Ibrahim Hadi

Friede sei mit Ibrahim

Mehr zu dem Buch siehe:
Friede sei mit Ibrahim

Zum Inhaltsverzeichnis

Die Schlange (Erzähler: Mehdi Amuzadeh)

Es war zehn Uhr nachts. Wir spielten in unserer Gasse Fußball. Ich hatte Herrn Ibrahims Name von meinen Freunden in unserer Gegend schon gehört, war ihm aber noch nie begegnet. Während unseres Spiels, sah ich eine Person mit einem Gehstock in unsere Richtung kommen. Aufgrund seines langen Bartes und seines verletzten Beines wusste ich, dass er es selber ist!

Er stellte sich in eine Ecke und schaute uns zu. Einer von uns fragte ihn: „Herr Ibrahim, wollen sie mitspielen?“ Er antwortete: „Mit diesem Bein kann ich sicherlich nicht mithalten, aber wenn ihr wollt stehe ich im Tor. Ich konnte sehr gut spielen, aber Herr Ibrahim ein Tor aufzuzwingen war vergebens! Er spielte wie Professionelle!

Eine halbe Stunde später, als Herr Ibrahim den Ball in Besitz hatte, sagte er: „Glaubt ihr nicht, dass es ein wenig zu spät ist, die Nachbarn wollen bestimmt schlafen.“ Wir räumten alles weg und setzten uns zu Herrn Ibrahim. Die Jungen wollten sich gerne Herrn Ibrahims Erinnerungen von der Front anhören. Eine dieser Erinnerungen war für mich außergewöhnlich. Ich werde sie nie vergessen. Herr Ibrahim sagte: „Im westlichen Gebiet des Landes führten wir mit Jawad Afrasiabi einen Observationseinsatz durch. Es war Mitternacht und wir versteckten uns in der Nähe des irakischen Stützpunktes. Langsam wurde es hell. Wir hatten gerade unsere ganzen Informationen zusammengestellt, als ich plötzlich sah wie eine große Schlange auf unser Versteck zukroch!

Ich hatte noch nie eine so große Schlange gesehen. Nichts konnten wir dagegen tun. Hätten wir mit der Waffe auf die Schlange geschossen, würden die Iraker uns bemerken. Nun kroch die Schlange immer schneller in unsere Richtung. Wir hatten keine große Wahl. Ich schluckte, setzte mich verängstigt hin und schloss meine Augen. Ich sagte: „Bismi Allah (Im Namen Allahs) und dann bat ich Allah beim Recht von Hazrate Zahras (a.) um Hilfe! Die Zeit verging erschreckend langsam. Augenblicke später schlug Jawad mir auf die Hand. Ich öffnete meine Augen. Überrascht sah ich wie sich das Tier uns näherte und dann auf einmal die Richtung wechselte und sich entfernte!

Es gab auch lustige Erinnerungen und es wurde viel gelacht in dieser Nacht. Zum Schluss sagte Ibrahim: „Versucht nachts, wenn die Nachbarn schlafen nicht zu spielen.”

Vom nächsten Tag an liefen sie nur Ibrahim hinterher. Ich erfuhr, dass er als er zum Morgengebet zur Moschee ging auch verfolgt wurde und sie gingen nur wegen ihm ebenfalls hinein.

Ibrahims Auswirkung auf mich und auf die anderen Jungen dieser Gegend war dermaßen groß, dass unser Gebet wie seins leise und mit Aufmerksamkeit gelesen wurde. Später als er an die Front ging vermissten ihn alle so sehr, dass sie ihm an die Front folgten.

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de