Erstes Buch
Der Stamm der Kerait, Bekrin, Naiman, Tonghut und Uighur
Drittens die Stämme der Mogholmanen, d. i. der Völker,
welche weder Tataren noch Mongolen, mit den letzten verbunden,
auf den Namen derselben Anspruch machten. Die mächtigste
dieser Völkerschaften, die von nestorianischen Priestern zum
Christenthum bekehrte der Kerait; ihres Fürsten chinesischer
Ehrentitel Owang Chan erhielt durch die Missionarien des
Mittelalters als Priester Joannes keine mindere Berühmtheit,
als in früherer mythologischer Zeit der Fisch Oannes als
Gesetzgeber an der Küste des rothen Meeres; die Hauptstadt
derselben war die Stadt Thianto am Flusse Hoangho, d. i. am
gelben Flusse, das Land Tendum Marco Polo's; die Geschichte
Owang Chan's und seines Bruders Hakembo ist auf das engste mit
der Geschichte Tschengischan's verbunden, welcher erst der
Verbündete Owang Chan's, in der Folge denselben, weil er den
Feinden Tschengischan's Gehör gegeben, bekriegte und vom
Throne stürzte. Vergebens hatte Tschengischan früher die
beiden Nichten Owang Chan's für sich und seinen ältesten Sohn
Dschudschi als Gemahlinnen begehrt; sie waren ihm verweigert
worden, sowie die Hand der Enkelin Owang Chan's aus dem Sohne
Sinkun; aber die beiden Töchter Ettiku's, des Bruders Sinkun's,
die Frauen Tokus und Tukini, wurden beide die Gemahlinnen
Hulagu's, und die dritte Nichte Owang Chan's, die Schwester
der dem Tschengischan und seinem ältesten Sohne verweigerten
beiden Prinzessinnen, war die berühmte Sijurkukteni,
unstreitig die grösste aller mongolischen Frauen, welche durch
ihre Staatsklugheit dem Uluse Kubilai's den Thron verschaffte;
Mutter vier der grössten Fürsten der mongolischen Geschichte,
nämlich der Kaane Mengku und Kubilai, des Ilchan's Hulagu,
Gründers der mongolischen Dynastie in Persien, und Arikbuka's,
der als Nebenbuhler den Brüdern den Thron streitig machte.
Auch But Tengri, der Stiefvater Tschengischan's, welcher um
die Hand der Keraitin Kadan geworben, erhielt einen Korb, wie
Tschengischan und Dschudchi, von der Nichte Owang Chan's. Die
nächsten südlichen Nachbarn der Kerait waren die Unkut, d. i.
die Wächter der grossen chinesischen Mauer; ihr Fürst Alakusch,
Verräther an seinem Herrn, dem chinesischen Kaiser Altun Chan,
öffnete dem Heere Tschengischan's den Durchgang, und erhielt
dafür die Hand Olakai Begi's, der Tochter Tschengischan's,
deren Sohn später mit der Tochter Tuli's vermählet ward; die
Unkut waren mit dem Hause Tschengischan's, wie die Stämme der
Uirat und Kerait, durch Verschwägerung eng verbunden. Wie die
Unkut in der Nähe der Kerait längs der chinesischen Mauer, so
sassen diesen westlich die Naiman, deren berühmter Fürst
Kuschluk Chan einer der erbittertsten und mächtigsten Feinde
Tschengischan's sich wider denselben, mit den Fürsten von acht
anderen Stämmen er der neunte, verbündete. Kuschluk's Tochter
Linkum ward die Gemahlin Tuli's, Mutter seines dritten Sohnes
Kutumku; auch Tuli's Beischläferin, die Mutter seines achten
Sohnes Muke, welche aber an desselben Statt den vierten Sohn
Kubilai säugte, war eine Naimanin. Die Bekrin oder Mekrin,
welche weder Mongolen noch Uighuren, sassen im Lande der
letzten (in der kleinen Bucharei). Tschengischan nahm Murkai,
die Tochter ihres Fürsten, zur Frau, welche nach
Tschengischan's Tode, von seinem Sohne und Nachfolger Ogotai
vor seinen anderen Gemahlinnen geliebt, dem Bruder Dschagatai,
welcher sie von ihm begehrt hatte, verweigert ward; auch die
Gemahlin Kaschin's, des fünften Sohnes Ogotai's, die Mutter
Kaidu's, des Vaters von vierzig Söhnen, welcher in der
Geschichte des Uluses Dschagatai als Herrscher auftrat, war
aus dem Stamme Mekrin. Zu den Mogholmanen zählt Reschideddin
auch die Kirgisen und Kemdschiut, welche, Türken wie die
Ungut, in Sibirien und an dem Kem oder Jenisei sassen, von
welchen sie ihren Namen haben. Die Tanghut im Gebirgslande an
der sinesischen Gränze, deren Hauptstadt Ninghia am Ufer des
gelben Flusses. Tschengischan, welcher in vier Feldzügen
dieselben nicht zu unterjochen im Stande gewesen, starb auf
dem letzten; und endlich in der kleinen Bucharei die Uighuren,
deren Sprache türkisch, deren Religionslehre aber auf
tübetanische hinweist, ein schriftgelehrtes Volk, von welchem
die Mongolen Schrift und Belehrung annahmen. |