Meine Wallfahrt

Meine Wallfahrt nach Mekka

Heinrich von Maltzan

Bearbeitet von Fritz Gansberg
1919
Braunschweig, Hamburg und Berlin
Georg Westermann

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7. Der heilige Berg

Inzwischen war der heilige Tag nahe herangekommen, der alle Pilger auf dem Berge der Erkenntnis (Arafa) versammeln und uns den heiligen Titel Hadsch (Pilger) verleihen sollte, welchen man nur an diesem Tage und nur auf diesem Berge sich erringen kann und der die Krone der ganzen Pilgerfahrt ist.

Am Nachmittag des siebenten Tages des Monats Du el Hödscha war alles Leben und Regsamkeit in den Straßen von Mekka. Unzählige Scharen von Pilgern zogen nach der Moschee, um sich dort zur Pilgerfahrt nach Arafa zu sammeln und ihre letzten Andachtsübungen für diesen wichtigen Weg abzuhalten. Ich begab mich ebenfalls, begleitet von den beiden Ssadak, von Ali, von Schich Mustapha, der von seinen drei Neffen mehr getragen als geführt wurde, und dem dicken Haggi Omar, welche mich alle im Hause Hamdans abgeholt hatten, nach dem dicht mit Pilgern gefüllten Tempel. Hier warteten wir unter Andachtsübungen bis eine Stunde vor Sonnenuntergang. Dann verließen wir den Tempel und zogen durch ein paar Straßen nach einer sandigen Ebene im Norden der Stadt. Hier beginnt der Pilgerweg, dessen Länge drei deutsche Meilen beträgt, den man aber oft erst nach zwölf Stunden zurücklegt.

Eben hatte sich dort die syrische Pilgerkarawane in Bewegung gesetzt. An der Spitze schritt das geheiligte Kamel, welches die sogenannte Fahne des Propheten trug, die aber einstweilen noch in einem Futteral eingeschlossen war; ihm folgten zuerst die Würdenträger, dann die große Masse der Pilger. Die reicheren Pilger, der Pascha, der Großscheriff, welcher jedesmal die Pilgerfahrt mitmacht, die wohlhabenden Bürger und die feinen Frauen saßen in Sänften, welche je von zwei Kamelen, deren eines vor, das andere hinter der Sänfte ging, getragen wurden und mitunter, namentlich die der Frauen, reich verziert waren. Die Kamele, welche die Frauen trugen, waren ebenfalls geschmückt und geziert, einige trugen rote Federbüsche, andere kleine Halbmonde von Silber. Die weniger reichen Pilger saßen in kleineren Sänften, welche auf dem Rücken je eines Kameles befestigt waren; sie schaukelten lustig hin und her, und die darin sitzenden Pilger mögen gewiß gründliche Bekanntschaft mit der Seekrankheit gemacht haben. Manchmal trug auch ein einziges Kamel zwei Sänften, eine auf jeder Seite, doch wird diese Art als gefährlich angesehen, und ich war selbst Zeuge davon, daß zwei so aneinander befestigte Sänften fielen und die in ihnen sitzenden Pilgerinnen, zwei alte Frauen aus Damaskus, von der nachfolgenden Karawane beinahe zu Tode getreten wurden. Diesen reicheren Pilgern folgten die ärmeren Hadschadsch, zum Teil auf kleinen, in Mekka gemieteten Eselchen, zum größeren Teil jedoch zu Fuß, und zwar nicht wenige auf ihren nackten Fußsohlen. Dieser ganze wirre Haufe aber wurde von Beduinen auf Pferden, größtenteils aber auf Kamelen sitzend, umschwärmt, und sie erfreuten das Auge besonders durch ihr stattliches Aussehen und ihre leichte Beweglichkeit.

Mit meiner ägyptischen Gesellschaft und der wie Kletten an mir klebenden Familie Ssadak schloß ich mich der syrischen Karawane an. Wir saßen alle auf kleinen Eselchen, mit Ausnahme von zwei der Neffen des Schich Mustapha, welche neben diesem nun ganz hinfällig gewordenen Greise einhergingen und ihn auf seinem kleinen Esel aufrecht hielten, denn der Arme war bereits wie sterbend und so schwach, daß er gewiß, ohne die Hilfe seiner Neffen, vom Tiere gefallen wäre. Aber er hatte es sich nicht nehmen lassen, die fromme Wallfahrt trotz Krankheit und Hinfälligkeit anzutreten.

Gleich an dem nördlichen Ende der heiligen Stadt beginnt eine große sandige Ebene, durch welche sich der Mekkakanal windet, der die Stadt mit reichlichem, aber ziemlich schlechtem Wasser, welches man nicht zum Trinken gebraucht, versieht. Neben ihm zieht sich, fast immer parallel mit demselben, die Pilgerstraße hin. Zuerst führt diese zwischen zwei großen Zisternen hin; dann läßt man links den großen Friedhof von Mekka liegen, welcher einen wahren Wald von riesigen Zypressen bildet, denn über jedem Grabe pflegen die Araber einen solchen Baum zu pflanzen, der zwar nicht gepflegt, aber auch nicht beschädigt wird und so mit der Zeit beträchtlich in die Höhe wächst. Dem Friedhof gegenüber liegt ein großer Palast des Scheriffs; diesem wieder schräg gegenüber die große türkische Kaserne, von welcher sich die meisten Soldaten eben anschickten, die Pilgerfahrt mitzumachen und im Kasernenhofe, mit den beiden Tüchern des Ihram bekleidet, bereit standen, um sich der Karawane anzuschließen. Nach der Kaserne kamen wir an eine letzte Vorstadt von Mekka, die aus kleinen Häusern und Reiserhütten besteht, in denen vielfach Beduinenweiber den Pilgern Brot, Butter und Obst feilbieten. Bei dieser Vorstadt trennt sich die große Hauptstraße in zwei Teile; nach Osten zieht sich der Pilgerweg, der zum heiligen Berge führt, nach Norden geht es nach Medina und Syrien. Am äußersten Ende der Vorstadt sehen wir noch einmal einen Palast des Großscheriffs liegen, wohl den zwanzigsten, den ich seit meiner Ankunft in Mekka gesehen hatte. Diesem Hause gegenüber befand sich jetzt gerade das Lager der ägyptischen Pilger. Die ägyptische Karawane ist zwar nur klein, da die meisten Ägypter die Seereise der beschwerlichen Landreise vorziehen; aber sie hat doch eine gewisse Wichtigkeit, weil auch mit ihr jedesmal ein geheiligtes Kamel (also das zweite) nach Mekka kommt und die Geschenke des Sultans für die Kaaba, unter anderem auch den schwarzen Schleier des heiligen Hauses, trägt. Dieses geheiligte Kamel wurde von unzähligen Pilgerkehlen mit lautem Labikrufen begrüßt und dann neben seinen syrischen Gefährten an die Spitze des ganzen Pilgerzuges gebracht.

Unterdessen war es völlig Nacht geworden. Da wir aber noch ein paar Stunden Mondschein hatten, so konnte ich doch wenigstens einigermaßen die Gegend erkennen. – Während der ersten zwei Stunden kamen wir durch ein ziemlich weites Tal, das so gut wie gar nicht bewachsen war; unermeßlich streckte sich die Wüste hin, aus der nur hier und da ein Baum wie träumerisch in die Lüfte ragte. Dann kamen wir in ein Tal, welches sich allmählich verengte und zuletzt hohe, steile Felsenwände bekam und zu einer wirklichen Schlucht wurde. Hier erlitt der Pilgerzug einen großen Aufenthalt, da nun alle Hadschadsch, zwei und zwei, ja an einzelnen Stellen einer nach dem andern, hintereinander folgen mußten. In dieser Schlucht liegt das für heilig erachtete Dorf El Menaa, das mit lautem Geschrei begrüßt wurde. Der Ruf »Labik« hallte donnernd von allen Steinwänden nieder und schallte weit und breit durch das ganze Tal hindurch.

Ungefähr um 5 Uhr morgens, nachdem wir die ganze Nacht unter vielen Stockungen zwar langsam, aber doch immer vorwärts gekommen waren, traten wir aus der Felsenschlucht hervor und sahen, da es nun Tag geworden war, die Ebene am Fuße des Berges Arafa in voller Deutlichkeit vor uns liegen. Diese Ebene war eine Wüste, in der nichts zu wachsen schien, nicht einmal die trockene Distel, eine Wüste voll von Steinen und Steingeröll, aus der sich der niedrige Hügel des Arafa, eine beinahe völlig kahle Felsenmasse, trostlos erhob, es war eine Wüste, so schaurig und traurig, wie ich sie nur je gesehen hatte.

Die meisten Pilger hatten, als wir ankamen, bereits ihre Zelte errichtet, so daß wir nun in eine höchst belebte Lagerstadt unseren Einzug hielten. Viele Pilger waren schon am vorhergehenden Tage angekommen und hatten die Nacht entweder in ihren eigenen Zelten oder in den zahlreichen Kaffeebuden und Reiserhütten, welche die Mekkaner hier errichten, zugebracht. Zwischen den Zelten lagerten unzählige Kamele, Maultiere und Esel, von malerisch zerlumpten Beduinen bewacht. Hier und da schimmerte leuchtend beim Schein der Morgensonne der goldene Halbmond auf dem Zelte eines reichen Mekkaners, welches von roten und gelben Stoffen gefertigt und mit vielen bunten Verzierungen ausgeschmückt war. Im Osten war das eigentliche Militärlager, aus dem sich die grünen Zelte des Großscheriffs und der Würdenträger, von Fahnen und Standarten umragt, erhoben. Hier hatten auch die heiligen Kamele ihren Ruheplatz gefunden, und die von ihnen getragenen Fahnen entfalteten majestätisch ihre grüne Seide unter dem Hauch des Ostwindes. Im ganzen mochten wohl dreißigtausend Pilger da sein, von denen höchstens der vierte Teil sich ruhebedürftig in die Zelte zurückzog, während die übrigen zwischen den Buden und Zelten herumschwärmten. Hier konnte man alle möglichen Waren kaufen, man mußte freilich den zehnfachen Preis bezahlen; hier waren unzählige Kaffeebuden und Barbierstuben; hier gab es aber auch Buden, in denen heimlich geistige Getränke verkauft wurden oder Haschisch geraucht wurde; hier trieb sich auch wieder eine Unmenge schlechten Gesindels herum; hier gab es aber auch eine Menge zu sehen, so daß wir den ganzen Tag über keinen Augenblick über Langeweile zu klagen brauchten. Bald sahen wir den gefährlichen Spielen indischer Gaukler zu, die sich, scheinbar, selbst Messer ins Auge und Dolche in den Bauch rannten; bald sahen wir einem Schlangenbändiger zu, der sich von Giftschlangen beißen ließ und sie dann selbst verzehrte. Hier lauschten wir einer arabischen Musikbande, die auf Flöten und Trommeln Lärm machte; dort hörten wir dem frommen Gesang einer sehr unheiligen Tänzerin zu; dann besuchten wir das Beduinenlager und lauschten dem Gesänge eines beduinischen Dichters, der im reinsten Arabisch die Taten seiner Vorfahren pries.

Endlich brach der Abend an und mit ihm ein herrliches Schauspiel, denn die ganze Lagerstadt erleuchtete sich mit unzähligen Lampen und farbigen Ballons. Vor vielen Zelten brannten Feuer, überall war Helle und Glanz, und in diesem Lichtermeer wogte das Pilgerheer bis gegen Mitternacht auf und ab. Erst nach 1 Uhr konnten wir in der bestellten Kaffeebude unser Nachtlager aufschlagen und eine kurze Ruhe genießen, die aber schon um 5 Uhr durch den Kanonenschuß, der den heiligen Tag verkündete, unterbrochen wurde. Nachdem wir im Freien unser Morgengebet verrichtet hatten, suchten wir, da unser Nachtquartier bereits überfüllt war, ein anderes Kaffeehaus auf, in dem es jedoch völlig unmöglich war, etwas Genießbares zu bekommen. Kaum daß wir dort ein wenig Platz zum Sitzen finden konnten. Dieser Raum war dazu so schwül und schmutzig, daß ich ihn bald mit meinen beiden unzertrennlichen Begleitern, der Familie Ssadak, floh und ins Freie eilte, um den heiligen Berg Arafa zu besuchen.

Wie ich vor das Tor der Kaffeebude trat, hatte ich einen überraschenden, großartigen Anblick. Die glutroten Strahlen der aufgehenden Sonne überzogen den Berg mit wundervollen, warmen Farben, so daß die ganze Felsenmasse strahlte wie ein einziger feuerroter Ofen. An Bäumen fehlte es gänzlich, selbst Sträucher waren nur wenig zu sehen; statt dessen schmückte sich der Berg mit unzähligen weißen Punkten, die auf ihm bald einzeln, bald in Gruppen herumirrten – die mit dem weißen Ihram bekleideten Pilger.

Die Begeisterung nahm nun immer mehr zu und äußerte sich in unzähligen Labikrufen. »Labik«, so tönte es in den Straßen der Hüttenstadt; hervor aus ihren Zelten drang der Ruf »Labik«; »Labik«, so schrie ein jeder Pilger, der eben sein Gebet verrichtet hatte; »Labik«, so hallte es durch die ganze Ebene wieder und wieder, und das Echo des Granitfelsens Arafa gab zwar schwach, aber doch hörbar den Ruf »Labik« zurück. In Begleitung meines Metuaf und seines Sohnes bestieg ich nun die Granitmasse, die nur etwa achtzig Meter über die Ebene emporragt. Der Weg zu ihrem Gipfel besteht zum Teil aus Stufen, welche in den Felsen eingehauen sind. Nachdem wir etwa fünfundvierzig dieser Stufen erklommen hatten, befanden wir uns an der Stelle, an welcher die beiden ersten Menschen sich nach langer Trennung wiedergefunden haben sollen. Es muß jedenfalls ein sonderbarer Anblick gewesen sein, als diese beiden riesigen Menschen, die nach der Ansicht des Islam schon doppelt so hoch als der ganze Berg Arafa gewesen sein müssen, auf diesem kleinen Hügel beieinander gestanden haben. Aber wenn ich auch innerlich mich an diesem Gedanken ein wenig belustigte, äußerlich war ich genötigt, die größte Andacht zu bezeigen und genau die für diese Stelle vorgeschriebenen Gebete nachzusprechen.

Nach weiteren siebzig Stufen erreichten wir eine Felsenplatte, welche die Kanzel genannt wird, und auf welcher heute eine Predigt gehalten werde sollte. Hier war auch eine Marmortafel im Felsen angebracht mit einer Inschrift, die ich jedoch bei der Kürze der Zeit nicht zu lesen vermochte. Von hier aus wurde der Weg immer steiler und enger. Scharen von Pilgern bedeckten ihn, so daß wir nur mit Mühe zum Gipfel gelangen konnten. Dort bezeichnet eine kleine Kapelle die Stelle, wo Mohammed seine Jünger zu unterrichten und während der Pilgerfahrt selbst zu beten und zu predigen pflegte. Es war jedoch nicht daran zu denken, in das Heiligtum Einlaß zu erlangen, so dicht war dasselbe mit Hadschadsch besetzt, so daß wir uns begnügen mußten, unsere Gebete vor der Tür des Heiligtums zu verrichten.

Als ich nun vom Berge Arafa wieder hinunterstieg, fand ich überall eine Menge unbeweglich dastehender Pilger, welche alle bereits hier ihren Platz genommen hatten, um die Predigt, die erst in sieben bis acht Stunden vor sich gehen sollte, deutlich zu vernehmen. Ich verspürte aber dazu gar keine Lust, sondern besuchte statt dessen mit meinem Metuaf noch eine am Fuße des Arafa gelegene kleine Moschee, deren Inneres aber auch so mit den Leibern der Pilger gepflastert war, daß auch hier an ein Eindringen nicht zu denken war. Nachdem ich bemerkt hatte, daß an diesem Tempel nicht das geringste zu sehen war, lenkte ich meine Schritte nach unserer Kaffeebude zurück, wo ich die Zeit bis zum Beginn der Predigt zuzubringen gedachte.

Hier fand ich meinen armen alten Freund Schich Mustapha in den letzten Zügen. Sein Übel und seine Schwäche waren so schlimm geworden, daß sein Tod jeden Augenblick zu erwarten war. Aber sein Geist war noch nicht gelähmt. Eben, als ich eintrat, hielt er seinen drei leichtsinnigen Neffen, die, wie es schien, seinen Tod mit Ungeduld erwarteten, noch eine Predigt, worin er ihnen trotz seiner Todesschwäche in sehr derben Ausdrücken ein schlimmes Ende prophezeite, wenn sie ihren Lebenswandel nicht änderten. Als er meiner jedoch gewahr wurde, redete er mich folgendermaßen an: »O Abd-er-Rhamann! Du siehst deinen Bruder dem Tode nahe. Aber ich bin darüber nicht betrübt; im Gegenteil, ich freue mich, daß Gott mir die Gnade erwiesen hat, noch die Wallfahrt nach Mekka und Arafa zurücklegen zu können. O möge er mir noch gestatten, die heilige Predigt zu hören, dann will ich mit Freuden diesen irdischen Schauplatz verlassen, um im Paradiese die Wonnen zu genießen, die den frommen Gläubigen beschieden sind!«

Dieser letzte Wunsch meines guten, alten Freundes sollte leider nicht in Erfüllung gehen. Schich Mustapha starb und wurde begraben, ehe noch der Prediger die Kanzel bestieg. Kaum hatte der Greis seinen Geist ausgehaucht, so wurde er auch mit der auf den Pilgerreisen üblichen Geschwindigkeit in sein Leichentuch gewickelt und vor die Kaffeebude getragen; dort wurde ein Loch in den Sand gegraben, die Leiche hineingescharrt, und von diesem Augenblick an war der arme Alte so gründlich vergessen, als ob er niemals existiert hätte. Ich war vielleicht der einzige, der ihm noch ein freundliches Andenken bewahrte. Seine eigenen Neffen wußten schon am folgenden Tage so gut wie nichts mehr von ihm, sie sprachen nicht von ihm, sie dachten gewiß nicht an ihn, und der arme alte Schich Mustapha mit seinen langweiligen Predigten war und blieb vergessen. Es war, als ob diese drei Burschen nur den Tod ihres ehrwürdigen Oheims abgewartet hätten, um erst recht ein sittenloses Leben anzufangen. Kaum waren die Gebeine des Schich eingescharrt, als auch schon drei Tänzerinnen im Kaffeehause ihre Plätze an der Seite der drei Jünglinge eingenommen hatten. Von nun war ihr Lebenswandel gerade das Gegenteil von dem eines guten Moslems, und da sie meine Predigten, die ich als frommer Pilger an sie richtete, mit Hohngelächter beantworteten, so zog ich mich in einen Winkel der Kaffeebude zurück und wartete in Geduld der Stunde der Predigt auf Arafa.

Erst kurz vor der Stunde des Nachmittagsgebets suchte ich mir zwischen den dichtgedrängten Pilgerscharen auf dem Berge in der Nähe der Kanzel einen Platz zu erobern. Der Berg und seine nächste Umgebung war mit wartenden Hadschadsch wie besät, die eine hundertfache Mauer kahler Scheitel und nackter Schultern bildeten. Dennoch gelang es den kräftigen Rippenstößen, welche der Sohn meines Metuaf den Pilgern versetzte, hindurchzukommen, wobei er immer rief: »Platz, du fremder Hund, einem Sohn der heiligen Stadt!« So glückte es, so nahe an die Plattform vorzudringen, daß ich alles, was dort vorgehen sollte, hören und sehen konnte.

Da standen wir nun, gedrängt wie die Heringe, etwa noch eine halbe Stunde, während welcher sich die Pilger wilden Labikrufen und Gebeten und Andachtsübungen hingaben. Endlich kamen deutliche Anzeichen, daß etwas Wichtiges vorgehe. Alle Hadschadsch streckten die kahlen Häupter in die Höhe und blickten nach Westen; aber lange konnte ich nichts gewahren als in der Ferne einen besonders dichten Menschenknäuel, der sich in der Richtung auf Arafa hinwälzte. And nun erblickte ich in diesem Knäuel einen Mann, der auf einem Kamele saß und von einer Menge wilder Verehrer umgeben war; dieser Mann war der Chetib (Prediger), welcher die Arafapredigt halten sollte. Er schien sich einer Verehrung zu erfreuen, die geradezu an Anbetung grenzte. Einige Derwische warfen sich bei seinem Anblick sogar auf den Boden nieder und ließen das Kamel über ihre Rücken schreiten. Selig waren sie, wenn sie von dem Tiere zu Tode gedrückt wurden! Dann waren sie des Paradieses gewiß!

Jetzt kam der Prediger ganz dicht bei mir vorbei. Es war ein alter Mann mit dunklem Gesicht und sehr spärlichem weißen Barte. Er hielt sein Antlitz steif und starr gen Himmel gerichtet, seine Augen blickten stier und fest nach den Wolken, unbeweglich, unablenkbar. Um sein Kamel, welches von zwei Sklaven geführt wurde, kümmerte er sich gar nicht; die Menschenmenge um ihn herum schien ihn noch weniger anzugehen. In überspannter Verzückung blickte er nur immer nach oben, als habe er nur mit den dort Wohnenden, nicht aber mit der sündigen Menschheit auf Erden zu verkehren. – Gewöhnlich ist es der Kadi von Mekka, welcher die Arafapredigt hält; in diesem Jahre hatte jedoch ein anderer Mollah (Geistlicher) seinen Platz eingenommen; warum, wußte mir aber niemand zu erklären.

Endlich war der Chetib auf der Plattform angekommen, wo er seine Predigt, ohne vom Kamel abzusteigen, begann. Diese Predigt dauerte zwei Stunden und war aus allbekannten religiösen Formeln zusammengesetzt, welche der Prediger aus einem Buche, das er in der Hand hielt, ablas. Dieser Prediger hatte eine hohe, näselnde Stimme und eine so undeutliche Aussprache, daß, glaube ich sicher, nicht ein Zehntel der Pilger die Rede verstehen konnte. Dies ist auch gar nicht nötig; denn das Verdienst besteht nicht darin, daß man die Predigt recht aufnimmt, sondern darin, daß man überhaupt zurzeit, wenn sie gehalten wird, beim Berge Arafa anwesend ist. Ich hörte die ganze Predigt zwar ziemlich gut, verstand aber nur hier und da ein etwas deutlicher ausgesprochenes Wort, woraus ich schließen konnte, daß es sich um die Verdienste der Pilgerfahrt handelte. Von Zeit zu Zeit hielt der Prediger inne. Diese Augenblicke benutzten die zwanzig- bis dreißigtausend anwesenden Pilger jedesmal, um in ein donnerndes Labikgeschrei auszubrechen, wobei sie die Zipfel ihres Ihrams über dem Haupt in die Höhe hielten und in der Richtung nach Mekka schwenkten. Sehr notwendig sind auch die Tränen der Rührung, welche bei den Predigten vergossen werden müssen. So hielt denn auch der Chetib jeden Augenblick ein großmächtiges Schnupftuch, welches, wie mir schien, von rotem Baumwollstoff war, vor die Augen, um durch dieses weithin sichtbare Zeichen anzudeuten, daß die Pilger es nicht an der nötigen Rührung möchten fehlen lassen. Bei vielen Pilgern waren die Tränen ohne Zweifel echt, bei andern gewiß nur Krokodilstränen, und bei wieder anderen, wozu ich auch gehörte, wollten sie gar nicht zum Vorschein kommen. Trotzdem hielt auch ich mir ein großes gelbes Tuch vors Gesicht, hinter dessen weiten Falten ich meine völlig trockengebliebenen Augen verstecken konnte. Ssadak und Sohn weinten jedoch die allerhellsten Tränen. Die elenden Heuchler! Wie sie das nur fertig brachten!? Je weiter die Predigt vorrückte, desto stärker wurde das Schluchzen, Seufzen, Gestöhne und Weinen der Pilger. Zuletzt wurde die Menge aber doch sichtlich der Predigt müde. An die Stelle des Weinens trat bei manchen Gähnen; viele trippelten förmlich mit den Füßen vor Ungeduld, und dünner und dünner wurden die Scharen um mich herum, denn eine Menge warteten gar nicht das Ende der Predigt ab, um sich zurückzuziehen.

Kaum war die Sonne in der Richtung nach Mekka untergegangen, so schlug der Chetib sein Buch zu, steckte das große, rote Schnupftuch ein, und damit war die Predigt beendigt. Jetzt noch ein letztes lautes Labikrufen, ein letztes Tücherschwenken, und nun begann das Heruntersteigen. Und wie schnell das ging! Gleich einem von einem Wolkenbruch angeschwellten Gießbach, so rollte der Pilgerzug vom Berge hernieder. Wehe dem, der nicht Schritt halten konnte, er war sicher, erdrückt oder zu Tode getreten zu werden, wie denn bei diesem Niedersteigen alljährlich nicht wenig Unglücksfälle vorkommen sollen. Auch ich mußte natürlich mit den Scharen vorwärts; kaum hatte ich Zeit, in der Hüttenstadt mein Reittier mitzunehmen. In dieser Budenstadt hält man sich sonst gar nicht auf, sondern drängt unaufhaltsam weiter, wieder nach Mekka zurück, oder vielmehr nach dem zwischen Mekka und Arafa gelegenen Menaa, wo die letzte religiöse Station der Pilgerfahrt ist, die jeder Hadsch auf dem Rückwege von Arafa besuchen muß.

Die Hüttenstadt bot jetzt schon einen völlig andern Anblick dar. Alle Zelte waren abgebrochen und befanden sich bereits auf den Kamelrücken unterwegs nach Menaa. Auch die Bretterbuden waren zum Teil schon wieder zerstört worden.

Unaufhaltsam wälzte sich der Pilgerschwarm vorwärts. Da es inzwischen Nacht geworden war, so wurden eine Menge Fackeln angezündet, so daß man den Weg ganz gut sehen konnte. Auch mein Metuaf hielt eine Fackel in seiner altersschwachen Rechten; aber die Fackel schwankte so sehr in seiner Hand, daß er oft den Boden damit berührte. Dabei begegnete ihm, oder vielmehr mir, das Unglück, daß er bei einer besonders tiefen Schwankung meinen Ihram in Brand steckte. Da derselbe von Baumwolle war, so loderte er auf einmal lichterloh auf und es gelang mir erst ihn auszulöschen, als er schon halb verbrannt war; und so mußte ich, wenn ich bisher nur zur Hälfte bekleidet war, jetzt nur zum vierten Teil bekleidet bleiben. In diesem beinahe nackten Zustande beendete ich meine Wallfahrt.

Um Mitternacht kamen wir an eine Moschee, wo wir den Rest der Nacht auf freiem Felde schliefen, um am andern Morgen dem Frühgebete bei der Moschee beizuwohnen. Meine Nachtruhe war jedoch nur von sehr kurzer Dauer, denn schon um drei Uhr weckte mich Ssadak, um mich mit nach der Moschee zu nehmen. Es war der Tag des Korban Bairam, des großen Opferfestes, welchen größten Tag des Islam wir heute begehen sollten. Auf einer Plattform vor der Moschee hatte derselbe Chetib Platz genommen. Seine Zuhörer waren jedoch lange nicht so zahlreich als gestern, denn viele Pilger versäumen es, aus Ermüdung oder Faulheit, diese religiöse Feier mitzumachen. Die Rede dauerte diesmal nur dreiviertel Stunde und bestand aus denselben abgedroschenen Redensarten wie die frühere. Dann wurde das Morgengebet gehalten und darauf umarmte sich alles und wünschte sich Glück zum Fest. Auch ich mußte die Umarmungen einiger hundert Hadschadsch, welche ich in meinem Leben nie gesehen hatte, über mich ergehen lassen, und das war keineswegs angenehm, denn viele dieser Biedermänner waren krank, triefäugig oder verbreiteten einen pestartigen Geruch. Dann wurde noch einmal ein donnerndes Labik gerufen und der Pilgerschwarm wälzte sich weiter nach Menaa zu, wo wir etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang anlangen sollten. Ehe ich jedoch aufbrach, mußte ich auf die Anweisung meines Metuaf hin einundzwanzig, das heißt dreimal sieben Steine vom Boden aufheben, die ich in einer eigens hierzu bereit gehaltenen Tasche aufbewahrte. Ich sah, daß alle Pilger dasselbe taten, und so wurden hier nahezu eine Million Steine aufgehoben, welche sämtlich dem großen Teufel an den Kopf geworfen werden sollten. In diesem Tale nämlich trat der Satan in der Gestalt der Schlange Iblis dem Vater Abraham auf seiner Pilgerreise nach Arafa dreimal in den Weg, um ihn von seinem frommen Vorhaben abzuhalten. Aber jedesmal warf Abraham auf den Rat des ihn begleitenden Engels Gabriel der Iblis sieben Steine an den Kopf, worauf sich die Schlange zurückzog.

Nach einstündigem Ritt kamen wir dicht vor dem Dorfe El Menaa in eine sehr enge Schlucht, wo es bald ein außerordentliches Gedränge geben sollte. Die ganze Karawane stockte plötzlich an diesem Punkte, denn hier hatte es dem Fürsten der Finsternis gefallen, dem Abraham zu erscheinen, und hier bei einer Denksäule muß der Teufel zum erstenmal gesteinigt werden. Alle Pilger drängten sich auf einmal hinzu, um der gottverfluchten Iblis die ersten sieben Steine an den Kopf zu werfen. Da aber um die Säule herum nur für einige Hundert Platz war und einige Tausend sich hinzudrängten, so war nun das entsetzlichste Durcheinander die unausbleibliche Folge. Viele Pilger wurden auf den Boden geworfen und niedergetreten; andere stürzten mit ihren Kamelen, Eseln, Pferden; einige Sänften fielen, das Oberste zu unterst – es war ein wahrhaft verwirrendes Geschrei, Gestöhne, Geschluchze; aber selbst in diesem Tumult siegte der religiöse Ruf Labik, der sich über all dem Jammer deutlich vernehmbar machte. Daneben aber konnte man viele andere unheilige Laute hören. Hier schrie ein stämmiger Kerl aus Syrien, indem er sich rechts und links mit Faustschlägen den Weg bahnte: »Platz da, du Hund, Sohn eines Hundes; weg mit dir. Auswurf der Hölle« und so weiter in noch viel schlimmern Ausdrücken. Daneben regnete es rechts und links Faustschläge. Einige fromme Hadschadsch hatten sich bei der Kehle gepackt. Andere warfen sich gegenseitig die Steine an den Kopf, welche eigentlich für den Satan bestimmt waren. Kurz, der Fürst der Finsternis, der natürlich an Zwietracht, Haß und Streit die größte Freude haben muß, feierte hier, gerade an dem Orte, wo er gesteinigt wurde, die allerschönsten Triumphe. Wie ich nicht selbst mit zerbläutem Körper und zerbrochenen Gliedern aus diesem Gewühl hervorging, das ist mir heute noch ein Rätsel. Nach halbstündigem Hin- und Herdrängen, Hin- und Herstoßen und Gestoßenwerden, gelangte ich endlich einige hundert Schritte vor die erste Satanssäule, einen von unförmigen Steinen errichteten Pfeiler, werfen konnte ich aber von hier aus natürlich nicht. Doch der Pilgerknäuel schob mich, ohne daß ich daran etwas tun konnte, vorwärts, bald schob mich ein Rippenstoß von rechts ein paar Schritte weiter, bald einer von links. Als ich ungefähr zwanzig Fuß von ihm entfernt war, warf ich, nach Ssadaks Anweisung, meine ersten sieben Steine, einen nach dem andern, auf den Pfeiler, wobei ich folgende Worte nachsprechen mußte: »Im Namen des allgewaltigen Gottes! Ich vollbringe diese Handlung, weil ich den Teufel hasse. Möge ewige Schmach und Strafe sein Lohn sein!« – Einige Pilger fügten diesen Worten noch andere hinzu, zum Beispiel folgende: »Mögen diese Steine dem Teufel das Gesicht zerschlagen und ihm den Rücken brechen!« So wird schon seit zwölfhundert Jahren alljährlich dem Satan das Gesicht zerschlagen und der Rücken gebrochen, aber er befindet sich dabei ebenso wohl als vorher und hat gerade unter den frommen Hadschadsch seine eifrigsten Anhänger.

Gleich bei dem ersten Teufelspfeiler beginnt schon das Dorf El Menaa, welches in der engen Talschlucht gelegen ist. Dieses Dorf mag etwa hundert Steinhäuser zählen, aber an diesem Tage wird es durch die vielen Kaffeebuden und Kaufläden beinahe zu einer Stadt. Der Großscherif, seine Söhne, der Kadi von Mekka und einige der reicheren Leute der heiligen Stadt haben ihre Häuser in Menaa, in welchen sie während dieser Tage wohnen. Die andern Pilger suchen ihre Unterkunft in den vielen Kaffeebuden und Barbierstuben, an welchen letzteren hier großer Überfluß ist, da die meisten Pilger sich nach dem Steinewerfen rasieren lassen, um dann das Pilgerkleid für immer mit Feierlichkeit abzulegen.

Auch bei der zweiten Teufelssäule, die mitten im Dorfe gelegen ist, war der Andrang ungeheuer, und ich mußte mich begnügen, meine Steine von ferne ans das Haupt der Iblis zu schleudern. Ob sie an ihre Adresse gelangten, das konnte ich wegen des dichten Schwarms, der den Pfeiler umlagerte, nicht sehen. Am Ende des Dorfes fanden wir eine große Anzahl von hölzernen Barbierstuben und Barbierzelten, welche bereits von einem ungeheuren Heer von Pilgern angefüllt waren, die daselbst die feierliche Ablegung des Ihram vornahmen.

Diesen Barbierstuben gegenüber liegt der dritte Teufelspfeiler, der ebenfalls von einem dichten Pilgerschwarm umlagert wurde. Hier warf ich meine letzten sieben Steine, verfluchte den Teufel noch einmal und dann – war ich mit der ganzen Pilgerfahrt fertig. Ich fühlte mich wahrhaft erlöst, nun die letzte dieser langweiligen religiösen Pflichten hinter mir lag. Jetzt konnte ich das abscheuliche Pilgergewand ablegen! Es war mir, als wäre mir plötzlich eine große Last von der Brust genommen.

Aber obgleich ich nun den Ihram ablegen konnte, so wußte ich doch noch nicht, wo dies geschehen konnte. Wollte ich dies in einer der Barbierstuben tun, so hätte ich gewiß bis zum Abend warten müssen. Ich wollte aber durchaus bald aus meinem halbnackten Zustand heraus, war doch mein Ihram durch Ssadaks Unvorsichtigkeit nichts mehr als ein halbverbrannter Fetzen. Auch sehnte ich mich danach, ein Bad zu nehmen, um mich von all den Unreinlichkeiten der Pilgerreise gründlich zu befreien. Dies konnte aber nur in Mekka geschehen, und da dort auch meine Kleider waren, so faßte ich den Entschluß, sofort wieder nach der heiligen Stadt zurückzukehren. Ssadak sah mich zwar bei dieser Mitteilung etwas seltsam an, aber endlich mußte er doch auf meinen Plan eingehen. »O mein Bruder«, sagte er, »es ist zwar ungewöhnlich, aber doch nicht sündhaft, was du tun willst. Zwar wäre es wünschenswert, wenn du den Teufel noch einmal steinigtest, aber bei deiner großen Frömmigkeit wird vielleicht das eine Mal genügen. Übrigens tätest du wohl, einen Hammel zu schlachten, oder besser zwei, einen weil heute das Opferfest ist und den andern als Sühnopfer für dein kurzes Verbleiben in Menaa. Etba Kebsch! Etba Kebsch! (Opfere die Hammel! Opfere die Hammel!)«

Ich gelobte natürlich, die Hammel zu opfern, worüber Ssadak in die freudigen Worte ausbrach: »O Maghrebi! Du mußt fürwahr ein Königssohn sein, um so viel Geld für Opfer ausgeben zu können!«

Ehe wir jedoch abzogen, sollten wir noch der Opferung der heiligen Hammel beiwohnen, welche jährlich an diesem Tage im Tal Menaa unter großer Feierlichkeit vollzogen wird, wie überhaupt jeder Moslem, der nur irgendwie die Mittel dazu hat, an diesem Tage einen Hammel schlachten muß.

Da ich gelobt hatte, zwei Hammel zu opfern, so mußten die Tiere jetzt natürlich gleich angeschafft werden. Etwa fünftausend Hammel hatte man auf freiem Felde unweit Menaa aufgestellt, für welche die Eigentümer die lächerlichsten Preise verlangten. Sonst kostete ein Hammel in Mekka einen Rial, jetzt aber verlangte man vier bis fünf Rial, ja noch mehr; Ssadak gelang es jedoch, zwei Tiere für acht Rials zusammen für mich einzukaufen.

Bald darauf begann auch die große Opferung. Einige zehntausend Pilger, von denen jedoch nur etwa der dritte Teil Hammel vor sich hatte, standen auf einem freien, unebenen, steinigen Felde unweit Menaa. Der Kadi von Mekka, der an der Spitze dieser Pilgerscharen stand, hatte gleichfalls einen Hammel vor sich, der über und über bunt bemalt war. Nach einem kurzen Gebet gab dieser Würdenträger das Zeichen zum Schlachten, indem er seinem Hammel den Kopf in der Richtung nach Mekka drehte und ihm dann die Kehle mit einem krummen Messer durchschnitt. Und nun sanken auf einmal dreitausend Opfer auf den Boden, der sich in ein wahres Blutmeer verwandelte, ein Anblick, der mich so anekelte, daß ich schnell mit Ssadak abzog, während wir dem Sohne auftrugen, die beiden soeben geschlachteten Hammel zu waschen und abends nach Mekka zu bringen, wo sie in Hamdans Hause feierlich verzehrt werden sollten. – Diese Opferung findet nach der Aussage der Gelehrten des Islam zum Andenken an das Opfer Abrahams, der seinen eigenen Sohn zu schlachten gelobt hatte, statt. So hatte ich nun die Qualen und Freuden der Wallfahrt nach Arafa hinter mir, kehrte nach Mekka zurück, legte dort unter Gebeten den Ihram ab und meine Kleider an und ließ mich von einem frommen Barbier rasieren, der bei dieser Handlung in einem fort Lobsprüche murmelte.

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