nein, ich wusste bis vor einem Jahr, als die letzte
Gedenkfeier stattfand, nichts von Ibrahim Hadi. Ich bin ihm
aber sehr zu Dank verpflichtet". Eigentlich war ich in Eile,
trat aber dann näher und fragte erstaunt:" Was haben Sie ihm
zu verdanken?"
Er sagte: "Letztes Jahr bei seiner Gedenkfeier haben Sie
Schlüsselanhänger mit seinem Bild verteilt. Ich habe auch
einen genommen und an meinen Autoschlüssel gehängt. Vor
einigen Tagen war ich mit meiner Familie auf dem Rückweg von
einer Reise und machte Pause in einem Gästehaus.
Als wir wieder einsteigen wollten, bemerkte ich, dass ich
den Schlüssel im Auto vergessen hatte. Die Autotüren waren
geschlossen. Meine Frau hatte zwar einen Ersatzschlüssel, aber
ihre Tasche befand sich auch im Auto. Ich ärgerte mich sehr.
Egal was ich versuchte, ich konnte die Tür nicht aufbekommen.
Außerdem war es extrem kalt. Schließlich nahm ich mir vor, das
Fenster einzuschlagen. Aber das war auch keine Lösung, denn es
war sehr kalt und der Weg war lang.
Plötzlich fiel mein Blick auf Ibrahims Bild. Es war als
würde er von dem Schlüsselanhänger aus mich anschauen. Ich
sagte dann: "Herr Ibrahim, ich habe gehört, dass sie bis zu
ihrem Tod den Menschen halfen und ein Märtyrer lebt ewig".
Dann bat ich Gott, wegen des Ansehens des Märtyrers Hadi, das
Problem zu beseitigen. Währenddessen hatte ich unbewusst meine
Hand in meine Hosentasche gesteckt, holte meine
Wohnungsschlüssel heraus und steckte dann einen der Schlüssel
in das Schloss, das ich dann mit einem Ruck öffnen konnte.
Mit Freude stiegen wir ins Auto und ich bedankte mich bei
Gott. Dann schaute ich Ibrahims Bild an und sagte: "Vielen
Dank, ich werde im Gegenzug zu dieser Güte Gutes tun. Wir
waren noch nicht losgefahren, als meine Frau mich fragte, mit
welchem Schlüssel ich denn die Tür geöffnet hätte. Ich stieg
aus und prüfte jeden einzelnen Schlüssel und das mehrmals.
Aber keiner passte in das Schloss. Ich musste tief einatmen.
Herr Ibrahim, ich danke dir, du hilfst den Menschen sogar
nachdem du Märtyrer geworden bist.