Arm und Reich
Bei einer Zusammenkunft hatten sich die
Gefährten um den Propheten versammelt. Da kam ein armer, in
Lumpen gekleideter Mann herein. Nach islamischer Sitte setzt
sich der Neuankömmling ohne Ansehen der Person dorthin, wo ein
Platz frei ist. Er sucht sich keinen besonderen, seiner
gesellschaftlichen Stellung entsprechenden Platz aus. Der Mann
schaute sich um, fand einen freien Platz und setzte sich dort
hin. Zufällig setzte er sich neben einen angesehenen und
reichen Mann. Der Reiche rückte zur Seite und hielt Abstand.
Der Prophet, der ihn beobachtete, wandte sich an ihn und
fragte: “Hast du befürchtet, er könnte dich mit seiner
Armut anstecken?“ Der Reiche antwortete: “Nein,
Gesandter Gottes.“ - “Warum dann bist du zur Seite gerückt und
hast Abstand gehalten?“, fragte der Prophet (s.a.s.) nach.
“Ich gebe zu, ich habe mich geirrt und einen Fehler
gemacht. Um diesen Fehler wiedergutzumachen und diese Schuld
zu sühnen, bin ich bereit, die Hälfte meines Vermögens diesem
muslimischen Bruder, dem ich Unrecht getan habe, zu schenken“,
sagte der Reiche. Der lumpenverhüllte Mann antwortete:
“Ich nehme es aber nicht an.“ Die Versammlung war
erstaunt und fragte: “Warum nicht?“
“Weil ich fürchte, ich könnte eines
Tages so von Hochmut befallen sein, daß ich einen muslimischen
Bruder genauso behandeln könnte, wie dieser Mann mich
behandelt hat“, war die Antwort.11