Die Schlange (Erzähler: Mehdi Amuzadeh)
Es war zehn Uhr nachts. Wir spielten in unserer Gasse
Fußball. Ich hatte Herrn Ibrahims Name von meinen Freunden in
unserer Gegend schon gehört, war ihm aber noch nie begegnet.
Während unseres Spiels, sah ich eine Person mit einem Gehstock
in unsere Richtung kommen. Aufgrund seines langen Bartes und
seines verletzten Beines wusste ich, dass er es selber ist!
Er stellte sich in eine Ecke und schaute uns zu. Einer von
uns fragte ihn: „Herr Ibrahim, wollen sie mitspielen?“ Er
antwortete: „Mit diesem Bein kann ich sicherlich nicht
mithalten, aber wenn ihr wollt stehe ich im Tor. Ich konnte
sehr gut spielen, aber Herr Ibrahim ein Tor aufzuzwingen war
vergebens! Er spielte wie Professionelle!
Eine halbe Stunde später, als Herr Ibrahim den Ball in
Besitz hatte, sagte er: „Glaubt ihr nicht, dass es ein wenig
zu spät ist, die Nachbarn wollen bestimmt schlafen.“ Wir
räumten alles weg und setzten uns zu Herrn Ibrahim. Die Jungen
wollten sich gerne Herrn Ibrahims Erinnerungen von der Front
anhören. Eine dieser Erinnerungen war für mich
außergewöhnlich. Ich werde sie nie vergessen. Herr Ibrahim
sagte: „Im westlichen Gebiet des Landes führten wir mit Jawad
Afrasiabi einen Observationseinsatz durch. Es war Mitternacht
und wir versteckten uns in der Nähe des irakischen
Stützpunktes. Langsam wurde es hell. Wir hatten gerade unsere
ganzen Informationen zusammengestellt, als ich plötzlich sah
wie eine große Schlange auf unser Versteck zukroch!
Ich hatte noch nie eine so große Schlange gesehen. Nichts
konnten wir dagegen tun. Hätten wir mit der Waffe auf die
Schlange geschossen, würden die Iraker uns bemerken. Nun kroch
die Schlange immer schneller in unsere Richtung. Wir hatten
keine große Wahl. Ich schluckte, setzte mich verängstigt hin
und schloss meine Augen. Ich sagte: „Bismi Allah (Im Namen
Allahs) und dann bat ich Allah beim Recht von Hazrate Zahras
(a.) um Hilfe! Die Zeit verging erschreckend langsam.
Augenblicke später schlug Jawad mir auf die Hand. Ich öffnete
meine Augen. Überrascht sah ich wie sich das Tier uns näherte
und dann auf einmal die Richtung wechselte und sich entfernte!
Es gab auch lustige Erinnerungen und es wurde viel gelacht
in dieser Nacht. Zum Schluss sagte Ibrahim: „Versucht nachts,
wenn die Nachbarn schlafen nicht zu spielen.”
Vom nächsten Tag an liefen sie nur Ibrahim hinterher. Ich
erfuhr, dass er als er zum Morgengebet zur Moschee ging auch
verfolgt wurde und sie gingen nur wegen ihm ebenfalls hinein.
Ibrahims Auswirkung auf mich und auf die anderen Jungen
dieser Gegend war dermaßen groß, dass unser Gebet wie seins
leise und mit Aufmerksamkeit gelesen wurde. Später als er an
die Front ging vermissten ihn alle so sehr, dass sie ihm an
die Front folgten.