Khoms (Erzähler: Mostafa Safarharandi)
Einer der großen Gelehrten, den Ibrahim besonders verehrte,
war Hadj Agha Harandi. Dieser ehrenwerte Gelehrte arbeitete
auch als Stoffverkäufer währenddessen er seine Gebetszeiten
strikt einhielt. Ende Sommer 1361 gingen wir mit Ibrahim und
einigen anderen Freunden Hadj Agha besuchen wobei Ibrahim
gleich Stoff für zwei Hemden kaufte.
Eine Woche danach ging Ibrahim gleich nach der Moschee noch
einmal zu Hadj Agha, ich begleitete ihn und sah, dass Ibrahim
seine Jahresausgaben und das Khoms seines Vermögens dort
ausrechnete! Ich musste lachen. Er gab doch sein ganzes Geld
für andere aus. Da blieb doch nichts mehr übrig. Hadj Agha
half ihm dabei und sagte: „Ihr Khoms beträgt 411 Toman. Mit
der Erlaubnis, die ich von den Ayatollahs erhalten habe und
mit meiner Kenntnis von Ihnen, brauchen Sie es nicht zu
bezahlen.“ Ibrahim aber bestand darauf seine religiöse Pflicht
zu erfüllen und bezahlte sein Khoms.
Ibrahims Pflichtbewusstsein erinnerte mich an eine Hadithe
von Imam Sadegh (a.): „Derjenige, der Gottes Recht
(beispielsweise Khoms) nicht bezahlt, der wird das doppelte
auf dem Weg des Ungerechten ausgeben." (Asar
Al-sadeghin, B. 5, S. 466)
Nach dem Gebet gingen wir mit Ibrahim zu Hadj Agha. Er
sagte zu Hadji: „Ich möchte wie letztes Mal Stoff für zwei
Hemden von ihnen kaufen.“ Hadji schaute ihn erstaunt an und
sagte: „Mein Junge, du hast doch vor kurzem Stoff von mir
gekauft. Das sind staatliche Stoffe, wir dürfen nicht mehr als
eine gewisse Menge davon an jeden einzelnen verkaufen.“
Ibrahim sagte nichts. Aber ich wusste, um was es ging und
sagte: „Hadj Agha, Herr Ibrahim hat die vorherigen Hemdstoffe
gespendet! Einige Jungen vom Sportverein (Zurkhane) haben
keine gute finanzielle Lage. Deshalb schenkte Ibrahim ihnen
diese Hemden!“ Hadji, der erstaunt zuhörte, warf einen
tiefgehenden Blick auf Ibrahim und sagte: „Dieses Mal gebe ich
dir noch einmal Stoff, aber du hast nicht das Recht, ihn
jemandem zu schenken. Jeder, der etwas braucht, schicke her.“