Englands Niederlage im Orient
Durch die Flucht der Engländer von der Halbinsel Gallipoli
war die Bedrohung der türkischen Hauptstadt Konstantinopel
aufgehoben worden. Die Stadt am Goldenen Horn, die Rußland und
England mit aller Gewalt erobern wollten, blieb der
Mittelpunkt der neu erwachten osmanischen Herrschaft. Die
Engländer hatten früher der Türkei den Namen eines »kranken
Mannes« gegeben, aber der kranke Mann war erwacht und zeigte
neue Lebenskraft. Die türkischen Heere konnten jetzt ihre
Tätigkeit weiter in den Orient verlegen. Die wuchtigsten
Schläge erhielten die Engländer zunächst in Mesopotamien.
Den Engländern schien sogar schon teilweise der ganze
Orientfeldzug gegen die Türken ein verfehltes Unternehmen.
Eines ihrer wichtigsten Wochenblätter schrieb: »Mit Rücksicht
auf die Schwierigkeiten der Versorgung und des Nachschubs weit
entfernter Expeditionsheere warnen wir dringend vor einem
Orientfeldzug. Es ist nur natürlich, daß Tribünenpolitiker,
die hoffnungslos wenig von militärischer Geschichte gelesen
haben und völlig unwissend in den Grundwahrheiten der
Kriegführung sind, sich einbilden, daß Expeditionsheere so
schnell abgesandt werden können, wie ihre Reden sich halten
lassen. Sie haben endlose Divisionen Reden nach Gallipoli
»geworfen«, sie würden weitere Divisionen in den Balkan
»werfen«, sie würden Armeekorps nach Bagdad oder Timbuktu
»schleudern«. Wenn der berufsmäßige Pazifist auf den
Kriegspfad geht, so wird er zum »rasenden Hammel.« Sein Eifer
kennt keine Grenzen. Wären die großen Anstrengungen, die man
an den Dardanellen gemacht hat, klug in nützliche Wege
geleitet worden, so hätte sich der ganze Verlauf des Krieges
anders gestaltet. Aber selbst das Genie Kitcheners sei nicht
imstande, Expeditionsheere aus halb oder gar nicht
ausgebildeten Truppen unter unerfahrenen Stäben zu
improvisieren, wenn sie noch dazu in unbekannte Länder
geschickt würden. Erst müsse man die Deutschen in Flandern
schlagen. Es sei falsch, zu meinen, daß nachher alles der
überlegenen Seemacht in den Schoß fallen wird. Es ist
natürlich, daß die »ägyptische Schule« und die »indische
Schule« unserer Militärs andere Vorstellungen haben. Wir
können es uns nicht leisten, unsere Strategie vom Nil aus
diktieren zu lassen. Nur an der Themse kann die Lage mit
richtigem Augenmaß gesehen werden.«
Eine holländische Zeitung sagte: »Der Umstand, daß die
Räumung der Dardanellen angeblich ohne Verluste ausgeführt
wurde, könne die Bedeutung der Tatsache nicht verkleinern, daß
Engländer und Franzosen Konstantinopel einnehmen wollten, aber
nach einem längeren Aufenthalt von einem Orte, an dem sie nach
Churchills berühmtem Ausspruch nur »einige Meilen vom Siege«,
aber, wie der Erfolg gezeigt hat, auch nur 100 Meter von der
Niederlage entfernt waren, zum Abzug blasen mußten.
Mittlerweile bahnten statt Engländer und Franzosen sich die
Zentralmächte einen Weg durch den Balkan. Das Scheitern des
Dardanellen-Feldzuges werde nicht verfehlen, in der ganzen
mohammedanischen Welt einen gewaltigen Eindruck hervorzurufen.
Die Räumung Gallipolis sei das Eingeständnis, daß das
Unternehmen endgültig mißglückte, daß alle Anstrengungen
vergeblich waren, daß die Ströme Blut umsonst vergossen wurden
und daß weitere Anstrengungen nicht die geringste Aussicht auf
Erfolg hätten.«
Am 10. Januar berichtete das türkische Hauptquartier: »Nur
Trümmer, Beute und eine Anzahl von Leichnamen, aber keinen
einzigen Soldaten gibt es mehr in Sedd-ul-Bahr. Während
unserer Verfolgung wurden die Reste des Feindes, die sich
weigerten, sich zu ergeben und in der Richtung auf die
Landungsstellen flohen, vernichtet. Auf dem linken Flügel
fanden wir in dem Abschnitt Kerevizdere eine große Menge
selbsttätiger feindlicher Minen, von denen unsere Genietruppen
allein in einem kleinen Raume 90 zerstörten. An der Irakfront
in Mesopotamien versuchte der in Kut-el-Amara eingeschlossene
Feind in der Nacht zum 7. Januar an mehreren Punkten Ausfälle,
nachdem er ein heftiges Feuer eröffnet hatte. Er wurde mit
Verlusten in seine Stellungen zurückgeworfen. An der
kaukasischen Front ist nichts von Bedeutung vorgefallen. Am 8.
Januar fand im Schwarzen Meere zwischen dem türkischen Panzer
»Jawus Selim« und dem russischen Panzerschiff »Kaiserin Maria«
ein halbstündiger heftiger Artilleriekampf auf weite
Entfernung statt. »Jawus« erlitt keinen Schaden, während
Treffer auf der »Kaiserin Maria« festgestellt wurden.«
Die englischen Truppen waren von Gallipoli nach Port Said
und Alexandrien transportiert worden, wo sie neue Ausrüstungen
erhielten und anderen Truppenverbänden angegliedert wurden.
Die französischen Truppen, deren Zahl nur gering war, wurden
auf einer Insel vor Saloniki gelandet, von wo aus sie nach
Frankreich zurückgebracht werden sollten.
Ihre Niederlage in Mesopotamien gaben die Engländer jetzt
selbst zu, indem ihre Kriegsnachricht lautete: »Der Vormarsch,
den General Aylmer aufwärts des Tigris unternahm, um sich mit
dem General Townshend bei Kut-el-Amara zu vereinigen, stießen
auf sehr heftigen Widerstand. Am 7. und 8. Januar fanden sehr
schwere Gefechte bei Scheikasaad statt. Die Vorhut des
Generals Aylmer unter General Younghusband verließ am 4.
Januar Ali el Gharbi (70 Kilometer östlich Kut-el-Amara am
Tigris gelegen) und rückte auf beiden Ufern des Tigris vor.
Die Reiterei gewann Fühlung mit vorgeschobenen türkischen
Truppen auf dem rechten Ufer. Die Türken befanden sich in
beträchtlicher Stärke auf beiden Flußufern bei Scheikasaad.
Unsere Infanterie griff am 6. Januar an und verschanzte sich
auf dem rechten Ufer vor der Front des Feindes. Unsere
Reiterei kam am folgenden Morgen zwischen die Verschanzungen
in der äußersten rechten Flanke des Feindes, wobei sie über
550 Araber und Türken, darunter 16 Offiziere, gefangen nahm
und zwei Gebirgsgeschütze erbeutete. Unsere Infanterie hatte
schwere Verluste. Der Rest der Streitmacht des Generals Aylmer
rückte am 6. Januar von Ali el Gharbi vor und am 7. Januar
fand gleichzeitig mit dem erwähnten Angriff ein Gefecht am
linken Ufer statt. Um 2 Uhr kamen unsere Truppen unter
heftiges Gewehr- und Maschinengewehrfeuer aus den türkischen
Verschanzungen auf 1200 Yards Entfernung. Am späten Nachmittag
versuchte die feindliche Reiterei eine Umgehungsbewegung, aber
unsere Artillerie warf sie zurück. Ihre Infanterie war zu
stark, als daß sie geworfen werden konnte. Unsere Infanterie
verschanzte sich nachts in den Stellungen, die sie in
Entfernungen von 200 bis 700 Yards eingenommen hatte.«
Wie die türkische Presse erfuhr, waren türkische Truppen in
Kermanschah (Persien) eingezogen. Sie wurden von der
Bevölkerung der Stadt mit Kundgebungen empfangen. Die Stadt
war beflaggt; aus der Umgegend strömten die Stämme herbei, um
die Türken willkommen zu heißen. Kermanschah liegt etwa 400
Kilometer südwestlich von Teheran und ist von Bagdad ungefähr
200 Kilometer entfernt.
In der telegraphischen Antwort auf die Glückwunschdepesche
des Deutschen Kaisers zu dem Siege auf Gallipoli brachte der
Sultan seinen Dank sowie seine lebhafte Befriedigung darüber
zum Ausdruck, einen Ehrensäbel zu empfangen. Dieser werde ein
glänzendes Symbol der Waffenbrüderschaft sein, die stets die
beiden tapferen verbündeten Armeen einigen werde. Der Sultan
bat Gott, den Verbündeten auch weiterhin großartige Erfolge
und in naher Zukunft auf allen Schlachtfeldern den endgültigen
Sieg zu gewähren.
Am 12. Januar gab das Hauptquartier bekannt: »An der
Irakfront keine Aenderung. An der Kaukasusfront griff der
Feind am 10. Januar zweimal kräftig unsere Stellungen bei
Narman an, wurde aber zurückgeschlagen und ließ hundert Tote
auf dem Schlachtfeld. Am 10. Januar beschossen mehrere
feindliche Kreuzer und Torpedoboote zeitweilig Sedd-ul-Bahr,
die Umgegend von Tekke Burun und die anatolischen Batterien,
ohne Schaden anzurichten. Ein Kreuzer, der aus der Richtung
von Kavalla kam, wollte gegen unseren Abschnitt nördlich von
der Bucht von Saros das Feuer eröffnen, wurde aber durch das
Gegenfeuer unserer in der Umgebung aufgestellten Batterien
verjagt. Unsere von den Leutnants Bödicke und Chonos gelenkten
Flugzeuge schossen am 4. Januar den vierten feindlichen
Flieger herunter. Er stürzte auf offener See bei Sedd-ul-Bahr
ab. Die Schlacht am 8. Januar und in der Nacht vom 8. zum 9.
Januar, die mit der Niederlage des Feindes bei Sedd-ul-Bahr
endete, spielte sich folgendermaßen ab: Die verminderte
Tätigkeit der feindlichen Landartillerie, an deren Stelle die
Schiffsartillerie getreten war, die Anwesenheit zahlreicher
Transportschiffe bei der Landungsstelle, sowie der Umstand,
daß der Feind neuerlich Hospitalschiffe zur Wegschaffung von
Truppen während des Tages mißbrauchte, ließ uns auf eine
bevorstehende Flucht des von unserem heftigen Artilleriefeuer
beunruhigten Feindes schließen. Es wurden alle Maßregeln
getroffen, um die Flucht diesmal für den Feind verlustreicher
zu gestalten. Diese Maßregeln wurden auch mit vollem Erfolge
durchgeführt. Seit dem 4. Januar hatten die Vorbereitungen zum
Angriff begonnen. Die für den Angriff gewählten Abschnitte
wurden von unserer Artillerie und von Bombenwerfern heftig
beschossen. Am 8. Januar verstärkten wir unser Feuer, ließen
Minen springen und schickten schließlich an der ganzen Front
starke Aufklärungs-Abteilungen vor. Im Hinblick auf dieses
Vorspiel zu unserem Angriff versammelte der Feind in der
Gegend seines linken Flügels zahlreiche Kriegsschiffe, die
unsere Abteilungen und vorgeschobenen Stellungen heftig
beschossen. Unsere Abteilungen kamen stellenweise an die
feindlichen Schützengräben heran, wurden dort vom Feinde mit
Infanterie- und Handgranatenfeuer empfangen, hielten aber
diese Stellungen bis zum Mittag. In der Nacht vom 8. zum 9.
Januar warfen wir neuerdings unsere Erkundungs-Abteilungen
gegen die feindlichen Schützengräben vor. Um 3 Uhr morgens war
der Beginn der feindlichen Rückzugsbewegung im Zentrum fühlbar
geworden. Wir ließen deshalb unsere ganze Front vorgehen. Ein
Teil der zurückgehenden feindlichen Truppen floh unter dem
Schutze der heftig feuernden feindlichen Schiffe zu den
Landungsstellen, ein anderer Teil ließ zahlreiche selbsttätige
Minen springen und versuchte so, unseren Vormarsch Schritt für
Schritt aufzuhalten. In diesem Augenblick eröffneten unsere
weittragenden Geschütze ein heftiges Feuer gegen die
Landungsstege, während die Landbatterien die Nachhuten des
Feindes stark beschossen und ihm zahlreiche Verluste
beibrachten. Unsere Gebirgsgeschütze gingen mit der Infanterie
vor und beunruhigten den Feind aus der Nähe. Unsere Truppen
trotzten tapfer dem Feuer der feindlichen Schiffe und der
selbsttätigen Minen. Mit freudigem Mute, die Hölle voll
Gefahren ringsum nicht achtend, machten sie die feindlichen
Soldaten nieder, die dem wirksamen Feuer unserer Artillerie
nicht mehr entfliehen konnten und verzweifelten Widerstand
leisteten. Bei Tagesanbruch fanden sich unsere Truppen auf dem
Schlachtfelde unter zahlreichen feindlichen Leichen. Wir haben
schon kürzlich festgestellt, daß unsere Artillerie sehr
wirksame Treffer erzielt hat, und daß der Feind, den wir auf
der ganzen Front mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln
bedrängten, bei den Angriffen unserer starken Abteilungen
nicht mehr in der Lage war, selbst unter dem Schutze seiner
vielen Schiffsgeschütze, den Widerstand in diesem Abschnitte
zu brechen. So endete der letzte Akt der Kämpfe, die sich seit
acht Monaten auf der Halbinsel abgespielt hatten, mit der
Niederlage und dem Rückzuge des Feindes. Die Zählung der
großen Beute ist noch nicht beendet. Sie besteht in Kanonen,
Waffen, Munition, Pferden, Mauleseln, Wagen und einer großen
Zahl anderer Gegenstände.«
Ausschiffung englischer Truppen von einem
Truppentransportschiff im Hafen von Saloniki.
Der Berichterstatter der »Agentur Milli« an der
Dardanellenfront, der einen Teil des von den Engländern
geräumten Abschnittes Sedd-ul-Bahr besichtigt hatte, beschrieb
die dort gefundene Beute. Ueberall fanden sich Landtorpedos,
nicht explodierte Bomben, Munitionswagen. Er zählte Ambulanzen
mit 2000 Betten und tausende von leinenen Decken, Sättel und
Pferdegeschirre, zerlegbare, mit herrlichen Daunenbetten
ausgestattete Baracken für Offiziere, zehn Ambulanzen,
eingerichtete Kriegsautomobile, endlich ganze Berge von Kisten
mit Konserven, mit Marmelade, Biskuits und Schweizerkäse,
genug, um den Bedarf mehrerer großer Spezereiwarenhandlungen
für ein Jahr zu decken. Das Gelände erweckte viel mehr den
Eindruck eines Handelshafens, als den eines Schlachtfeldes. In
der Stadt Sedd-ul-Bahr befanden sich große Magazine von Reis.
In dem Glückwunschtelegramm, das Kaiser Wilhelm anläßlich
des Sieges an den Dardanellen an den Sultan gerichtet hatte,
sagte der Kaiser, er habe mit großer Befriedigung erfahren,
daß die feindliche Armee gezwungen wurde, Gallipoli
vollständig zu räumen. Er beglückwünsche den Sultan zu dem
Siege, der den heftigen Angriffen der schamlosen Feinde ein
Ende setze. Der Kaiser kündigte als Zeichen seiner Bewunderung
die Uebersendung eines Säbels an den Sultan an, um die
Erinnerung an die großen Siege zu verewigen, eines Säbels, der
während des zur Verteidigung des Rechtes unternommenen Krieges
gegen die Häupter des Feindes gezückt sein soll. Der Kaiser
drückte schließlich die Ueberzeugung aus, daß der göttliche
Beistand den endgültigen Sieg sichern werde. Kaiser Wilhelm
richtete auch an Enver Pascha ein Telegramm, in dem er sagte,
daß die osmanische Armee eine Waffentat vollbracht habe, die
stets in der Erinnerung des Volkes bleiben werde. Er
beglückwünschte Enver Pascha und die osmanische Armee herzlich
zu dem Erfolge, der um die siegreiche osmanische Fahne neue
Lorbeeren winde. Er verlieh dem Minister den Orden Pour le
mérite. Enver Pascha brachte in einem Tagesbefehl an die Armee
die Glückwünsche Kaiser Wilhelms mit dem Bemerken zur
Kenntnis, daß er dem Kaiser gedankt und versichert habe, daß
die osmanische Armee auch weiterhin ihre Pflichten erfüllen
werde.
Am 7. Januar hatte eine Fliegerabteilung, bestehend aus
zwölf deutschen Flugmaschinen, erfolgreich das englische Lager
bei Kilindir (Bei Saloniki) angegriffen. Die Flieger schlugen
hierauf die Richtung Sarigoel–Saloniki ein. Auf dem ganzen
Wege wurden Bomben abgeworfen. Die Zahl der Opfer war
unbekannt. An vielen Stellen entstanden Feuersbrünste. Viele
französische Flieger waren zur Vertreibung der kühnen
deutschen Flieger aufgestiegen; zwei französische Maschinen
wurden im Luftkampf herab geschossen. Die deutschen Flieger
kehrten sämtlich unversehrt zurück und erstatteten wichtige
Meldungen.
Nach Privatmeldungen aus Saloniki explodierten bei dem
Fliegerangriff auf das Lager der Verbündeten am 7. Januar
mehrere Munitionstransporte, wodurch zahlreiche Wagen, Pferde
und Material vernichtet wurden. Durch eine Bombe geriet ein
Zeltlager in Brand, dem alle darin befindlichen Vorräte zum
Opfer fielen. Ueber hundert Mann wurden getötet, darunter zwei
Offiziere und ein Arzt. Unter den indischen Truppen brach eine
Panik aus, da vor Fliegerüberfällen eine große Furcht unter
den Indern herrscht. Die Verluste auf französischer Seite
scheinen aber nicht geringer gewesen zu sein, da bei diesen
Truppen-Abteilungen Brände stundenlang wüteten.
Der Deutsche Kaiser, hatte an Marschall Liman von Sanders
folgende Depesche gerichtet: »Mit der endgültigen Vertreibung
der Feinde von der Halbinsel Gallipoli hat ein Kriegsabschnitt
sein Ende gefunden, in dem Sie an der Spitze der anderen nach
der Türkei entsandten deutschen Offiziere und der Ihnen von
Seiner Majestät dem Sultan anvertrauten tapferen osmanischen
Armee unvergänglichen Lorbeer errungen haben. Ich und das
Vaterland danken es Ihnen, daß Sie mit eiserner, nie
ermüdender Tatkraft die Wacht an den Meerengen hielten und
alle Anschläge der Gegner zunichte machten. Als Zeichen meiner
Anerkennung verleihe ich Ihnen das Eichenlaub zum Orden Pour
le mérite. Wilhelm I. R.«
Am 10. Januar kamen zwei Kompagnien Franzosen bei der
Brücke von Demirhissar an und erklärten dem griechischen
Oberst, dem die Brückenwache unterstellt war, daß sie die
Absicht hätten, die Brücke zu sprengen. Der griechische
Divisionskommandeur von Seres erließ an die griechischen
Truppen sofort den Befehl, sich der Zerstörung zu widersetzen.
Hierauf kamen weitere englisch-französische Truppen an, deren
Befehlshaber erneut die Absicht kund gaben, ungeachtet jeden
Widerstandes die Brücke zu zerstören. Die Ententetruppen
nahmen Aufstellung, nachdem zu ihrer Unterstützung noch
Kanonen und Mitrailleusen eingetroffen waren. Ehe die Griechen
Verstärkungen heranziehen konnten, wurde die Brücke gesprengt.
Das Divisionskommando in Seres versuchte dann, wenigstens die
zweite über die Struma führende Holzbrücke zu retten, doch
wurde auch diese um 4 Uhr von den Ententetruppen angezündet.
So waren nun alle Brücken über die Struma zwischen Demirhissar
und Doiran zerstört. Auch die telegraphische Verbindung
zwischen Saloniki und Ostmazedonien wurde gewaltsam
unterbrochen. Ihre Wiederherstellung durch die Griechen wurde
durch die Ententetruppen verhindert. Mehrere Athener Zeitungen
brachten die Zerstörung der Brücken und des Telegraphen in
Verbindung mit den englisch-französischen Truppenlandungen in
Castellorizo, Korfu, Mytilene und Orfano. Die Athener Presse
erhob einmütig lebhaften Protest gegen diesen neuesten
Gewaltakt der Entente.
Das türkische Hauptquartier gab am 13. Januar bekannt: »An
der Kaukasusfront griff der Feind südlich des Arasflusses
zwischen Tahir und Wali-Baba und nördlich des Aras zwischen
Kentek und dem Harman-Engpaß in der Nacht vom 11. zum 12.
Januar mit einer bedeutenden Streitmacht heftig unsere
vorgeschobenen Stellungen im Zentrum an, erlitt aber infolge
unseres Gegenangriffs einen vollständigen Mißerfolg. Der Feind
ließ zahlreiche Tote und Gefangene, eine Menge Waffen und
Maschinengewehre zurück und wurde in seine alten Stellungen
zurückgeworfen. Westlich von Olty, in der Zone Arak-Gendiyi,
wurden zwei Angriffe des Feindes in derselben Nacht leicht
zurückgewiesen. Dardanellenfront: Am 12. Januar eröffneten ein
Kreuzer, neun Torpedoboote und ein Monitor vor den Meerengen
ein zeitweilig aussetzendes Feuer gegen Teke Burun und
Sedd-ul-Bahr. Ein Monitor feuerte ebenfalls erfolglos in der
Richtung auf Belid-Bahr, als einer unserer Flieger Bomben auf
ihn warf und ihn nötigte, sich in Flammen gehüllt
zurückzuziehen. Am Nachmittag des 12. Januar griff das von
Bödicke geführte Flugzeug das fünfte feindliche Flugzeug vom
Farman-Typ an und brachte es in der Umgebung von Sedd-ul-Bahr
zum Absturz. Wir fanden den Führer tot, den Beobachter
verwundet. Das Flugzeug wird nach kleinen Verbesserungen von
uns benutzt werden können. Ein anderer Flieger von uns griff
einen englischen Flieger an, der Saros überflog, verfolgte ihn
und nötigte ihn, auf Imbros niederzugehen. Die Engländer
veröffentlichen noch immer amtliche Berichte, in denen sie
glauben machen wollen, daß der Rückzug bei Anaforta und
Ari-Burun freiwillig und in voller Ruhe erfolgte. Unsere
bisher festgestellte Beute, die die wirklich vorhandene noch
nicht vollständig angibt, beweist klar, daß der Rückzug
außerordentlich überstürzt war. Die bisher festgestellte Beute
umfaßt zehn Kanonen, 2000 Gewehre und Bajonette, 8750
Granaten, 4500 Munitionskisten, 13 Bombenwerfer, 45 000
Bomben, 160 Munitionswagen, 61 leichte Wagen mit Zubehör, 67
Leichter und Pontons, 2850 Zelte, 1850 Tragbahren, eine Menge
Benzin und Petroleum, Decken und Kleidungsstücke, 21 000
Konservenbüchsen, 5000 Sack Getreide, 12 500 Schippen und
Hacken. Unter dieser Zahl sind Wasserbehälter und
Sterilisiermaschinen nicht enthalten.«
Im französischen Schützengraben. (Nach einer englischen
Darstellung.)
Eine schöne Siegesnachricht aus dem Kaukasus wurde am 15.
Januar in Konstantinopel bekannt gegeben: »In der Nacht zum
10. Januar begann der Feind zunächst mit geringen Kräften
Angriffe und Ueberfälle gegen die linke Flanke unseres
Zentrums. Diese Versuche wurden abgeschlagen. Der Feind ging
vom 11. und 12. Januar ab mit neuen Verstärkungen zu einer
allgemeinen Offensive auf einer Front von 150 Kilometern
zwischen dem Karadaghberg südlich vom Arasfluß und Ichhan
südlich von Milo vor. Die Kämpfe, die sich dort seit nahezu
fünf Tagen in heftiger Weise entwickeln, nehmen einen für uns
günstigen Verlauf dank der unvergleichlichen Tapferkeit
unserer Soldaten, die in fast allen Abschnitten zum
Gegenangriff übergehen. Nach dem zuletzt eingetroffenen
Berichte läßt sich der Verlauf der in jedem Abschnitt
gelieferten Kämpfe wie folgt zusammenfassen: Erstens: Die am
9., 10. und 11. Januar wiederholt von den Russen mit geringen
Kräften in dem Abschnitt der Gegenden von Ichhan bis zum Lauf
des Id unternommenen Angriffe wurden von unseren Truppen mit
dem Bajonett abgewiesen. Sie töteten Hunderte von Feinden.
Zweitens: In der Nacht zum 12. Januar griff der Feind mit
starken Kräften die vorgeschobenen Stellungen in dem Abschnitt
zwischen dem Arasfluß und dem südlich davon gelegenen Berg
Karadagh an. Unsere Truppen, die sich hier vierfach
überlegenen Kräften gegenüber befanden, begegneten den
feindlichen Stürmen nicht nur mit Festigkeit, sondern gingen
an einzelnen Punkten zum Gegenangriff über und fügten dem
Feinde schwere Verluste zu. Am 13. Januar vormittags wurde ein
vom Feinde unternommener heftiger Angriff nach einem
erbitterten Kampf zwischen der beiderseitigen Infanterie und
der beiderseitigen Artillerie von uns mit kräftigem Feuer
empfangen. Er scheiterte vollkommen. Am Nachmittag griff der
Feind von neuem alle unsere in diesem Abschnitt gelegenen
Stellungen an. Die Russen, die in einige unserer
Schützengräben hatten eindringen können, wurden mit dem
Bajonett abgewiesen. Drittens: In der Nacht des 11. Januar
griff der Feind unsere Stellungen in dem Abschnitt zwischen
dem Nordlauf des Aras bis zum Narmanpaß an. Ein Teil der
vorgeschobenen Stellungen befindet sich auf den östlich von
Azah gelegenen Hängen, die der Feind besetzt hatte. Es wurde
im Anschluß an unsere Gegenangriffe wiedererobert. Wir fügten
dem Feinde bei dieser Gelegenheit ziemlich schwere Verluste zu
und erbeuteten eine große Menge von Waffen und zwei
Maschinengewehre. Eine unserer Abteilungen, die von
überlegenen feindlichen Streitkräften nördlich Kizlar Kale
umzingelt wurde, schlug sich tapfer durch die feindliche Linie
durch und zog sich in ihre alten Stellungen zurück, indem sie
den Russen gleichzeitig ziemlich schwere Verluste zufügte. Am
13. Januar nachmittags mußte der Feind nach einem von uns
gegen ihn gerichteten Angriff östlich Azab einen Teil seiner
Stellungen aufgeben. Ein anderer Angriff, den wir nordöstlich
von dieser Gegend und östlich von Kizlar Kale ausführten,
konnte infolge eines Schneesturms nicht weitergeführt werden.
Viertens: In der Nacht des 12. Januar beiderseitiges
Gewehrfeuer und Bombenwerfen in dem Abschnitt zwischen
Narmanpaß und Ichhan. Ein Ueberfall des Feindes am 12. Januar
vormittags bei Arab Gadeg wurde abgeschlagen. Die Russen
verloren über hundert Tote. Am 13. Januar führten zwei
russische Angriffe bei Karadagh südlich Kegig zu einer
vollkommenen Niederlage des Feindes. Im Verlauf des letzten
Kampfes warfen sich unsere Offiziere mit dem Revolver in der
Faust und unsere Grenadiere mit Hochrufen auf den Sultan unter
den Klängen der Nationalhymne auf die feindlichen Truppen und
zwangen sie zu einer regellosen Flucht. Die in diesem
Abschnitt gemachten Gefangenen erklärten, daß in den
viertägigen Kämpfen jedes ihrer Regimenter zum mindesten 800
Mann Tote gehabt habe. An den anderen Fronten keine
Veränderung.«
Religion und Krieg. Eine primitive französische Kapelle,
die in einen zementierten und mit Sandsäcken stark geschützten
Unterstand in der Champagne eingebaut ist. Vor dem Eingang zur
Kapelle steht ein französischer Feldgeistlicher.
An der Kaukasusfront erneuerte der Feind in der Nacht zum
14. Januar und während des 14. mit seinen Hauptkräften die
heftigen Angriffe auf den Abschnitt südlich des Aras bis zum
Narmanpaß und auf den Raum zwischen diesem ersten Abschnitt
und dem Südlauf des Aras bis zum Karadaghberg. Alle diese
Angriffe wurden angehalten und erfolgreich zurückgeschlagen
dank dem energischen Widerstande der türkischen Truppen. Die
in jedem Abschnitt gemachten Gefangenen erzählten, daß die
angreifenden russischen Regimenter schreckliche Verluste
erlitten. An der Dardanellenfront beschoß am 14. Januar ein
feindliches Schiff zweimal ohne Erfolg Sedd-ul-Bahr. Türkische
Marineflugzeuge warfen Bomben auf die feindlichen Schiffe in
Mudros. Unter der bei Sedd-ul-Bahr gezählten Beute befanden
sich 15 Kanonen verschiedener Kaliber, eine große Menge von
Munition, mehrere hundert Munitionswagen, 2000 gewöhnliche
Wagen, mehrere Automobile, Fahrräder, Motorräder, eine große
Menge von Material, Geniewerkzeuge, Tiere, über 200
kegelförmige Zelte, Ambulanzen, vollständiges
Sanitätsmaterial, Medizinlisten, 50 000 wollene Decken, eine
große Menge von Konserven, Millionen Kilo Gerste und Hafer,
kurz Gegenstände im Werte von mindestens zwei Millionen Pfund.
Die Türken entdeckten immer noch eine Menge von vergrabenen
oder ins Meer geworfenen Gegenständen.
In seinem in einer Sitzung des türkischen Senats
erstatteten Bericht über die militärischen Operationen an den
Dardanellen gedachte Kriegsminister Enver Pascha der
Entsendung von Skodabatterien an die Dardanellenfront, die
nach Eröffnung des Weges Wien–Konstantinopel erfolgte, und hob
ihre wirksame Beteiligung an den Kämpfen gegen die Engländer
hervor. – In Beantwortung eines Glückwunsch-Telegramms des
österreichisch-ungarischen Botschafters Markgrafen von
Pallavicini anläßlich des Dardanellensieges sandte Marschall
Liman von Sanders an den Botschafter ein Danktelegramm, worin
es hieß, daß die österreichisch-ungarischen Motorbatterien der
türkischen Armee wertvollen Beistand geliehen hätten.
Die letzten Nachrichten aus den Kut-el-Amara-Kämpfen
lauteten überaus optimistisch. Nachdem es dem englischen
Nachschub nicht gelungen war, die eingeschlossenen Truppen zu
entsetzen, wurde ihre Lage um so kritischer, als ihre
Lebensmittel nur für vierzehn Tage reichen sollten. Man
schätzte ihre Zahl auf 12 000 Mann. Wiederholte Versuche, den
Ring zu durchbrechen, blieben ergebnislos. Ein Telegramm von
der persischen Grenze berichtete über einen Kampf zwischen
durch Freiwillige verstärkten persischen Gendarmen und Russen
bei Nimmiimaa auf der Straße Teheran–Kaswin. Die Russen hatten
große Verluste. Die persischen Verluste waren relativ gering.
Die Russen gingen in ihrer Wildheit so weit, persische
Leichname zu verstümmeln.
Ein von der persischen Grenze angelangtes Telegramm
berichtete von einem Gefecht zwischen türkischer Kavallerie,
die gegen Miandoab verging, und russischer Kavallerie.
Letztere wurde geschlagen und flüchtete in der Richtung auf
Melik Guendi. Eine andere türkische Kavallerie-Abteilung, die
in der Richtung auf Seldos ausgeschickt worden war, verfolgte
die Russen, die gegen Urmia flohen.
Das Hauptquartier teilte am 16. Januar mit: »An der
Irakfront keine wesentliche Veränderung. Unsere Artillerie
zerstörte einen feindlichen Monitor, der in der Gegend von
Scheikh Said bemerkt wurde. An der Kaukasusfront leisten
unsere Truppen heldenhaften Widerstand gegen die Angriffe, die
der Feind mit überlegenen Kräften gegen unsere Stellungen
zwischen den Flüssen Aras und Id ausführt. Dieser Widerstand
ermöglicht es, das Zusammenwirken unserer auf den Flügeln
stehenden Truppen mit denen der Mitte trotz heftiger
anhaltender Schneestürme zu sichern.«
Am 17. Januar hieß es: »An der Irakfront hält der
aussetzende Artilleriekampf bei Kut-el-Amara an. An der
Kaukasusfront setzte der Feind auch gestern seine Angriffe
gegen unsere Stellungen nördlich und südlich vom Arasflusse
fort. Er erlitt ganz bedeutende Verluste, besonders während
des heftigen Kampfes zwischen dem Arasflusse und dem Tale Id.
In diesem Abschnitte mußten unsere Truppen, die seit einer
Woche die beträchtlichen Kräfte des feindlichen Flügels in der
Nähe des Tales Id aufgehalten hatten, aus ihren vorgeschobenen
Stellungen um einige Kilometer zurückgehen. Südlich vom Aras
brachten wir dem Feinde in Nahkämpfen in den vorgeschobenen
Stellungen große Verluste bei und erbeuteten eine Menge
Waffen.«
Im englischen Lager Sedd-ul-Bahr war ein gedruckter Befehl
gefunden worden, der in der Uebersetzung folgendermaßen
lautete: »Soldaten Frankreichs und des Königs! Vor uns liegt
eine Aufgabe, die ohne Vorgang im heutigen Kriege ist.
Zusammen mit unseren Kameraden von der Flotte sind wir im
Begriff, eine Landung an einer offenen Küste angesichts von
Stellungen zu erzwingen, die von unseren Feinden uneinnehmbar
genannt werden. Die Landung wird mit Gottes und der Flotte
Hilfe erfolgreich durchgeführt werden; die Stellungen werden
erstürmt und der Krieg einem ruhmvollen Abschluß nähergebracht
werden. Denkt, so sagte Lord Kitchener, als er eurem
Oberbefehlshaber Lebewohl sagte, denkt: Eines Tages werdet ihr
den Fuß auf die Halbinsel Gallipoli setzen, und ihr müßt die
Sache durchfechten bis zum Ende. Die ganze Welt wird auf euer
Vordringen blicken. Lasset uns uns würdig erweisen der großen
Aufgaben unserer Waffen, die man uns anvertraut hat. John
Hamilton, General.«
Ein englisches Riesenfernrohr in wunderbarer Einrichtung,
das an der flandrischen Küste vorgefunden wurde.
»Die ganze Welt wird auf euer Vordringen blicken,« so sagte
Lord Kitchener damals, und jetzt sagte Asquith in seiner Rede
im englischen Unterhaus am 10. Januar über den kläglichen
Rückzug von Gallipoli: »Diese Unternehmung in Verbindung mit
dem früheren Rückzug von Suvla und Anzac ist ohne gleichen in
der Geschichte der Armee und Marine. Sie verdient die tiefe
Dankbarkeit des Königs und des Landes und wird einen
unvergänglichen Platz in der englischen Geschichte einnehmen.«
Es galt also mal wieder der alte Grundsatz: »Die Kriegskunst
ist veränderlich.«
König Konstantin über Griechenlands Vergewaltigung.
Die englischen Blätter veröffentlichten eine Unterredung
eines Athener Korrespondenten mit König Konstantin. Der König
ließ den Korrespondenten kommen, um seine tiefe Empörung über
die unerhörte Anmaßung der jüngsten Aktion der Alliierten
gegenüber Griechenland auszusprechen. Der König, der sehr
erregt war, sagte: »Es ist die reinste Heuchelei, wenn England
und Frankreich von der Verletzung der Neutralität Belgiens und
Luxemburgs reden, nach dem, was sie mir getan haben und noch
tun. Die Truppen der Alliierten haben Lemnos, Imbros, Mytilene,
Castellorizo, Korfu, Saloniki mit der Halbinsel Chalkidike und
einen großen Teil Mazedoniens besetzt. Was bedeutet ihr
Versprechen, nach dem Krieg Schadenersatz zu zahlen. Sie
können die Leiden meines Volkes, das aus seinem Heim
vertrieben ist, nicht vergüten. Sie machen die militärische
Notwendigkeit geltend. Unter dem Zwange der militärischen
Notwendigkeit ist Deutschland in Belgien eingedrungen und hat
Luxemburg besetzt. Es ist zwecklos zu sagen, daß die Mächte,
die jetzt die Neutralität Griechenlands verletzen, sie gar
nicht garantiert hatten, wie es bei Belgien der Fall war. Denn
die Neutralität von Korfu ist von England, Frankreich, Rußland,
Oesterreich-Ungarn garantiert. Und worin lag die militärische
Notwendigkeit, die Brücke von Demirhissar zu zerstören? Die
Brücke war unterminiert und konnte beim Herannahen des Feindes
in einem Augenblick in die Luft gesprengt werden.
Eingestandenermaßen war kein Feind in der Nähe der Brücke und
keine Anzeichen für sein Herannahen vorhanden. Was ist ferner
die Notwendigkeit für die Besetzung von Korfu? Die Serben
hätten leichter nach Albanien und Italien gebracht werden
können, als nach Korfu. Wollen die Italiener die Serben nicht
haben, weil sie die Cholera fürchten, und glauben die
Alliierten, daß den Griechen die Choleragefahr weniger
unangenehm ist als den Italienern? Die Alliierten sagen, daß
sie Castellorizo, Korfu und andere Punkte besetzt haben, um
Stützpunkte für die Unterseeboote ausfindig zu machen. Die
britische Gesandtschaft in Athen hat 2000 Pfund für
Informationen angeboten, die zur Entdeckung eines
Unterseebootstützpunktes führen würden, aber sie hat niemals
Nachricht über einen Unterseebootstützpunkt in Griechenland
erhalten, und niemals sind Unterseeboote von Griechenland aus
mit Vorräten versorgt worden. Die Geschichte der Balkanpolitik
der Alliierten,« so endete der König, »ist ein großer Fehler
nach dem anderen, und aus Aerger, weil alle ihre Berechnungen
fehlgeschlagen sind, suchen sie Griechenland das Ergebnis
ihrer eigenen Dummheit aufzubürden. Wir haben sie gewarnt, daß
die Expedition in Gallipoli fruchtlos sein würde und daß die
Oesterreicher und Deutschen Serbien sicherlich zerschmettern
würden. Sie wollten es nicht glauben, und jetzt wenden sie
sich gegen Griechenland wie erzürnte, unvernünftige Kinder.
Sie haben absichtlich jeden Vorteil griechischer Sympathie
weggeworfen. Am Beginn des Krieges waren 80 v. H. der Griechen
der Entente günstig gesinnt, heute würden nicht 20 v. H. eine
Hand rühren, um den Alliierten zu helfen.«
Deutsche Erfolge im Luftkampf.
Amtlich gab die deutsche Heeresleitung bekannt: »Im
englischen Unterhause sind über die Ergebnisse der
Luftgefechte Angaben gemacht worden, die am besten mit der
Zusammenstellung unserer und der feindlichen Verluste an
Flugzeugen beantwortet werden:
Seit unserer Veröffentlichung vom 6. Oktober 1915, also in
dem Zeitraum seit dem 1. Oktober 1915, sind an deutschen
Flugzeugen an der Westfront verloren gegangen:
Im Luftkampf 7
Durch Abschuß von der Erde 8
Vermißt 1
Im ganzen 16
Unsere westlichen Gegner verloren in dieser Zeit:
Im Luftkampf 41
Durch Abschuß von der Erde 11
Durch unfreiwillige Landung innerhalb unserer Linien 11
Im ganzen 63
Es handelt sich dabei nur um die von uns mit Sicherheit
festzustellenden Zahlen der in unsere Hand gefallenen
feindlichen Flugzeuge.