Imame Hasan und Husain

Hasan und Husain sind die Fürsten der jungen Männer im Paradies

Imam Hasan und Imam Husain

Kurzaufsätze über die Enkel des Propheten
(der Friede sei mit Ihnen)

Inhaltsverzeichnis

Der Vertrag Imam Hasans mit Muawia

Einleitung

Die Philosophie, die dem Vertrag Imam Hasans (a.s.) zugrunde liegt sowie viele ähnliche Probleme lassen sich durch die authentischen und zuverlässigen Quellen und Beweise durchaus klarstellen. Einen Teil dieses Problems erklären wir kurz in diesem Aufsatz. Bevor wir jedoch fortfahren, möchten wir auf folgendes aufmerksam machen:

Was Schiiten in Bezug auf die Imame glauben, unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen Lehrmeinungen. So sehen manche andere keine Gefahr darin, wenn behauptet wird, dass andere Menschen zufällig einmal weiser und klüger seien als der rechtmäßige Imam. Sie glauben, dass auch der rechtmäßige Imam, einen Fehler oder eine Sünde begehen könnte. Und die Tatsache, dass ein Anführer der Muslime Fehler begeht, scheint für manche andere Lehrmeinungen kein Problem zu sein. Das ist zu erkennen in ihren eigenen Büchern, in denen Abu Bakr (der erste Kalif) sagt:

"Ich habe die Führung eurer Interessen in die Hand genom­men, obwohl ich nicht besser bin als ihr. Unterstützt mich, wenn ihr mich auf dem rechten Weg findet, und leitet mich, wenn ich einer falschen Spur folge!" 1

Ebenso wird von Omar (dem zweiten Kalifen) berichtet, daß er bezüglich der Brautgabe (Mahr) für die Frauen eine Meinung vertrat, die der qur'anischen Forderung nicht entsprach. Eine Muslima wies ihn auf seinen Fehler hin, und Omar stimmte ihr zu:

"Viele Menschen sind klügere und bessere Rechtsgelehrte als Omar!" 2

Die Schiiten glauben aus auf Vernunft und Überlieferung gut fundierten Gründen, dass der rechtmäßige Imam von Gott selbst ‑ durch die Aussagen des Propheten (s.a.w.) ‑ berufen wird, um die Aufgaben des Propheten fortzusetzen und schrittweise zu erfüllen. Aus diesem Grund ist es für ihn unerlässlich, dass er von Fehlern und Sünde frei ist und weiser und klüger als andere, um dadurch fähig zu sein, die islamische Nation zum Heil zu führen.

Der Prophet des Islam (s.a.w.) hat zu einem seiner treuen Gefährten, Ammar ibn Yassir, gesagt:

"Wenn alle Menschen einen Weg einschlagen, und Ali einen anderen wählt, dann gib du dem Weg Alis den Vorzug, trenne dich von den anderen! O Ammar! Nie wird Ali dich ohne Füh­rung lassen, nie würde er dich in die Irre oder in die Dunkel­heit führen. O Ammar! Ali zu folgen und ihm zu gehorchen, heißt mir zu folgen und zu gehorchen, und mein Gehorsam gilt dem Erhabenen und Gütigen Allah." 3

Als dieser große Mann den Menschen empfahl, festzuhalten an den beiden kostbarsten Werten, (von denen eines das andere ergänzt), erklärte er ihnen, dass die eine Komponente der Qur'an sei und die andere seine auserwählten Nachfolger von den Mitgliedern seines Hauses (ahl-ul-bait, das sind die Ima­me), und der Prophet (s.a.w.) sagte:

"Eilt ihnen nicht voraus und bleibt nicht zurück, sonst werdet ihr Zugrundegehen, und belehrt sie nicht, denn sie wissen mehr als ihr!"4

Wir glauben von den Imamen, dass ihr Wissen von Gott kommt und nicht (nur) menschlich ist. Sie haben ihre Pflichten aus demselben Buch gelernt, nach der Botschaft, die dem Prophe­ten offenbart wurde, und kamen ihnen gewissenhaft nach. Ihr Handeln oder ihr Stillhalten, ihr Sprechen oder ihr Schweigen ist allein abhängig von Gottes Gebot. Nichts würden sie tun ohne den Willen und das Gebot Gottes,5 wie es der Prophet über Imam Hasan (a.s.) und Imam Husain (a.s.) gesagt hat:

"Beide, Hasan und Husain, sind Imame (Führer), ob sie nun eingreifen und Stellung beziehen oder sich ruhig verhalten."6

In dieser Äußerung findet sich ein Hinweis auf Imam Hasans (a.s.) Friedensvertrag und Imam Husains Widerstand, dass nämlich beides zum Wohle des Islam und der Muslime war. Beide taten ihre Pflicht, so wie sie ihnen von Gott bestimmt war, und deshalb kann niemand ihr Handeln kritisieren, sei es nun Frieden oder Krieg.

Auf der Grundlage dieses festen Glaubens und Denkens, und allein aus diesem Grund folgen die Schiiten ihren Imamen ohne Wenn und Aber. Sie fühlen sich ihnen zu absolutem Gehorsam verpflichtet und sehen es als ihre Pflicht an, ihrem Befehl Folge zu leisten, ob es sich nun um Widerstand oder Stillhalten handelt, ob es gilt, die Stimme zu erheben oder zu schweigen, und zwar so, dass sie sich auch dann daran gebun­den fühlen, wenn sie ‑ die Imame ‑ etwas befehlen, dessen Durchführbarkeit und Nutzen nicht jedem einsichtig ist. Sie tun es, denn der Imam ist ohne Fehler und ohne Schuld, und was er auch befiehlt, geschieht im Gehorsam gegen Gottes Gebot und in völliger Übereinstimmung mit dem, was zum Wohle des Islam und der Muslime dient.

Sahl Khorasani gehorchte Imam Jafar Sadiq (a.s.) nur begrenzt:

Khorasani sprach zu Imam Sadiq (a.s.): "Warum erhebst du dich nicht gegen die Usurpatoren, um dein Recht (zur Füh­rung) zu erkämpfen, wenn doch allein in Khorasan (westliche Provinz im heutigen Iran) an die Tausend bereit sind, dich mit ihren Schwertern zu verteidigen?" Imam Sadiq befahl, den Ofen anzuzünden und sagte: "O Khorasani, steh auf und steige in den Ofen!" Khorasani entgegnete: "O Sohn des Propheten! Übergib mich doch nicht den Qualen des Feuers, und vergib mir meinen Fehler!" Imam: "Ich habe dir vergeben!" In diesem Augenblick trat ein wahrer Anhänger des Imams, namens Ha­run Madschi, mit den Schuhen in der Hand ein. Der Imam befahl ihm, die Schuhe fallenzulassen und in den Ofen zu stei­gen. Ohne ein Wort warf Harun seine Schuhe weg und stieg in den Ofen. Der Imam unterhielt sich mit Sahl und erklärte die Gegebenheiten in Khorasan, als wäre er Jahre lang dort gewe­sen, dann sagte er zu ihm: "Steh auf und schau in den Ofen!" Khorasani stand auf und sah Harun Madschi darin sitzen, ganz behaglich und ohne dass das Feuer ihn bedrängte. Harun kam heraus aus dem Ofen, und der Imam fragte Sahl: "Wieviele in Khorasan sind diesem gleich (die sich unseren Befeh­len fügen würden, ohne den geringsten Widerspruch zu erhe­ben)? Sahl: "Bei Allah, nicht ein einziger!" Der Imam: "Wir wissen sehr wohl, wann es Zeit ist, sich zu erheben und Wider­stand zu leisten. Und es ist nicht notwendig, dass andere uns leiten und belehren!"7

Harun Madschi wusste sehr gut, dass der Imam frei war von Fehler und Irrtum, welcher Art auch immer, und deshalb ist es an uns, uns seinem Befehl zu fügen als eine heiligen Ver­pflich­tung. Und deshalb hatte Harun dem Befehl des Imams nicht widersprochen und ihn ohne Widerrede angenommen.

Dies ist klar und eindeutig die Meinung der Schiiten bezüglich ihrer frommen und von jeder Schuld und Sünde freien Imame. Aufgrund dieser Philosophie und dieser festen Überzeugung erheben sie keinen Einspruch und kritisieren auch nicht, wenn das Verhalten der Imame und dessen Begründung nicht klar verständlich scheint. Wenn sie z. B. die Philosophie, die Imam Hasans (a.s.) Friedensschluss und Imam Husains (a.s.) Wider­stand zugrunde liegt, nicht verstehen, so würden sie doch nie dagegen sprechen und ganz sicher sein, dass alles, was die Imame tun, nur das Beste ist und die getroffene Entscheidung voller Würde und gerechtfertigt ist.

Hier nun ist es an der Zeit, einige authentische und zuverlässi­ge Quellen heranzuziehen, um den Grund für Imam Hasans (a.s.) Frieden und Imam Husains Widerstand einer näheren Prüfung zu unterziehen.

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