Die persönliche Sorge des
Propheten (s.) für Imam Husain (a.)
Der Prophet
Muhammad (s.a.w.) hat über seine beiden Enkel Imam Hassan (a.s.)
und Imam Hussain (a.s.) gesagt:
"O
Allah, ich liebe sie beide. Deshalb liebe auch Du sie und
liebe den, der sie liebt. Wer auch immer Hassan (a.s.) und
Hussain (a.s.) liebt, den liebe ich. Wen ich liebe, den
liebt Allah, und wen Allah liebt, der wird in den Himmel
eingehen. Wer sie jedoch haßt, den hasse ich, und Allah haßt
ihn. Wen Allah haßt, der wird in das ewige Feuer eingehen."
Dann sagte er: "Diese meine beiden Söhne sind meine
Basilikumpflanzen (und ihr Duft erfülle) die Welt."
Der Prophet
(s.a.w.) hatte eine grenzenlose Liebe für seine bei‑ den
Enkel, Imam Hassan (a.s.) und Imam Hussain (a.s.). Ihr
bloßer Anblick erfüllte sein Herz mit Freude. Auch um dieser
Freude willen ging er täglich zu Fatimas Haus. Meist nahm er
ihnen etwas zu essen mit und fütterte sie mit der eigenen
Hand. Er setzte sie auf seine Knie und liebkoste sie mit
großer Zärtlichkeit. Gern sah er, wenn sie fröhlich waren.
Das leiseste Zeichen von Kummer bei ihnen machte ihn
unglücklich. Eines Tages ging er an Fatimas (a.s.) Haus
vorbei und hörte Imam Hussain (a.s.) weinen. Das bekümmerte
ihn. Er ging hinein und sagte: "Warum weint mein
Liebling, Fatima? Weißt du nicht, daß sein Weinen mich
traurig macht?"
Es gehört
auch zu den allgemein bekannten Ereignissen aus der
Lebensgeschichte des Propheten (s.a.w.), daß, als er einmal
beim Gebet in der Moschee die Niederwerfung (Sadschda)
durchführte, Imam Hussain (a.s.) hereinkam, auf den Rücken
seines Großvaters kletterte und sich darauf setzte. Der
Prophet (s.a.w.) wiederholte die Lobpreisung Gottes 'Subhaana‑Rabbiyal‑a'la
wa behamdih' siebzigmal in der Haltung der Niederwerfung
anstatt der wenigen vorgeschriebenen Wiederholungen, bis
Imam Hussain (a.s.) aus freien Stücken von seinem Rücken
rutschte, erst dann hob er den Kopf und richtete sich auf.
Als das Gebet vorüber war, fragten die Leute: "Oh,
Gesandter Allahs, wie kommt es, daß eine der Sadschdas so
lange dauerte? Wurde dir eine Offenbarung zuteil?" Der
Prophet (s.a.w.) antwortete, daß er es tun mußte, bis Imam
Hussain (a.s.) aus freien Stücken von seinem Rücken
rutschte, da der Gesandte Allahs nur nach dem geoffenbarten
Willen Allahs handelt.
Es wird
erzählt, daß der Prophet (s.a.w.) während einer Predigt
einmal auf der Kanzel (Mimbar) in der Moschee von Medina
stand, als Imam Hussain (a.s.), der noch ein Kind war, in
die Moschee kam und zum Großvater hinging. Dabei verfingen
sich die Füße in seinem Gewand. Der Prophet (s.a.w.)
unterbrach die Predigt und stürzte von der Kanzel zu dem
Kind, damit es nur nicht fiele.
Imam
Hussain (a.s.) war erst siebeneinhalb, als der Prophet (s.a.w.)
starb. Das war für ihn und seinen älteren Bruder Imam Hassan
(a.s.) ein schwerer Schock. Bis dahin waren die beiden unter
der liebevollen Sorge ihres guten Großvaters aufgewachsen.
Die Geborgenheit dieser Liebe gab es nun nicht mehr. Dies
hatte eine offensichtliche Wirkung auf die natürliche
Fröhlichkeit der beiden Brüder.
Sechs
Monate später verschied auch Fatima (a.s.) und ließ Imam
Hassan (a.s.) und Imam Hussain (a.s.) ohne Mutterliebe
zurück. Imam Ali (a.s.) war ein überaus liebevoller Vater.
Er tat, was in seiner Macht stand, um die fehlende
Mutterliebe zu ersetzen.
Trotz all
seiner Mühe schien jedoch ein leichter Schatten über ihnen
zu liegen. Sie waren nicht mehr so wie früher voller
übersprudelnder kindlicher Geschäftigkeit. Imam Hussains (a.s.)
Erziehung begann zu Hause. Er lernte lesen und schreiben.
Er wuchs in einer Umgebung auf, die ihn (in allem Guten)
förderte und anregte. Seine Eltern waren Vorbilder
menschlicher Rechtschaffenheit. Er gehörte zur heiligsten,
gottesfürchtigsten Familie und lebte in einem idealen
Elternhaus. Sein Vater Imam Ali (a.s.) war der tapferste
und klügste Mann seiner Zeit. Seine Mutter Fatima (a.s.) war
die edelste Frau, die je gelebt hat. Diese Voraussetzungen
schufen für den jungen Imam Hussain (a.s.) eine Umgebung,
die kein Heranwachsender vor ihm hatte. Langsam aber sicher
verarbeitete sein wachsender Verstand die
Familientraditionen großer Rechtschaffenheit,
unerschütterlicher Wahrhaftigkeit und grenzenloser Liebe
zu Allah und den Menschen. Im Laufe der Zeit wuchs er zum
edelsten jungen Mann des Islam heran.
Salman
Farsi sagte: "Eines Tages sah ich Imam Hussain (a.s.)
neben seinem Großvater sitzen, dem Propheten (s.a.w.).
Dieser sagte zu Imam Hussain (a.s.): 'Du bist ein Seyyid,
(Angehöriger der Familie des Propheten), Sohn eines Seyyids
und wirst Vater von Seyyids sein. Du bist ein Imam
(Oberhaupt), Sohn eines Imams, und (wirst) Vater eines Imam
(sein)'."
Das
folgende ist ein sehr bekannter Ausspruch des Propheten (s.a.w.):
"Hassan und Hussain sind die beiden Fürsten der Jünglinge
des Paradieses (von Gott bestimmte Führer)."
Die
Beispiele offensichtlicher göttlicher Gnade für die Ahl-ul‑Bait
- zur Prophetenzeit sind die Ahl-ul-Bait (Prophetenfamilie)
der Prophet, Imam Ali, Fatima, Imam Hassan und Imam Hussain
(Frieden sei mit ihnen allen) - die ihre einzigartige
heilige Stellung zeigten, sind so zahlreich, daß man Bände
damit füllen könnte, wollte man sie alle aufzählen. Diese
wenigen kurzen Beispiele mögen genügen, um jedem
aufrichtigen Menschen eine Vorstellung zu geben von den
einzigartigen Vorzügen und der Größe dieser hochherzigen
Seelen und der Heiligkeit, die seit dem Tage ihrer Geburt in
ihnen war.
Nach dem Tode
seines Bruders Imam Hassan (a.s.) ging das Imamat
(Führungsverantwortung) auf Imam Hussain (a.s.) über, und
damit waren alle ihm zu Gehorsam verpflichtet. Aber die
Umstände der Zeit hatten die Gesellschaft durch Machtgier bzw.
Angst derart von der Wahrheit entfernt, daß sie ihre
Verpflichtung gegenüber der heiligen Prophetenfamilie,
insbesondere gegenüber dem geliebten Enkel des Propheten, Imam
Hussain (a.s.), nicht erfüllten, so daß sie statt ihm zu
folgen, die größte Tragödie aller Zeiten verursachten. Die
Muslime müssen lernen und dürfen niemals vergessen, wofür Imam
Hussain (a.s.) sein Leben gab, damit sie sich selbst immer für
Wahrheit, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen einsetzen. |