Gott ist frei von Bedürfnissen
Eine Existenz, die jede Eigenschaft in
vollkommenster Weise besitzt, wird von Fehler und Bedürfnis
frei sein müssen. Viele Qur´an-Verse die die Dankpreisung
Gottes zum Inhalt haben, weisen ganz besonders auf die
makellose Reinheit Gottes hin: Seine Bedürfnislosigkeit wird
als wichtiger Grundsatz der Gotterkenntnis hervorgehoben.
„Sie sagen: Allah hat sich einen Sohn
zugesellt. Gepriesen sei Er! Er ist Sich Selbst Genügend. Sein
ist was in den Himmeln und was auf Erden ist. Ihr habt keinen
Beweis hierfür. Wollt ihr wider Allah behaupten, was ihr nicht
wisst?“
(Heiliger Qur´an 10:68)
Anhänger vieler Religionen zur Zeit
Muhammads (s.) haben ihrer Gottheit ein oder mehrere Kinder
zugeschrieben. Der Heilige Qur´an verwirft alle jene
Behauptungen:
„Und sie stellen neben Gott die
Dschinn (Geisteswesen), obwohl Er sie geschaffen hat; und sie
dichten Ihm fälschlich Söhne und Töchter an, ohne alles
Wissen. Gepriesen ist Er und erhaben über das, was sie (Ihm)
zuschreiben; Schöpfer der Himmel und der Erde! Wie sollte Er
einen Sohn haben, wo Er keine Gefährtin hat und wo Er alles
erschuf und alle Dinge weiß?“ (Heiliger Qur´an 6:100-101)
Diese und andere Verse bringen zum
Ausdruck, dass eine Vater-Kind Beziehung im üblichen Sinne,
das heißt durch Zeugung unvereinbar mit der Größe Gottes ist.
Die Entstehung aller Wesen geht auf die Schöpfung Gottes
zurück, nicht etwa auf “Geburt“. Im Altertum wurde gar die
Entstehung der Welt als eine Art Geburt betrachtet. Das
Geschöpf habe sich aus dem “Körper“ des Schöpfers
herausgebildet. Der Autor des Buches “Gottesvorstellung in
der indischen Religion schreibt dazu: „Die älteste
philosophische Auffassung über Gott ist wohl auf das Bemühen
des Menschen zurückzuführen, auf die Frage nach der Entstehung
der Welt eine Antwort zu finden. Daher erscheinen in den
Upanischaden (einer der ältesten indischen Überlieferungen)
verschiedene Thesen über die Schöpfung, von denen jede von
einer “ursprünglichen Ursache“ ausgeht und Gründe darlegt,
warum diese “ursprüngliche Ursache“ sich der Schöpfung der
Welt annahm. So ist in Brhadaran Yaka I nachzulesen: „Die Welt
war zu Anfang nur ein Atem (Atman) und zwar in Gestalt einer
Person (Purusa), die, wenn sie sich in ihrer Umgebung umsah,
nichts außer sich erblickte ... sie wünschte sich einen
Partner ... die Person war so groß wie eine Frau und ein Mann,
die sich in den Armen halten. Purusa teilte sich in zwei
Hälften und in der Folge entstanden ein Mann (Pati) und eine
Frau (Panti). Aus der Vereinigung der beiden entstand dann der
Mensch“.“
Dieser unangemessene Vergleich, bei dem
Gott als Mensch und die Schöpfung als Art “Geburt“ vorgestellt
wird, gehört zu den ältesten Vorstellungen über
Entstehungsgeschichte des Lebens überhaupt, wie sie uns in den
Upanischaden erhalten geblieben ist.
Manche Katholiken stufen die “Geburt“
sogar höher als die Schöpfung ein und verwerfen die Meinung
all jener, die behaupten, „der Sohn Gottes sei geschaffen“:
„Wir glauben an den Einen Gott Vater,
den Absolut Mächtigen, den Schöpfer alles Sichtbaren und
Unsichtbaren und an den Einen Gott Jesus, den Sohn Gottes,
geboren vom Vater, den einzig vom Wesen des Vaters Geborenen,
er ist Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren
Gott, der geboren ist, nicht geschaffen, vom selben Wesen wie
das des Vaters, durch ihn kam alles zum Entstehen, was in den
Himmeln ist und was auf Erden, und er ist um der Menschen
wegen und unserer Rettung erschienen und hat Gestalt
angenommen, wurde Mensch und hat Leid auf sich genommen; am
dritten Tag ist er auferstanden und in den Himmel aufgestiegen
und er wird kommen, die Lebenden und die Toten zu heilen ...
(wir glauben) an den Heiligen Geist und an die Kirche und
verworfen seien jene, die behaupten, es gäbe eine Zeit, da es
ihn (das heißt Jesus) nicht gegeben habe und dass es ihn,
bevor er in Erscheinung trat, nicht gegeben habe oder dass er
aus dem Nichts entstanden sei oder dass er von einem anderen
Wesen sei oder dass der Sohn Gottes geschaffen sei...“.
In der indischen Religion ist nicht nur
von der „Geburt der Welt durch Gott“ die Rede, sondern von der
Geburt Gottes selbst: „Gott hat die Tiefen des Himmels
überwunden, Er ist geboren worden.“
Zwar ist es möglich, diese Aussagen aufgrund der Vorstellung
über die Einheit von Existenz und Geschöpf in der
philosophischen Weltanschauung der indischen Religion auch im
übertragenen Sinne zu interpretieren, aber derartige
Deutungen, sollten sie auch zutreffen, würden das geistige
Verständnis der breiten Allgemeinheit weit überfordern.
In einer klaren und für jedermann
verständlichen Art und Weise lesen wir dazu im Heiligen
Qur´an:
„Im Namen Allahs, des Gnädigen, des
Begnadenden. Sprich: Er ist Allah, der Einzige; Allah, der
Unabhängige und von allen Angeflehte. Er zeugt nicht und ward
nicht gezeugt; Und keiner ist Ihm gleich.“ (Heiliger
Qur´an 112)
Alle jene, die Gottes Geschöpfe für einen
Teil von Gott halten, werden als Ungläubige bezeichnet:
„Und doch schreiben sie Ihm einige
Seiner Knechte als Teilhaber zu. Wahrlich, der Mensch ist
offenbar ein Undankbarer (Bedecker der Wahrheit).“
(Heiliger Qur´an 43:15)