Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Anhang 2 - Zu diesem Buch; Reaktionen der Verleger

Das Manuskript zu diesem Buch wurde fairerweise zuerst Herrn Reinhold Neven Du Mont von Kiepenheuer & Witsch zugesandt mit dem Angebot es zu verlegen und der Bitte zum Abschnitt "Die deutsche Ausgabe" Stellung zu nehmen. Der Verlag, welcher die deutschen Rechte über Rushdies Buch erworben hatte, sollte als erster die Gelegenheit bekommen, diese Arbeit zu publizieren. Herr Reinhold Neven Du Mont antwortete persönlich: "Ihr Manuskript habe ich zum Teil mit Interesse gelesen, muß Ihnen aber mitteilen, daß Kiepenheuer & Witsch für Ihr Buch nicht der richtige Verlag ist. Mit religiös-theoretischen Themen haben wir uns in unserem Programm noch nie beschäftigt." Diese Argumentation ist sehr unverständlich. Zum einen wird in diesem Buch kaum auf religions-theoretische Themen eingegangen, sondern fast ausschließlich aktuelle Politik dokumentiert, und zum anderen sollte ja auch Rushdies Buch in dem Verlag erscheinen, der bisher im weitesten Sinne religionsbeleidigende Schriften vermieden hat. Die erbetene Stellungnahme fand auch nicht statt, so daß daraus geschlossen werden muß, daß der Verlag nach wie vor unbeirrt an Rushdies Buch festhält.

Daraufhin wurde das Manuskript über 200 deutschsprachigen Verlagen angeboten, welche nach der /Dokumentation deutschsprachiger Verlage (Curt Vinz, 9. Auflage) auch politische Themen in ihrem Programm publizieren, darunter viele Taschenbuchverlage. Aus Kostengründen konnte das Manuskript nicht allen Verlagen zugesandt werden. Deswegen wurde Ende August 1989 den Verlagen folgender Brief zugesandt: "Sehr geehrte Damen und Herren, die Ereignisse um die sogenannte Rushdie-Affaire haben mich veranlaßt, eine Arbeit über dieses Thema aus meiner Sicht als Muslim zu verfassen, um die in Deutschland ignorierten oder völlig verdrehten Argumente der Muslime richtig zu stellen. Die Arbeit umfaßt ca. 120 Seiten DIN A4 und behandelt neben einer kurzen Analyse des Buches und seines Autors insbesondere die Ereignisse in verschiedenen Ländern, welche im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Rushdie-Buches stehen. Dabei werden u.a. Entwicklungen in der westlichen Welt, wie auch in der islamischen Welt, dargestellt. Daneben wird der Konflikt aufeinanderprallender Wertvorstellungen untersucht. Die Arbeit ist eine Art Gegendarstellung zu Rushdies Buch und eine Anklage gegen die verzerrenden Nachrichten der weltweiten Medien, bietet aber gleichzeitig Lösungsansätze zur Vermeidung ähnlicher Konflikte in Zukunft. Die Veröffentlichung einer solchen Arbeit in Deutschland könnte hilfreich sein, die bisher unbedacht einseitige Haltung der Verleger und Autoren gegen den Islam und die Muslime abzulindern. Sollten Sie Interesse an der Veröffentlichung einer derartigen Arbeit haben, kann ich Ihnen ein Manuskript zusenden. In der Hoffnung auf eine baldige Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen".

Bis Ende Oktober 1989 hatten 63 Verlage geantwortet. Neun Verlage interessierten sich für das Manuskript (R.G.Fischer, Hoffmann und Campe, Bohlau, Adolf Sponholtz, Styria, Inn-Verlag, Ullstein, Grabert, Volkstum Verlag), wobei die beiden letztgenannten bereits vor Einsicht des Manuskriptes einer Veröffentlichung des Themas zustimmten. Die restlichen 54 Antworten lassen sich in drei Gruppen gliedern: 1. Absagen ohne Kommentar oder neutraler Begründung, 2. Absagen mit Bedauerung und 3. Absagen mit ablehnender Haltung. Die überwiegende Zahl der Absagen lassen sich der ersten Gruppe zuordnen. Wenn es eine Begründung gab, so lautete diese meist inhaltlich gleich: "Es paßt nicht in unsere Programmstruktur", oder "die Kapazitäten des Verlages sind auf längere Sicht ausgelastet". Mit solchen oder ähnlichen Begründungen antworteten z.B. Paul List Verlag, Leske & Budrich, Kohlhammer, Lamuv, Campus, Diogenes, dtv, Claudius, Heyne, Kindler, Econ, Hestia und viele andere mehr. Der Lübbe Verlag sandte ein Manuskript zurück, welches ein anderer Autor geschrieben hatte. Nachdem dieses Manuskript wieder an Lübbe zurückgesandt war, erkannten sie die Verwechslung und sandten nun die eigentliche Ablehnung und legten als Geschenk ein Buch von Lech Walesa bei. Viele der bereits in der ersten Gruppe genannten Verlage bedauerten die Tatsache, daß sie selbst nicht in der Lage seien, das Buch zu veröffentlichen, oder daß sie angeblich nicht der richtige Verlag seien.

Der Klett-Cotta Verlag wollte das Buch nicht verlegen, weil er z.Z. ein Buch über die "Gegensätze und Momente der Annäherung" der Weltreligionen herausbringt. Der Beck'ssche Verlag schrieb, "daß im Zusammenhang mit der sogenannten Rushdie-Affaire eine sachliche Diskussion in der Öffentlichkeit vonnöten ist", schlug aber vor, diese Diskussion nicht in Buchform, sondern in Form von Zeitschriftenartikeln durchzuführen. Der Spiegel Verlag dagegen war gegen eine Veröffentlichung in seiner Zeitschrift, da das "Nachrichten-Magazin für den Abdruck unverlangter Beiträge nicht geeignet" sei. Ein Abdruck in der Buchreihe Spiegel-Buch wurde gar nicht in Betracht gezogen. "Erfolg" dagegen wurde dem Autor vom Liber Verlag gewünscht, allerdings bei anderen Verlagen.

Der wohl mit Abstand freundlichste Ablehnungs-Brief kam vom Delphin Verlag: "Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß hierzulande eine ziemliche Unwissenheit bezüglich der islamischen Welt herrscht, und würde es begrüßen, wenn es sachliche Veröffentlichungen zu dem Thema geben würde. Nur: sie müssen im richtigen Verlag erscheinen .... Ich drücke Ihnen die Daumen, daß Sie bald einen geeigneten Verlag finden."

Zwei andere Verlage konnten das Buch zwar auch nicht verlegen, boten stattdessen aber eigene Bücher zum Verkauf an (Verlag Herder und Claudius Verlag). Unter allen ablehnenden Antworten gab es eigentlich nur zwei Verlage, welche ihre ablehnende Haltung nicht versteckten. Rowohlt begann die Ablehnung mit dem Satz: "Vielen Dank für Ihr Manuskript zum Thema "Khomeini-Affaire", wie ich den Gegenstand Ihrer Arbeit lieber nennen würde", begründete aber die Ablehnung auch mit langen Planungszeiträumen. Kein Wunder, daß Rowohlt so reagierte, da man ein neues Buch über die Islamische Revolution und Imam Khomeini herausbrachte, welches keinen Wert auf die Meinung der Muslime legt. Der kleine Pendragon Verlag sandte einfach den Brief zurück mit dem kurzen Kommentar:"Sorry, aber nicht bei uns! Mit freundlichen Grüßen", legte aber ein kleines Gedichtsband als Geschenk bei.

Ein ablehnender Verlag machte einen wirklich konkreten konstruktiven Vorschlag. Er empfahl den Verlag R.G.Fischer. R.G.Fischer hatte mittlerweile tatsächlich eine Veröffentlichung im Rahmen ihrer Dissertationsmodelle angeboten und das Manuskript bearbeitet und mit Anregungen versehen zurückgesandt. Ein weiterer Verlag, der selber nicht in Frage kam, empfahl die Verlage Bertelsmann, Piper und Econ. Piper und Econ hatten allerdings schon abgesagt und von Bertelsmann lag bis zuletzt noch keine Antwort vor.

Von den neun Verlagen, welche das Manuskript anforderten, lagen zur Zeit der Vertragsentscheidung lediglich drei Antworten vor: Eine unbegründete Absage von Ullstein und positive Antworten von R.G.Fischer und dem Inn-Verlag Innsbruck. Beide Verlage boten aufgrund der einsatzfreudigen Einzelinitiative der jeweiligen Inhaberinen eine freundliche Zusammenarbeit an. Der R.G.Fischer Verlag unterstützte zwar nicht den Inhalt des Buches, wollte aber sein Verständnis von Meinungsfreiheit dadurch untermauern, daß er auch eine weniger etablierte Meinung publizierte. Der Inn-Verlag stand auch inhaltlich näher zu den Aussagen des Buches und war vor allem gegen das blasphemische Buch von Rushdie. Aus diesem Grund wurde dieser Verlag bevorzugt. Die Antwort der restlichen Verlage konnte nicht mehr abgewartet werden, da Rushdies Buch bereits auf den deutschen Markt gekommen, und damit die Zeit für die Veröffentlichung dieses Buches reif geworden ist.

Fazit: Von den anfänglich über 200 angeschriebenen Verlagen hatten auch nach fast drei Monaten über zwei Drittel noch nicht geantwortet, darunter viele große. Während für Rushdies Buch sich innerhalb kürzester Zeit über 90 Verlage gefunden hatten, die sich dafür einsetzten, das Buch zu veröffentlichen, ohne es geprüft zu haben, waren nur neun Verlage bereit, die Ansichten der Muslime zum Thema überhaupt zu prüfen. Selbst von diesen neun Verlagen waren im Endeffekt nur zwei, also ein Prozent aller 200 Verlage, rechtzeitig bereit, freie Meinungsäußerung auch für die Muslime zu gewähren. Das hier aufgezeigte Gesamtbild verdeutlicht eindrucksvoll, daß trotz Bestehen einer Vielzahl von Verlagen, und damit einer Vielzahl von Veröffentlichungsmöglichkeiten in Bezug auf den Islam kaum eine Meinungsvielfalt besteht. Bücher aber, die von Gegnern des Islam über islamische Themen verfaßt werden, finden sich in vielen der angeschriebenen Verlage. Und so ist es zu erklären, daß im Hinblick auf den Islam, trotz sogenannter Meinungsfreiheit, meist Fehlinformationen und Vorurteile geprägt werden. Es bleibt nur zu hoffen, daß im Sinne der ehrlich verstandenen Meinungsfreiheit mehr Verlage im Westen den Mut aufbringen, erstens auch Anhänger einer tatsächlich konträren und der im Westen fast nicht vertretenen Meinung des Islam zu Worte kommen zu lassen, und zweitens zwischen Meinungsfreiheit und Beleidigung einer Weltreligion zu differenzieren.

Abschließend folgt ein kleines Glossar: Kurze Erläuterung einiger im Text vorkommender Fremdwörter und Begriffe, das in dieser online-Ausgabe nicht wiedergegeben wir, da alle Begriffe in der Enzyklopädie ohnehin erläutert sind.

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