Javad Shayvard

Göttliche Gerechtigkeit

oder
Das Problem des Bösen

Javad Shayvard

 

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Maßlose Wünsche

Wenn wir also die konkreten Erfahrungen und die Natur der Dinge betrachten und dann die inneren und äußeren Faktoren unseres Lebens, sehen wir, dass sie, wie sie ineinander greifen, nicht immer mit unserer Sehnsucht und unseren Wünschen übereinstimmen. Die Maßlosigkeit unserer Wünsche einerseits und die mathematische Natur des Kosmos andererseits sind Ursache unserer ungerechtfertigten Unzufriedenheit. Wir möchten z.B. alles wissen; wir wollen die ganze Welt besitzen und dabei von niemand gestört werden. Wir wollen nicht krank werden. Tatsächlich richten sich aber weder die Gegebenheiten unseres Lebens noch die Naturgesetze nach unseren Wünschen. Und da unsere innerste Natur ebenso wie die Welt um uns herum uns keine maßlosen Wünsche erlauben, recken wir die Arme zum Himmel und sagen: "O Gott! Was ist das für eine böse Welt."

Aber, jemand, der weiß, dass das Petroleum in seiner Lampe nicht ausreicht, wird nicht jammern, wenn sie ausgeht. Jemand, der weiß, dass diese Lampe, die er angezündet hat, nicht windgeschützt ist, wird nicht zetern, wenn der Wind sie ausbläst. Das System der Natur, die Ordnung des Weltalls ist gleich, und wer darin lebt, kann nicht aus dem Gang dieser Ordnung ausbrechen. Daher müssen wir akzeptieren, dass es Leid gibt.

Die Frage, die sich damit stellt, ist vielmehr: Ist es logisch, zu sagen, daß diese Leiden der Gerechtigkeit widersprechen? Achten Sie bitte darauf, daß wir hier nicht von durch Menschen verursachte Leiden sprechen: Kriege, Folter, Armut usw.. Die Antwort auf diese Frage ist 'nein', da wir die verschiedenen Formen der Gerechtigkeit verstehen müssen. Es gibt die emotionale Gerechtigkeit, wie bei einer Mutter, die ihrem Kind ihre ganze Liebe zuwendet. Es gibt die legale Gerechtigkeit. Und es gibt die moralische und philosophische Gerechtigkeit. Ich will versuchen, die beiden letztgenannten zu definieren:

Philosophische Gerechtigkeit: Jedes Ding und jedes Phänomen muss seinem eigenen Gesetz folgen und so zur Vollendung gelangen.

Moralische Gerechtigkeit: Füge niemand Leid zu.

Philosophische Gerechtigkeit bedeutet: Auch, wenn der Kranke schreit und klagt, gib ihm die bittere Medizin, die er braucht und tue zu seiner Heilung, was gut für ihn ist.

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