Ibrahim Hadi

Friede sei mit Ibrahim

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Friede sei mit Ibrahim

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Der „Komeil“-Graben (Erzähler: Ali Nasrollah)

Ich sah einen Informationsverantwortlichen und fragte: „Was bedeutet die Divisionen sind umzingelt worden? Die Soldaten sind doch nicht weiter vorgerückt und im zweiten und dritten Graben geblieben?“

Der Kommandeur sagte: „Der dritte Graben, den wir gesehen haben, ist anders als der zweite und wurde von der irakischen Armee innerhalb der letzten zwei, drei Tage ausgehoben. Aber nicht nur dieser, sondern noch einige andere dazu. Diese Gräben verlaufen exakt parallel zur Grenzlinie, sind aber kleiner und überfüllt mit Hindernissen.“

„Die vorangehenden Divisionen haben sich um nicht unter Beschuss zu bleiben in den Gräben versteckt. Mit Tagesanbruch rückten die irakischen Panzer jedoch vor und besetzten sie auf beiden Seiten. Dann nahm der Feind die Gräben unter Beschuss“, fuhr der Kommandeur fort. Er schwieg kurz und sagte dann: „Die irakische Armee hat 16 Arten von Hindernissen unseren Männern in den Weg gestellt, in einer Tiefe von vier Metern! Die Monafeghin (Gegner aus eigenen Reihen) haben den Irakern die ganzen Informationen über unseren Einsatz gegeben!“ Ich hatte das nicht erwartet und sagte traurig: „Was ist jetzt zu tun?!“ Er sagte: „Wenn unsere Soldaten Widerstand leisten, dann werden wir mit der zweiten Einsatzphase beginnen und sie zurückbringen.“

In diesem Augenblick teilte der Funker des Stützpunktes mit: „Eine Nachricht über eine umzingelte Division! Alle wurden still. Der Funker sagte: „Die Nachricht lautet:“ Bruder Sabetnia drückte Bruder Afschordi die Hand!“

Diese kurze Nachricht hieß, dass der Kommandeur der Komeil-Division gefallen ist.

Am selben Nachmittag kam die Nachricht, daß Hadj Hosseini, Stellvertreter des Kommandeurs der Komeil-Division ebenfalls Märtyrer geworden ist und dass der zweite Stellvertreter schwer verletzt sei. Alle Soldaten im Stützpunkt waren sehr traurig. Die Stimmung war schrecklich.

***

Am 20. Bahman waren wir auf einen zweiten Angriff auf das Gebiet Fakke vorbereitet. Ich sah einen meiner Freunde. Er kam gerade vom Stützpunkt. „Was gibt es?“, fragte ich ihn. Er sagte: „Gerade hat der Funker der Komeil-Division Kontakt aufgenommen.“ Er redete mit Hadj Hemmat und sagte: „Die Batterie des Funkgeräts ist langsam am Ende, viele sind Märtyrer geworden, macht Doa für uns. Grüßt Imami von unserer Seite aus und sagt ihm, wir werden bis zum letzten Moment Widerstand leisten.“ Traurig sagte ich: „Was ist unsere Aufgabe, was müssen wir machen?“ Er sagte: „Wir müssen uns auf Gott verlassen, geh und bereite dich vor. Heute Nacht wird die nächste Einsatzphase beginnen.“

Es war kurz vor Sonnenuntergang. Die Männer der Artillerie feuerten mit größter Genauigkeit auf die Gräben des Feindes. Die Hansaleh-Division und einige andere Divisionen setzten sich in Bewegung. Sie drangen bis zum Komeil-Graben vor. Sie konnten sogar die Hindernisse überwinden und den dritten Graben erreichen, aber wegen dem heftigen Feuer des Feindes, konnte nur eine kleine Anzahl von den umzingelten Soldaten nachts den Graben verlassen und zurück hinter die Front gelangen. Dieser Angriff war also auch erfolglos. Kurz vor der Morgendämmerung kehrten wir zu unserem Graben zurück. Mit diesem Angriff jedoch wurden durch das präzise Feuer unserer Leute viele Kriegsmittel(adawat) des Feindes zerstört.

***

Es war der 21. Bahman 1361. Immer noch waren Schüsse aus dem Graben heraus zu hören. Also leisteten unsere Soldaten Widerstand. Aber wir konnten nicht herausfinden, wie ihre Möglichkeiten nach vier Tagen waren?! Ich sah einen der Soldaten, der in der gestrigen Nacht den Graben verlassen konnte. Er sagte: „Du weißt nicht, in was für einer Situation wir feststeckten ! Wir hatten nichts zum Essen und zum Trinken, unsere Munition wurde weniger und weniger und die Umgebung des Grabens war voller Minen!“ Alle paar Minuten schossen wir eine Kugel ab, damit sie wissen, dass wir noch am Leben sind. Ständig forderten die Iraker uns mit einem Lautsprecher auf zu kapitulieren!“

Es waren traurige Sonnenuntergangsmomente. Ich stellte mich auf eine Höhe und schaute durch mein Fernglas. In der Nähe des Grabens konnte man Explosionen sehen. Mein bester Freund Ibrahim ist dort und ich kann nichts tun. In der Nacht ruhte ich mich ein wenig aus und kehrte am nächsten Tag wieder an die Front zurück.

***

Die Iraker hassten den 22. Bahman. Ihr Feuer wurde mehr und mehr. Die meisten von unseren Männern hatten sich schon zurückgezogen! Ich sagte mir: „Wollen die Iraker vielleicht vorrücken?! Doch das war eigentlich gar nicht möglich, weil die von ihnen gebildeten Hindernisse sie an ihrem Vormarsch hinderten!“

Am Nachmittag wurde das Feuer weniger. Mit dem Fernglas ging ich auf einen etwas höher gelegenen Punkt, damit ich eine bessere Sicht auf den Graben hatte. Das, was ich sah, war unglaublich! Eine dicke Rauchwolke stieg aus dem Graben auf und ständig gab es Explosionen. Rasch ging ich zum Kommando und sagte: „Die Iraker sind dabei den Graben zu eliminieren!” Sie schauten sich das Ganze ebenfalls an. Es war nur Feuer und Rauch zu sehen.

Aber ich hatte meine Hoffnung noch nicht verloren. Ich sagte mir: „Ibrahim hat eine schlechtere Situation hinter sich gebracht. Aber als ich mich dann an Ibrahims Worte vor dem Beginn des Einsatzes erinnerte, begann ich zu zittern.

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