Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Und Allah ändert nicht die Lage eines Volkes, ehe es nicht sich selbst ändert. (Heiliger Quran 13/11)

Die Folgen am Beispiel Türkei

Am Beispiel der Türkei läßt sich leicht erkennen, welches ruhende Potential in der islamischen Welt vorhanden ist, und daß es nur kleiner Auslöser bedarf, um zu einer Massenbewegung zu führen. Genau wie in anderen Teilen der islamischen Welt wurde auch in der Türkei gegen Rushdies Buch demonstriert. Doch blieb es nicht dabei. Einmal mobilisierte Massen haben genug Energie, um ihre Aktivität weiterzuführen, wenn die Umstände dieses erfordern.

Ein von Staatspräsident General Evren mit aller Gewalt durchgeboxtes Verbot der islamischen Kleidung für Frauen in Behörden und anderen staatlichen Einrichtungen wie in Universitäten, führte zu Großdemonstrationen, die an Phasen der islamischen Revolution im Iran in den späten siebziger Jahren vor dem Sieg der islamischen Revolution erinnerten. Nächster Anlaß zum Demonstrieren waren die 8. Istanbuler Filmfestspiele im März 1989, wo der Film "Die letzte Versuchung Christi" aufgeführt wurde. Die Islamische Republik Iran boykottierte daraufhin die Festspiele. Damit zeigte sie einmal mehr ihr islamisches Bekenntnis auch zu Prophet Jesus (a.), dem Sohn der Maria (a.). Bei großen Unruhen vor den Kinos waren Auseinandersetzungen zwischen Polizeistreitkräften und muslimischen Demonstranten die vorläufige Konsequenz.

Diese drei Unruheherde, Rushdie, Kopftuchverbot und Filmfestspiele zeigten der türkischen Regierung, daß trotz über 40 jährigen Versuchs der Europäisierung und damit der Entislamisierung, das islamische Fundament im Herzen der türkischen Bevölkerung nicht zu erschüttern ist. Die darauf folgenden Ereignisse sind deshalb bezeichnend.

Am 1. Mai 1989 wurde ein Kommunist bei einer verbotenen Mai-Kundgebung auf offener Straße von Sicherheitskräften erschossen. Die anschließenden Proteste einiger Dutzend Kommunisten wurden von den Medien so aufgebauscht, daß von einer roten Gefahr die Rede war. Wenn es dann bald wieder zu einem Militärputsch in der Türkei kommen sollte - bisher gab es fast immer im Zehnjahresrhythmus einen Putsch - so wird diese sich offiziell gegen den Kommunismus wenden, faktisch aber zur Unterdrückung der wiederauflebenden islamischen Bewegung dienen. War nicht bereits kurz nach der islamischen Revolution im Iran gleiches bei dem Militärputsch Evrens im September 1979 im Auftrag der USA geschehen?

Eine bereits lange geplante und staatlich genehmigte Demonstration der Muslime war für Freitag den 5. Mai 1989 geplant. Am Anfang der Islamischen Revolution hatte Imam Khomeini den letzten Freitag im heiligen Monat Ramadan zum "Quds-Tag" erklärt. Quds ist die islamische Bezeichnung von Jerusalem und heißt "Heilige (Stadt)". An diesem Tag demonstrieren seither überall auf der Welt Millionen von Muslimen für die Befreiung des von den Zionisten besetzten Palästina. Auch in Istanbul sollte eine Großdemonstration stattfinden, und nach den vorangegangenen Demonstrationen wurde mit einer Rekordteilnahme gerechnet. Alle Vorbereitungen waren von Seiten der Veranstalter getroffen, als am 4. Mai 1989, also einen Tag vor der Demonstration, die bereits genehmigte Veranstaltung verboten wurde. Das Verbot wurde begründet mit dem Vorwand eventueller Ausschreitungen wie am vorangegangenen Mai-Feiertag. Ein Vergleich war aber kaum möglich. Die Mai-Demonstration war verboten gewesen, die Quds-Demonstration genehmigt. Die Mai-Demonstration richtete sich gegen den Türkischen Staat, die Quds-Demonstration gegen Israel. Daß die Demonstration der Muslime dennoch verboten wurde, läßt die Vermutung zu, daß die Schützen vom 1. Mai zwar einen Kommunisten getroffen hatten, der Schuß aber gegen die Muslime gerichtet war.

Am 27. Mai 1989 bestätigte sich obiger Verdacht. Eine Protestkundgebung gegen Rushdies Buch vor dem Istanbuler Generalkonsulat der Briten wurde von türkischen Geheimagenten gestört. Dabei wurde ohne jeglichen Grund der Herausgeber einer unabhängigen islamischen Zeitschrift festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Die Rushdie-Affaire hat für ein Auflodern der islamischen Bewegung in der Türkei gesorgt und dem Westen verdeutlicht, daß die Türkei nach wie vor ein islamisches Land ist, genau wie die vielen anderen muslimisch bevölkerten Länder, in denen von im Westen erzogenen Regierenden eine gewaltsame Verwestlichung praktiziert wird.

Diejenigen, die Imam Khomeini vorwerfen, er hätte Rushdie berühmt gemacht, können nicht leugnen, daß Imam Khomeinis Urteil die Einigkeit der Muslime gefördert hat, und die weltweiten islamischen Befreiungsbewegungen einen großen Schritt vorangebracht hat.

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