Ibrahim Hadi

Friede sei mit Ibrahim

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Friede sei mit Ibrahim

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Die Unschuld (Erzähler: Mehdi Ramezani)

Obwohl ich noch sehr jung war hat Gott mir das Geschenk gegeben, mit seinen besten Dienern in der Komeil-Division zusammen sein zu können.

In der Nacht des Einsatzes gingen wir bis zum dritten Graben vor. Dieser Graben war sehr eng und ungefähr ein Meter tief. Im Gegensatz zum zweiten Graben, der groß war und voller Hindernisse. Doch noch in der gleichen Nacht kehrten alle Soldaten zurück zum zweiten Graben, der später als der „Komeil“ Graben bekannt wurde. Ich verbrachte mit anderen Kameraden fünf Tage darin.

Am Morgen des nächsten Tages zielten irakische Scharfschützen auf jedes bewegliche Objekt. Es war einfach nur schrecklich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Ibrahim mit seiner ganzen Kraft, mannhaft den Graben verteidigte! Der Kommandeur und sein Stellvertreter waren gefallen oder verletzt worden und Ibrahim war der Einzige, der die Männer leitete. Er teilte sie alle auf. Drei Personen bildeten jeweils eine Gruppe und jede Gruppe befand sich mit einem gewissen Abstand von der anderen im Graben. Eine Person hielt Wache am Rand des Grabens, drei weitere im Graben. Die Märtyrer brachte Ibrahim an das Ende des Grabens, damit diese sich weit von den Männern befanden. Die Verletzten wiederum brachte er wo anders unter um sie vor dem Feindesfeuer zu schützen.

Zur Zeit des Gebets rief Ibrahim den Gebetsruf aus und wir verrichteten unter diesen schweren Umständen an drei Tageszeiten das Gemeinschaftsgebet! Auch munterte uns Ibrahim immer wieder auf und gab somit allen Hoffnung auf die Zukunft.

Nach der erfolglosen zweiten Phase, gaben sich die Männer mehr Mühe! Sie wollten unbedingt einen Weg aus dieser Aussichtslosigkeit finden. Beim letzten Kontakt, den wir mit unserer Armee hatten, sagte Kommandeur Hadjipur, der etwas später Märtyrer wurde, bekümmert: „Wir können nichts tun, wenn ihr könnt, dann versucht euch irgendwie zurückzuziehen.“

Es war Donnerstag der 21. Bahman als wir vor und hinter uns den Lärm von Panzern und Schützenpanzerwagen hörten! Wir gruben die Grabenwand aus und formten so eine Art Treppe. Manche dachten es wäre Hilfe für uns gekommen, aber nein, es war der Feind!

Die irakischen Soldaten rückten mit Panzern vor. Sie hatten herausgefunden, dass sich im Graben noch iranische Soldaten aufhielten! Ich erinnere mich noch gut an einen Jugendlichen namens Seyyed Jaafar Taheri (Märtyrer), der die RPG-7 (Panzerfaust) nahm, die Treppe hochstieg und mit einem gut gezielten Schuss, den Feindespanzer traf. Das führte dazu, dass sie sich ein wenig zurückzogen. Unsere Männer konnten dann durch permanentes Schießen einige Iraker töten und einige, die sehr weit nach vorne gekommen waren, sogar gefangen nehmen.

Unter diesen prekären Umständen, kamen jetzt auch noch fünf Gefangene zu uns! Der Mangel an Wasser und Essen war kaum auszuhalten. Die meisten waren total erschöpft. Dann wurde plötzlich ein Lautsprecher eingeschaltet! Eine Person, ein Verräter, begann zu reden und sagte: „Ihr Iraner, ergebt euch, es wird euch nichts geschehen. Essen und Wasser steht für euch bereit , ergebt euch...“ und spornten uns so zum Kapitulieren an.

Wir waren wirklich fast am Ende vor Durst und Hunger. Einige von uns sagten: „Kommt, wir geben auf. Wir haben unsere Pflicht getan, auf unsere Rettung besteht keine Hoffnung mehr.“ Einer von den jugendlichen Basijis sagte: „Wenn wir heute gefangengenommen werden und das irakische Fernsehen uns zeigt und Imam Khomeini uns sieht und traurig wird, was dann? Wir sind doch wegen seiner Zufriedenheit an die Front gegangen?“ Diese Worte führten dazu, dass keiner bereit war, sich zu ergeben. Ibrahim freute sich, als er das hörte und sagte: „Wir müssen die Munition und den Vorrat, der uns noch geblieben ist, unter den Soldaten verteilen.“ All das übrig gebliebene Wasser und Essen gaben wir bei Ibrahim ab. Er gab jedem eine Thermosflasche mit etwas Wasser und ein wenig Essen. Den fünf irakischen Gefangenen gab er ebenfalls eine Ration!! Manche taten sich damit schwer, aber Ibrahim sagte: „Sie sind unsere Gäste.“ Wir gaben unsere übrig gebliebene Munition den gesunden Soldaten, damit sie Wache halten konnten.

Am nächsten Morgen dem 22. Bahman, zogen sich die Panzer des Feindes ein Stück zurück! Einige unserer Soldaten nutzten diese Gelegenheit und flohen, doch manche von ihnen traten auf Minen und ...

Eine Stunde später wurde das Feuer des Feindes heftiger. Niemand konnte mehr etwas tun. Am Nachmittag des 22. Bahmans näherten sich die Iraker wieder und nahmen den Graben unter Dauerbeschuss! Dann sahen wir plötzlich wie sich ihre Waffen über den Rand des Grabens auf uns richteten! Ein irakischer Offizier stieg die, von unseren Männern gebaute Treppe, hinunter. Ein Soldat folgte ihm. Er gab dem ersten unserer Schwerverletzten einen Tritt, als er bemerkte, dass dieser noch am Leben war und sagte zu dem Soldaten: „Schieß.“

Der Soldat schoss. Der nächste Verletzte war ein unschuldiger Jugendlicher, in dessen Gesicht der irakische Offizier trat! Dann sagte er dem Soldaten: „Schieß.“ Doch der Soldat weigerte sich! Der Offizier schrie ihn an. Aber der Soldat rührte sich nicht! Schließlich zog der Offizier seine Pistole und schoss ihm mitten ins Gesicht. Er fiel neben unseren Märtyrern zu Boden! Danach verließ er sofort den Graben und gab Befehl zu feuern und...

Einige Minuten später verließen die Iraker in der Annahme, dass alle im Graben tot wären, den Ort. Man hörte nichts mehr. Als die Sonne unterging war es merkwürdig still in Fakke! Ich und einige andere konnten überleben. Wir standen auf und schauten uns ein wenig um. Die meisten derjenigen, die überleben konnten, waren verletzt. Es war völlig dunkel als wir uns auf den Weg machten. Vor Tagesanbruch erreichten wir unseren Stützpunkt und ...

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