.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen
Verse" - Symbol der westlichen Literatur?
Anhang 2 - Zu diesem Buch; Reaktionen der Verleger
Das Manuskript zu diesem Buch wurde fairerweise zuerst Herrn
Reinhold Neven Du Mont von Kiepenheuer & Witsch zugesandt mit
dem Angebot es zu verlegen und der Bitte zum Abschnitt "Die
deutsche Ausgabe" Stellung zu nehmen. Der Verlag, welcher die
deutschen Rechte über Rushdies Buch erworben hatte, sollte als
erster die Gelegenheit bekommen, diese Arbeit zu publizieren.
Herr Reinhold Neven Du Mont antwortete persönlich: "Ihr
Manuskript habe ich zum Teil mit Interesse gelesen, muß Ihnen
aber mitteilen, daß Kiepenheuer & Witsch für Ihr Buch nicht
der richtige Verlag ist. Mit religiös-theoretischen Themen
haben wir uns in unserem Programm noch nie beschäftigt." Diese
Argumentation ist sehr unverständlich. Zum einen wird in
diesem Buch kaum auf religions-theoretische Themen
eingegangen, sondern fast ausschließlich aktuelle Politik
dokumentiert, und zum anderen sollte ja auch Rushdies Buch in
dem Verlag erscheinen, der bisher im weitesten Sinne religionsbeleidigende Schriften vermieden hat. Die erbetene
Stellungnahme fand auch nicht statt, so daß daraus geschlossen
werden muß, daß der Verlag nach wie vor unbeirrt an Rushdies
Buch festhält.
Daraufhin wurde das Manuskript über 200
deutschsprachigen Verlagen angeboten, welche nach der
/Dokumentation deutschsprachiger Verlage (Curt Vinz, 9.
Auflage) auch politische Themen in ihrem Programm publizieren,
darunter viele Taschenbuchverlage. Aus Kostengründen konnte
das Manuskript nicht allen Verlagen zugesandt werden. Deswegen
wurde Ende August 1989 den Verlagen folgender Brief zugesandt:
"Sehr geehrte Damen und Herren, die Ereignisse um die sogenannte Rushdie-Affaire haben mich veranlaßt, eine Arbeit
über dieses Thema aus meiner Sicht als Muslim zu verfassen, um
die in Deutschland ignorierten oder völlig verdrehten
Argumente der Muslime richtig zu stellen. Die Arbeit umfaßt
ca. 120 Seiten DIN A4 und behandelt neben einer kurzen Analyse
des Buches und seines Autors insbesondere die Ereignisse in
verschiedenen Ländern, welche im Zusammenhang mit der
Veröffentlichung des Rushdie-Buches stehen. Dabei werden u.a.
Entwicklungen in der westlichen Welt, wie auch in der
islamischen Welt, dargestellt. Daneben wird der Konflikt
aufeinanderprallender Wertvorstellungen untersucht. Die Arbeit
ist eine Art Gegendarstellung zu Rushdies Buch und eine
Anklage gegen die verzerrenden Nachrichten der weltweiten
Medien, bietet aber gleichzeitig Lösungsansätze zur Vermeidung
ähnlicher Konflikte in Zukunft. Die Veröffentlichung einer
solchen Arbeit in Deutschland könnte hilfreich sein, die
bisher unbedacht einseitige Haltung der Verleger und Autoren
gegen den Islam und die Muslime abzulindern. Sollten Sie
Interesse an der Veröffentlichung einer derartigen Arbeit
haben, kann ich Ihnen ein Manuskript zusenden. In der Hoffnung
auf eine baldige Antwort verbleibe ich mit freundlichen
Grüßen".
Bis Ende Oktober 1989 hatten 63 Verlage geantwortet.
Neun Verlage interessierten sich für das Manuskript (R.G.Fischer,
Hoffmann und Campe, Bohlau, Adolf Sponholtz, Styria,
Inn-Verlag, Ullstein, Grabert, Volkstum Verlag), wobei die
beiden letztgenannten bereits vor Einsicht des Manuskriptes
einer Veröffentlichung des Themas zustimmten. Die restlichen
54 Antworten lassen sich in drei Gruppen gliedern: 1. Absagen
ohne Kommentar oder neutraler Begründung, 2. Absagen mit
Bedauerung und 3. Absagen mit ablehnender Haltung. Die
überwiegende Zahl der Absagen lassen sich der ersten Gruppe
zuordnen. Wenn es eine Begründung gab, so lautete diese meist
inhaltlich gleich: "Es paßt nicht in unsere Programmstruktur",
oder "die Kapazitäten des Verlages sind auf längere Sicht
ausgelastet". Mit solchen oder ähnlichen Begründungen
antworteten z.B. Paul List Verlag, Leske & Budrich,
Kohlhammer, Lamuv, Campus, Diogenes, dtv, Claudius, Heyne,
Kindler, Econ, Hestia und viele andere mehr. Der Lübbe Verlag
sandte ein Manuskript zurück, welches ein anderer Autor
geschrieben hatte. Nachdem dieses Manuskript wieder an Lübbe
zurückgesandt war, erkannten sie die Verwechslung und sandten
nun die eigentliche Ablehnung und legten als Geschenk ein Buch
von Lech Walesa bei. Viele der bereits in der ersten Gruppe
genannten Verlage bedauerten die Tatsache, daß sie selbst
nicht in der Lage seien, das Buch zu veröffentlichen, oder daß
sie angeblich nicht der richtige Verlag seien.
Der Klett-Cotta
Verlag wollte das Buch nicht verlegen, weil er z.Z. ein Buch
über die "Gegensätze und Momente der Annäherung" der
Weltreligionen herausbringt. Der Beck'ssche Verlag schrieb, "daß
im Zusammenhang mit der sogenannten Rushdie-Affaire eine
sachliche Diskussion in der Öffentlichkeit vonnöten ist",
schlug aber vor, diese Diskussion nicht in Buchform, sondern
in Form von Zeitschriftenartikeln durchzuführen. Der Spiegel
Verlag dagegen war gegen eine Veröffentlichung in seiner
Zeitschrift, da das "Nachrichten-Magazin für den Abdruck
unverlangter Beiträge nicht geeignet" sei. Ein Abdruck in der
Buchreihe Spiegel-Buch wurde gar nicht in Betracht gezogen.
"Erfolg" dagegen wurde dem Autor vom Liber Verlag gewünscht,
allerdings bei anderen Verlagen.
Der wohl mit Abstand
freundlichste Ablehnungs-Brief kam vom Delphin Verlag: "Ich
bin ganz Ihrer Meinung, daß hierzulande eine ziemliche
Unwissenheit bezüglich der islamischen Welt herrscht, und
würde es begrüßen, wenn es sachliche Veröffentlichungen zu dem
Thema geben würde. Nur: sie müssen im richtigen Verlag
erscheinen .... Ich drücke Ihnen die Daumen, daß Sie bald
einen geeigneten Verlag finden."
Zwei andere Verlage konnten
das Buch zwar auch nicht verlegen, boten stattdessen aber
eigene Bücher zum Verkauf an (Verlag Herder und Claudius
Verlag). Unter allen ablehnenden Antworten gab es eigentlich
nur zwei Verlage, welche ihre ablehnende Haltung nicht
versteckten. Rowohlt begann die Ablehnung mit dem Satz: "Vielen
Dank für Ihr Manuskript zum Thema "Khomeini-Affaire", wie ich
den Gegenstand Ihrer Arbeit lieber nennen würde", begründete
aber die Ablehnung auch mit langen Planungszeiträumen. Kein
Wunder, daß Rowohlt so reagierte, da man ein neues Buch über
die Islamische Revolution und Imam Khomeini herausbrachte,
welches keinen Wert auf die Meinung der Muslime legt. Der
kleine Pendragon Verlag sandte einfach den Brief zurück mit
dem kurzen Kommentar:"Sorry, aber nicht bei uns! Mit
freundlichen Grüßen", legte aber ein kleines Gedichtsband als
Geschenk bei.
Ein ablehnender Verlag machte einen wirklich
konkreten konstruktiven Vorschlag. Er empfahl den Verlag R.G.Fischer. R.G.Fischer hatte mittlerweile tatsächlich eine
Veröffentlichung im Rahmen ihrer Dissertationsmodelle
angeboten und das Manuskript bearbeitet und mit Anregungen
versehen zurückgesandt. Ein weiterer Verlag, der selber nicht
in Frage kam, empfahl die Verlage Bertelsmann, Piper und Econ.
Piper und Econ hatten allerdings schon abgesagt und von
Bertelsmann lag bis zuletzt noch keine Antwort vor.
Von den
neun Verlagen, welche das Manuskript anforderten, lagen zur
Zeit der Vertragsentscheidung lediglich drei Antworten vor:
Eine unbegründete Absage von Ullstein und positive Antworten
von R.G.Fischer und dem Inn-Verlag Innsbruck. Beide Verlage
boten aufgrund der einsatzfreudigen Einzelinitiative der
jeweiligen Inhaberinen eine freundliche Zusammenarbeit an. Der
R.G.Fischer Verlag unterstützte zwar nicht den Inhalt des
Buches, wollte aber sein Verständnis von Meinungsfreiheit
dadurch untermauern, daß er auch eine weniger etablierte
Meinung publizierte. Der Inn-Verlag stand auch inhaltlich
näher zu den Aussagen des Buches und war vor allem gegen das
blasphemische Buch von Rushdie. Aus diesem Grund wurde dieser
Verlag bevorzugt. Die Antwort der restlichen Verlage konnte
nicht mehr abgewartet werden, da Rushdies Buch bereits auf den
deutschen Markt gekommen, und damit die Zeit für die
Veröffentlichung dieses Buches reif geworden ist.
Fazit: Von
den anfänglich über 200 angeschriebenen Verlagen hatten auch
nach fast drei Monaten über zwei Drittel noch nicht
geantwortet, darunter viele große. Während für Rushdies Buch
sich innerhalb kürzester Zeit über 90 Verlage gefunden hatten,
die sich dafür einsetzten, das Buch zu veröffentlichen, ohne
es geprüft zu haben, waren nur neun Verlage bereit, die
Ansichten der Muslime zum Thema überhaupt zu prüfen. Selbst
von diesen neun Verlagen waren im Endeffekt nur zwei, also ein
Prozent aller 200 Verlage, rechtzeitig bereit, freie
Meinungsäußerung auch für die Muslime zu gewähren. Das hier
aufgezeigte Gesamtbild verdeutlicht eindrucksvoll, daß trotz
Bestehen einer Vielzahl von Verlagen, und damit einer Vielzahl
von Veröffentlichungsmöglichkeiten in Bezug auf den Islam kaum
eine Meinungsvielfalt besteht. Bücher aber, die von Gegnern
des Islam über islamische Themen verfaßt werden, finden sich
in vielen der angeschriebenen Verlage. Und so ist es zu
erklären, daß im Hinblick auf den Islam, trotz sogenannter
Meinungsfreiheit, meist Fehlinformationen und Vorurteile
geprägt werden. Es bleibt nur zu hoffen, daß im Sinne der
ehrlich verstandenen Meinungsfreiheit mehr Verlage im Westen
den Mut aufbringen, erstens auch Anhänger einer tatsächlich
konträren und der im Westen fast nicht vertretenen Meinung des
Islam zu Worte kommen zu lassen, und zweitens zwischen
Meinungsfreiheit und Beleidigung einer Weltreligion zu
differenzieren.
Abschließend folgt ein kleines Glossar: Kurze
Erläuterung einiger im Text vorkommender Fremdwörter und
Begriffe, das in dieser online-Ausgabe nicht wiedergegeben
wir, da alle Begriffe in der Enzyklopädie ohnehin erläutert
sind.