Die Zufriedenheit Gottes (Erzähler: Abbas Hadi)
Zu den Eigenschaften Ibrahims gehörte, dass gewöhnlich
niemand etwas von seinen Tätigkeiten erfuhr. Außer diejenigen,
die ganz in seiner Nähe waren und selbst mit eigenen Augen
seine Taten sahen. Er redete lediglich über sie, wenn es
wirklich nötig war. Er unterstrich immer den Punkt, dass man
Tätigkeiten, die für Gottes Zufriedenheit getan werden, nicht
unbedingt erwähnen soll. Vielleicht liegen die Probleme bei
unseren Taten daran, dass sie für die Zufriedenheit aller,
außer für Gott, verrichtet werden.
Imam Ali (a.) sagte: „Jeder, der sein Herz und seine Taten
von allem Ungöttlichen säubert, wird für Allah liebenswürdig
sein.“ (Ghorar Al-Hekam, S. 538)
Große Mystiker verweisen in all ihren Meinungen auf den
Punkt, dass, wenn eine Tat für Gott sei, dann erst Wert
bekomme. Oder dass jeder Atemzug, den der Mensch in dieser
Welt für etwas anderes außer Gott gemacht hat, ihm im Jenseits
schaden wird.
In der Zeit als Ibrahim verletzt war, besuchten wir einmal
einen Sportverein in Teheran (Zurkhane). Jedes Mal, wenn ein
ehemaliger Sportler hereinkam, schlug der Morsched an die
Glocke und für ein paar Momente stoppt das sportliche
Geschehen. Der Neuankömmling hebt für die Sportler die Hand
und setzt sich dann lächelnd auf einen Platz für Besucher.
Ibrahim beobachtete sehr genau das Verhalten der Menschen
dort, dann sagte er leise zu mir: „Schau dir mal an, wie sehr
sie sich mit dem Ertönen der Glocke freuen.” Dann sagte er
weiter: „Manche Menschen lieben diesen Glockenklang. Wenn sie
Gott genauso lieben würden, würden sie nicht mehr auf der Erde
sein, sondern im Himmel! Das ist die Natur des weltlichen
Lebens, solange man in dieses Leben verliebt ist und daran
hängt, wird sich nichts an dem Ganzen ändern. Aber wenn man
seinen Kopf hebt und in den Himmel blickt und seine Taten auf
Gottes Zufriedenheit richtet, habe keinen Zweifel daran, wird
sich sein Leben ändern und er wird die wahre Bedeutung des
Lebens erkennen. Im Sportverein (Zurkhane) ist es so, dass
viele wissen wollen wer der Stärkere ist und wer schneller
außer Atem kommt. Solltest du einmal im Mittelpunkt des
Sportgeschehens stehen, dann versuche, wenn du siehst, dass
einer nicht mithalten kann, wegen Allahs Zufriedenheit sofort
diese Sportbewegung zu wechseln. Ich war einst in einer
solchen Situation und habe auf diesen Punkt nicht geachtet ,
unbegründet wurde ich dadurch bei den Jugendlichen bekannt.
Ich werde diesen Fehler nicht wiederholen!“
Ibrahim sagte auch immer: „Man muss jede Arbeit auch seine
privaten im Hinblick auf Allahs Zufriedenheit tun.“ „Sei
achtsam, die ganze Schöpfung ist dir zugunsten geschaffen
worden, all das Ungöttliche, das du anstrebst, führt zu deiner
Niederlage.“
***
Es war Freitagmorgens. Ibrahim kam mit blutiger Kleidung
nach Hause! Schnell und sehr leise wechselte er unbemerkt
seine Sachen und sagte nach dem Gebet, dass er nach oben gehen
wolle um zu schlafen.
Es war schon gegen Mittag als jemand unaufhörlich an die
Haustür klopfte! Unsere Mutter ging zur Tür. Es war die
Nachbarin. Nachdem sie sich begrüßt hatten, sagte sie
ärgerlich: „Ihr Sohn Ibrahim ist doch älter als mein Sohn!
Gestern fuhr er mit ihm auf dem Motorrad spazieren. Dann
hatten sie einen Unfall und mein Sohn brach sich das Bein!“
„Schauen Sie, ich habe meinen Sohn zu einem der besten
Gymnasien geschickt, ich möchte nicht, dass er mit Leuten wie
ihrem Sohn befreundet ist!“
Unsere Mutter, die nichts davon wusste, wurde sehr traurig.
Sie entschuldigte sich und sagte überrascht: „Ich weiß
überhaupt nicht, wovon Sie reden! Aber gut, ich werde es
Ibrahim sagen. Ich bitte nochmals um Verzeihung...“
Ich hatte das Ganze mitangehört und rannte nach oben! Ich
weckte Ibrahim und fragte ihn: „Was hast du gemacht, Bruder!?“
Ibrahim fragte: „Warum, ist etwas geschehen?“ Ich fragte:
„Hast du einen Unfall gehabt?“ Er stand abrupt auf und fragte
verwundert: „Unfall?! Wovon redest du!“ „Hast du es nicht
mitbekommen, unten stand Mohammads Mutter an der Tür, brüllte
und schimpfte...“ Ibrahim dachte kurz nach und sagte
anschließend: „Gut, Gott sei Dank, es ist nichts Besonderes!“
Am Nachmittag desselben Tages besuchten die Eltern
Mohammads mit Blumen und Kuchen Ibrahim. Seine Mutter
entschuldigte sich ständig. Unsere Mutter sagte verwundert: „Hadj
Khanum, heute Morgen jene Worte und nun dieses!“ Die Nachbarin
sagte immer wieder: „Ich schwöre bei Gott, ich weiß nicht was
ich vor Scham tun soll, Mohammad hat uns die ganze Geschichte
erzählt.“ Er sagte: „Wenn Ibrahim nicht rechtzeitig da gewesen
wäre, hätte etwas Schlimmes passieren können. Die
Nachbarkinder sagten, dass Ibrahim und Mohammad zusammen waren
und einen Unfall hatten, damit wir uns keine Sorgen machen.
Ich bin wirklich traurig, weil ich Vorurteile hatte und ich
bitte darum mir zu verzeihen. Ich habe zu meinem Mann gesagt,
dass es sehr bedauernswert sei Herrn Ibrahim, der schon seit
einigen Monaten verletzt und dessen Bein immer noch nicht
geheilt ist, nicht besucht zu haben, deshalb sind wir
gekommen.“
Dann erzählte die Frau weiter: „Um Mitternacht waren die
jungen Basijis der Moschee an den Kontrollpunkten tätig.
Mohammad war mit seinen Freunden mitten auf der Straße.
Plötzlich geriet sein Finger an den Abzug seiner Waffe und er
schoss sich versehentlich in sein eigenes Bein. Er lag stark
blutend mitten auf der Straße. Genau zu diesem Zeitpunkt kam
Ibrahim. Er und einer seiner Freunde verbanden sein Bein und
brachten ihn ins Krankenhaus.
Der Nachbarin gingen die Worte aus. Ich drehte mich um und
schaute Ibrahim an. Er saß ruhig in einer Ecke. Er wusste zu
gut, dass wenn man etwas für Gottes Zufriedenheit tut, nicht
auf die Worte der Menschen achten muss.