Ibrahim Hadi

Friede sei mit Ibrahim

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Friede sei mit Ibrahim

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Der Zeynol Abedin-Einsatz (Erzähler: Jawad Majlesi)

Es war der Monat Azar 1361. Überall wo Ibrahim hinkam, wurde er warm empfangen. Die meisten Kommandeure hatten schon von seinem Mut und von seiner Tapferkeit gehört. Einmal kam er auch zu unserer Division und wir unterhielten uns. Das Gespräch zog sich in die Länge und alle warteten auf mich. Als ich zurückkam, fragte mich unser Kommandeur: „Wo warst du denn so lange?“ Ich antwortete: „Einer unserer Freunde kam und wollte mit mir reden. Er fährt jetzt wieder zurück. Der Kommandeur fragte: „Wie heißt dein Freund?“ „Ibrahim“, antwortete ich. Plötzlich sagte er erstaunt: „Es ist doch wohl nicht Herr Ibrahim, von dem alle reden?“ Ich sagte: „Ja, warum?“

Er drehte sich um und während er Ibrahims wegfahrendem Auto hinterherschaute, sagte er: „Er gehört doch zu den Älteren des Krieges, wie kam es, dass er sich mit dir befreundete?“. Stolz sagte ich: „So ist es eben wenn man in der gleichen Gegend wohnt.“ „Bring ihn einmal zu uns, damit er ein wenig mit den Jungen redet“, meinte der Kommandeur. Dann sagte ich ein wenig eingebildet: „Er hat sehr wenig Zeit, aber ich versuche es.“

Am nächsten Tag ging ich zum Einsatzinformationsstützpunkt um Ibrahim zu sehen. Nach der Begrüßung und einem kurzen Gespräch sagte er: „Warte ich fahre dich zurück, ich möchte mit deinem Kommandeur sprechen.“ Auf dem Weg war ein kleiner Fluss. Jedes Mal wenn wir mit einem Auto hier vorbeifuhren, saßen wir fest. Ich sagte: „Herr Ibrahim, fahre weiter oben rüber, hier werden wir nicht weiter kommen.“ Er antwortete: „Ich habe keine Zeit dafür. Wir müssen schon hier herüber. Ich sagte zu ihm:“ Du brauchst nicht weiter fahren, ich danke dir für deine Mühe, den restlichen Weg werde ich zu Fuß gehen.“ Er sagte: „Bleib sitzen, ich möchte deinen Kommandeur sehen“, und er fuhr weiter.

Ich fragte mich, wie wir durch so viel Wasser fahren können. Im Innern lachte ich und sagte zu mir, das wird lustig werden, wenn er stecken bleibt! Aber Ibrahim rief „Allahu Akbar“ und „Bismillah“, dann überquerte er den Fluss im ersten Gang! Als wir die andere Seite erreichten, sagte er: „Wir kennen noch nicht Gottes Macht, wenn wir sie kennen würden, dann wären viele unserer Probleme gelöst.“

***

Die Division hatte sich für den neuen Einsatz ausreichend vorbereitet. Tage später sollten wir nach Sumar fahren. Ich stellte mich an die Kreuzung und wartete auf ihn! Ibrahim hatte gesagt, dass er vor Sonnenuntergang zu uns käme. Die Division fuhr schon los. Ständig schaute ich zum Ende der Straße, endlich sah ich Ibrahims schönes Gesicht von weit. Diesmal kam er nicht wie immer in seiner kurdischen Hose und unbewaffnet, nein, er trug im Gegensatz dazu eine Militäruniform mit Leopardenmuster, ein Stirnband und seine Kalaschnikow. Ich ging zu ihm und sagte: „Ibrahim, du hast ja dieses Mal eine Waffe in die Hand genommen!“ Er lachte und sagte: „Es ist Pflicht, seinem Kommandeur Gehorsam zu leisten. Ich trage es nur weil mein Kommandeur es befohlen hat.“ Dann sagte ich: „Ibrahim, erlaubst du mir mit dir zu kommen?“ Er sagte: „Nein, du musst mit deinen Kameraden fahren. Ich fahre euch hinterher. Wir werden uns sehen“.

In der Dunkelheit erreichten wir die Stellungen des Feindes. Ich war für den Abschuss der Raketen verantwortlich, deshalb lief ich mit dem Kommandeur ein Stück weiter nach vorne. Die Situation war schlecht. Ich war sehr nervös! Außerdem herrschte eine außergewöhnliche Stille in dem Gebiet. Wir bewegten uns sehr langsam durch eine schmale Rinne bis zum Hügelsplateau. Von dort aus waren die irakischen Schützengräben zu sehen. Ich hatte die Aufgabe, sobald wir ankamen, diese zu eliminieren.

Einen Moment lang schaute ich mich um. Am Fuß des Hügels waren die irakischen Gräben bis zum Plateau hin ausgebaut worden. Die Iraker wussten genau, dass wir durch diese Rinne hindurchgehen mussten! Ich schluckte. So leise wie möglich bewegte ich mich weiter. Die anderen handelten genauso. Die Situation war schrecklich!

Wir hatten das Plateau noch nicht erreicht, da wurde eine Leuchtpatrone abgeschossen, die unsere Umgebung erhellte! Sofort gerieten wir von drei Seiten aus unter heftigen Beschuss. Wir waren direkt im Visier des Feindes. Jede Sekunde kam entweder eine Handgranate oder eine Kugel in unsere Richtung. Unsere verletzten Kameraden begannen zu stöhnen und ...

In dieser Dunkelheit konnten wir nichts tun. Ich wünschte mir nur, dass sich der Erdboden öffnet und ich mich dort verstecken konnte. Als ich schon den Tod vor Augen hatte, kroch jemand in meine Nähe und griff nach meinem Bein! Ich hob ein wenig meinen Kopf und schaute nach hinten. Ich konnte es nicht glauben. Ich sah Ibrahims Gesicht. Er fragte: „Bist du das?“, dann nahm er meine RPG Waffe und kroch weiter nach vorne. Er rief Allahu Akbar und schoss. Der gegenüberliegende Graben wurde zerstört. Dann stand er auf und schrie: „Ihr Schiiten Imam Alis (a.) steht auf, euer Herr ist mit euch!“, so gab Ibrahim allen Mut. Ich schrie Allahu Akbar und alle standen auf und schossen. Die meisten Iraker flohen. Ein paar Augenblicke später sah ich Ibrahim auf dem Hügelplateau stehen.

Die Besetzung des Hügels wurde rasch durchgeführt. Einige der Iraker wurden in Gefangenschaft genommen. Die restlichen Streitkräfte setzten ihren Weg fort. Ich marschierte mit meinem Kommandeur wieder weiter nach vorne. Unterwegs sagte er zu mir: „Kein Wunder, dass alle im Einsatz mit Ibrahim zusammen sein wollen. Welch einen Mut er hat!“ Um Mitternacht sah ich Ibrahim wieder. Er sagte: „Hast du Imam Alis (a.) Gefälligkeit gesehen! Es war nur ein Allahu Akbar nötig, damit der Feind flieht!“

***

Unser Einsatz war abgeschlossen. Die Soldaten aller Divisionen zogen sich zurück. Aber einige hatten ihre Verletzten und Märtyrer zurückgelassen! Ibrahim schrie einen der Kommandeure an! Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Er sagte: „Ihr hattet genügend Soldaten und Ausrüstung, warum habt ihr eure Verletzten zurückgelassen, warum... ? Er einigte sich mit einem Verantwortlichen, mit dem er auch befreundet war und ging noch einmal mit Jawad Afrasiabi und einigen anderen seiner Freunde in das Gebiet des Feindes. Sie konnten manche von den zurückgebliebenen Verletzten und Märtyrern innerhalb von einigen Nächten zurückbringen. Ibrahim und Jawad konnten bis zum 21. Azar 1361 ungefähr achtzehn Verletzte und neun von den Märtyrern aus dem Feindesgebiet herausbringen. Sie konnten sogar den Leichnam eines Märtyrers genau zehn Meter entfernt von einem irakischen Graben mit einem Trick bergen!

Ibrahim erkrankte nach diesem Einsatz und wir fuhren zusammen nach Teheran. Er hielt sich ein paar Wochen dort auf, währenddessen setzte er seine religiösen und kulturellen Aktivitäten fort.

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