Schuhe ausziehen

Lasst uns unsere Schuhe ausziehen - um den Hass zu überwinden

Dr. Yavuz Özoguz

 

Inhaltsverzeichnis

BH-Verbot für deutsche Lehrerinnen

Veröffentlicht 30.3.2003 zu den ersten Kopftuchverboten in Deutschland

Noch zwei Tage, dann ist es so weit. Die Bundesrepublik Europien erlässt ein Gesetz, wonach deutsche Lehrerinnen verpflichtet sind, ihren BH auszuziehen, falls sie an öffentlichen Schulen als Lehrerin tätig sein wollen.

Zur Vorgeschichte: In den 60er Jahren waren viele deutsche Familien in das wirtschaftlich aufstrebende Europien mit lukrativen Jobs eingeladen worden. Als Putzfrauen und handwerklich fleißige Arbeiter in den Minen Europiens versorgten sie nicht nur ihre eigenen Familien, sondern schickten auch ein Teil ihres Einkommens nach Deutschland, um den dortigen Verwandten ein besseres Leben zu ermöglichen. Hand in Hand mit den Europiern waren sie ein Garant für den wirtschaftlichen Aufstieg des Landes, das zum Exportweltmeister wurde.

Allerdings gefiel es vielen Deutschen in Europien mit der Zeit sehr gut und viele blieben, viele ließen sich sogar einbürgern. Inzwischen lebt die dritte Generation Deutscher in Europien, und sie sind nicht nur Arbeiter und Putzfrauen, sondern sie sind mittlerweile auch in akademischen Berufen zu finden. Die Mehrheitsgesellschaft aber konnte sich nie mit diesem scheinbar zunehmenden fremdartigen Anblick anfreunden. Am auffälligsten und störendsten war der BH der deutschen Frauen, die sich partout aus unterschiedlichen Gründen weigerten, in der Öffentlichkeit auf dieses kleine Stück Stoff zu verzichten.

Vor wenigen Jahren kam es dann zur gerichtlichen Auseinandersetzung durch alle Instanzen. Eine eingebürgerte deutsche Lehrerin sollte in der Provinz Duschen-Würtemtal nicht in den öffentlichen Dienst übernommen werden, weil sie sich weigerte, den BH auszuziehen. Vor dem höchsten Weisenrat Europiens bekam sie teilweise Recht und der Weisenrat forderte die Provinzen auf, sich intensiv mit der Thematik zu beschäftigen und geeignete Lösungen zu erarbeiten, die keine Kultur benachteiligen sollte. Schließlich war doch Kulturfreiheit in der Verfassung Europiens verankert.

Daraufhin entbrannten europienweit die heftigsten Auseinandersetzungen über die Busen der betroffenen Frauen hinweg. Manche sahen im BH ein politisches Symbol, das die deutsche Kultur in Europien durch die Hintertür einführen wollte. Zwar waren es nur wenige Lehrerinnen, die das Problem betraf, jedoch wollte man den Anfängen wehren. Waren diese BH-tragenden Frauen nicht auch in deutschen Schützenvereinen und wurden gar an Waffen ausgebildet? Waren die Kegelvereine nicht Zeichen einer alten Kanonenkultur? Und in diesen fundamentalistischen Zirkeln trugen alle Frauen BH, obwohl es doch so warm war in Europien. Lehrten diese BH-tragenden Frauen nicht im privaten Kreis solch merkwürdige unaufgeklärte Geschichten von Eier legenden Hasen und roten Männern mit weißem Bart, die Geschenke brachten? Und waren nicht ohne Ausnahme alle Ehefrauen der Kriegstreiber des zweiten Weltkrieges BH-tragende Frauen? War nicht der Mann, der Atombomben auf Menschen werfen ließ, mit einer BH-Trägerein verheiratet? Und wurde der grausame Krieg in Vietnam nicht von Männern mit BH-Frauen an ihren Seiten befohlen? Hunderttausende von ukrainischen und thailändischen Frauen wurden in Deutschland sogar wie eine Handelsware verkauft, natürlich mit BH. Zweifelsohne stand der BH auch als politisches Zeichen für Gewalt und Unterdrückung.

Besonders unwürdig empfanden es ausgerechnet europische Männer, dass der BH ein deutlich sichtbares Zeichen für den Unterschied der Geschlechter und somit für die Unterdrückung der Frau war. Ein Kleidungsstück, dass die Freiheit derart einzwängt und zum Symbol der Unterdrückung der Frau wurde, konnte und wollte man nicht dulden, zumindest nicht in der Schule! Welch einen Unterschied gab es schon zwischen einer Männerbrust und einer Frauenbrust? Die von deutschen Frauen vorgeschobene Behauptung, dass die weibliche Brust etwas mit Sexualität und Schönheit der Frau zu tun hätte, war ein weiteres Zeichen für die sexistische Ausrichtung dieser fremdländischen Kultur und die Verblendung dieser Frauen. Solch eine unmenschliche Kultur verbreitet faktisch den Gedanken, dass die Frauen zum Freiwild werden und alle Männer nur über sie herfallen wollen, wenn sie ihren Busen zeigen! Und gab es schließlich nicht auch in Deutschland eine ganze Reihe von Küstenabschnitten und Vereinen, in denen es sogar verboten war, einen BH zu tragen? Warum sollte Europien ausgerechnet ein Kleidungsstück im öffentlichen Dienst zulassen, wenn es selbst in Deutschland manchenorts verboten ist? Ein Verbot dieses Kleidungsstücks würde zudem die Integration und Befreiung deutscher Frauen hin zur Gleichberechtigung erleichtern!

Ohnehin war es auch früher im Schulunterricht zu Problemen gekommen. BH-tragende Schülerinnen wollten diesen nicht einmal im Sportunterricht ablegen, obwohl die hygienischen Probleme in der Hitze offensichtlich waren! Und am Schwimmunterricht nahmen sie gar nicht erst teil, weil die Badeordnung im Schulteich eine BH-freie Bekleidung vorschrieb und deutsche Schülerinnen ihren Busen nicht anderen Männern zeigen wollten.

Manche dieser fundamentalistischen Frauen, die sich nicht integrieren wollten, begründeten den BH auch mit der alten Kultur in ihrem heiligen Buch namens Bibel. Ausführliche Recherchen und Studien von Deutschtum-Experten der Europier hatten aber deutlich gemacht, dass es in der Bibel zwar Gebote zum Kopftuch gab, aber keinen einzigen Hinweis zum BH.

Der BH war damit kein religiöses oder allein kulturelles Symbol, sondern eindeutig ein politisches Symbol und passte nicht in die freiheitliche gleichberechtigte Gesellschaft Europiens. Zwar hat die freiheitliche Gesellschaft dieses Kleidungsstück bis jetzt geduldet, aber eine Lehrerin, die dem Neutralitätsgebot des Staates unterliegt, dürfe solch ein Kleidungsstück nicht tragen. Der Einfluss auf die noch jungen Europierinnen wäre zu groß und die Gefahr, dass die eine oder andere Europierin sich dann auch den Busen bedecken wollte, käme schließlich dem Untergang des Mittagslandes gleich.

Aber auch in Europien gab es besonnenere Stimmen. Eine Gruppe hoch angesehener Frauen des Landes, die selbst zwar keinen BH trugen, baten dennoch die Gesellschaft darum, keine Lex-BH zu erlassen. Nicht der BH, sondern die Zwangsverhüllung solle verboten werden. In kürzester Zeit war es um das Ansehen dieser bisher angesehenen Frauen geschehen. Ausgerechnet die bekannteste Frauenrechtlerin prangerte die Unterdrückungsmentalität der Deutschen, die auf das Tragen des BHs bestünden, an. Schließlich sei die BH-Kultur erst seit der kapitalistischen Revolution Ende der neunziger Jahre zu einem Kampfsymbol deutschen Kulturexports geworden. Hinweise darauf, dass früher auch Europierinnen ihren Oberkörper bedeckt haben, tat sie als Zeichen der Rückständigkeit ab. Die Moderne und die Befreiung der Frauen läge nun einmal darin, dass sie sich ausziehen darf und es auch tut.

Derweil diskutierten interkulturell kompetente europische Kulturvereine mit deutschen Schützenvereinen über die Unterschiede der Kultur und lernten, dass deutsche Frauen ihren Busen nur den eigenen Kleinkindern und dem Ehemann zeigen würden. Allerdings gäbe es auch Deutsche, die sich nicht an diese Regeln hielten, wie es in allen Kulturen unterschiedliche Formen gäbe.

Die gesellschaftlichen Auswirkungen der BH-Diskussion waren kaum zu übersehen. Teilweise wurden BH-tragende Frauen auf dem Wochenmarkt angespuckt, und der bösen Blicke waren sie sich immer sicher. Eine Frau, die mit BH an einem Obststand arbeitete, wurde von ihrem Arbeitgeber entlassen mit der Begründung, dass sie damit die Kunden vergraulen würde. So weit wollten die zuständigen Weisenrichter, die darüber zu entscheiden hatten, allerdings dann doch nicht gehen und zwangen den Obsthändler dazu, sie zumindest beim Kistentragen mit einzusetzen.

Zu einem Eklat kam es allerdings erst vor wenigen Wochen in einem Gerichtsaal in Pleitin, der Hauptstadt Europiens: Einer Mutter, die im Gerichtssaal am Strafprozess gegen ihren Sohn, der Pistazien gestohlen hatte, als Zuschauerin teilnehmen wollte, wurde vom Oberweisenrichter die Teilnahme verweigert, so lange sie nicht ihren BH auszieht. Die deutsche Frau musste die Gerichtshütte verlassen. Der Bund der Weisenrichter stützte dieses Verhalten, und die Medien diskutierten darüber, wie es denn gewesen wäre, wenn sie nicht nur Zuschauerin, sondern gar Zeugin gewesen wäre. Dann hätte es auch Beugehaft für das Ausziehen des BH geben können! Der BH gehört ins Privatleben und hat im öffentlichen Leben nichts zu suchen. Das war die Devise, die von fast allen Gesellschaftsschichten lautstark vertreten wurde. In ihren vier Wänden aber dürfe sie den BH tragen, so viel sie wolle.

Eine der vehementesten Gegnerinnen des BHs im Land war eine eingebürgerte Deutsch-Europierin, die sich selbst von der Unterdrückung des BHs befreit hatte und jetzt im Weisenrat Europiens eine Hinterbänklerrolle spielen durfte. Sie wollte den BH nicht nur in der Schule, sondern am besten gleich im ganzen Land abschaffen.

Einer der Hauptverantwortlichen der Provinz Kayern sah gar die Invasion von zehntausenden Schnarchern über Europien hinwegfegen, um das Land in die Hände der BH-Fanatiker fallen zu lassen! “Schnarcher“ wurden die Deutschen genannt, die auffällig laut schliefen, um ihre radikal-politische Gesinnung zu verbergen, meistens hatten solche Fanatiker BH-tragende Frauen.

Die Lage war verzwickt, und einige Provinzen wollten nichts überstürzen und noch warten, andere sahen zunächst keinen Handlungsbedarf, aber Duschen-Würtemtal wollte am 1. April zumindest für die eigene Provinz ein Gesetz verabschieden, dass die Invasion des BHs auf europischem Boden verhindern sollte. Europische Ordensfrauen, die ebenfalls einen BH trugen, sollten allerdings faktisch durch einige geschickte Formulierungen von dieser Regelung ausgenommen werden, da sie ja schließlich die mittagsländische Kultur symbolisierten. Deutsche Frauen dachten inzwischen darüber nach, Privatschulen zu gründen, in denen der BH erlaubt werden würde. Andere entsannen sich neue Kleidungsstücke aus Palmenblättern, die zwar kein BH waren, aber dennoch die Brust bedeckten.

Tatsächlich wurden inzwischen in allen Gebieten Europiens BH-tragende Frauen von Europiern benachteiligt, unabhängig davon, ob sie deutsch- oder europienstämmig waren.

Und so manche BH-Frau bat ihren Schöpfer im innigsten Gebet darum, ihrer aller Heimat Europien ein wenig mehr Weisheit zu schenken, aber das hatte das Land wohl nicht verdient!?

Manche Deutsche aber, die das Datum des Gesetzentwurfes lasen, dachten an einen Aprilscherz, doch es war keiner!

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