Maßlose Wünsche
Wenn wir also die konkreten Erfahrungen und die Natur der
Dinge betrachten und dann die inneren und äußeren Faktoren
unseres Lebens, sehen wir, dass sie, wie sie ineinander
greifen, nicht immer mit unserer Sehnsucht und unseren
Wünschen übereinstimmen. Die Maßlosigkeit unserer Wünsche
einerseits und die mathematische Natur des Kosmos andererseits
sind Ursache unserer ungerechtfertigten Unzufriedenheit. Wir
möchten z.B. alles wissen; wir wollen die ganze Welt besitzen
und dabei von niemand gestört werden. Wir wollen nicht krank
werden. Tatsächlich richten sich aber weder die Gegebenheiten
unseres Lebens noch die Naturgesetze nach unseren Wünschen.
Und da unsere innerste Natur ebenso wie die Welt um uns herum
uns keine maßlosen Wünsche erlauben, recken wir die Arme zum
Himmel und sagen: "O Gott! Was ist das für eine böse Welt."
Aber, jemand, der weiß, dass das Petroleum in seiner Lampe
nicht ausreicht, wird nicht jammern, wenn sie ausgeht. Jemand,
der weiß, dass diese Lampe, die er angezündet hat, nicht
windgeschützt ist, wird nicht zetern, wenn der Wind sie
ausbläst. Das System der Natur, die Ordnung des Weltalls ist
gleich, und wer darin lebt, kann nicht aus dem Gang dieser
Ordnung ausbrechen. Daher müssen wir akzeptieren, dass es Leid
gibt.
Die Frage, die sich damit stellt, ist vielmehr: Ist es
logisch, zu sagen, daß diese Leiden der Gerechtigkeit
widersprechen? Achten Sie bitte darauf, daß wir hier nicht von
durch Menschen verursachte Leiden sprechen: Kriege, Folter,
Armut usw.. Die Antwort auf diese Frage ist 'nein', da wir die
verschiedenen Formen der Gerechtigkeit verstehen müssen. Es
gibt die emotionale Gerechtigkeit, wie bei einer Mutter, die
ihrem Kind ihre ganze Liebe zuwendet. Es gibt die legale
Gerechtigkeit. Und es gibt die moralische und philosophische
Gerechtigkeit. Ich will versuchen, die beiden letztgenannten
zu definieren:
Philosophische Gerechtigkeit: Jedes Ding und jedes Phänomen
muss seinem eigenen Gesetz folgen und so zur Vollendung
gelangen.
Moralische Gerechtigkeit: Füge niemand Leid zu.
Philosophische Gerechtigkeit bedeutet: Auch, wenn der
Kranke schreit und klagt, gib ihm die bittere Medizin, die er
braucht und tue zu seiner Heilung, was gut für ihn ist.