Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Und sie sprechen, keiner soll je in den Himmel eingehen, es sei denn ein Jude oder ein Christ, solches sind ihre eitlen Wünsche. Sprich: Bringt her euren Beweis, wenn ihr wahrhaftig seid. (Heiliger Quran 2/111)

Die Juden und Christen

Salman Rushdies Buch ist zweifelsohne nicht nur ein Angriff auf den Islam und die Muslime. Auch die Heiligkeiten anderer Weltreligionen werden verächtlich gemacht. Die langanhaltende Schweigsamkeit in den Kirchen und Synagogen ist deshalb schwer zu verstehen. Es dauerte in England immerhin bis Ostern 1989, bis ein anglikanischer Bischof der Diözese von St. Albans Rushdies Verlag aufforderte, das Buch zurückzunehmen (Spiegel 14/89, 3.4.89), allerdings tat er dies nicht im Namen der Kirche. Der "Gemeinsame Ausschuß der Konferenz Europäischer Kirchen und Rat der Europäischen Bischofskonferenz" hat sich in ihren Veröffentlichungen nicht gegen das Rushdie-Buch gestellt. Dabei ist für die Christen die ganze Bibel Gottes Buch. Auch wenn von christlicher Seite die Gebote im alten Testament im Zuge der sogenannten Reformation immer weniger berücksichtigt werden, so sind die zehn Gebote nach wie vor Grundlage in der Ethik und Moral der heutigen Christen.

Das zweite der zehn Gebote heißt: "Du sollst den Namen deines HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der SEINEN Namen mißbraucht." (Die Bibel, 2. Mose 20/7) Dutzende Male erwähnt Rushdie den Namen "Gott" oder "Allah" (arabische Christen benutzen auch das Wort Allah, wenn sie von Gott sprechen) in verachtungswürdigen Zusammenhängen. Dennoch lehnten sich die offiziellen Kirchen nicht auf. Während der Vatikan sich inzwischen offiziell gegen die "Satanischen Verse" und ihre Verbreitung gestellt hat, und das Buch zumindest im Vatikan-Staat verboten wurde, ist insbesondere die abwartende Haltung der jüdischen Verantwortlichen schwer zu verstehen. Schließlich sind die Juden noch immer an die Gebote des alten Testamentes gebunden, wo es ganz klar heißt: "Führe den Flucher hinaus vor das Lager und laß alle, die es gehört haben, ihre Hände auf sein Haupt legen, und laß die ganze Gemeinde ihn steinigen, und sage zu den Israeliten: Wer seinen Gott flucht, der soll seine Schuld tragen. Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Gleich, ob Fremder oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben." (Die Bibel, 3. Mose 24,14-16) Zwar wurde die Veröffentlichung des Buches in Israel auf Drängen des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten vorerst zurückgestellt, aber das ist eher mit der Sorge um weitere Aufstände der Muslime gegen die zionistische Besatzungsmacht zu erklären als mit religiösen Motiven.

Die Vertreter jüdischer Gemeinden hüllten sich lange in Schweigen. Selbst ein Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sonst bei Angriffen auf die Juden nicht zögert, seine Meinung durch alle Medien verbreiten zu lassen, hüllte sich lange in Schweigen. Ist denn Abraham (a.) kein Prophet der Juden, dessen Ehre zu schützen ist? Ist die Würde Abrahams (a.) weniger wert als die Würde der Opfer Hitlers? Die einzig mögliche Erklärung für die lange andauernde Schweigsamkeit der jüdischen Verantwortlichen in aller Welt ist darin zu sehen, daß sie nicht durch eine medienwirksame Stellungnahme gegen das Buch die weltweite Kampagne gegen den Islam unterbrechen wollten. Dafür sind sie anscheinend bereit auch ihre eigenen Propheten mitbeleidigen zu lassen.

Unabhängig davon, wie man das lange Schweigen der Juden und Christen gegenüber der Veröffentlichung von Rushdies Buch, das auch eine Beleidigung der gläubigen Juden und Christen ist, interpretieren mag, bleibt die Gleichgültigkeit, ja sogar die Unterstützung dieser beiden Religionsgemeinschaften für die Weiterverbreitung der "Satanischen Verse" höchst unverständlich.

Die Frage, was wäre geschehen, wenn die Muslime und Imam Khomeini nichts unternommen hätten, führt auf unterschiedliche Reflexionen, je nachdem, welche Aspekte der Zusammenhänge betont werden. Hierfür zwei Beispiele:

1. Bezeichnend ist, daß "Die Satanischen Verse" von einem ehemaligen Muslim geschrieben wurde. Oder sollte man lieber sagen, daß ein ehemaliger Muslim den Auftrag erhielt, den Islam zu attackieren? So war keine Kirche oder Synagoge gemüßigt, sein Gemeindemitglied zur Ordnung zu rufen. Die Vertreter der anderen Religionen fühlten sich weder angesprochen noch betroffen und hüllten sich deswegen in Schweigen. Der Unmut, den die Muslime gegen die schweigenden Vertreter der anderen Religionen zum Ausdruck gebracht hätten, hätte sehr leicht das Klima zwischen den Muslimen und den Anhängern der anderen Religionen nachdrücklich verschlechtern können und den bestehenden Dialog langfristig in eine religiöse Feindseligkeit mit unabsehbaren Folgen münden lassen können. Erst durch die Fatwa von Imam Khomeini wurden die islamischen Proteste auf wenige Verantwortliche und Mitschuldige an Rushdies Buch beschränkt. Nur dadurch wurden schwerwiegende langfristige Konsequenzen für den interreligiösen Dialog vermieden, auch wenn kurzfristige Beeinträchtigungen nicht vermeidbar waren.

2. Da der Autor als geborener Muslim seine Beschimpfungen auch gegen die heiligen Propheten der Juden und Christen gerichtet hat, hätte dies, falls die Muslime nichts dagegen unternommen hätten, die unkontrollierbare Aufhetzung und empörte Gegenreaktionen der beiden Religionsgemeinschaften gegen den Islam und gegen die Muslime nach sich ziehen können. Denn ein möglicher Vorwurf wäre: Die Muslime haben durch ihr Schweigen gezeigt, daß sie mit diesem beleidigenden Buch eine Verschwörung gegen die heiligen Propheten der Juden und Christen angezettelt haben. Dabei sind sie sogar bereit gewesen, den Islam, ihre eigene Religion, herabzuwürdigen. Dann wäre allerdings ein weltweiter Religionskrieg unter den hunderten Millionen Gottgläubigen (Muslimen, Christen und Juden) nicht mehr zu verhindern gewesen. Gerade auch aus diesem Grund ist erkennbar, wie wichtig und nötig die Fatwa von Imam Khomeini für das friedliche Zusammenleben aller Gottgläubigen auf Erden gewesen ist. Schließlich ist es der Islam, der die Muslime verpflichtet, mit den gläubigen Juden und Christen um Gottes Willen eine Einheit zu bilden (Heiliger Quran 3/64). Dagegen ist es umso erstaunlicher, daß diejenigen, die sich mit allen Mitteln für Rushdie und sein Machwerk einsetzten, sich als Verfechter des Friedens auf Erden bezeichneten, und Imam Khomeini, der diesen geplanten weltweiten Religionskrieg im Keim ersticken ließ, immer wieder als Aufrührer gegen den Weltfrieden darstellen wollten.

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