Weitere Türkensiege Ende Dezember 1915
Aus Konstantinopel erfuhren wir Mitte Dezember, daß die
Osmanen demnächst zwei Millionen gut ausgebildeter Streiter
zur Verfügung hätten und daß der türkische Krieg gegen die
Engländer jetzt erst mit Nachdruck beginnen sollte. Das
Hauptquartier teilte am 15. Dezember mit: »An der Irakfront
wurden die letzten auf dem rechten Ufer des Tigris
befindlichen Häuser von Kut-el-Amara am 13. Dezember erstürmt.
Von zwei feindlichen Monitoren, die in östlicher Richtung zu
fliehen versuchten, wurde einer durch unsere Artillerie
versenkt, der andere kehrte auf seinen alten Platz zurück. An
der Dardanellenfront örtliche Feuergefechte aller Art,
besonders mit Bomben und Lufttorpedos. Unsere Artillerie zwang
feindliche Schiffe, die in der Bucht von Kemikli-Liman Schutz
suchen wollten, zur Flucht. Vor Ari Burnu zerstörten zwei von
uns auf dem rechten Flügel zur Explosion gebrachte Minen zwei
feindliche Gegenminen. Ein feindlicher Kreuzer beschoß
wirkungslos unsere Stellungen in diesem Abschnitt und zog sich
dann zurück. Unsere Artillerie zwang einen feindlichen Kreuzer
sowie ein feindliches Torpedoboot, die sich der Küste
näherten, um unseren linken Flügel zu beschießen, sich zu
entfernen, und brachte einige feindliche Batterien zum
Schweigen.«
General der Kavallerie Freiherr von Pflanzer-Baltin und
General der Infanterie Arthur Arz von Straußenburg, die beiden
verdienstvollen österreichischen Heerführer auf der Fahrt zur
Front.
Auf der Irakfront war am 16. Dezember zeitweilig
aussetzender Infanterie- und Artilleriekampf bei Kut-el-Amara.
Als türkische Truppen sich einigen Teilen des befestigten
Ortes näherten, entdeckten sie unterirdische Minen, die der
Feind gelegt hatte, und brachten sie zur Explosion, um sie
wirkungslos zu machen. Am 14. Dezember eroberten die Truppen
bei Kut-el-Amara vier mit Bauholz beladene Leichter. Auf der
Dardanellenfront war der Feuerkampf, namentlich das
Bombenwerfen, schwach im Vergleich zu den anderen Tagen. Nur
bei Sedd-ul-Bahr warf der Feind gegen das Zentrum der
türkischen Stellungen ungefähr 3000 Bomben, ohne nennenswerte
Ergebnisse zu erzielen. In der Nacht zum 15. Dezember wurden
zwei feindliche Transportschiffe, die am Landungshafen von Ari
Burnu ausgeladen wurden, durch türkische Artillerie in die
Flucht gejagt. Ein feindlicher Kreuzer, der das Feuer gegen
den rechten Flügel von Sedd-ul-Bahr eröffnete, wurde durch
vier Geschosse der türkischen Artillerie getroffen und
entfernte sich auf hohe See. Ferner wurde ein feindliches
Flugzeug von der türkischen Artillerie heruntergeschossen.
Die anhaltenden Angriffe der Araber gegen die Westgrenze
Aegyptens, worüber kurz nacheinander zwei amtliche englische
Meldungen Einzelheiten mitteilten, machten den Engländern in
Aegypten, die bisher ihre Aufmerksamkeit lediglich dem
Suezkanal zugewandt hatten, einen starken Strich durch die
Rechnung. Geradezu verblüffend wirkte im amtlichen Bericht die
Mitteilung, daß die 1200 westlich von Matruh angreifenden
Araber mit Kanonen und Maschinengewehren ausgerüstet gewesen
seien, woraus sich die verhältnismäßig schweren Verluste der
kleinen britischen Garnisonen erklärten. Die Westgrenze
Aegyptens ist eine lange Linie, die ziemlich offen liegt. Nur
in Fajum hatten die Engländer eine Garnison, neben einigen
verstreuten Posten der ägyptischen Küstenwache, aber im ganzen
war das langgestreckte Niltal gegen Einbrüche organisierter
Beduinen-Banden unverteidigt und überhaupt nicht zu
verteidigen, ebensowenig wie das Tal, durch welches die
Verbindungsbahn mit Karthum und dem Sudan führt. Es war also
das westliche Aegypten eine sehr verwundbare Stelle des
englischen Weltreiches.
An der Irakfront fuhren die türkischen Truppen fort,
Verteidigungswerke aller Art vor der feindlichen Hauptstellung
bei Kut-el-Amara zu zerstören. Die schwere Artillerie der
Türken beschoß wirksam die Schützengräben und andere
Einrichtungen des Feindes bei Kut-el-Amara. Der Feind benutzte
die neuen Dum-Dum-Geschosse.
An der Dardanellenfront bei Anaforta war in den nächsten
Tagen beiderseits zeitweise unterbrochenes Geschützfeuer. Von
zwei vom Feinde entzündeten Minen zerstörte eine durch den
Rückschlag seine Schützengräben, die andere verursachte keinen
Schaden bei den Türken. Die Patrouillen der letzteren
erbeuteten in den feindlichen Schützengräben eine Menge von
Bajonetten, Geschossen und verschiedenes Kriegsmaterial. Bei
Ari Burnu schleuderte der Feind eine große Menge von Bomben
gegen den türkischen rechten Flügel. Ein Kreuzer, drei
gepanzerte Monitore und die Landgeschütze schossen eine
Zeitlang in verschiedenen Richtungen; das Feuer wurde in
wirksamer Weise von der türkischen Artillerie beantwortet. Bei
Sedd-ul-Bahr versenkte letztere an den Meerengen am 17.
Dezember nachmittags einen von zwei Schleppern, die Material
und Mannschaften landeten. Die Landung wurde unterbrochen. Die
türkische Landartillerie richtete auf dem rechten und linken
Flügel Verwüstungen in den feindlichen Schützengräben an. Ihre
Bombeneinschläge brachten die feindlichen Batterien zum
Schweigen. Ein Kreuzer und ein Monitor, welcher die Umgebung
von Altschi Tepe beschossen, richteten keinen Schaden an.
Aus authentischer Quelle wurde mitgeteilt, daß es der
türkischen Armee gelang, die englische Linie bei Kut-el-Amara
zu durchbrechen, so daß ein Teil der englischen Armee von
regulären türkischen Truppen eingeschlossen war und der andere
Teil von Arabern mit großem Erfolg verfolgt wurde. Ein
Telegramm aus Bagdad meldete: »Von zwei englischen Monitoren,
welche die türkische Belagerungslinie um Kut-el-Amara zu
durchbrechen versuchten, wurde einer durch das Feuer der
türkischen Artillerie versenkt, während der andere zur
Rückkehr gezwungen wurde. Die Verluste der Engländer während
der letzten türkischen Angriffe wurden auf 1000 Mann
geschätzt.«
Oesterreichischer Artillerieoffiziers-Beobachtungsposten
auf einer Anhöhe in Serbien.
Einen großen Siegeserfolg meldete sodann die türkische
Heeresleitung am 20. Dezember: »An der Dardanellenfront
begannen unsere Truppen in der Nacht vom 18. zum 19. und am
Morgen des 19. Dezember bei Anaforta und Ari Burnu nach
heftiger artilleristischer Vorbereitung die Angriffsbewegungen
gegen die feindlichen Stellungen. Um diese Bewegung
aufzuhalten, unternahm der Feind nachmittags bei Sedd-ul-Bahr
mit allen seinen Kräften einen Angriff, der vollkommen
scheiterte. Der Feind mußte einsehen, daß der Erfolg unseres
gegen Norden vordringenden Angriffs unvermeidlich war, und
schiffte in der Nacht vom 19. zum 20. Dezember in aller Eile
einen Teil seiner Truppen ein. Nichtsdestoweniger konnte der
Feind trotz des dichten Nebels die Verfolgung unserer Truppen
während seiner Rückzugsbewegung nicht hindern. Die letzten
Berichte von heute sagen, daß unsere Truppen Anaforta und Ari
Burnu so gründlich vom Feinde gesäubert haben, daß dort auch
nicht ein feindlicher Soldat zurückgeblieben ist. Unsere
Truppen drangen bis zur Küste vor und machten sehr große Beute
an Munition, Zelten und Kanonen. Außerdem schossen wir ein
feindliches Wasserflugzeug ab, das ins Meer fiel, und machten
den Führer und den Beobachter zu Gefangenen. Der feindliche
Angriff bei Sedd-ul-Bahr am 19. Dezember nachmittags nahm den
folgenden Verlauf: Der Feind unterhielt eine Zeitlang ein
heftiges Feuer aus seinen Landgeschützen aller Kaliber und von
seinen Monitoren und Kreuzern aus gegen unsere Stellungen.
Dann griff er mit allen seinen Kräften nacheinander unseren
rechten Flügel, das Zentrum und den linken Flügel an. Aber
unsere Truppen brachten seine Angriffe zum Scheitern und
trieben die Angreifer mit ungeheuren Verlusten in ihre
Stellungen zurück.«
Die Nachricht von der vollständigen Niederlage der
Engländer und von der Räumung der Abschnitte Anaforta und Ari
Burnu wurde in Konstantinopel spät abends bekannt. Sie
verbreitete sich allmählich in der ganzen Stadt und rief
ungeheure Freude hervor. Alle Türken beglückwünschten einander
und sprachen den Wunsch aus, daß auch der Abschnitt
Sedd-ul-Bahr bald gesäubert werden möge.
Nach zuverlässigen Nachrichten waren jetzt auch die
englischen und französischen Truppen fast vollständig aus
Imbros, Tenedos und Lemnos weggezogen worden. Vor dem Abmarsch
machte sich fast überall unter den Truppen eine große
Mißstimmung gegen die Beförderung nach der serbischen Front
geltend, die in Imbros zu einer Meuterei ausartete, wobei fünf
oder sechs höhere Offiziere des Generalstabes getötet wurden.
Erst durch das Versprechen, daß bald zahlreiche Verstärkungen
eintreffen würden, ließen sich die Truppen zur Einschiffung
nach Saloniki bewegen.
Nach monatelangem Stellungskampf, zu dem unsere türkischen
Bundesgenossen infolge ungenügender Versorgung mit schweren,
den englischen Schiffsgeschützen ebenbürtigen Kanonen
gezwungen waren, hatten die türkischen Truppen jetzt auf
Gallipoli die Offensive gegen die dort gelandeten englischen
Truppen ergriffen und dabei gleich an zwei der Landungsstellen
– bei Anaforta und bei Ari Burnu – einen so durchschlagenden
Erfolg erzielt, daß dort kein englischer Soldat mehr auf der
Halbinsel sich befand. Die Engländer versuchten zwar, den
türkischen Angriff auf die beiden genannten englischen
Stützpunkte dadurch aufzuhalten, daß sie von ihrer dritten
Landungsstelle, von Sedd-ul-Bahr aus, mit allen ihnen dort zur
Verfügung stehenden Kräften nacheinander den rechten Flügel,
das Zentrum und den linken Flügel der Türken angriffen. Sie
konnten damit aber keinen Erfolg erzielen. Im Gegenteil gingen
die Türken auch hier zum Angriff vor und trieben die Engländer
unter ungeheuren Verlusten in ihre Stellungen zurück. Die
Einschiffung der englischen Truppen bei Anaforta und Ari Burnu
soll nach englischen amtlichen Berichten »mit Erfolg«
vonstatten gegangen sein, und Kanonen und Vorräte seien nach
anderen Kriegsschauplätzen gebracht worden. Gemeint waren mit
diesen »anderen Kriegsschauplätzen« natürlich Saloniki und
vielleicht auch Aegypten. Nach dem letzten Bericht des
türkischen Hauptquartiers schien aber die »erfolgreiche
Zurückziehung« der englischen Truppen und des Materials
derselben doch nicht ganz zu stimmen. Stellte doch der
erwähnte Bericht ebenso wie eine Konstantinopeler
Korrespondenz ausdrücklich fest, daß durch den herrschenden
Nebel die Türken an der Verfolgung der »in aller Eile« sich
einschiffenden feindlichen Truppen nicht gehindert werden
konnten und daß eine sehr große Beute an Munition, Zelten und
Kanonen den Verfolgern in die Hände fiel.
Eine türkische Zeitung erörterte den Nutzen, welcher der
Türkei aus der Tätigkeit der deutschen Instruktoren auf allen
Gebieten erwachsen würde. »Bisher,« sagte das Blatt, »fehlte
jedem Reformwerk der einheitliche Geist, weil die Türkei aus
politischen Gründen genötigt war, einzelne Dienstzweige
Angehörigen verschiedener Staaten zu überlassen, die nur die
Einrichtungen ihrer Heimatländer nachahmten und mehr ihre
eigenen Interessen als die der Türkei im Auge hatten. Deshalb
blieb die ganze Arbeit erfolglos. Jetzt aber hat die Türkei an
Deutschland einen aufrichtigen Freund von höchster Kultur
gewonnen, und die deutsche Reformarbeit wird vom Geiste der
Freundschaft getragen sein. Die deutschen Instruktoren werden
das Land und den Geist seiner Bevölkerung studieren, ihre
Eigenart, Bestrebungen, Auffassungen kennen lernen, und
deshalb wird ihre Arbeit von Erfolg gekrönt sein. Wenn sie uns
gut kennen, wird ihre Mitarbeit uns auf den Weg der Kultur
führen, der wir mit aller Begeisterung entgegengehen.«
Amerikanische Blätter meldeten: »Die Aufstandsbewegung
unter den eingeborenen Truppen in Britisch-Indien hält trotz
aller Maßnahmen der englischen Regierung weiter an. Aus
Ostindien eingetroffene briefliche Mitteilungen berichten, daß
im Pendschab und in Bengalen 17 eingeborene Kavalleristen
wegen Herstellung von Bomben und Zerstörung von
Telegraphenlinien sowie 71 andere farbige Soldaten wegen
ähnlicher Vergehen mit dem Tode bestraft wurden. In Lahore
wurden 21 Hindus zum Tode verurteilt, während gegen 271 auf
lebenslängliche Zwangsarbeit erkannt wurde. In dem von einer
Regierungs-Kommission geführten Prozeß wurden als Grund für
die Verurteilung der Angeklagten anarchistische Umtriebe und
Gehorsamsverweigerung gegen die Anordnungen der Regierung
angegeben.«
Auch aus Konstantinopel hörte man, daß sich unter den
eingeborenen Truppen in Indien eine starke Erbitterung gegen
die englische Herrschaft geltend machte. Ein Bataillon nach
dem andern ging zu den Aufständischen über. Indische Soldaten,
die den Befehl erhalten hatten, gegen die Aufrührer
vorzugehen, hatten gemeutert und die Engländer angegriffen.
Die Militärbehörden hatten deshalb angeordnet, gemischte
Regimenter zu bilden, in denen die englischen Soldaten die
Aufsicht über die Inder ausüben sollten. Diese Vorkehrung
hatte sich aber als vollkommen zwecklos erwiesen, denn die
englischen Offiziere waren außerstande, blutige Zusammenstöße
zwischen den Mohammedanern und den Engländern zu verhindern.
Der »Maulwurf« beim Graben eines Stollens.
Aus Konstantinopel meldete der amtliche Telegraph: »Die
amtlichen englischen Mitteilungen vom 9. Dezember über unsere
großen Verluste in Mesopotamien sowie die Einzelheiten über
die vollständige Vernichtung einer unserer Divisionen sind
vollständig erlogen. Nicht eine türkische Division, nicht
einmal ein türkisches Bataillon ist während dieser Kämpfe
vernichtet worden. Unsere Einheiten, die zu Beginn der
Schlacht bei Ktesiphon, in den Kampf verwickelt worden sind,
bestehen heute ganz vollzählig. Die Engländer verheimlichen
die Hälfte ihrer Verluste. Tausende von Leichen, die sie auf
dem Schlachtfelde gelassen haben, sind mit großer Mühe
aufgelesen worden. Abgesehen davon ist die Zahl ihrer
Verwundeten ungeheuer. Die Engländer haben nur von einem
einzigen der drei Schiffe, die wir erbeutet haben, die Waffen
zu entfernen vermocht. Zwei dieser Schiffe werden jetzt gegen
sie verwendet. Einige der sechs den Engländern abgenommene
Flugzeuge führen Flüge über die feindlichen Stellungen aus.
Die Beute, die wir an Waffen, Munition,
Ausrüstungsgegenständen und Lebensmittelvorräten gemacht
haben, ist ungeheuer.«
Die deutsche halbamtliche Zeitung aber schrieb: »Der
glänzende Erfolg der türkischen Truppen an der
Dardanellenfront wird in ganz Deutschland mit Freuden begrüßt.
Dieser letzte Schlag gegen die Feinde auf Gallipoli ist ein
würdiger Abschluß der ruhmreichen Kämpfe um die Meerengen.
Damit ist der gegnerische Plan, bei den Dardanellen dem
Türkischen Reich den Todesstoß zu versetzen, endgültig
gescheitert. Dem Mißerfolg des englisch-französischen
Flottenangriffs schließt sich der Zusammenbruch der
Operationen zu Lande an. Die Absichten der Feinde der Türkei
sind in ihr Gegenteil verkehrt worden. Sie gingen darauf aus,
die Türkei zu vernichten, das wirkliche Ergebnis aber ist eine
neue Stärkung des Türkischen Reiches. Aus den heldenmütigen
Kämpfen um die Unabhängigkeit wird das türkische Volk
ungeahnte Kräfte ziehen. Das Bewußtsein, sich auch der
gefährlichsten Gegner erwehrt zu haben, wird ihm die
Zuversicht geben, auf der nun beschrittenen Bahn zu größerer
Macht und höherem Gedeihen emporsteigen zu können. So ist
durch diesen Krieg eine sichere moralische und materielle
Grundlage gewonnen, auf der der begonnene Aufbau des
erneuerten osmanischen Reiches fortgeführt werden wird. Das
Unheil, das dem türkischen Volke von seinen Feinden zugedacht
war, wird zum Segen. Mit freudigem Stolze sehen wir Deutsche
unseren Bundesgenossen von Erfolg zu Erfolg schreiten und
beglückwünschen ihn von Herzen zu dem in diesen Tagen abermals
bewiesenen Heldenmut seiner tapferen Krieger.«
Das türkische Hauptquartier gab am 21. Dezember bekannt:
»An der Irakfront bei Kut-el-Amara dauern die örtlichen Kämpfe
mit Unterbrechungen fort. An der Kaukasusfront wurde an
unserem Zentrum, im Abschnitte von Id, ein mit ungefähr einem
Regiment unternommener feindlicher Angriff gegen unsere durch
eine Kompagnie verteidigten Vorpostenstellungen leicht
angehalten. – An der Dardanellenfront ist die Zählung des bei
Ari Burnu und Anaforta vom Feinde zurückgelassenen
Kriegsmaterials und Militär-Ausrüstungs-Gegenständen aller Art
noch nicht abgeschlossen. Unter der bei Ari Burnu gemachten
Beute befinden sich zwei schwere Geschütze und ein
Schneider-Feldgeschütz, große Mengen von Munition, namentlich
Gewehr- und Maschinengewehr-Munition, eine große Zahl
Maultiere sowie Munitionswagen, Zelte voll Lebensmittel,
Telephon- und Pioniermaterial. Die feindlichen Schiffe
beschossen gestern früh bis zum späten Abend mit Heftigkeit
ihre verschiedenen Lagerstellungen, um die von ihnen
preisgegebene Beute zu vernichten, was ihnen aber nicht
gelang. Bei Sedd-ul-Bahr auf dem linken und auf dem rechten
Flügel nichts von Bedeutung. Das feindliche Zentrum unternimmt
hin und wieder Angriffe, die jedesmal zurückgeschlagen werden.
Die Engländer mußten ihre Kranken und Verwundeten, sowie
zahlreiches Kriegsmaterial zurücklassen, da ihr Rückzug,
obgleich er angeblich planmäßig war, Hals über Kopf vor sich
ging.«
An der Irakfront, bei Kut-el-Amara, versenkte am nächsten
Tage die türkische Artillerie zwei feindliche Monitore und
verursachte durch einen Volltreffer eine Explosion bei einem
anderen Monitor. Die türkischen Truppen näherten sich auf der
ganzen Nordfront dem Stacheldrahtverhau der befestigten
feindlichen Stellung. An der Kaukasusfront kosteten die
feindlichen Angriffe in der Gegend von Id am 20. Dezember dem
Feinde einen Verlust von acht Offizieren und 300 Mann, während
die türkischen Verluste nur ein Drittel dieser Zahl betrugen.
An der Dardanellenfront, bei Sedd-ul-Bahr, zeitweiliger
Artillerie-, Bomben- und Lufttorpedokampf. Türkische Batterien
an der anatolischen Küste der Meerengen beschossen erfolgreich
Mortoliman und die Landungsstellen von Tekke Burnu, sie
versenkten bei Mortoliman zwei kleine Boote sowie bei Tekke
ein kleines Munitionsschiff und trafen ferner ein Lastboot. In
einem einzigen der vom Feinde gesäuberten Abschnitte fanden
die Türken Lebensmittel aller Art, die für die
Verproviantierung eines ganzen Armeekorps für lange Zeit
ausgereicht hätten, sowie eine Million Sandsäcke, ungefähr
1000 Zelte, 500 Wolldecken, 400 Tragbahren, 1000
Konservenkisten, 50 Benzinfässer, einen Mörser bei Aghinedere,
sowie eine Menge in der Erde vergrabener Mörsergeschosse.
Ferner 300 Kilometer Telephondraht und 180 Meter Stacheldraht.
Die Munition, Bekleidungs-Gegenstände und das sonstige
erbeutete Kriegsmaterial konnte bisher noch nicht gezählt
werden.
In den Weihnachtstagen meldeten die Türken: »An der
Dardanellenfront Artillerie-, Infanterie- und Bombenkampf mit
Unterbrechungen. Unsere Artillerie brachte drei feindliche
Batterien zum Schweigen, erzielte gute Wirkungen gegen
feindliche Truppen, die mit Verschanzungsarbeiten beschäftigt
waren, und zerstörte einen Teil der feindlichen Gräben. Am 22.
Dezember näherte sich ein feindliches Torpedoboot den
Gewässern von Ari Burnu, warf einige Granaten ohne Erfolg und
zog sich dann zurück. Einige unserer Batterien in der Meerenge
beschossen bei Sedd-ul-Bahr die Ausschiffungsstellen von Tekke
Burnu und die benachbarten Bootshäuser. Sie verhinderten
dadurch die Beförderung von Truppen, zerstörten sieben
Schuppen und versenkten zwei beladene Boote. Die Zahl der bei
Anaforta und Ari Burnu dem Feinde abgenommenen Geschütze hat
sich auf zehn erhöht, und zwar acht schwere und zwei
Feldgeschütze. Eine Station für drahtlose Telegraphie fiel
gleichfalls in unsere Hände. Am 21. Dezember nahmen wir aus
den zahlreichen an der Küste gestrandeten Booten alles
Verwendbare und zerstörten sodann die Boote. An der Irakfront
macht die Umfassungsbewegung gegenüber dem bei Kut-el-Amara
bedrängten Feinde von allen Seiten erfolgreiche Fortschritte;
die Beschießung der Stellung und der Vorräte des Feindes in
Kut-el-Amara hat gute Ergebnisse. An der Dardanellenfront hat
unsere Artillerie am 24. Dezember einen feindlichen Kreuzer,
welcher sich im Meerbusen von Saros zu nähern versuchte,
dreimal getroffen, so daß der Kreuzer sich entfernte. Als am
Nachmittage ein Kreuzer und ein Torpedoboot einige Granaten
auf Kiretsch Tepe, Buschuk Kemikli und Ari Burnu warfen, traf
unsere Artillerie einmal das Torpedoboot. Bei Sedd-ul-Bahr
beschoß unsere Artillerie die feindlichen Schützengräben vor
unserem linken Flügel und richtete erheblichen Schaden an. Ein
feindliches Flugzeug, welches wir bei Bir el Sabe
herabgeschossen haben, wird nach einigen Ausbesserungen von
uns verwendet werden; der Flugzeugführer wurde lebend gefangen
genommen.«
Oesterreichischer Verwundetentransport im Schlitten an der
Front in Ostgalizien.
Die Senussen setzten ihre Angriffe gegen die Engländer in
Aegypten erfolgreich fort. In einem Kampf bei Matruh wurden
der Kommandant von Matruh und 300 englische Soldaten getötet.
Die muselmanischen Krieger erbeuteten bei Solum und Matruh von
den Engländern zwei Kanonen, zehn Automobile und eine Menge
Kriegsmaterial.
An der Dardanellenfront zwang die türkische Artillerie ein
Torpedoboot, das die Landungsstelle bei Ari Burnu beschoß,
sich zu entfernen. Bei Sedd-ul-Bahr verursachte die Artillerie
in der ersten und zweiten Linie der feindlichen Schützengräben
bedeutenden Schaden. Viermal traf die türkische Artillerie
einen feindlichen Kreuzer, der Altschi Tepe und die Umgebung
beschoß. Die türkischen Meerengen-Batterien beschossen wirksam
die Landungsstellen bei Sedd-ul-Bahr. Am 25. Dezember führte
ein türkisches Wasserflugzeug erfolgreiche Erkundungsflüge
über Tenedos und die feindlichen Stellungen bei Sedd-ul-Bahr
aus.
In London wurde amtlich mitgeteilt, daß die Verluste der
Briten auf allen Kriegsschauplätzen bis zum 9. Dezember
betrugen: an Mannschaften 119 923 tot, 338 758 verwundet, 69
546 vermißt, an Offizieren 7367 tot, 13 365 verwundet, 2149
vermißt. Der englische Staatssekretär teilte im Unterhause
mit, daß die Gesamtverluste an den Dardanellen einschließlich
der Marinedivisionen bis zum 11. Dezember betrugen: 1679
Offiziere und 23 670 Mann tot, 2969 Offiziere und 72 222 Mann
verwundet, sowie 337 Offiziere und 12 116 Mann vermißt. Vom
25. April bis zum 11. Dezember wurden außerdem 96 682
erkrankte Mannschaften in die Hospitäler aufgenommen. Der
Minister erklärte, man dürfe aber annehmen, daß die Zahl der
Kranken sich jetzt vermindern werde. Er meinte offenbar, nach
der Räumung von Suvla und Anzac! Uebrigens mußte man auch in
Betracht ziehen, daß die Verluste der Franzosen in diese
Ziffern nicht mit einbegriffen waren.
Die Engländer bekamen inzwischen immer größere Angst um
ihren Suezkanal. Einer ihrer »großen Politiker« schrieb in den
Weihnachtstagen einen recht angstvollen Aufsatz. Er besprach
zuerst die englische Niederlage im Irak bei Ktesiphon und ihre
Folgen, warnte vor zu großer Inanspruchnahme der indischen
Armee, die keineswegs unerschöpflich wäre, und die bis jetzt
bereits Truppen für die Kämpfe in Mesopotamien, im Hinterland
von Aden, in Ostafrika, in Aegypten, Gallipoli, Frankreich und
in China liefern mußte und außerdem Garnisonen am Persischen
Golf und an der indischen Nordwestgrenze zu stellen hatte.
Alle Gefahren seien von minderer Wichtigkeit, verglichen mit
der Bedrohung Aegyptens und des Suezkanals; dort liege der
Schlüssel zur Lösung der im nahen Osten drohenden
Verwicklungen. Wörtlich fuhr der Mann dann fort: »Schützet
Aegypten zuerst. Ich habe wieder und wieder in diesen Spalten
darauf hingedrängt, daß für eine Seemacht, welche die Meere
beherrscht, der Schlüssel des Ostens in Kairo liegt und daß
der Suezkanal das Schlüsselloch bildet. Daher sind Aegypten
und der Suezkanal für uns und infolgedessen auch für unsere
Verbündeten bedeutend wichtiger als die Balkanstaaten oder die
Dardanellen oder Konstantinopel oder Bagdad. Ich habe über die
Leute gespottet, die so viel und so ängstlich über unser
Ansehen im Osten geredet haben, dessen Grundlagen sie aber
nicht zu kennen scheinen. Lassen Sie mich diesen Leuten sagen,
daß für uns unter den jetzigen Verhältnissen unser Ansehen im
ganzen Osten bis zu seinen entferntesten Inseln nicht mit dem
Mißerfolg oder Erfolg bei den Dardanellen steht und fällt,
auch nicht mit den Abenteuern auf dem Balkan oder einem
schwächeren Druck bei Bagdad oder in Syrien, sondern
ausschließlich mit unserer Geschicklichkeit, den Suezkanal zu
halten. Der Suezkanal ist für uns die Schlagader. Ihn müssen
wir halten oder wir sind zugrunde gerichtet. Sind wir nicht
imstande, ihn zu halten und ihn gegen jeden Angriff
unverletzlich zu machen, dann werden wir morgen Unruhen in
Indien, Bestürzung in ganz Australasien und unmittelbar darauf
den Zusammenbruch unseres Ansehens im fernen Osten erleben.
Hätte die Kriegslage sich so gestaltet, daß wir uns
entschieden hätten, den Seeweg durch das Mittelmeer nicht zu
benutzen, dann wäre die Lage allerdings eine andere. Aber
nachdem wir den Kanal mit Leichtigkeit sechs Monate gehalten
haben, dürfen wir nicht Gefahr laufen, ihn jetzt zu
verlieren.«
Der größte Landsturmmann im österreichischen Heere.
Auch die englische Regierungspresse veröffentlichte
Artikel, worin die Gefahr des deutschen Vormarsches gegen
Aegypten und Indien geschildert wurde. »Die vor Kut-el-Amara
stehenden, offenbar noch große Verstärkung erwartenden
türkischen Streitkräfte können als Vorhut für die deutschen
Heere gegen Indien betrachtet werden. Deswegen müsse in
Persien das erste große Hindernis gestellt werden.« Das Blatt
empfahl, der ewigen russisch-englischen Eifersucht ein Ende zu
machen und in Persien Interessenzonen für beide Staaten
festzulegen und eine schnelle, starke Besetzung Persiens
anzuordnen. Dies solle englischerseits von Bushira aus auf
Schirak zu und von Mohammerats aus in südlicher Richtung
geschehen. Russischerseits solle sich diese Besetzung vom
Kaspischen Meere aus vollziehen.
Wie aus Konstantinopel gemeldet wurde, hatte dort die
Nachricht vom Ausbruch des Aufstandes in Indien große Freude
verursacht. Der Aufstand erfolgte deshalb verhältnismäßig erst
so spät, weil es früher unmöglich war, den »Heiligen Krieg«
nach Indien zu bringen. Endlich war es den Mohammedanern in
Schanghai gelungen, mit Warensendungen die Nachricht vom
»Dschihad« nach Indien gelangen zu lassen, und der Heilige
Krieg verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Mohammedaner
schlossen sich in Massen den von Priestern geführten
Aufständischen an. Aus Teheran traf die Meldung ein, daß das
persische Parlament beschlossen habe, eine persische
Nationalarmee zu errichten, und zwar sollten vorläufig 100 000
Mann mohammedanischer Truppen eingestellt werden.
Russische Stimmen meldeten aus Peking und Tokio, daß in
Ostasien sehr bemerkenswerte Vorgänge sich in der Vorbereitung
befänden. Die Lage in Indien sei gespannt. In Schanghai wären
die Kämpfe zwischen den Aufständischen noch nicht beendigt.
Eine große Anzahl der Meuterer drang in die französische Stadt
ein, wo ein heftiger Kampf zwischen französischen Gendarmen,
Kolonialtruppen und den Meuterern stattfand. Auf beiden Seiten
gab es Tote und Verwundete. In China sei angeblich der
deutsche Einfluß im Wachsen begriffen. Die Ententestaaten
beabsichtigten infolgedessen, ernste Schritte in China zu
unternehmen. Vor allem solle zu einer sofortigen Besetzung der
deutschen Konzessionen in China geschritten werden.
Der Bericht des türkischen Hauptquartiers vom 28. Dezember
lautete: »Auf der Irakfront wurde eine feindliche Abteilung
mit zwei Maschinengewehren und einer stattlichen Zahl Reitern,
die unter dem Schutze von zwei Monitoren von Imam-Ali-Guarbi,
östlich von Kut-el-Amara gelegen, Kut-el-Amara zu Hilfe kommen
wollte, in Richtung auf Imam-Ali-Guarbi zurückgeworfen. Auf
der Kaukasusfront zwangen einzelne unserer Patrouillen starke
feindliche Patrouillen zur Flucht. An der Dardanellenfront
warf ein Kreuzer einige Bomben auf die vom Feinde verlassenen
Stellungen bei Anaforta und Ari Burnu und zog sich darauf
zurück. Bei Sedd-ul-Bahr warf die feindliche Artillerie eine
große Anzahl Bomben gegen unseren rechten Flügel und richtete
ein ununterbrochenes Feuer mit Maschinengewehren, Bomben und
Lufttorpedos gegen unseren linken Flügel. Unsere Artillerie
antwortete, brachte die feindliche Artillerie zum Schweigen
und zerstörte einen Teil der feindlichen Gräben. Am 25.
Dezember bewarfen feindliche Flieger ohne Erfolg und ohne
Schaden anzurichten, die Umgegend von Galataköj mit Bomben.
Von den am Ufer von Büjük-Kemikli gescheiterten feindlichen
Transportschiffen haben wir die nützlichen Gegenstände
fortgenommen. Eins von drei feindlichen Flugzeugen, die Ari
Burnu überflogen hatten, wurde durch das Feuer unserer
Artillerie beschädigt und fiel ins Meer. Zwei Schiffe
schleppten seine Trümmer gegen Imbros. Bei Sedd-ul-Bahr dauert
der gewöhnliche Kampf mit allen Arten von Bomben und
Lufttorpedos an. Ein Panzerschiff der »Agamemnon«-Klasse
beschoß unter dem Schutz von zwei Kreuzern, zwei Monitoren und
acht Torpedobooten eine Zeitlang mit Unterbrechungen unsere
Stellungen. Unsere Artillerie erwiderte und traf mit zwei
Haubitzen das Panzerschiff und einen der Kreuzer. Am 27.
Dezember warf ein hinter der Insel Merkeb aufgestellter
Monitor achtzig Haubitzen auf die anatolische Küste der
Meerenge. Unsere anatolischen Meerengen-Batterien nahmen die
Landestellen von Tekke Burnu und Sedd-ul-Bahr verschiedene
Male unter Feuer, verhinderten und störten einen feindlichen
Transport, versenkten bei Tekke Burnu ein Boot und zerstörten
einen großen Schuppen durch zwei Treffer. Eines unserer
Wasserflugzeuge warf nachts mit Erfolg vier Bomben auf ein
Zeltlager.«
Das Einbauen eines österreichischen Feldgeschützes an der
Isonzofront. Unser Bild veranschaulicht so recht, wie
schwierig die Kämpfe im Gebirge waren.
Das Pressebureau des türkischen Kriegsministeriums teilte
noch mit: »Die Engländer behaupten, daß ihr Rückzug von
Anaforta und Ari Burnu mit geringen Verlusten einen Erfolg
darstelle. Wir sind über diese Behauptung der Engländer, die
die von ihnen ausgeführten Rückzüge überall als Erfolg ansehen
und gewohnt sind, ein Vergnügen dabei zu empfinden, wenn sie
Rückzüge ausführen, nicht erstaunt. Wenn wir wie die Engländer
die Gesetze der Menschlichkeit und Zivilisation mit Füßen
getreten hätten, dann wäre dieser Rückzug den Engländern sehr
teuer zu stehen gekommen. Wir teilten mehrere Male mit, daß
die Engländer Hospitalschiffe zum Transport gesunder Soldaten
und Kriegsmaterials mißbrauchten. Trotzdem respektierten wir
das Zeichen des Roten Kreuzes und behinderten diese Transporte
nicht durch unser Feuer. Das ganze Geheimnis des Erfolges des
Rückzuges der Engländer beruht also in dem Schutze durch die
Genfer Flagge. Sie werden niemals vergessen, daß sie ihren
Erfolg dieser Flagge verdanken, deren rötlicher Abglanz stets
auf ihren Gesichtern liegen wird.«
Die Engländer meldeten von den Dardanellen, seit kurzer
Zeit würden die englischen Stellungen an der südlichen Küste
Gallipolis jeden Tag regelmäßig mit hochexplosiven Geschossen
von sechszölligen türkischen Batterien von der asiatischen
Seite der Dardanellen aus beschossen. Auch von den Stellungen
vor Achi Baba aus hätten die Türken jetzt eine wesentlich
stärkere artilleristische Bearbeitung der englischen
Stellungen vorgenommen, die jetzt manchmal von drei Seiten
unter Feuer genommen würden. Die Unterstützung der Flotte sei
unter den ungünstigen klimatischen Umständen sowohl in
artilleristischer Beziehung wie auch hinsichtlich der
Versorgung der englischen Stellungen mit Lebensmitteln
schwächer geworden.
Der Organisator des Senussen-Aufstandes in Tripolis,
Suleiman Effendi el Varuni, machte eine Reise von der
nordafrikanischen Küste bis nach Dalmatien. Nach seiner
Erzählung bildeten die Senussistämme eine moderne Armee mit
Artillerie und Train. Ihre Angriffe richteten sich zuerst
gegen die Italiener, die nach Nordafrika auf einen ganz
schmalen Küstenstreifen zurückgedrängt wurden. Vor einem Monat
griffen die Senussi die Westgrenze Aegyptens an und
durchbrachen sie an mehreren Stellen. Bei der Eroberung von
Sollum war auch Suleiman Effendi anwesend.
Das Hauptquartier meldete am 30. Dezember: »Die Senussis
haben bei dem Gefecht von Matruh 130 Engländer gefangen
genommen. An der Dardanellenfront warfen am 29. Dezember ein
Panzerschiff und ein Torpedoboot einige Granaten auf Anaforta
und zogen sich zurück. Unsere Artillerie jagte ein
Torpedoboot, das sich Ari Burnu nähern wollte, in die Flucht.
Bei Sedd-ul-Bahr in der Nacht zum 29. Dezember und am 29. sehr
reges Bombenwerfen auf dem rechten und dem linken Flügel.
Gegen Mittag beschossen während einiger Zeit zwei feindliche
Schiffe unsere Stellungen am Zentrum, nachdem eines ihrer
Flugzeuge sie beobachtet hatte. Der Feind brachte sodann drei
Minen zur Explosion, darunter eine, die bei uns keinen Schaden
anrichtete, sondern nur bei dem Feinde selbst. Die zwei
anderen Minen zerstörten ein Grabenstück von zehn Metern
Breite, dessen Trümmer in den Händen unserer Feinde blieben.
Am 28. Dezember eröffnete das westlich von Jenichehir
verankerte französische Panzerschiff »Suffren« das Feuer auf
eine Batterie an der anatolischen Küste der Meerengen. Unsere
Batterien erwiderten und trafen durch zwei Granaten den
französischen Panzer, der, von Flammen und Rauch umhüllt, sich
entfernte. Am 28. Dezember, in der Nacht zum 29. Dezember und
am 29. Dezember beschossen unsere Batterien in den Meerengen
erfolgreich die Umgegend von Sedd-ul-Bahr, die
Ausschiffungsstelle von Tekke Burnu, sowie die feindlichen
Lager und Schuppen. Am 29. Dezember warf eins unserer
Wasserflugzeuge Bomben auf das feindliche Lager von
Sedd-ul-Bahr ab, wo sie einen Brand hervorriefen. Auf den
übrigen Fronten keine Veränderung. Die Zählung der bei Ari
Burnu und Anaforta gemachten Beute ist noch nicht
abgeschlossen.«
Ein Konstantinopeler Korrespondent berichtete noch
nachträglich von der Gallipolifront: »Auf Gallipoli wohnte ich
den letzten Kämpfen an der Ari Burnu- und Anaforta-Front bei,
die zu einem vollständigen Zusammenbruch und der Flucht der
Engländer führten. Vor ihrer Flucht versuchten die Engländer
mit tagelangem Trommelfeuer aller Landgeschützbatterien noch
einmal einen Durchbruch; er scheiterte aber an der kühnen
Tapferkeit der türkischen Truppen unter Limans Oberkommando,
obwohl auch die ganze Gallipoli-Halbinsel hinter der Front
unausgesetzt beschossen wurde und die Distanz zwischen den
feindlichen Gräben meist nur wenige Meter betrug. Zahllose
englische Flieger versuchten vergeblich Beunruhigung
hervorzurufen. Dann unternahmen die Engländer in der Nacht vom
19. zum 20. Dezember die vollkommen überstürzte Flucht unter
Zurücklassung sämtlicher Vorräte, nachdem es ihnen mißlungen
war, die riesigen Vorratslager in Brand zu setzen. Als die
Türken um 3 Uhr morgens der feindlichen Flucht gewahr wurden,
gingen sie sofort angriffsweise vor. Die Engländer leisteten
heftigen Widerstand. Die riesenhaften englischen Verluste
gehen aus der kilometerweiten Ausdehnung der Offizierfriedhöfe
hervor. Zwischen den Schützengräben liegen viele englische
Leichen. Die durch die englische Flucht freigewordenen
türkischen Truppen begaben sich in Eilmärschen sofort an die
südliche Front Gallipolis, wo in den letzten Tagen neben
vielen englischen Kriegsschiffen auch zahlreiche
Transportdampfer sichtbar werden. Enver Pascha inspizierte am
23. Dezember seine siegreichen Truppen.«